Vergleichstest

Dynavox UPR-2.0, Pro-Ject PHONO BOX USB V, Rega FONO MINI A2D im Test

8.6.2012 von Alexandros Mitropoulos

Als erstes verstärkendes Gerät in einer Signalkette spielen Phono-Vorstufen eine entscheidende Rolle beim Klang. Zudem bieten viele Exemplare die Möglichkeit, den Computer mit Musik via USB zu füttern - etwa, um LP-Schätze auch für die digitale Welt flott zu machen. Um bei all diesen Prozessen die Kontrolle zu behalten, empfehlen sich Modelle mit Pegelsteller - zum Beispiel diese drei Neulinge von Dynavox, Pro-Ject und Rega.

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Phono-Verstärker im Test: Dynavox UPR-2.0,  Pro-Ject PHONO BOX USB V, Rega FONO MINI A2D
Phono-Verstärker im Test: Dynavox UPR-2.0, Pro-Ject PHONO BOX USB V, Rega FONO MINI A2D
© Hersteller/Archiv

Die Testkandidaten im Überblick

  • Dynavox UPR-2.0 um 90 Euro
  • Pro-Ject Phono Box USB V um 155 Euro
  • REGA Fono Mini A2D um 130 Euro

Die Klangqualität einer Anlage ist maximal nur so gut wie jene des schlechtesten Gerätes in der Signalkette. Diese Regel bekommen angehende Tontechnikstudenten so früh wie möglich eingetrichtert, und auch HiFi-Fans sollten sich immer mal wieder daran erinnern. Der erste Baustein eines Systems - stets die Quelle - spielt dabei die mit Abstand wichtigste Rolle, da dieser das Signal am deutlichsten prägt.

Im Aufnahmestudio bildet diesen Baustein die Kombination aus Mikrofon und Preamp. Letzterer übernimmt einen schwierigen Job: Er muss das extrem leise Signal des Mics auf Line-Pegel anheben, was je nach Mikrofon-Typ eine Verstärkung von bis zu 60dB bedeutet. Um ungewolltes Rauschen zu vermeiden, muss daher ein technisch hochwertiger Vorverstärker nach dem Tonwandler stehen.

Die selbe Regel gilt auch im Zusammenhang mit Plattenspielern. Tonabnehmer liefern Signale zwischen 0,1-0,5 mV bei MC- und 1-5 mV bei MM-Systemen. Phonovorverstärker entzerren dann nicht nur das Vinyl-Signal (RIAA-Kurve), sondern verstärken selbiges auf die gewünschte Zielspannung. Diese beträgt etwa 500 mV, was einen Verstärkungsfaktor von mindestens 100 bedeutet (bei MCs sogar 1000). Genau bei diesem kritischen Vorgang trennt sich logischerweise die Spreu vom Weizen.

Viele moderne Vollverstärker besitzen - wenn überhaupt - Phono-Eingänge, bei denen man klangliche Abstriche in Kauf nehmen muss. Wer das Beste aus seinem Plattenspieler holen will, greift daher gleich zu einem externen Phonovorverstärker.

Praxis: Bi- und Tri-Amping

Hervorragend klingende Geräte wie der NAD PP3 oder der Furutech GT40 sind preiswert und können dank integriertem A/D-Wandlerchip Musik direkt in den Computer schicken - im Zeitalter von Netzwerkplayern und Co. ist das ein praktisches Feature, um seine LP-Schätze in digitaler Form auch drahtlos zu genießen.

Das größte Manko vieler dieser Helferlein ist indes die fehlende Möglichkeit, den Pegel des digitalen Ausgangssignals anzupassen. Besonders bei lauten Maxi-Singles kommen einige USB-Chips hörbar an ihre Grenzen. Denn wenn das Signal bei der digitalen Wandlung zu laut ist, dürfte jedem klar sein, was passiert: Es übersteuert - und zwar nicht mit einer warmen Sättigung (wie man sie aus der analogen Welt kennt), sondern mit grausig klingendem, digitalem Clipping. Abhilfe schaffen Phono-Kistchen mit integriertem Pegelsteller, der die Lautstärke anpasst, bevor das Signal in den Computer gelangt. Unsere drei Testkandidaten von Dynavox, Pro-Ject und Rega weisen genau diese Fähigkeit auf.

