Testbericht
Cambridge Stream Magic 6 im Test
Mit dem Stream Magic 6 präsentiert Cambridge einen Allroundplayer, der kaum Wünsche offenlässt. Was den Netzwerkplayer zu einem außergewöhnlichen Gerät macht, zeigt der Test.
Dass die Cambridge-Magier bei der Kreation des Stream Magic 6 auf das Erbgut von bereits bestens beleumundeten Kreationen wie dem Sonata NP 30 sowie dem DacMagic Plus zurückgreifen, ist so naheliegend wie vielversprechend - komplett neu zu erfinden braucht Cambridge die Gerätekategorie der Netzwerkplayer schließlich nicht. Und ihre Kompetenz in dieser Produktklasse haben die Briten auch schon hinreichend bewiesen.
Und doch entstand mit dem Stream Magic 6 nicht bloß ein schlichtes Derivat, vielmehr leitet er eine eigenständige Weiterentwicklung ein: Er ist ein Netzwerkplayer, der eine D/A-Wandlereinheit mit High-End-Anspruch in einem Gehäuse vereint. Von außen betrachtet, wirkt der Brite dabei zunächst unscheinbar. Erst eine genauere Inspizierung lässt erahnen, dass die Entwickler bei Cambridge von Frugalität nichts wissen wollten - weder in Sachen Wiedergabevielfalt noch bei den inneren Werten. Bescheiden und kärglich dürfen ruhig andere sein.
Cambridge Stream Magic 6: Technik
Gegenüber der so naheliegenden wie beliebten Kombination aus einem einfachen Streamer (etwa einer Squeezebox) und einem separaten DAC hat der StreamMagic - wie jeder andere hochwertige Netzwerkplayer - einen eingebauten Vorteil: Player- und Wandlerseite sind füreinander konstruiert und kommunizieren praktisch jitterfrei miteinander - eine in diesem Punkt heikle S/PDIF-Verbindung entfällt.
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Um in Sachen Digitalwandlung ja nichts anbrennen zu lassen, wurden gleich zwei hochwertige WM8740 von Wolfson verpflichtet, von denen jeder ein sich spiegelndes Signalpaar zur Verfügung stellt. Dies schiebt nicht nur die Störabstände in noch weitere Ferne, sondern ermöglicht über die XLR-Buchsen eine lupenrein symmetrische Ausgabe. Ebenfalls eine Spezialität von Cambridge ist die Upsampling-Digitalfilterung: Das im Wolfson bereits implementierte und mit Taktraten von 24/192 spielerisch umgehende Digitalfilter verschmähend, jazzt hier ein 32-Bit-DSP von Analog Devices das Signal mit dem "ATF 2" genannten Upsampling-Verfahren auf respektable 24/384 hoch.
Gemeinsam mit der aus der Schweiz stammenden Firma Anagram Technologies entwickelt, soll dieses Verfahren durch die sogenannte Polynominterpolation eine präzisere und geschmeidigere Annäherung an die Sinuswellenform des Originalsignals ermöglichen. Und nebenbei - dank eines speziellen Modells bei Pufferung und Neutaktung der Datenpakete - dem gefürchteten Jitter den Garaus machen. Doch der DSP kann noch mehr. Drei per Knopfdruck wählbare Variationen des Digitalfilters erlauben eine Veränderung im Klang-Timbre und somit eine Anpassung an persönliches Hörempfinden. Erreicht wird dies über Filteralgorithmen, die entweder die Gruppenlaufzeit linearisieren, die Impulswiedergabe optimieren oder oberhalb des Durchlassbandes sehr steilflankig abfallen. Diese an sich bereits beeindruckende Phalanx aus komplexer, hochgradiger Rechenkapazität sowie feinsten Ingredienzen in Sachen D/A-Wandlung wird von einem höchst seriösen Aufbau der Stromversorgung und der Ausgangsstufen flankiert.
Cambridge Stream Magic 6: Anschlüsse
Schweift der Blick dann ans hintere Anschlussfeld, kommt weitere Freude auf. Für Freunde des kabellosen Understatements ist das lokale Netzwerk dank integriertem WLAN ohne Umstände erreichbar. Optional erhältlich ist das Bluetooth- Modul BT 100, mit dem Streaming von jedem Android- oder iOS-Gerät ganz ohne Zauberei zum Kinderspiel wird. USB-Festplatten oder -Sticks sowie PC/ Mac nebst vorhandener NAS finden ebenfalls unkomplizierten Anschluss - sei es per Netzwerkkabel, normalem USB oder asynchronem USB-Eingang. Sehr erfreulich, dass die Qualität der Wolfson-Wandler auf Wunsch auch anderen Gerätschaften wie z. B. einem älteren CD-Player oder einem Apple-TV zur Verfügung steht.
