Vergleichstest

Arcam FMJ D33 und Musical Fidelity M6 DAC im Test

29.10.2012 von Jürgen Schröder

Zwei brandneue D/A-Wandler aus dem Vereinigten Königreich wollen auch anspruchsvolle Musikhörer bezirzen. Ob Arcam und Musical Fidelity dieses Vorhaben wohl gelingt?

ca. 4:40 Min
Vergleich
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D/A-Wandler im Test
D/A-Wandler im Test
© Julian Bauer, MPS, Archiv

Vielleicht ist es Zufall - vielleicht war es von ihren Machern aber auch so geplant. Mit dem Arcam FMJ D33 und dem Musical Fidelity M6 DAC stehen sich jedenfalls zwei D/A-Wandler gegenu?ber, die erstaunlich viel gemeinsam haben. Zunächst mal stammen beide aus Großbritannien und kosten mit 2.500 beziehungsweise 2.550 Euro beinahe das Gleiche. Zudem nehmen beide Hersteller fu?r sich in Anspruch, vor rund 35 Jahren die digitale Audiotechnik mit dem ersten externen D/A-Wandler spu?rbar vorangetrieben zu haben.

Auch strategisch schlagen die britischen Hersteller den gleichen Weg ein und wenden sich mit ihren 43-Zentimeter-Vollformat-Gehäusen vorrangig an die Besitzer gestandener HiFi-Systeme, die bereits eine analoge Vorstufe oder einen Vollverstärker besitzen. Denn weder der D33 noch der M6 DAC bringt eine Lautstärke-Einstellung oder einen Kopfhörer-Verstärker mit - D/A-Wandler pur sozusagen. Dafu?r punkten beide Kandidaten neben den u?blichen Cinch-Analogausgängen mit elektronisch symmetrierten XLR-Ausfahrten sowie beigepackten Fernbedienungen.

Ausstattung

Da der Arcam und der Musical Fidelity die gleiche Zielgruppe ansprechen, sind weitgehend identische Ausstattungsmerkmale beinahe unvermeidlich. Bei D/A-Wandlern zeigt sich das in erster Linie an den Digital-Eingängen: Die zwei Geräte besitzen neben den u?blichen koaxialen und optischen S/P-DIF-Anschlu?ssen auch einen symmetrischen 110-Ohm-AES/EBU-Eingang.

Praxis: Alles über D/A Wandler

Selbstverständlich verarbeiten beide Briten High-Resolution-Audiomaterial bis zu 24 Bit bei 192 Kilohertz Abtastfrequenz (96 Kilohertz u?ber die optischen Toslink-Eingänge). Und wie es sich fu?r hochwertige DACs heutzutage gehört, verfu?gen sie auch u?ber USB-Schnittstellen, die im Jitter-reduzierenden Asynchron-Modus arbeiten und Hi-Resolution-Kost bis hin zum 24/192-Format verarbeiten können.


Bildergalerie

Arcam FMJ D33

Bilder: Arcam FMJ D33

Arcam FMJ D33, 2500 Euro

Natu?rlich gibt es auch ausstattungsmäßige Besonderheiten. So verfu?gt der Arcam u?ber eine kabelgebundene iPod-Schnittstelle mit digitaler Signalu?bertragung. Der Musical- Fidelity-Wandler wiederum punktet mit einem Bluetooth-Interface zum drahtlosen Audiosignal-Transfer von mobilen Quellen, das auch die anspruchsvollen EDR- und apt- X-Standards beherrscht - sofern vom Sendegerät unterstu?tzt.

Pro

  • hochwertig verarbeitet
  • gute Ausstattung
  • atmosphärischer Klang

Contra

  • kein Lautstärkesteller

Spezialität des Arcam ist sein zweiter USB-Eingang nach Audio-Class-1-Norm, der bei den gängigen Betriebssystemen ohne Installation zusätzlicher Treiber die Tonu?bertragung von Signalen mit maximal 96 Kilohertz Samplingrate ermöglicht. Der Musical Fidelity hingegen profiliert sich mit seiner schaltbaren Eingangspegel-Einstellung, u?ber die sich Lautstärkespru?nge beim Umschalten der digitalen Tonquellen vermeiden lassen. Während der Arcam die aktuelle Digitalquelle u?ber LEDs anzeigt, benutzt der Musical Fidelity hierfu?r ein Display, das auch alle anderen Betriebszustände anzeigt - sogar eine individuelle Namensvergabe fu?r die Tonquellen ist möglich.

