Praxistest

Vier USB-Audio-Interfaces im Vergleich

24.1.2011 von Reinhard Paprotka

Audio-Interfaces liegen im Trend. Sie lassen sich an jeden Computer andocken - und machen den PC auf einfache Weise zu einer hochwertigen universalen Audio-Maschine. Vier Modelle mit USB-Schnittstellen treten hier zum Test an.

ca. 5:25 Min
Vergleich
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© Julian Bauer
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Das Icon Cube G ist im Design an Apple-Computern orientiert - und bietet eine gute Gesamt-Performance für wenig Geld.
© Archiv

Ohne Zweifel haben Computer heute beträchtliche Audio-Qualitäten. Das geht vor allem auf das Konto von "High Definition Audio", mit dem Intel vor Jahren ein gehobenes Level für Standard-Motherboards einführte. Dennoch, für wirklich hohe Klangansprüche reicht das nicht, nachzulesen in stereoplay 4/2007.

Zur Aufrüstung sind heute allerdings weniger die Soundkarten für den festen Einbau in das Computergehäuse angesagt, sondern externe Audiomodule - geläufig unter der Bezeichnung Audio-Interfaces. Anfangs waren diese fast nur mit FireWire-Schnittstellen erhältlich, doch moderne Geräte arbeiten jetzt fast ausschließlich mit USB. Möglich wurde das erst durch den technischen Fortschritt. So benötigten selbst die früheren FireWire-Modelle eine separate Stromversorgung, während die hier getesteten Modelle trotz des geringeren Stromangebots der USB-Schnittstelle nur aus dieser mit Saft versorgt werden können.

Damit ergeben sich universelle Einsatzmöglichkeiten, denn Treiber und Anwendungs-Software lassen sich auf mehreren Computern installieren, das Interface kann man dann mit nur einem Kabel anstecken und bei laufendem Rechner in Betrieb nehmen. Das Ganze funktioniert sogar mobil, da der Akku eines Notebooks per USB auch das Interface speist.

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Das Amon von Infrasonic ist in einem kleinen Metallgehäuse untergebracht und eignet sich für den mobilen Einsatz.
© Archiv

Ein weiterer Vorteil von Audio-Interfaces ist, dass sich in deren Gehäuse alle Anschlüsse und Bedienelemente unterbringen lassen, die dann bequem am Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. Im Gegensatz dazu sind die Anschlüsse interner Audiokarten schwer zugänglich und in ihrer Vielfalt eingeschränkt. Karten mit ausgelagerten Anschlussboxen konnten sich wegen dicker Verbindungskabel nicht durchsetzen.

Für den Test ausgewählt haben wir die Interface-Modelle Icon Cube G und Infrasonic Amon für jeweils etwa 140 Euro, das Tascam US 144 MkII für 185 Euro und das brandneue Phase X64 USB von Terrasoniq für 229 Euro. Letzteres stammt von ehemaligen Terratec-Entwicklern, die sich inzwischen unter geändertem Namen der professionellen Audio-PC-Technik widmen.

Einsetzen lassen sich Audio-Interfaces - wie Audio-Karten - für Aufnahme und Wiedergabe. Damit machen sie den Computer zum vollwertigen Digitalrecorder - und Server -, dessen Qualität also maßgeblich von den in den Audio-Modulen enthaltenen Wandlern abhängt. Als Eckdaten bietet das Icon-Interface eine maximale Abtastfrequenz von 192 Kilohertz, bei den anderen beträgt diese 96 Kilohertz. Das gilt für die Aufnahme- und Wiedergabezweige.

Als Anschlüsse stellen alle Testkandidaten Line-Ein- und Ausgänge zur Verfügung, nur in verschiedener Auslegung. So begnügen sich Icon und Infrasonic mit asymmetrischen Anschlüssen per Cinch-Buchsen, während Tascam zumindest die Eingänge symmetrisch anbietet. Terrasoniq geht noch einen Schritt weiter und sieht auch die Ausgänge in dieser nicht störungsanfälligen Anschlussart vor. Als Steckverbinder dienen dafür Stereoklinken, die beim Einstecken von Monoklinken automatisch in die asymmetrische Beschaltung wechseln.