Praxis: Raumeinmessung selbst gemacht
Bleibt man auf der digitalen Domäne, übernimmt der Cambridge gerne auch die Funktion einer Vorstufe. Symmetrische sowie auch unsymmetrische Ausgänge lassen sich entweder an aktive Lautsprecher oder direkt an Endstufen anschließen, die Lautstärkeregelung erfolgt entweder über die Fernbedienung oder über eine eigene App. Die Bedienung und Einrichtung ist beinahe selbsterklärend und auch für Netzwerkphobiker zu bewältigen. Beste Dienste leistet dabei eine hervorragend programmierte und sehr gut agierende, kostenlose App namens Stream Magic Remote. (für Android sowie iOS). Damit wird zum Beispiel die Anzeige der Plattencover oder die Zusammenstellung von Wiedergabelisten ("Queues") zu einer derart fixen und bequemen Angelegenheit, dass man sich fragt, wie man all die Jahre bloß ohne derlei Annehmlichkeiten ausgekommen ist.
So sorgt der Cambridge für vielfältigen musikalischen Input - sei es durch das Potpourri des lokalen Netzwerkes oder die zahlreichen Streaming- Dienste wie etwa AUPEO! oder Rhapsody. Auch Podcasts und der ganze Ozean an Internetradiostationen ergießt sich aus dem Stream Magic 6 - selbst ausgefallene Vorlieben bleiben nicht unerfüllt. An der Front mittig platziert, bietet das azurblau schimmernde Display reichlich Informationen, beschränkt sich dabei jedoch auf alphanumerische Zeichen. Durchdacht konstruiert und solide verarbeitet, strebt der Stream Magic 6 unübersehbar nach höheren Weihen. Der schwere Drehknopf liegt satt in der Hand und erlaubt eine prompte Navigation. Im Vergleich zum bereits sehr gut verarbeiteten NP 30 wirkt alles nochmals eine Klasse satter und wertiger.
Cambridge Stream Magic 6: Hörtest
Im Hörraum traten dann die beiden Camridge- Brüder zum Kräftemessen an. Dabei zeigte der Große dem Kleinen bei "Hold On" von Angus & Julia Stone, wie eine tiefe und stabile Raumabbildung auszusehen hat. Spielte der NP 30 vordergründiger und mit beinahe ungestümem Willen, so schien der Stream Magic 6 aus den Tönen ein feines Netz zu spinnen, das die Musik in zarter Erhabenheit trägt und wiegt, sie losgelöst und befreit wirken lässt.
Alles klang feinfühliger, seidiger, mehr in die Tiefe des Stücks hineinleuchtend. Die reichen Schattierungen in Julia Stones Stimme stellte er besonders plastisch-intensiv dar, überspannte dabei aber nie den Bogen ins Analytische, sondern begeisterte durch homogenen wirkende Spielfreude. Erst der zum Vergleich herangezogene Linn Sneaky DS war ihm ein ebenbürtigen Gegner. Arnold Schönbergs "Verklärte Nacht op. 4" (Fassung für Streichorchester) mit ihren fünf Abschnitten wirkte über den Sneaky eine Spur dramatischer, körperhafter und gewährte zum Beispiel dem Streichorchester etwas leuchtendere Farben, während sich der Cambridge mit seiner leichteren, dennoch luftigen und sensiblen Spielweise einen gleichrangigen Platz in den Herzen des Auditoriums erspielte.
Fazit
Der Cambridge ist ein universelles und vielseitiges Gerät, das kaum Wünsche offen lässt und klanglich in hohe Regionen vorrückt. Einerseits zart und fein, dennoch voller Punch, erinnert der Stream Magic 6 den Autor an den altehrwürdigen Trank namens Lagavulin 16. Dessen unvorsichtige Einnahme kann kann jedoch zu Wahrnehmungs- und Koordinationsschwierigkeiten führen. Der Cambridge hingegen vermag nur zu berauschen, befreit von all den vorher genannten Nebenwirkungen.
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