Testbericht

Netzwerkplayer Linn Sneaky Music DS

9.7.2008 von Redaktion connect und Bernhard Rietschel

Mit dem Sneaky Music DS wird das "Digital Source"-Konzept von Linn erschwinglich: Noch nie gab es für 1500 Euro so viel Klang-Gegenwert.

ca. 3:30 Min
Testbericht
  1. Netzwerkplayer Linn Sneaky Music DS
  2. Datenblatt
image.jpg
© Archiv

Keine Angst - er beißt nicht. Dennoch dürfte der kleine Sneaky, wie alle Mitglieder seiner noch jungen, aber explosiv wachsenden Gerätegattung, unter vielen HiFi-Freunden Berührungsängste auslösen: Netzwerk-Player - das Wort klingt nach unheiliger Allianz aus HiFi- und Computertechnik, nach Ausverkauf des hehren High-End-Gedankens. 


image.jpg
Alles vom Feinsten: Gekapseltes Schaltnetzteil, Integrierte Stereo-Endstufe, Digitalfilter und vieles mehr...
© M.Wehner

HiFi Voodoo-frei

Man könnte kaum weiter danebenliegen. Sicher, äußerlich flößt der 34 Zentimeter schmale und zwei Kilo leichte Linn keinen Respekt ein. Es ist ihm egal, ob man ihn horizontal aufbaut, hochkant stellt oder flach an die Wand dübelt (Montagezubehör liegt bei); und der Markt für Festplatten-Entmagnetisierer und Reinsilber-Netzwerkkabel steckt noch in den Kinderschuhen. Die Klangqualität jedoch, die der Sneaky Music DS in die 1500-Euro-Klasse transportiert, ist dort mit CD-Spielern einfach nicht erreichbar.

Die Rechnung hat einen kleinen Haken: Ohne eine gewisse Netzwerk-Infrastruktur gibt der Linn keinen Mucks von sich. Je nachdem, was bereits vorhanden ist, muss man zum Preis des eigentlichen Geräts noch ein paar hundert Euro hinzurechnen.

HDD statt CD

Statt einem CD-Regal schafft sich der Netzwerk-Musikfreund eine Festplatte an - eingebaut in einem PC oder, eleganter, als unabhängige, allzeit bereite Netzwerkplatte ("NAS", ab 300 Euro). Ein 500-Gigabyte-NAS fasst bereits über 1000 CDs. Von welchem Hersteller die Festplatte stammt und was sie kostet, ist klanglich ohne Belang. Wichtig dagegen ist, sie mit möglichst sauberen, fehlerfreien CD-Bits zu füttern, was Spezialprogramme wie EAC oder das Linn-optimierte Ripstation Micro DS gratis und komfortabel erlauben.

Zur Steuerung des Sneaky liefert Linn keine Hardware mit, sondern nur eine Software, das "LinnGUI". Auf einem netzwerkfähigen PC oder Laptop gestartet (es darf, muss aber nicht derselbe Rechner sein, auf dem die Tracks gespeichert sind), macht dieses Programm das Musikarchiv sichtbar, erlaubt das Auffinden und die Auswahl gewünschter Titel und schickt diese als Playlist an den Sneaky. Es ist quasi der digitale Ersatz für das Suchen im Plattenschrank, das Einlegen der CD und das Drücken der Start-Taste.

image.jpg
Keine beweglichen Teile, kein Display, keine Bedienelemente außer einem Reset-Knopf (neben der Ethernet-Buchse): Der Sneaky Music DS ist ein Gerät ohne HiFi-Schlüsselreize.
© Hersteller

Das Bild hängt hier leider etwas schief, denn die Playlist ist wirklich nur eine Liste, sie enthält nicht die eigentlichen Musikdaten. Deshalb kann sie viel mehr Positionen umfassen als eine reale CD. Bis zu 1000 Tracks, im laufenden Betrieb editier- und ergänzbar, merkt sich der Sneaky.

Man kann natürlich auch einfach ein Album anklicken und es anhören - werktreu und "gapless", also ohne die bei vielen Netzwerkern nervenden Aussetzer zwischen den einzelnen Tracks. Und am Ende auf die "X"-Schaltfläche klicken, die - als virtueller Nachfolger der Open/Close-Taste - die Album-Playlist wieder löscht.

