D/A-Wandler-Vollverstärker

Wadia Intuition 01 im Test

1.8.2013 von Bernhard Rietschel

Unter der Schirmherrschaft der italienischen Fine-Sounds-Gruppe erfindet sich Digitalspezialist Wadia neu - mit einer modernen Interpretation des legendären PowerDAC.

ca. 6:15 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Wadia Intuition 01
Wadia Intuition 01
© Hersteller/Archiv

Pro

  • kräftiger, großformatiger, unkompliziert-eindrucksvoller Klang
  • zukunftssichere Ausstattung

Contra

  • kein Analog-Bypass

Fazit

Trotz "PowerDAC"-Label hat der Intuition mit dem genialen Original technisch weniger gemein als etwa sein kleiner Bruder 151. Als klangstarker, bildschöner und zukunftssicherer Luxusverstärker mit exzellentem DAC ist er dennoch ein perfekter Start in die neue Wadia-Ära.


Unter den vielen Klassikern der digitalen Musikwiedergabe, die der US-Hersteller Wadia zur Hi-Fi-Geschichte beigetragen hat, ist der PowerDAC aus den späten 90er Jahren womöglich der faszinierendste, sicher aber der seltenste. Weder dies- noch jenseits des Atlantik haben mehr als vielleicht eine Handvoll Menschen das rücksichtslos konsequente Technik-Statement zu Ohren bekommen - und diese wenigen - den Autor eingeschlossen - schwärmen bis heute davon.

Das Trio aus zwei massiven Mono-Lithen und einem standardformatigen Controller ließ die Grenze zwischen D/A-Wandler und Verstärker verschwimmen, indem es bis unmittelbar vor die Boxenklemmen streng digital arbeitete - der übliche, verlustbehaftete Signal-Spießrutenlauf von D/A-Wandlung, analoger Ausgangsstufe, mehrstufiger Vorverstärkung samt Lautstärkeregelung und schließlich abermals mehrstufigem Leistungsverstärker verschwand hier zugunsten eines DACs, dessen Strom- Spannungswandlerstufe so gewaltig vergrößert war, dass sie ein Paar Lautsprecher direkt antreiben konnte.

Das Ergebnis war ein unglaublich kraftvoller, mühelos transparenter und musikalisch packender Klang, den bis heute kein anderer "digitaler" Verstärker - und nur ganz wenige analoge - hinbekommen hat. Eine brillante Idee, die Erfahrung der Wadia-Entwickler mit D/A-Wandlern und das offensichtliche Fehlen jeder Budgetgrenze bildeten hier eine einmalige Konstellation.

Test: Wadia 121

Das Versprechen, den PowerDAC-Klang mit preiswerteren Modellen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sollte jedoch über ein Jahrzehnt lang unerfüllt bleiben - bis zum Mini-PowerDAC 151 aus dem Jahr 2012, der die Verkleinerung dann aber schon übertrieb und folglich trotz großem Klangpotential nicht ganz ernst genommen wurde.

Wadia Intuition 01
Di-Link beruht auf I2S, einem praktisch jitterfreien Digitalbus mit separatem Takt- und Datentransfer. In die Boxen-Buchsen rechts passen normale oder die mitgelieferten "idiotensicheren" Isolier-Bananas, aber keine Kabelschuhe oder nackte Kabelenden.
© J. Bauer/Archiv

Wadia Intuition 01: Aufbau

Somit darf der brandneue Intuition 01 - das Testgerät trägt die Seriennummer 0005, wurde für die HIGH END eingeflogen und von dort direkt zu AUDIO entführt - als erster legitimer Erbe des PowerDAC durchgehen. Mit 7800 Euro ist der Intuition deutlich erschwinglicher als das Original, und mit rund 100 Kilo weniger Gewicht auch deutlich wohnzimmer- und praxisfreundlicher. Vor allem aber ist er wunderschön: Das anmutig geschwungene Design seiner Aluminium-Gehäuseschalen stammt aus dem Hause Sonus Faber und ist ein erstes sichtbares Beispiel für die Synergien, die in der neuen italienischen Markenfamilie Fine Sounds möglich sind. Neben Wadia und Sonus Faber gehören noch weitere illustre Namen wie Audio Research und McIntosh zu dieser ehrenwerten Gruppe, profitieren von den Investments der dahinter stehenden Private-Equity-Gesellschaft Quadrivio, müssen dafür aber wohl auch einen Teil ihrer Eigenbrötlerei dem nun deutlich größeren Ganzen opfern. Wenn dabei so elegante Kooperationen wie der Intuition herauskommen - umso besser.

