Vergleichstest Lautsprecher-Kabel Audioquest, Crystal Cable, Fadel Art, Kimber Kable, Oehlbach, Siltech, Silent Wire, Sommer Cable, Straight Wire, WireWorld
Kabel der 500-Euro-Preisklasse bieten viel Potenzial, mit dem man die Anlage ganz nach Gusto klangfärben und auch verbessern kann.
Kabel polarisieren die HiFi-Fans noch immer. Die eine Fraktion bestreitet hartnäckig, dass Kabel überhaupt Klangveränderungen verursachen, die andere sucht in neuen Leitungen ihr akustisches Heil. Wie so oft liegt die Wahrheit in der goldenen Mitte.
Zwar sind die klanglichen Auswirkungen von Strippen nicht so krass wie etwa die von Lautsprechern oder deren Position im Raum, doch verschenkt man klangliches Potenzial der Anlage, wenn man sich mit billigen Baumarktstrippen zufrieden gibt. Zudem kann ein Kabel mit der falschen Klangtendenz zu Ungemach führen - etwa wenn die Kette sowieso schon als etwas zu hell empfunden wird und man dann eine Leitung mit hochanalytischer Klangtendenz nimmt - vergleichbar mit zu stark gesalzenem Essen, wo jede weitere Prise die Speise ungenießbar macht.
Besonders interessant sind dabei Strippen der hier getesteten Preislage, wo der Händler für konfektionierte drei Stereometer rund 500 Euro aufruft. Dabei ist der reine Meterpreis noch nicht absurd hoch, doch haben die Konstrukteure schon viele Möglichkeiten, eine nachvollziehbare Klangrichtung zu "entwickeln".
So verwundert es nicht, dass alle hier zum Test angetretenen Hersteller keine klassische Stegkonstruktion mit zwei parallelen Leitern einsetzen, wie sie bei günstigeren Modellen üblich ist. Audioquest, Fadel Art, Oehlbach, Silent Wire, Sommer Cable, Straight Wire und WireWorld verwenden verdrillte, einzeln isolierte Leiter, die dann ein Mantel aus PVC zusammenhält. Mit Ausnahme von Oehlbach, Crystal Cable, WireWorld und Siltech werden die Leiter kreuzverschaltet, was zu weniger Induktivität und somit zu einem erweiterten Frequenzgang und besserer Impulsverarbeitung führt.
Unterschiedlich ist die Anzahl der Leiter. Mit zwei davon besitzen das Crystal Cable Special und das OehlbachXXL Fusion Two die wenigsten, während das Silent Wire deren 12 hat. Audioquest CV 4, Fadel Art Greylitz Mk II, Sommer Cable Quadra Blue und WireWorld Oasis 6 nutzen vier Innenleiter, während das Straight Wire Octave II seinem Namen mit acht Genüge tut.
Siltech setzt beim MXT Paris wie schon bei seinem kleineren Bruder und stereoplay Highlight London (1/06) auf eine Koax-Konstruktion. Dieser Aufbau hat den Vorteil, dass die Induktivität besonders klein ist, aber auch den Nachteil, dass die Kapazität steigt, was bei empfindlichen Verstärkern zu Schwingneigung führt.
Der besondere Weg der Verzopfung ist Kimber vorbehalten. Diese aufwendige Fertigungsweise hat noch weniger Induktivität zur Folge, aber auch etwas mehr Kapazität. Eben darum entschied sich WireWorld, die Innenleiter nicht nacheinander in einer Quasi-Kreuzverschaltung anzuschließen, da dann die Kapazität rund ein Drittel höher wäre.
Als Leitermaterial verwenden die Hersteller mehrheitlich Kupfer. Wobei Sommer Cable auf OFC-Kupfer setzt, während Oehlbach auf sehr aufwendig hergestelltes High Purity Ohno Contiunous Cast (HPOCC) mit sehr wenig Querrissen vertraut. Kimber besitzt nach eigenen Angaben das reinste Metall (99,99999999 Prozent). Siltech mischt unter seine insgesamt 112 Drähtchen vier Drähte aus einer Gold-Silber-Mischung. Dabei ist Siltech-Chef van der Kley klar, dass Gold einen etwas schlechteren Leitwert aufweist - aber durch die Legierung soll ein homogenes Material entstehen, da selbst reines Silber Risse aufweist, die der rührige Holländer nicht akzeptiert. Beim Crystal Cable bestehen alle Litzendrähte ebenfalls aus einem Silber-Gold Mix.
Größere Unterschiede ergeben sich beim Querschnitt. Das Audioquest CV 4 und das Crystal Cable bieten mit 1,5 Quadratmillimeter den geringsten, während das Quadra Blue mit rund 8 mm² mit dem größten protzt. Dazwischen liegen die anderen Probanden, angefangen beim Oehlbach XXL Fusion Two mit etwa 2 mm², gefolgt vom Silent Wire mit 3 mm² bis zum Oasis 6 dem 8 TC und dem Octave II mit rund 6 mm².
Als Isolator wird gerne Polypropylen verwendet, was ob der Preisklasse nicht verwundert. Zu wünschen ist aber, dass sich mehr Hersteller wie Kimber, Oehlbach, Chrystal Cable oder Siltech, hochwertiges Teflon benutzen (Kimber sogar zwei verschiedene Sorten wie beim teureren 12 TC in Heft 2/09). Denn dies ist ein deutlich verlustärmeres Material für die wichtige Leiterisolation.
Fazit
Wenn man mit dem Gedanken spielt, mit Kabeln die Anlage dezent zu verbessern, sollte man sich immer erst die Frage stellen, was genau an der Anlage stört. Dann kann man sich entscheiden, ob etwa ein lebendig-detailreiches, aber auch ein wenig schlankes Kimber 8 TC in Frage kommt. Oder das Siltech, das einen zauberhaften Hochton ermöglicht, ohne aber schlank zu wirken. Das Fadel Art Greylitz Mk II gefällt dann auch wegen seiner Homogenität selbst in leicht hellen Ketten.
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