Aber keine Sorge, niemand muss den Abend mit dem Laptop auf dem Schoß verbringen: Zum Skippen, Vorspulen, Pausieren innerhalb der Playlist reicht eine Infrarot-Fernbedienung, ebenso zum Regeln der Lautstärke (falls der Ausgang, etwa zum Betrieb an Aktivboxen, auf "variabel" steht). Dass Linn keine Fernbedienung beilegt, ist nicht weiter schlimm: Der Sneaky versteht den verbreiteten Befehlscode RC5, für den in fast jedem HiFi-Haushalt ein passender Geber herumliegt (zum Beispiel zu Linn-, Naim-, Marantz-Spielern, sowie sämtliche programmierbaren Systemfernbedienungen). Und falls nicht, sollte jeder ehrenhafte Händler in Sekundenschnelle einen passenden Drücker herbeizaubern können.

Das offizielle LinnGUI ist momentan noch auf Windows angewiesen, die Schotten stellen den Quellcode aber auch unabhängigen Programmierern zur Verfügung, die bereits Mac- und Linux-Versionen daraus gebaut haben und kontinuierlich an der Verfeinerung der Software arbeiten (https://oss.linn.co.uk ).

HDD statt CD

Wer sich den Linn als elegantes Kompromisslos-Paket inklusive Couchtisch-Mini-Laptop und guter NAS-Platte kaufen will, muss etwa 2300 Euro einplanen. Auch zu diesem Preis gibt es keine Player, die dem Sneaky ernsthaft gefährlich werden können.  Sein Klang ist durch Eigenschaften geprägt, die nicht immer bei der ersten CD Eindruck schinden: entspannte Spielfreude, absolute Sauberkeit, ein eher schlanker, kontrollierter Bass, enorme Wandlungsfähigkeit mit unterschiedlichsten Aufnahmen - man könnte ganz allgemein auch Nichteinmischung sagen. Der T+A MP 1250 R (AUDIO 6/08, 2500 Euro, 115 Punkte) brachte eine etwas breitere Bühne und mehr Bass-Substanz. Auf diese eher quantitativen Vorteile würde der Autor verzichten - zugunsten der fast schon unheimlichen Fähigkeit des Sneaky, mit der Auflösung des Datenmaterials mit- und dabei über sich hinauszuwachsen: Mit Hochbit-Material - eigene LP-Transfers in 24/48 und 24/96, Studiomaster-Kopien in 24/192, Edel-Downloads von Linn Records in 24/88.2 - öffnete sich eine abenteuerliche Klangwelt jenseits der CD-Auflösung, die den meisten anderen Netzwerkern und allen CD-Playern verschlossen bleibt.

Wer die betont unspektakuläre Art des Sneaky mag, sich aber noch etwas mehr Punch wünscht, kann auf den angekündigten, etwas teureren Majik DS warten. Das wäre der vierte Linn-Netzwerker in weniger als einem Jahr. Neue CD-Player haben die Schotten vorerst nicht geplant.

Sie möchten dieses Produkt probehören? Nutzen Sie die komfortable Schfunktion in der AUDIO.DE-Händerdatenbank!

KLICK: Händler für Linn in Ihrer Nähe!

Linn Sneaky Music DS

Linn Sneaky Music DS
Hersteller Linn
Preis 1500.00 €
Wertung 110.0 Punkte
Testverfahren 1.0

Nächste passende Artikel

Linn Sneaky DSM

Netzwerk-Player

Linn Sneaky DSM im Test
Netzwerkplayer Linn Sneaky DS

Testbericht

Netzwerkplayer Linn Sneaky DS
Kleine Kiste alles an Bord: Linn Selekt DSM Aktiv im Test

Komplettsysteme ohne Boxen

Linn Selekt DSM aktiv im Test
Linn Klimax DS

Netzwerkplayer

Linn Klimax DS im Test
Lautsprecher Linn Series 5 - verschiedene Überzüge

Linn 520 System und Linn…

Linn Series 5 im Test
Linn Klimax Exakt System

Stereo-Komplettanlage

Linn Klimax Exakt System im Test
Linn Majik DS im Test

Netzwerkspieler

Linn Majik DS im Test
Linn Exakt-Box

Digitale Aktivkette

Linn Exakt-Box im Test
Überrasch’ mich!
mehrweniger

Mehr zum Thema

Linn Akurate DS 2011

Testbericht

Linn Akurate DS 2011 im Test

Linn Klimax DS/1

Testbericht

Linn Klimax DS/1 im Test

Linn Klimax DSM

Streaming-Vorstufe

Linn Klimax DSM im Test

Linn Sneaky DSM

Netzwerk-Player

Linn Sneaky DSM im Test

Linn Exakt-Box

Digitale Aktivkette

Linn Exakt-Box im Test

Weiter zur Startseite