Praxistest
XTZ MH-800 - PC-Boxen mit DSP
Wäre es nicht eine feine Sache, wenn man Lautsprecher einfach per Knopfdruck auf die Akustik ihres Aufstellungsortes anpassen könnte? XTZ verfolgt mit ihren neuen DSP-gestützten PC-Lautsprechern MH-800 (450 Euro) dieses Konzept. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
Dass Hersteller durch die Verwendung von Digitalen Signalprozessoren (DSP) den Frequenzgang von Lautsprechern korrigieren können, ist im Grunde genommen ein alter Hut. Im Normalfall läuft es so ab, dass die Rechenchips im Verstärkermodul einer Aktivbox integriert sind oder in einem separaten, mitgelieferten Prozessor-Kästchen leben.
Die Ingenieure des Schwedischen Herstellers XTZ verfolgen mit ihrem neuen Desktop-Set MH-800 jedoch ein ganz anderes Konzept. Sie kamen auf die geistreiche Idee, sich die benötigte Rechen-Power von einem Computer zu holen, der meistens sowieso schon neben dem Schreibtisch steht. Das macht Sinn, denn zum einen sind so leistungsfähigere Algorithmen realisierbar, und zum anderen kann sich der Hersteller umso mehr auf weitere wichtige Elemente seiner Box konzentrieren, zum Beispiel auf eine gute Gehäuse-Konstruktion.
In der Tat ist die Verarbeitungsqualität der XTZ-Speaker bemerkenswert: Die passiven Zwei-Wege-Boxen vermitteln einen extrem robusten Eindruck. In ihnen arbeiten ein 7,5cm-Breitband- und ein innen liegender, 13cm großer Tiefton-Treiber, wobei der Woofer indirekt über einen frontseitigen Schlitz abstrahlt. Die zwei Lautsprecher werden von einem externen Verstärker mit Saft versorgt. Auch der macht in seinem Metall-Gehäuse einen sehr stabilen Eindruck und kommt dank kühl laufender Schaltverstärker-Technik ohne lästige Lüftungsschlitze aus.
Ganz nach dem Motto "weniger ist mehr" wird der Frequenzgang der Lautsprecher also ausschließlich rechnerbasiert korrigiert: Die zwei Boxen sind ganz klassisch mit dem Verstärker verbunden, der seinerseits entweder digital oder analog direkt mit einem PC oder Mac in Kontakt steht. Dafür bietet der XTZ-Amp einen USB-Input und ein Pärchen Cinch-Eingänge. Die Eingangs-Quelle wählt man über den kleinen Kipp-Schalter auf der Front.
Auf dem Computer selbst wird dann ein spezielles Filterprogramm installiert, das aus renommiertem Haus kommt: Die schwedischen Digital-Sound-Experten Dirac haben sich mit DSP-Software für high-endige Autoanlagen - von BMW bis Bentley - einen erstklassigen Namen gemacht. Der "Dirac Audio Processor" ist speziell auf XTZ-Boxen maßgeschneidert und klinkt sich zwischen das Quell-Programm und den Audio-Ausgang. Mit anderen Worten: Alle Klänge werden von dieser Software bearbeitet, bevor sie die Lautsprecher erreichen. Es spielt also keine Rolle, ob der Ton von einem Player wie iTunes oder von einem Computer-Spiel stammt.
Der eigentliche Clou: Über das Dirac-Programm sind verschiedene Equaliser-Kurven auswählbar. Man kann also den Klang der Boxen an die Akustik des Aufstellungsortes anpassen. Preset-Programme wie "Bass-Reduction", "Wall", "Loudness" und "Desk" stehen bereits zur Auswahl. Die Installation verläuft relativ problemlos - nur sollte man als Mac-User mindestens OS X 10.6 aufgespielt haben, da bei einer älteren OS-Version das Setup fehlschlägt. Korrekt installiert läuft das Programm, das sich zur Zeit übrigens noch im Beta-Stadium befindet, fortan im Hintergrund mit. Eine Möglichkeit, den Equalizer nach eigenem Gusto feinzutunen, gibt es bislang nicht.
Beim ersten Start des Dirac-Programm fragt es zunächst nach den Nutzerdaten, die man bei der Registrierung von XTZ erhält. Nach der Aktivierung startet die Software - allerdings zunächst mit deaktiviertem Equalising.
Wie Tag und Nacht
Nicht erschrecken: Ohne die digitale Klangoptimierung klingen die Boxen schon merkwürdig. Der Aha-Effekt folgt aber prompt, wenn man mit einem Klick die Filterung einschaltet. Je nach Preset und Aufstellungsort tönen die Speaker bombastisch gut. Während des Hörtests unter realistischen Bedingungen (also direkt auf dem Schreibtisch) hatte sich als bestklingender Modus die "Desk"-Einstellung erwiesen. Problematische Frequenzen, die etwa durch Reflektionen entstehen, werden beim Processing berücksichtigt und der Klang entsprechend angepasst.
Sofort gefiel der straffe Bass, der erstaunlich tief herunter ging - ohne dabei schlapp zu machen. Feinste Details waren etwa bei "Kashiwate" der japanischen Pop-Band Clammbon ("Ten") zu hören. Auch der All-Time Hörtest-Klassiker "Hotel California" vom gleichnamigen Album der Eagles klang beindruckend ausgewogen. Der etwas in Vergessenheit geratene Disco-Song "Funky Boogie" von John Ozilla machte über den Schweden-Boxen dermaßen Spaß, dass sich im Büro regelrechte Party-Stimmung breit machen wollte. Bei Klassik wie auch bei Jazz - beispielsweise "Hunt up Wind" von Hiroshi Fukumura (Hunt up Wind) - gefiel Dank der natürlichen Stereo-Abbildung der frische und unkomprimierte Ton des XTZ-Sets.
Fazit
Schon nicht schlecht was die Schweden da mit der MH-800 DSP abliefern. Solange man keinen Uralt-Rechner besitzt, funktioniert die Idee mit der Computer-gestützten Klang-Korrektur tatsächlich gut. Einige Funktionen wie User-Presets wären zwar schön, doch vielleicht wird das ja bei späteren Updates implementiert, zumal die Dirac-Software noch eine Beta-Version ist. Punkte kann das Desktop-Set jedenfalls jetzt schon mit einer soliden Verarbeitung, aber vor allem mit seinem Spitzenklang einsammeln.
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