Vergleichstest

Die neue Q-Serie von KEF

8.3.2011 von Wolfram Eifert

Boxenspezialist KEF hat seine Q-Serie soeben gründlich überarbeitet. Die vielfältig einsetzbaren Koaxial-Systeme sind besser denn je, die Preise unverändert günstig.

ca. 5:40 Min
Vergleich
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  1. Die neue Q-Serie von KEF
  2. Frequenzweichen der Q-Serie
  3. Die Feinheiten des neuen Uni-Q
Die neue Q-Serie von KEF
Die neue Q-Serie von KEF
© Julian Bauer

Mit der brandneuen Q-Serie startet KEF die elfte Generation der erfolgreichen Uni-Q-Systeme. Sie verknüpft die Linearität von Mehrwegesystemen mit der Feindynamik und Raumgenauigkeit guter Breitbandlautsprecher. Hierzu ist ein extrem kompakter Hochtöner im Zentrum des größeren Tiefmitteltöners untergebracht, damit alle Frequenzen am gleichen Ort entstehen.

Seit mehr als 20 Jahren fertigt KEF Uni-Q-Systeme und verblüfft mit immer neuen Verbesserungen, obwohl der grundlegende Aufbau seither kaum verändert wurde.


Kompaktbox KEF Q 100
Die kleinere Kompaktbox nutzt den Uni-Q in seiner 13-Zentimeter-Version. Eine frontseitige Reflexöffnung sorgt für unerwartet gute Tiefbassfähigkeiten. Die fein und munter klingende Box ist ideal für kleine Räume bis etwa 20 Quadratmeter.
© Hersteller

Koaxialsysteme sind unglaublich komplexe Gebilde mit vielfältigen Wechselwirkungen. Mit modernen Simulationsverfahren in der Entwicklung (Stichwort "Finite Elemente") und optimierten Werkstoffen sind auch bei vermeintlich ausgereizten Bauformen noch beträchtliche Verbesserungen rauszuholen.

Bei der Neugestaltung der Q-Serie wurden alle Bestandteile hinterfragt und gegebenenfalls erneuert. An den Preisen gemessen, ist der Entwicklungs- und Herstellungsaufwand ungewöhnlich hoch.

Die Baureihe zählt insgesamt neun Modelle und markiert wie schon die Vorgängerserie den Einstieg in die Welt der KEF-Koaxialsysteme. Zwei Center sowie je ein Subwoofer und Rear-Speaker dienen als Ergänzungen für Multichannel. Das Kern-Portfolio umfasst zwei Kompaktboxen und drei Standmodelle. Die Philosophie bezüglich Technik und Klang ist bei allen Typen gleich, daher lässt sich auch ein Mischbetrieb ohne Probleme realisieren.

Die augenfälligste Neuerung gegenüber den Vorgängern sind die streng quaderförmigen Gehäuse - ohne die vormals baureihentypischen Rundungen an den Seiten. KEF begründet den Schwenk mit der Neugestaltung der Antriebe, die deutlich mehr Tiefbass zulassen und größere Volumina benötigen.

Die Quaderform bringt durchschnittlich 30 Prozent mehr Nettovolumen. Selbst die Kompaktboxen erreichen im Tiefbass nunmehr Regionen nahe 40 Hertz, was zuvor nur den beiden größten Standboxen gelang. Eventuelle Nachteile bei der Gehäusestabilität durch den Wegfall der Rundungen sollen durch Versteifungen und eine ausgeklügelte Innendämmung kompensiert werden.

Die Serie wird in den Ausführungen Eiche schwarz, Kirsche und Nussbaum angeboten, mit Oberflächen aus recycelten Holzfasern. Nach Herstellerangaben sind die Beschichtungen besonders kratzfest und feuchtigkeitsresistent.

Subwoofer KEF Q 400 b
Der Subwoofer nutzt einen hubfreudigen 10-Zöller in einem präzisionsfördernd geschlossenen Gehäuse. Der Woofer ist universell einsetzbar. Bassforscher sind mit zwei Exemplaren auf der sicheren Seite.
© Hersteller

Spendabler zeigen sich die Konstrukteure bei der Gestaltung der Chassis und Frequenzweichen, die gleich mit einem Paukenschlag beginnt. Ähnlich wie B&W und Dynaudio setzt nun auch KEF auf klangschonende Filter erster Ordnung und puristische Frequenzweichen mit wenigen, dafür sehr hochwertigen Bauteilen.

