Vergleichstest

McIntosh MA 7000AC vs. Pass INT 30A

4.1.2010 von Sedin Mujic

Bei den Namen McIntosh und Pass werden HiFi-Fans hellhörig. Beide Marken verstehen sich auf exzellenten Verstärkerbau - nutzen aber verschiedene technische Ansätze. Jetzt trafen sich die zwei High-End-Platzhirsche aus den USA erstmals zum Vollverstärker-Duell.

ca. 6:40 Min
Vergleich
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McIntosh MA 7000AC vs. Pass INT 30A
McIntosh MA 7000AC vs. Pass INT 30A
© Herbert Härle, Julian Bauer, Archiv

Pro

  • kräftiger, bassstarker Vollverstärker
  • viel Ausstattung
  • tolle Verarbeitung

Contra


Die Rivalität zwischen atlantischer Ost- und pazifischer Westküste ist in Amerika seit dem Wilden Westen ein Mythos. So geraten auch die Liebhaber der zwei US-Marken McIntosh und Pass, die für viele HiFi-Fans seit geraumer Zeit mit dem japanischen Mitbewerber Accuphase den Dreiergipfel des Audiophilen darstellen, immer mal wieder aneinander, wenn es um die Frage nach dem besten Verstärker geht.

Leider war es AUDIO bis jetzt nicht vergönnt, Vertreter beider Hersteller im direkten Vergleich gegeneinander antreten zu lassen - quasi nie fanden sich zwei Geräte, die preislich für einen Direktvergleich in Frage kamen. Umso gespannter war die Redaktion, als bekannt wurde, dass Pass einen neuen Vollverstärker fertiggestellt hat - zumal bei McIntosh mit dem bereits 2007 aufgelegten MA 7000 AC ein passender Gegner wartet. So kommt es also jetzt zum lang erwarteten High-End-Showdown Eastcoast contra Westcoast.

McIntosh MA 7000AC: Aufbau

Der MA 7000AC aus Binghamton von der Ostküste Amerikas ist der größte aus einer erfolgreichen Familie von Vollverstärkern, die sich seit den 60er Jahren optisch kaum verändert hat. Dank der schwarzen Glasfront und den Analogzeigern, die Auskunft über die abgerufene Leistung geben, lassen sich Macs sofort wiedererkennen. Weiteres Merkmal der Marke: Als eine der wenigen High-End-Schmieden halten die Amerikaner an einem analogen Equalizer fest. Im Falle des MA 7000AC ist es ein 5-Kanal-EQ, der helfen soll, die kleinen tonalen Unstimmigkeiten in Raum und Klang auszubügeln. In der Mittelstellung, die satt und klar einrastet, sind die "Klangschieber" aber aus dem Signalweg ausgeklammert - und so wurde der McIntosh auch bei AUDIO getestet.

McIntosh MA 7000AC
McIntosh MA 7000AC, 8.500 Euro.
© Herbert Härle, Julian Bauer, Archiv

Was aber die Mc-Verstärker gravierend von anderen unterscheidet, ist der sogenannte Übertrager. Ist er bei Röhren-Geräten Pflicht, um aus hohen Spannungen starken Strom zu transformieren, gibt es bei modernen Transistor-Verstärkern keine Notwendigkeit, einen solchen "falschen Transformator" zu verbauen. Der Vorteil dieses Konzepts, an dem die McIntosh-Macher seit einem halben Jahrhundert festhalten: An allen drei Ausgangsklemmen pro Kanal (2 Ohm, 4 Ohm und 8 Ohm) soll möglichst die perfekte Anpassung an die angeschlossenen Lautsprecher stattfinden. So sollen die End-Transistoren in idealen Arbeitsbereichen werkeln können, und das klangliche Optimum aus dem Verstärker herausgeholt werden. Weiterer Vorteil: Die Übertrager sind für den warmen "Röhrenklang" in solch einer Konstruktion verantwortlich.

Pass INT 30A: Aufbau

Der Sunnyboy Pass INT 30A aus Foresthill (ca. 200 km von San Francisco entfernt) ist die Reise aus USA nicht angetreten, um sich vom Äußeren des McIntosh einschüchtern zu lassen. Im Portfolio der Marke, die seit fast 20 Jahren für exzellente Verstärkerelektronik bekannt ist, sind die "Integrierten" eine Minderheit. Der INT 30A ist erst der zweite Pass, bei dem sich Vor- und Endverstärker eine gemeinsame Behausung teilen. Doch der Aufwand, um bestmöglichen Klang zu erzielen, ist der gleiche wie bei jenen Pass-Amps, die Vor- und Endverstärkung via zweigeteilter Signalaufbereitung vornehmen.

Pro

  • über XLR unfassbar detailreich klingender Vollverstärker
  • ohne tonale Schwächen

Contra

  • wenig Ausstattung

Seit Anfang der 70er Jahre hat sich Nelson Pass mit dem Prinzip der "Super-Symmetry" beschäftigt, 1994 schließlich meldete er seine Arbeit als Patent an. Im Unterschied zur klassischen Rückkopplung, bei der das Nutzsignal mit den invertierten Gegenkopplungssignal gespeist wird, was zu Auslöschungen führt, geht der Pass einen anderen Weg. Die "SuSy"-Schaltung vergleicht die Signale der beiden parallel geführten Schaltungshälften (positiv und negativ), lässt alle gleichen Verzerrungen und das Rauschen durchgehen - und greift mit einer minimalen Rückkopplung nur bei Unterschieden zwischen den beiden Zweigen ein. Die restlichen "identischen" Verzerrungen und Rauschanteile mit gegensätzlichem Vorzeichen löschen sich dann gegenseitig am Ausgang aus.

