Vergleichstest

Vier Standboxen mit individuellen Hochtönerkonzepten

20.9.2011 von Malte Ruhnke

Einheitsbrei war gestern - diese vier Standboxen zwischen 1100 und 1200 Euro locken mit eigenständigen Wandlerkonzepten. Besonders die Hochtöner von Canton, Dali, Epos und Klipsch sind High Tech statt Massenware.

ca. 2:45 Min
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Vergleichstest: Standboxen
Vergleichstest: Standboxen
© Herbert Härle

Standlautsprecher im Test


Energetisch gesehen, ist der Hochton bei HiFi keine entscheidende Größe: Das Gros der elektrischen Energie, die bei der Wandlung in Schallleistung umgesetzt wird, dient der Erzeugung von Mittelton und vor allem von Bass.

Doch je filigraner die Signale, die ein Töner zu verarbeiten hat, desto genauer muss er dieser Aufgabe auch nachkommen, denn das menschliche Gehör ist in diesem Bereich deutlich empfindlicher gegenüber Wiedergabefehlern wie Verzerrungen und Verfärbungen als im Bass. Auf den Hochtöner kommt es also an.

Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen

Die Hersteller in der Klasse über 1000 Euro stellen deshalb die Prinzipfrage: Horn, Bändchen, Metall- oder Gewebekalotte - welcher Weg bietet die feinste Wiedergabe? Das Testfeld ist mit Canton, Dali, Epos und Klipsch wahrlich so international wie prominent besetzt.

Messen und Hören

Weil ein Hochtöner keine vollständigen Klänge ohne die Unterstützung zumindest eines Mitteltöners wiedergeben kann, lässt sich seine Qualität auch nur in Kombination mit diesem beurteilen. Dabei kommt der Frequenzweiche eine wichtige Bedeutung zu: Je höher die Trennfrequenz Mitteltöner zu Hochtöner gewählt wird, desto klirrfreier und sauberer kann der Tweeter aufspielen, was bei Bändchen wie der Dali sehr wichtig, bei Hörnern wie der Klipsch quasi zu vernachlässigen ist.

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Eine hohe Trennfrequenz bedingt aber auch Interferenzeffekte, weil die Töner bei kurzen, gemeinsam wiedergegebenen Wellenlängen zu weit voneinander entfernt sind. Außerdem droht die Gefahr einer schwankenden Bündelung - besonders bei großen Mittel- und Tiefmitteltönern verengt sich der Abstrahlwinkel oberhalb 3000 Hz oft unkontrolliert.

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Bei Dali wird das Problem durch eine zusätzliche Kalotte zwischen Konus und Bändchen umgangen, die saubere vertikale Messung zeigt zudem keinerlei Interferenzeffekte und eine recht gleichmäßige Bündelung. Die besitzt dank der tiefen Trennung und des genau berechneten Horn-Öffnungswinkels auch die Klipsch. Die Epos zeigt zwar eine leichte Aufweitung des Höhen-Abstrahlwinkels, aber überzeugt mit einem ebenso gleichmäßigen Übergang wie die Canton.

Praxis: Raumeinmessung selbst gemacht

In Punkto Tiefgang überraschen die schmalen Boxen von Canton und Dali mit Top-Werten von 38 bzw. 39 Hz, womit sie den Voluminösen von der Klipsch RF-62 II und der Epos Epic 5 in nichts nachstehen. Tiefe Abstimmung bei sehr kleinem Volumen begrenzt allerdings naturgemäß den Maximalpegel, wobei sowohl die Dali Ikon 5 MK II (100,5dB) als auch Canton (104dB) in der Praxis mittlere Räume locker schaffen. Für große Räume sind dagegen die Klipsch (108,5dB) und erst recht die Epos (111dB) auch dynamisch wie geschaffen.

Fazit

Der direkte Vergleich der vier verbietet sich - aufgrund der Größe, aber auch der unterschiedlichen Stärken. So empfehle ich ausnahmsweise, die Gesamtpunktzahl nicht zu beachten und nach Einzelnoten und Beschreibungen die richtige Box zu suchen.

Wer auch leise hochauflösende, volle Tonalität sucht und mit schwierigen Amps liebäugelt, findet mit der Dali einen Geheimtipp. Die Klipsch dagegen wird mit ihrer Spielfreude und horn-untypischen Offenheit Fans von dynamischer Musik restlos begeistern - wenn der Raum groß genug ist. Die Epos spielt ähnlich riesig, aber etwas kultivierter und intimer.

Obwohl sie unterm Strich die meisten Punkte pro Euro bietet: Die neutralste und universellste Box bleibt die Canton.

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