Vergleichstest

Drei Midi-HiFi-Sets im Test

14.11.2013 von Andreas Günther

Was zwingt uns zu einem HiFi-Format von 43,5 Zentimeter in der Breite? Nichts. Eine Gruppe britischer High-End-Hersteller weigert sich eisern und zaubert auch aus kleinen Komponenten große Klangwelten.

ca. 3:25 Min
Vergleich
Midi-HiFi-Sets
Midi-HiFi-Sets
© Hersteller/Archiv

Midi-HiFi-Sets im Test


Historisch gesehen, ist das 43-cm-Maß ein Dinosaurier. Es stammt aus den Anfängen der Bewegung, als es galt, einen Wald von Transistoren und Kondensatoren in der nötigen Luftzirkulation unterzubringen. Spätestens in den 70er-Jahren hatte sich ein Standard etabliert, ohne je festgeschrieben worden zu sein. Faktisch gibt es nur Normen für Tonstudio-, Veranstaltungs- und Computer-Racks mit 19 Zoll (48,26 cm). Die HiFi-Hersteller haben die Breite dieser professionellen 19-Zoll-Racks adaptiert.

Doch wer je in das Innere eines modernen HiFi-Geräts geschaut hat, sieht sofort, dass die üppige Breite längst nicht mehr vonnöten ist: Es herrscht großteils gähnende Leere.

Midi-HiFi-Sets
Wir haben alle Komponenten dieses Tests miteinander verglichen, aber natürlich auch den Referenzen unter den Artverwandten der 43,5-cm-Fraktion gegenübergestellt. Zudem gab es noch einen großen Quercheck mit fünf unterschiedlichen Lautsprechern: den besten Membran-Mitspielern.
© Hersteller/Archiv

Mutiges Abweichen von der Norm

Glücklicherweise wurde nicht die gesamte HiFi-Branche vom 43,5-Zentimeter-Zwang ergriffen. Auf der britischen Insel (wo sonst?) verschanzte sich ein kleines Dörfchen gegen die "Weltherrschaft". Als "Rädelsführer" gilt hier QUAD-Gründer Peter J. Walker (1916-2003), der stets eigenwillig und deutlich kompakter baute als die Weltkonkurrenz.

Was den musikalischen "Schuhkartons" ebenfalls in die Karten spielt: Gegenüber dem Trafo sind die restlichen Bauelemente heute winzig, wahre Mikroben - der SMD-Bauweise sei Dank. Die "Surface Mount Devices"-Philosophie hat sich faktisch in allen Companies des modernen High-Ends durchgesetzt. Statt fleißiger Menschenhände setzt ein Drucker alle Komponenten auf die Platine, ohne Drahtbeine, direkt verlötet.

Praxis: Multiroom-Lösungen im Vergleich

Doch eine fast noch stärkere Macht setzt sich dem Diktat der 43,5 Zentimeter entgegen: das schwedische Möbelhaus Ikea. Wer einen Millionenseller wie das Regal EXPEDIT kauft, wird auf Quadrate im Maß von 34 cm x 34 cm treffen. Das passt wunderbar für Langspielplatten, aber eben nicht für gewöhnliche HiFi-Komponenten.

Die Not kann auch eine Tugend sein. stereoplay hat drei eigenwillige, klangstarke Kombinationen gefunden. Sie sind von der Größe her Ikea-kompatibel, und man kann sie ohne Imbusschlüssel und fremde Hilfe aufbauen. Als da wären:

  • die digitale Komplettanlage Naim UnitiQute, Version 2
  • Regas Midi-Vollverstärker / -Wandler aus der Brio-Serie
  • sowie Wandler / Vorstufe plus Endverstärker von Cyrus, der Mutter der Midi-Komponenten

Boxenempfehlungen

Gamut Phi3
© Hersteller/Archiv

Gamut Phi3: Was bei Elektronik-Komponenten offenbar so problemlos und gut gelingen kann, ist Schwerstarbeit für Lautsprecher-Entwickler. Klein mag fein sein, doch die Gesetze der Physik lassen sich hier nicht überlisten. Ganz stark aufgestellt in dieser Kunst sind die dänischen Boxenbauer von Gamut. Die Phi3 wiegt gerade einmal sieben Kilogramm, beherrscht aber einen fabelhaften Mix aus Dynamik und Raumabbildung. Am besten gefiel uns die Signalkopplung mit dem UnitiQute von Naim - und dessen Anpassung auf "kleine Lautsprecher". Das war eine Edel-Villa des Klangs, ausgebaut bis in einen echten Bass-Keller. Aber (preislich) jenseits einer Studentenbude: Das Phi3-Pärchen kostet 1.695 Euro.

Cabasse Bora
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Cabasse Bora: Zwei Takte - und schnell war klar: Dieser Lautsprecher ist ein Traumpartner für Amps, die sich zu schade sind für die Pose des Muskelmanns. Die Cabasse Bora hat dafür Verständnis - und einen Wirkungsgrad aus dem Wunderland. 87 Dezibel Kennschalldruck haben wir gemessen. Praktisch im wandnahen Betrieb: Die Bassreflex-Öffnung geht direkt unter der 21er-Membran zur Front. Darüber waltet eine extrem homogen klingende Kombi von Mittelton-Ringstrahler, Hochtonkalotte und Schallführung. Obwohl mit 2.500 Euro nicht paritätisch günstig wie das Rega-Duo, passt die Kombi perfekt: schnell, leicht, fantastisch durchhörbar. Mehr High-End-Freude lässt sich lange suchen und nur zu höheren Preisen kaufen.

Teufel Definion
© Hersteller/Archiv

Teufel Definion: Die neue Edelbox von Teufel ist mitunter eine Diva: schlank, überraschend, aber auch gierig. Das sieht man ihr bereits an: Drei Bass- / Mitten-Chassis, dazu noch ein Koax-Treiber on top - die pure Membranfläche ist angesichts der schlanken Bauform recht groß. Nicht, dass die Testkandidaten von Naim oder Rega an diesen Ansprüchen verzweifelt wären, doch diese Kombinationen erschienen im Hörraum immer eine Spur gedeckt und verhalten. Richtige Schubkraft brachte erst die Cyrus-Familie - das hatte Punch und Präzision. Und ist wieder eine starke Argumentation für die PSX-R-Netzteile. Der Zugewinn an Information war an Teufels Neuling gut erkennbar.

Fazit

Wir ahnten es schon immer, nun wissen wir es: Klein bedeutet nicht zwingend geschrumpfte audiophile Kraft. Das Übervorbild Cyrus lebt es schon seit Jahrzehnten vor. Im stereoplay-Hörraum war die Cyrus-Kombi am potentesten: Sie war Antriebskraft selbst für die größten unter den Standboxen.

In einem ganz anderen marktsegment hat sich Naim ein Nest gemaut. Der UnitiQute ist das Wundertier für die digitale Gesellschaft, die kompakt und zugleich anspruchsvoll vom PC oder vom Mac streamen will.

Die höchsten Sympathiepunkte und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat Rega. Das DAC/Brio-Duo klingt fabelhaft musikalisch, souverän und ist geadelt mit einer Phonostufe - der Mix ist konkurrenzlos und fortan Träger unseres stereoplay-Highlights.

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