Praxis: Bi- und Tri-Amping

Um dies zu gewährleisten, müssen auch die unsymmetrischen Eingänge (Cinch) nach dem Eintreffen auf der Vorverstärkerplatine zweigeteilt werden. Von da an wird das Musiksignal bis an die vom Endverstärker Pass X30.5 bekannte Endstufen-Batterie symmetrisch gereicht. Der Ruhestrom des INT 30A ist dabei so eingestellt, dass bei einer Leistungsausbeute bis 30 Watt die in einer Push-Pull-Schaltung angeordneten zehn Endtransistoren pro Kanal im klirrarmen Class-A Bereich arbeiten. Danach gehen sie in den Class-AB-Bereich über - das spart Strom und garantiert eine höhere Leistungsausbeute.

Pass INT 30A
Pass INT 30A, 7.500 Euro.
© Herbert Härle, Julian Bauer, Archiv

Wie alle bereits getesteten Geräte aus dem Hause Pass verhielt sich auch der INT 30A messtechnisch sehr gut und ließ die Ähnlichkeit mit der Endstufe X30.5 erkennen - der breitbandige Frequenzgang, die ausreichend hohe Leistung und das für Class-A-Verstärker ordentliche Klirrverhalten verdienen Lob.

Hörtest

Doch all diese Schaltungsfeinheiten und die Liebe zum Detail dienen ja bei McIntosh wie bei Pass nur einer Sache: der perfekten Klangperformance.

So legte der McIntosh, über den Netzwerkplayer Linn Akurate mit den Klängen von Katie Meluas "Shy Boy" versorgt, im Stuttgarter Hörraum der Redaktion denn auch los, dass den Testern die Spucke weg blieb. Die Bühnendarstellung und die Raumtiefe, die er präsentierte, waren so gigantisch groß, so faszinierend, dass die Studioaufnahme liveartigen Charakter bekam. Jeder Anriss auf dem Kontrabass kam plastisch und ohne jedwede Verfärbung in den Hörraum, jeder Anschlag auf dem Klavier so authentisch und perlend, dass sich Gänsehautgefühle ausbreiteten. Die ersten Minuten in Schostakowitschs 10. Sinfonie, bei der die Spannung zwischen Kontrabässen und den Geigen aufgebaut wird, brachten den Hörraum förmlich zum Beben.

Der Pass INT 30A verhielt sich zurückhaltender, so er wie der Mc über Cinch angefahren wurde. Die etwas kleinere Bühne konterte er mit um so mehr feinen Details, die den Zuhörer noch näher an das Geschehen brachten und in die Atmosphäre eintauchen ließen. Doch erst, nachdem der Linn per XLR-Kabel an den Pass andockte, zeigte dieser seine ganze Brillanz. Der höhere Pegel an den XLR-Ausgängen des Linn Akurate brachte ihm die nötigen Reserven, die er gleich in mehr Leichtigkeit und einen dunklen, tiefen Bass umsetzte. Der Tiefton war zwar immer noch nicht so direkt und präzise wie beim McIntosh, doch konnte er durch mehr Farbenreichtum und eine feinere Anbindung an den Mitteltonbereich punkten. Er klang einfach souveräner und spielfreudiger.

Kaufberatung: Vollverstärker im Test

Den endgültigen Vorsprung sicherte sich der Pass mit "Hard To Concentrate" von den Red Hot Chili Peppers ("Stadium Aracadium"). Wo die meisten Vollverstärker monoton den Sprachgesang von Anthony Kiedis runterspielen und man froh ist, wenn es endlich zu Ende ist, schaffte es der Pass, die Klangfarben in der Stimme so auszuarbeiten, zu differenzieren, die feinen Unterschiede in den Klängen der Bassgitarre dynamisch so zu entflechten, dass man auf einmal das Gefühl hatte, ein anderes Medium zu hören. Auch in der Viola--Sonate Op. 120 von Brahms (AUDIO-Super-Hörkurs, Teil 3) konnte sich der Pass mit besserer Feindynamik und einer feinerer Auflösung durchsetzen.

Doch der INT 30 A "designd specifically to bridge the gap between so called high-end audiophile product and the need for a simple convenient high satisfaction audio product" (O-Ton Pass), wollte noch höher hinaus. Gemeinsam mit dem McIntosh stellte er sich dem Accuphase E450 . Seit dem Test im Heft 8/07 fungiert dieser als Arbeitsreferenz der Redaktion und verkörperte seither das Maß aller Dinge. Der große McIntosh schaffte es durch seine Bärenkraft und die großen Dynamikreserven wohl, den Accuphase unter Druck zu setzen. Doch der Klangfarbenreichtum sowie das feine, differenzierte und leichtfüßige Spiel des Japaners in Klassik- wie auch in Popklängen hinderten den McIntosh am sicher geglaubten Vorbeimarsch. Gleichstand auf Top-Niveau.

Via Cinch angeschlossen, zog auch der Pass bei der einen oder anderen Bassattacke den Kürzeren. Doch als die Signale symmetrisch per XLR-Leitung flossen, präsentierte er die Details noch feiner, die Farbenpracht eines Flügels noch echter, die Zwischenlaute klar und durchhörbar. All diese Kleinigkeiten brachten die Tester dazu, ihn vor den McIntosh und den Accuphase zu setzen.

Fazit

Der große McIntosh bot eine rundum überzeugende Leistung. Doch die neue Vollverstärker-Referenz kommt von Pass. Diese Eleganz und Feindynamik lässt einen einfach Zeit und Raum vergessen. Immensen Detailreichtum so raffiniert darzustellen wie der INT 30A über seine symmetrischen Eingänge: Das ist bis jetzt keinem integrierten Verstärker derart überzeugend gelungen. Glückwunsch.

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