Alleskönner

Der Dynavox UPR-2.0 überrascht mit einer Anschlussvielfalt, die ihn zum echten One-Box-Wonder macht: Musik lässt sich zum Beispiel über einen Kopfhörerausgang (Mini-Klinke) auf ein Headset holen - das hilft, zu später Stunde den Hausfrieden zu bewahren.

Neben dem obligatorischen Line-Out und Phono-In ist auch ein Line-Eingang an Bord. Dabei haben die Entwickler die Cinch-Eingangsbuchsen doppelt belegt. Der Signaltyp ist mittels eines Schalters wahlweise auf Phono oder Line umschaltbar. Doch aufgepasst: Wird das Knöpfchen auf "Phono" gestellt, wenn gerade ein Line-Signal anliegt (etwa eines CD-Spielers), wird dieses um ein Vielfaches verstärkt!

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Als einziges Gerät verfügt der Dynavox über eine optische Pegel-Anzeige. Zugegeben: Zwei kleine LEDs ermöglichen zwar keine ultra-präzise Einstellung, aber ein rotes Lämpchen signalisiert immerhin, wenn Übersteuerungen auftreten. Dann kommt der Pegelsteller zum Einsatz, der übrigens einzig beim Dynavox nicht nur auf das digitale, sondern auch auf das analoge Ausgangssignal wirkt.

Musik gelangt via USB in den Mac oder PC - mit einer Qualität von maximal 48kHz bei 16bit. Um unter Windows korrekt erkannt zu werden, benötigt der Dynavox Treiber, die der Hersteller (krass!) auf einer Mini-Disc mitliefert - aber auch zum Download im Internet bereitstellt.

Solide und smart

Nicht so bei den zwei Winzlingen von Pro-Ject und Rega: Die Kontrahenten des Dynavox sind Plug & Play-fähig - benötigen also keine zusätzlichen Treiber. Der Pro-Ject macht dank seines massiven Metall-Gehäuses den solideren Eindruck als seine zwei federleichten Kontrahenten. Auch bietet er als einziges Gerät im Testfeld die Möglichkeit, neben MM- auch MC-Tonabnehmer zu nutzen.

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Alternativ zum Plattenspieler lässt sich ein externer Zuspieler mit Line-Level über Mini-Klinke einschleifen und mit einem Drucktaster auf der Front anwählen. Das gewandelte Signal gelangt anschließend über den Mini-USB-Anschluss in den PC oder MAC. Dabei unterstützt die Phono Box USB V Abtastraten von bis zu 48kHz bei 16bit.

Alphabetisch letzter im Bunde ist der neue Fono Mini A2D vom englischen Hersteller Rega. Eher spartanisch sind seine Anschlussmöglichkeiten: Neben einem Phono-Eingang hat er lediglich noch einen Line- und USB-Ausgang mit an Bord.

Nichts für Wurstfinger ist das winzig kleine Drehpoti, mit dem man das USB-Signal anpassen kann. Das Lautstärke-Poti zeigt - wie auch beim Pro-Ject - nur über den digitalen USB-Ausgang Wirkung. Da, anders als beim Dynavox, eine optische Anzeige fehlt, ist der Signalpegel nur durch Ablesen im Software-Programm einstellbar. Wie bei den zwei anderen Testkandidaten kommt auch im Rega ein Standard-USB-Chip zum Einsatz, der eine Aufnahmequalität von maximal 48kHz bei 16bit zulässt.

Einen An-/Aus-Schalter besitzt der Rega übrigens nicht: Sobald man das im Lieferumfang enthaltene Netzteil anschließt, startet das Gerät. Beim Pro-Ject wie auch beim Dynavox geschieht das hingegen erst nach Knopfdruck - wobei beim Dynavox leider kein Netzteil beiliegt. Dafür kann er als einziges Gerät im Test den Saft auch über USB erhalten.

Dynavox UPR-2.0 um 90 Euro

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DYNAVOX UPR-2.0
© DYNAVOX

Als Laufwerk für den Dynavox (wie auch für die zwei anderen Probanden) kam der neue RP6 von Rega zum Einsatz. Schon nach kurzer Zeit waren im direkten A/B-Vergleich Unterschiede im Klang der drei Kandidaten hörbar. Im Gegensatz zu seinen zwei Kollegen wirkte der Dynavox (etwa bei "Camptown Races" von Dave Brubeck, aus "Gone With The Wind", Waxtime) spürbar höhenbetont.