Kaufberatung: Vier High-End-Vollverstärker im Test

Technisch ist der Intuition eine Kreuzung aus alter Wadia-Kunst und moderner Wirtschaftlichkeit. Nach wie vor geht die Musik in erster Linie digital hinein und ausschließlich mit Lautsprecher-Leistung wieder hinaus. Unterwegs machen die Signale aber ein paar Schlenker, die in einer konsequenten PowerDAC-Umsetzung nicht nötig wären: Statt den eigentlichen D/A-Wandler ins Riesige (sprich: auf Endstufen-Niveau) zu transformieren, haben die Wadia-Entwickler im Intuition die eher konventionelle Kombination aus klassischem D/A-Wandler und direkt an diesen angehängter, technisch aber getrennter Endstufe gewählt.

Wadia Intuition 01
Die große Hauptplatine und das Huckepack-USB- und Di-Link-Board stammen von Wadia und ernähren sich an einem eigenen Ringkerntrafo. Die Endstufe und deren Schaltnetzteil liefert der italienische Spezialist PowerSoft zu.
© J. Bauer/Archiv

Wadia Intuition 01: D/A-Wandlung

Dass es sich bei dieser Endstufe um einen Schaltverstärker handelt, tut nichts zur Sache, benötigt das vom - wiederum italienischen - Hersteller PowerSoft zugekaufte Leistungsmodul doch stets eine analoge Ansteuerung. Während Wadia das Leistungsthema also gänzlich outgesourced hat - Amtshilfe von den neu verschwägerten Amp- Spezialisten Audio Research und McIntosh hätte vermutlich den Budgetrahmen gesprengt - findet sich originäres Wadia-Erbgut nach wie vor in den legendären Digimaster-Digitalfilter-Algorithmen, die der eigentlichen D/A-Wandlung vorausgehen und eine über Jahrzehnte immer feiner geschliffene Ideallinie zwischen Frequenzgangeinfluss, Impulsund Zeitoptimierung repräsentieren.

Kaufberatung: Zwei D/A-Wandler im Test

Die markanten Signalprozessor-Chips, die zur Implementierung dieser rechenintensiven Filter die Platinen früherer Wadias bevölkerten, sucht man im Intuition jedoch vergebens. Der DAC selbst, ein Sabre 9018 von ESS, hat in seinem internen DSP-Kern bereits genügend Prozessor-Power und besitzt frei programmierbare Bereiche, die genau für solche kundenspezifischen Filter-Delikatessen vorgesehen sind.

Sonderwege mit anderer beziehungsweise ganz ohne Digitalfilterung öffnet der ESS für diejenigen Signale, die den Wadia aktuell vom Gros anderer Wandler und Wandler-Verstärker abheben: PCM mit den ultrahohen Abtastraten 352.8 (DXD) und 384kHz sowie DSD, das unausweichliche "next big thing" unter den Musik-Transportformaten.

Wadia Intuition 01: Anschlüsse

Diese DXD- und DSD-Streams können den Wadia natürlich nicht über den optischen oder die beiden konventionellen Koax-Digitaleingänge betreten, auch der AES/EBU-Input ist damit restlos überfordert. Die Optionen für Ultra-HD heißen Di-Link und USB: Ersteres ist eine Wadia-spezifische Interpretation des I2S-Standards, ausgeführt als HDMI-Buchse und vorgesehen für zukünftige hauseigene Zuspieler. USB hingegen nimmt freudig mit PCs und Macs aller Art Kontakt auf. Es bleibt dann nur noch die Aufgabe, neben Musik-Material in den exotischen Superauflösungen auch eine Playersoftware zu finden, die sie abspielt.

Zwei analoge Cinch-Eingänge hat der Intuition auch, allerdings eher als Ergänzung - für Analogpuristen sind sie unattraktiv, weil der Wadia sie mit (sehr hochwertigen) A/D-Wandlern von Wolfson digitalisiert, um sie dann nach erfolgter Pegelanpassung wieder zurückzuwandeln. Einen separaten Analog-Signalweg mit eigener Lautstärkeregelung, wie ihn Linn bei den großen DSM-Modellen ebnet, fanden die Wadianer dann wohl doch etwas zu retro.

Wadia Intuition 01
Messlabor: Der Frequenzgang (o.Abb.) zeigt, dass Wadia die Analog-Inputs mit 96kHz digitalisiert (-8 bei 48khz). Digitale Quellen fallen ab 30kHz zügig ab (-6dB bei 45kHz, -12dB bei 70kHz). Der Rauschabstand (99dB) ist sehr gut, analog wegen A/D-Wandlung merklich schlechter. Eher untypisch für Schaltverstärker bleibt das Klirrspektrum (o.Abb.) auch bei höheren Frequenzen ohne Anstieg und sauber gestuft. Sehr gut auch der Klirrverlauf (2) und die sehr hohe, stabile Leistung (2x219/284W an 8/4O, AK=73) (1).
© J. Bauer/Archiv