Arbeitsweise

Beim Blick unter die Haube offenbaren sich dann aber doch größere Unterschiede. Der wohl wichtigste: Der Musical Fidelity M6 DAC arbeitet unabhängig vom Eingangssignal als konsequenter Upsampler stets mit 192 Kilohertz Abtastrate. Hierfu?r beschäftigt er den asynchronen Konverter-Baustein SRC 4392 von Texas Instruments, der die beiden kanalgetrennten, im verzerrungsmindernden Differentialmodus arbeitenden DAC-Chips (Burr-Brown DSD 1796) versorgt. Durch das Upsampling bleibt Tonquellen-bedingter Jitter weitgehend außen vor.

Drei digitale Vorverstärker im Test

Der Arcam D33 hingegen erspart sich eine zusätzliche Abtastratenkonvertierung: Bei ihm erfolgt die D/A-Wandlung stets mit der aktuellen Sampling-Frequenz der Tonquelle. Als DAC-Chips verwendet er zwei ziemlich kostspielige PCM 1792 von Burr-Brown, die wie die Exemplare im Musical Fidelity im Differentialmodus arbeiten. Allerdings umgeht er deren integrierte Digitalfilter und setzt stattdessen auf eine Arcam-eigene Lösung in Form eines Field Programmable Gate Array (FPGA) vom Marktfu?hrer Xilinx.

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Musical Fidelity M6 DAC

Bilder: Musical Fidelity M6 DAC

Musical Fidelity M6 DAC, 2550 Euro

Stromversorgung

Individualismus zeigen die beiden Briten auch in Sachen Stromversorgung: Während sich der Arcam mit zwei recht u?ppigen Ringkerntransformatoren getrennt fu?r Analog- und Digitalteil eher klassisch gibt, setzt der Musical Fidelity auf ein Metalldach-geschirmtes Schaltnetzteil, dem eine aufwendige Siebkette mit 32 Folienkondensatoren und einer sogenannten stromkompensierten Drossel (Choke) nachgeschaltet ist. Dank ihrer gegensinnigen Wicklungsweise lässt diese auch impulsförmige Versorgungsströme nahezu ungehindert passieren, während sie fu?r hohe Gleichtakt-Frequenzen (zum Beispiel netzbedingte Störkomponenten) eine nahezu unu?berwindbare Hu?rde darstellt.

Hörtest

Wie kaum anders zu erwarten, boten die Kandidaten im Hörtest eine gleichermaßen hochkarätige Vorstellung. Individuelle Ausprägungen äußerten sich dabei nicht als Qualitätsunterschiede. Pointiert ausgedru?ckt, schlug der Wandler von Musical Fidelity die eher Grundton-orientierte, organischere Richtung ein, während sein Widersacher etwas luftiger daherkam.

Kaufberatung: Digitale Vorverstärker im Test

Unabhängig vom Eingangssignal gab sich der Musical Fidelity meist etwas trockener, konkreter, zielbewussster. Er machte die randscharfe Darstellung der Klangkörper zu seinem Anliegen, der Arcam D33 wiederum zauberte viel Atmosphäre. In Sachen Raumabbildung staffelte er die virtuelle Bu?hne denn auch ein wenig weitläufiger, derweil der M6 eher die Bu?hnentiefe ausloten wollte. 

Pro

  • perfekt verarbeitet
  • üppige Ausstattung
  • sauberer Klang

Contra

  • kein Lautstärkesteller

So erstaunt es nicht, dass der Musical Fidelity alles in allem etwas nu?chterner wirkte, während sich der Arcam minimal bewegter, emotionaler gab. Bei High-Resolution-Kost via USB trat der Arcam unten herum noch eine Spur temperamentvoller auf und ließ zum Beispiel die Drums in "Please Read The Letter" mit Robert Plant & Alison Krauss etwas ungezu?gelter krachen. Fu?r einen Vorsprung reichte es aber nicht, da der Musical Fidelity im Gegenzug ein wenig aufgeräumter, geordneter auftrat. Ein tolles Feature war u?berdies seine Bluetooth-Schnittstelle, die mit iPhone & Co. erstaunlich gut klang.

So konnte das einzig gerechte Ergebnis auch nur lauten: Gleichstand fu?r beide.

Fazit

Es kommt nicht oft vor, dass sich zwei Testkandidaten so exakt auf Augenhöhe begegnen wie diese beiden anspruchsvollen D/A-Wandler von der Insel. Normalerweise finden Tester immer irgendein Haar in der Suppe - doch egal, ob Ausstattung, Verarbeitung, Messwerte oder Klang: Die Probanden zeigten sich gleichermaßen in Bestform.

Wu?nschen wu?rde man sich allenfalls fu?r beide eine integrierte Lautstärkeeinstellung zum direkten Anschluss von Aktivlautsprechern. Angesichts des Gleichstands darf guten Gewissens der Klang entscheiden: Wer's etwas lockerer, luftiger mag, wählt den Arcam, wer hingegen Akkuratesse und Stringenz bevorzugt, der greift zum Musical Fideltity.

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