Pro

  • Optische Pegelanzeige, Lautstärkeregler auch analog nutzbar, Kopfhörerausgang

Contra

  • Kein Netzteil im Lieferumfang enthalten, Treiber-Installation unter Windows nötig

Die Klavierparts klangen luftig, wobei der UPR-2.0 es nie auf die Spitze trieb. Gekonnt nutzte er diese Extraportion Frische auch bei Jeanette Lindströms "We Would" ("Attitude & Orbit Control").

Mühelos erkennbare Details wie Atemgeräusche unterstrichen den feinauflösenden Charakter des Gerätes. Im unteren Frequenzbereich gefiel der satte Bass: Randi Tytingvags ohnehin schon exzellentes Album "Grounding" machte über das USB-Kistchen gleich noch mehr Spaß. So stellte sich bei "Paper Tiger" dank der markanten Basslinie bereits nach den ersten Takten gute Laune ein.

Pro-Ject Phono Box USB V um 155 Euro

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PRO-JECT Phono Box USB V
© PRO-JECT

Der Grundklang des Pro-Ject war dem des Dynavox ähnlich. Doch im Gegensatz zu seinem günstigeren Mitstreiter legte die Phono Box USB V qualitativ noch eins drauf: Die Abbildung fiel großräumiger und noch feinzeichnender aus, was die kleine Box (etwa bei Michel Legrands Album "Legrand Jazz", Waxtime) mit Bravour bewies: Die einzelnen Instrumente standen bei "Rosetta" souverän im Raum, ohne sich von einander zu entfernen. Das virtuose Spiel der Blechbläser lebte über den Pro-Ject richtig auf, und die ganze Dynamik dieser grandiosen Platte kam zum Vorschein.

Pro

  • Dynamischer Klang, MM-/Mc-tauglich
  • schweres Gehäuse, gute Haptik, Plug & Play-fähig

Contra

  • Etwas knapper Rauschabstand bei MC

Beim nächsten Track "Blue And Sentimental" erstaunte die detailreiche Wiedergabe: Hall bildet der Pro-Ject im Vergleich zum Dynavox eine Idee natürlicher ab. Sogar die Vibrationen vom Blättchen des Saxophonmundstücks waren nun hörbar. Die definiertere Tieftonwiedergabe überzeugte besonders bei basslastigen Old-School-Klassikern wie bei der Single " Super Rappin'" von Grandmaster Flash.

REGA Fono Mini A2D um 130 Euro

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REGA Fono Mini A2D
© REGA

Wer eine ausgewogenere Wiedergabe bevorzugt, liegt beim Rega richtig. Denn anders als beim Dynavox klang es mit dem Fono Mini A2D deutlich neutraler und gleichzeitig feinauflösender. Das merkten die AUDIO-Tester vor allem bei der merklich breiteren Stereo-Abbildung. Besonders bei Aufnahmen mit akustischen Instrumenten ergab dies einen detailreicheren Höreindruck.

Pro

  • Ausgewogener, detailreicher Klang

Contra

  • Lautstärkepotentiometer ist etwas klein und schwergängig

Ein gutes Beispiel dafür ist Ralf Illenbergers Album "Red Rock Journeys" (Stockfisch): Besonders "Joy" avancierte mit seiner verträumten Gitarre zum Hörtest-Liebling. Der Bass klang insgesamt dünner als der seiner Mitstreiter, weshalb es stellenweise leicht distanziert tönte.

Anderseits passte genau diese unaufgeregte Art im Spiel des Rega bei Klassik-Aufnahmen gut zur Musik: Die Ouvertüre aus "Ein Sommernachtstraum" von Felix Mendelssohn Bartholdy (zu finden auf der AUDIO-LP "Vinyl Masters Vol. 1") klang mit dem Fono Mini A2D derart natürlich, dass man das Gefühl bekam, mitten im Konzertsaal zu sitzen.

Fazit

Ob klassisch als Phono-Vorstufe oder als Schnittstelle, um Vinyl zu digitalisieren: Diese drei Testkandidaten erledigen beide Jobs vorzüglich. Der Pro-Ject gefiel mit seinem warmen Ton am besten, auch der Rega konnte mit aufgeräumtem Klang überzeugen. Und der Dynavox? Ein echtes Multitalent.

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