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Das Tascam-Interface überzeugt durch exzellente Messwerte, tollen Klang und durchweg professionelle Ausstattung.
© Archiv

Auch Mikrofone lassen sich an alle Testkandidaten anschließen, doch es gibt Unterschiede. Denn im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern verfügt das Icon Cube G nur über einen asymmetrischen Eingang. Ist diese Auslegung für geringe Kabellängen im Hochpegelbereich in Ordnung, so kann sie beim Mikrofonanschluss schon mal zu Brummstörungen führen. Tascam erlaubt für das US 144 MkII zwei Mikros, die anderen Kandidaten verfügen über einen solchen Eingang.

Analoge Eingangspegelsteller sind durchweg vorhanden, doch nur Infrasonic, Tascam und Terrasoniq bieten LEDs für die Übersteuerungsanzeige. Die weitere Ausstattung entnehmen Sie der Tabelle unten sowie dem Textkasten über Anschlüsse und Bedienung.

Was die Audio-Eigenschaften betriffft, haben uns nicht nur die Qualitätsunterschiede der vier Testkandidaten interessiert; auch die Gegenüberstellung der Spezies USB-Audio-Interface mit fest im PC eingebauten Audio-Karten aus früheren Tests weckte unsere Neugier. Der messtechnische Vergleich zeigt für das Tascam-Interface bei den Frequenzgängen nahezu linealglatte Verläufe unter allen Bedingungen; die anderen Kandidaten geben sich weitgehend ausgewogen. Das gilt auch für den Phono-Frequenzgang des Terrasoniq-Interfaces, obwohl es hochwertige Phono-Vorstufen mit der RIAA-Entzerrung noch etwas genauer nehmen. Somit sehen wir keine prinzipiellen Frequenzgang-Unterschiede zwischen Audio-Interfaces und Einbaukarten.

Beim Rauschen tendieren hochwertige Karten zu etwas besseren Ergebnissen, was insbesondere für die Aufnahme gilt. Genau auf die kommt es aber an, denn die Wiedergabe läuft tendenziell ohnehin über das Gespann aus Netzwerk-Player und D/A-Wandler im Verstärker beziehungsweise AV-Receiver. Bei unseren Testkandidaten hingegen liegen Icon, Tascam und Terrasoniq mit 96 bis 100 dB jenseits von Gut und Böse - vor allem, wenn es um den Anschluss von Phono-Vorstufen geht, die prinzipiell stärker rauschen als Line-Quellen. Mit 80 dB ist der Phono-Eingang des Terrasoniq-Interfaces sehr rauscharm, gleich gute Ergebnisse liefert Tascam für die zwei Mikrofoneingänge. Unsere Jitter-Messungen ergaben gute Werte, lediglich das Infrasonic-Interface fiel etwas aus der Reihe. Das wirkt sich auch aufs Rauschen aus.

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Zwar ist das Phase X64 USB von Terrasoniq das teuerste Interface im Test, es bietet aber auch die umfangreichste Ausstattung.
© Archiv

Klanglich erreichen die getesteten Interfaces zwar nicht ganz die Lynx-Referenz, eine Frage des Ausführungsprinzips dürfte das jedoch nicht sein. Im Bereich der preislich vergleichbaren Juli@-Karte von ESI spielen die zwei Interfaces von Tascam und Terrasoniq mit. Genau diese beiden Modelle überzeugen durch sehr feine Auflösung und Verfärbungsfreiheit, mit ihnen gelingen mühelos Aufnahmen in sehr hoher Qualität. Gut gefiel uns auch das Ergebnis über den Phonoeingang des Phase X64 USB, obwohl Top-Verstärker/-Vorverstärker diesbezüglich noch mehr zu bieten haben. Aufgrund des Schaltungskonzepts des Terrasoniq-Interfaces sollte der angeschlossene MM-Tonabnehmer keine zu hohe Ausgangsspannung liefern.