Belastbare Antriebe

Das Herz der Serie sind neue Uni-Q-Treiber mit Korbdurchmessern von 13, 16,5 und 20 Zentimetern. Die erstgenannten Formate verwenden eine neue zweischalige Alu-Kalotte mit 25 Millimetern Durchmesser, die mehr Leistung verkraftet als das 19-Millimeter-Modell der Vorgänger. Im großen Uni-Q, der nur im Topmodell Q 900 zum Einsatz kommt, erreicht der Durchmesser der Kalotte sogar 38 Millimeter.

Die geringere Sperrwirkung der Filter stellt höhere Anforderungen an die Signaltreue der Chassis, die entsprechend aufwendig konzipiert wurden. Da die flachen Filter weniger wirksam die Grundresonanz des Hochtöners unterdrücken, musste jene in tiefere Bereiche verschoben werden.

Dazu ist das Schwingsystem an eine lang gestreckte Kammer gekoppelt, die das Innenvolumen um ein Vielfaches vergrößert. Wie bei einem opulenteren Bassgehäuse sinkt dadurch der Druck auf die Membran. Angenehmer Nebeneffekt: Das eingeschlossene Dämm-Material unterdrückt Reflexionen.

Um die gewachsenen Hochtöner wie bisher im Zentrum der Tiefmitteltöner unterbringen zu können, musste der dafür vorgesehene Raum vergrößert werden. Die zwangsläufig größeren Schwingspulen sichern auch den Tiefmitteltönern eine höhere Belastbarkeit.Sehr viel Detailarbeit steckt in den neuen Membranen und den zugehörigen Aufhängungen, auch weil sich bei einem Koax in der Art eines Uni-Q die Schwingsysteme wechselseitig beeinflussen.

Bildergalerie

KEF Q-Serie

Vorsprung durch Technik

Die neue KEF Q-Serie

Mit der neuen Q-Serie erlangen die längst zu Kultobjekten gereiften Uni-Q-Treiber ein Maß an Perfektion, das vor mehr als 20 Jahren in der ersten…

Perfekte Harmonie

Form und Position beider Schwingsysteme wurden so abgestimmt, dass in den Schalldruckkurven auch bei größeren Raumwinkeln keine Verwerfungen entstehen. Dazu wurde jedes Teil vorab ausgiebigen Simulationen unterzogen. Nur noch so sind große Fortschritte möglich.

Die Gesamtenergie, aufsummiert über alle Raumwinkel, ist dadurch sehr viel ausgewogener zusammengesetzt als bei Boxen mit räumlich getrennten Chassis, die oftmals nur achsennah sehr linear abschneiden und dafür bei größeren Winkeln nicht selten verheerende Unregelmäßigkeiten erzeugen. Die Folge ist eine faszinierende Klarheit der Wiedergabe in einer ungewohnt großen Hörzone.

Ein Meisterstück der besonderen Art sind die gezackten Randaufhängungen, welche die Membranen der Tiefmitteltöner mit dem Korb verbinden. Das Konstrukt erlaubt gigantische Auslenkungen, ohne die Abstrahlung des Hochtöners zu behindern; durchgängig aufragende Sicken wirken für Hochtöner wie Barrieren und verändern die Signalform.

Standlautsprecher KEF Q 700
Die Q 700 trägt den mittleren Koax und wie das Topmodell einen separaten Basstreiber, dem zwei Passivradiatoren zur Seite stehen. Die Box tönt ausnehmend filigran und offen, der Bassbereich satt und genau. Die 700 ist der ideale Allrounder.
© Hersteller

In der Reference-Serie löst KEF dieses Problem mit flachen Aufhängungen, die allerdings nur geringe Auslenkungen zulassen. Bei den Q-Modellen verarbeiten die Koaxialsysteme den vollen Tieftonbereich, sodass hier eben eine andere Lösung gefunden werden musste. Tatsächlich verkraften die neuen Uni-Q-Systeme irrwitzige Membranhübe, ohne klanglich aus der Spur zu geraten.

Die Gestaltung der Bassgehäuse ist modellabhängig. Der Subwoofer Q 400 nutzt einen geschlossenen Würfel ohne nebengeräuschträchtige Bassreflextunnel. Bei den Kompaktboxen Q 100 und Q 300 wurden an der Vorderseite gerundete Reflexrohre verbaut.

Die Standboxen wie auch die Center verfügen über Konustieftöner, die im Bass mit den Koaxen parallel geschaltet sind. Mit der Größe der jeweiligen Modelle wachsen Membranfläche und Schalldruckfähigkeiten, der Watt-Bedarf hingegen sinkt.