Nicht ganz so gut gelingen die Aufnahmen mit dem Icon und dem Infrasonic, dafür sind diese zwei Interfaces für weniger Geld zu haben.

Eine ähnliche Abstufung gilt für die Wiedergabe, wenn auch auf höherem Klangniveau mit noch mehr Feinzeichnung und Transparenz. Somit steht dem Top-Monitoring nichts mehr im Weg.

96 kontra 192

Audio-Interfaces und Audiokarten werden mit den maximalen Abtastfrequenzen 96 und 192 Kilohertz - beide in 24-Bit-Auflösung - angeboten. Nach meiner Erfahrung hält sich der klangliche Mehrwert von 192 gegenüber 96 Kilohertz in Grenzen, während der Unterschied zwischen CD-Qualität (44,1 kHz in 16 Bit) und 96/24 sehr wohl deutlich ist.

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Das Control Panel des Phase X64 bietet eine praktische Einstell-möglichkeit für die Latenz. Dabei markiert die Mitte den sicheren Kompromiss aus geringer Verzöge- rungszeit und Wiedergabe ohne Aussetzer.
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Als die DVD-Audio eingeführt wurde und es dann möglich war, diese selbst zu erstellen, geriet 192/24 für die Digitalisierung von Analogplatten ins Blickfeld, was wegen der umständlichen Prozedur aber nur wenig erfolgreich war. Heute bieten einige Netzwerk-Player 192/24, nahezu alle aber 24/96 - so existiert eine extrem komfortable und klanglich dennoch exzellente Wiedergabemöglichkeit. Die praktischen Audio-Interfaces werden damit interessanter als je zuvor. Denn ich meine, dass 24/96 einen wirklich guten Kompromiss aus Kompatibilität und Klang darstellt.

Vielfalt und Komfort per USB

Im Vergleich zu internen Audiokarten bieten USB-Audio-Interfaces einen hohen Ausstattungskomfort. So sind die gut zugänglichen analogen Eingangs-Pegelsteller mit Übersteuerungs-LEDs eine Voraussetzung für die Optimierung des Rauschabstands bei Aufnahmen. Im Gegensatz dazu führt die Pegelabsenkung auf digitaler Ebene stets zu stärkerem Rauschen. Als Mikrofon-Anschlussbuchsen nutzen Terrasoniq und Tascam professionelle XLR-Typen, auch die Phantomspeisung für hochwertige Kondensatormikrofone lässt sich bei diesen Geräten zuschalten.

Nur das Phase X64 USB ist mit Phono-Eingängen ausgestattet - und das sogar zweimal in Stereo, was den DJ-Einsatz möglich macht. Dem HiFi-Anwender winkt ein komfortables Digitalisieren von Analogplatten.

Wie bei den anderen Geräten im Test sind die Eingänge des Terrasoniq mischbar, nur bei diesem lassen sich aber Effekte wie Digitalhall einschleifen. SPDIF-Anschlüsse in koaxialer Form bieten alle Geräte außer Infrasonic; MIDI hingegen ist Standard.

Fazit

Unser Vergleichstest zeigt, dass Audio-Interfaces mit USB-Schnittstelle im Prinzip die Klangqualität von Audio-Einbaukarten für den Computer erreichen können. Dabei hoben sich die beiden Modelle von Tascam und Terrasoniq hervor. Durch dieses klangliche Gleichziehen werden USB-Interfaces salonfähig und können so ihre grundsätzlichen Vorzüge gegenüber Einbaukarten voll ausspielen: Die Unterbringung der Elektronik in Extragehäusen ermöglicht ein Plus an Ausstattung und Komfort sowie den Einsatz mit wechselnden PCs. Tolle Lösungen bieten Tascam und Terrasoniq - Letzterer sogar mit gutem Phono-Eingang, an dem sich ein Plattenspieler direkt anschließen lässt.

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