Die Tieftöner sind über das Luftvolumen im Gehäuse mit Passivmembranen gekoppelt, die keine Strömungsgeräusche erzeugen. Die Standboxen besitzen je zwei dieser Tiefbassradiatoren, die Center einen.

Der Dipol-Rear-Speaker Q 800 ist wie der Subwoofer mit einem geschlossenen Gehäuse ausgestattet. Bei seinem der Optik wegen betont knappen Volumen würden Reflexrohre oder Passivmembranen nicht vernünftig funktionieren.

Was die neue Serie leistet, konnte stereoplay in Labor und Hörraum ausgiebig überprüfen. Die räumliche Darstellung, die schon bei den Vorgängern weit über dem Klassendurchschnitt lag, wirkte mit den neuen Modellen durch die Bank noch authentischer. Mit guten Einspielungen waren genaueste Rückschlüsse auf die Position einzelner Musiker wie auch die Größe des Aufnahmeraums jederzeit möglich.

Bei größeren Ensembles reichte der Raumeindruck mühelos über die Stereobasis hinaus, dennoch wurden Einzelstimmen holografisch genau auf ihre Plätze projiziert. Speziell die Kompaktboxen wirken dadurch ungemein begehrenswert, da ihre Fähigkeiten im absoluten Kontrast zu ihren Abmessungen stehen.

Center KEF Q 200 c, KEF Q 600 c
Die Center verwenden den kleinen und mittleren Koax sowie ein dazu passendes Bass-Chassis nebst einer Passivmembran. Der kleine Center passt zu Q 100 und Q 500, der große harmoniert am besten mit Q 300 und Q 700.
© Archiv

Holografische Abbildung

Noch deutlicher sind die Verbesserungen in Feindynamik und Bassqualität. Alle neuen Q-Modelle klingen deutlich erwachsener und kultivierter als die gewiss nicht schwachen Vorläufer.

Die bei der Vorgeneration bisweilen störende Resthärte im Hochton ist verschwunden, ohne dass unter der vermeintlich milderen Abstimmung die Auflösung leiden würde - im Gegenteil. Alle Neulinge klingen überaus kontrastreich und hochauflösend, dienen sich aber nie aufdringlich an.

Die Kompaktboxen unterscheiden sich nur wenig in der Basstiefe, wo sie ihre Vorgänger klar deklassieren, wohl aber im Umgang mit komplexen Signalen. Die größere Q 300 wirkt allgemein zupackender und griffiger. Hier ist der Mehrpreis von lediglich 100 Euro pro Paar bestens angelegt.

Die Standboxen entfalten ihre Vorzüge bei der Qualität der Basswiedergabe und der Verarbeitung großer Dynamikumfänge. Die Q 500 überrascht mit klassenunüblicher Homogenität und Geschmeidigkeit, doch noch habhafter klingt im direkten Vergleich die Q 700. Wenn etwa Sting seinen Klassiker "Englishman In New York" zum Besten gibt, dann spendiert ihm die 700 eine Extraportion Testosteron. Auch bleibt sie bei hohen Pegeln gelassener - mehr, als die Messwerte vermuten lassen.

Die Q 900 unterfüttert die audiophilen Tugenden der 700 mit mehr Souveränität und nochmals höheren Pegelreserven, die viele allerdings kaum brauchen werden. Die 700 ist die goldene Mitte für maßvolle Pegelerwartungen. Andererseits: Die kraftvollere Q 900 kostet paarweise gerade mal 200 Euro mehr... Genießer mit viel Platz für wandferne Boxenaufstellung werden also nicht lange zögern, dazu ist die noch einmal höhere Neutralität und Authenzität viel zu verlockend.

Da KEF keinen Center mit dem Koax der 900 baut, ist die große Standbox nicht unbedingt erste Wahl für ein homogenes Multichannel-Boxenset. Ansonsten haben Mehrkanaler freie Bahn, nur sollten Center und Hauptlautsprecher das gleiche Uni-Q-Format nutzen.

Im Spannungsfeld aus Kaufpreis, Platzbedarf und Klang besonders attraktiv sind zwei Q 300, der Center Q 600, die Dipole Q 800 und der Woofer Q 400. Die Kombi klingt sagenhaft raumgenau, kultiviert und für ihre Klasse sensationell hochauflösend. Wer noch ein Sahnehäubchen obendrauf möchte, nimmt einfach einen zweiten Woofer dazu.

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