Wadia Intuition 01: Hörtest

Für den Hörtest galt es also nur noch herauszufinden, welcher der zahlreichen Digital-Inputs das Potential des Intuition am weitesten ausreizt. Zwischen den Eingängen wählt man bequem und stilsicher mit der edel in der Hand liegenden Fernbedienung, die wie eine Miniversion des Amp-Gehäuses aussieht und wie dieses in Italien aus massivem Aluminium herausgefräst wurde. Man kann auch direkt an den schönen Flachbau herantreten und Lautstärke sowie Eingangswahl über je zwei elegant hinter der Stoffblende verborgene Tipper befehligen - kleine weiße LED-Lichtakzente weisen den Weg, dazwischen bestätigt eine Großformat-Leuchttafel jede Aktion und flaggt auch die jeweils anliegende Abtastrate in Klarschrift aus.

Kaufberatung: Fünf Netzwerk-Player im Test

Mit Abstand am besten klang der Intuition, wenn das Display "USB" zeigte, also der asynchrone USB-Eingang als Einfallstor für die Musikdaten diente. Es war schon verblüffend, wie unterschiedlich sich ein und dieselbe FLAC-Datei anhören konnte, wenn sie erst über einen Netzwerkspieler via S/PDIF zugespielt wurde und dann von einem bitgenauen Player-Programm (AUDIO verwendete Decibel und Audirvana auf einem Mac- Book Pro) zum Wadia rübergereicht wurde. Eine riesige, weit in Breite und Tiefe ausladende Bühne zimmerte der Italoamerikaner allerdings mühelos über jeden Eingang. Seine Grundcharakteristik war ganz klar die eines GROSSEN Verstärkers, der keine Sekunde Zweifel aufkommen ließ an seiner Durchsetzungskraft und seiner Fähigkeit, Musik im Maßstab XXL zu inszenieren.

Mit diesem mächtigen, dabei aber keineswegs tumb-aufgedickten, sondern eher energisch-kraftbetonten Auftritt beendete der Wadia auch die ersten vorsichtigen Vergleiche mit ausgewiesenen Meistern etwas niedrigerer Preisklassen wie dem Creek Destiny 2 - der für den Vergleich am Analogausgang desselben Linn Sneaky hing, der den Wadia digital bediente. Was den Testern am Wadia in dieser (Koax-) Runde aber noch fehlte, war die sagenhaft reine, selbstverständlich-natürliche Hochton-Artikulation der Linn-Creek-Kombi, die bei "Heaven" (dem Acapella-Intro des starken Albums "Crossing Borders" von Brixtonboogie) so viel authentisches Blues-Feeling in den Hörraum sprühte. Ein Wechsel zu USB ließ den Wadia dann schlagartig ruhiger, klarer akzentuiert und mit der zuvor noch vermissten lockeren Feinzeichnung auftreten.

Noch eindrucksvoller zeigte sich der Intuition mit den aktuell eher raren Höchstbit- und DSD-Files - AUDIO hofft, hier bald eine größere Sammlung auf dem Server bereithalten zu können. Die Beispiele etwa von Blue Coast Records und 2L klangen jedenfalls fabelhaft echt.

 

Nächste passende Artikel

DAC Wadia di322

DAC

Wadia di322 im Test
Wadia 121

Testbericht

Wadia 121 im Test
wadia 121

Testbericht

Wadia 121 im Test
Wadia 170i Transport

Ratgeber

Mit Wadia zum Topklang bei iPod und iPhone
image.jpg

Testbericht

Wadia 581i SE
Service-Test-Festnetzanbieter-Shutterstock

Service-Test: Festnetzanbieter…

Die Hotlines der Festnetzanbieter im Test
Samsung Galaxy Z Fold 5

Display, Kamera, Preis, Akku

Samsung Galaxy Z Fold 5 im Test: Das beste…
Samsung Galaxy Z Flip 5

Akkulaufzeit, Kameratest und…

Samsung Galaxy Z Flip 5 im Test: Klappt immer…
Überrasch’ mich!
mehrweniger

Mehr zum Thema

Cyrus 6A & 6 SE 2

Player-Verstärker-Kombi

Cyrus 6A & 6 SE 2 im Test

Rotel RA-1570 & RCD-1570

Stereo-Kombi

Rotel RA-1570 & RCD-1570 im Test

Exposure 2010 S2 IA & 2010 S2 CD

Stereo-Kombi

Exposure 2010 S2 IA & 2010 S2 CD im Test

Yamaha CD S 3000 & A S 3000

Stereo-Kombi

Yamaha CD S 3000 & Yamaha A S 3000 im Test

Rega DAC & Brio-R

Midi-HiFi-Set

Rega DAC & Brio-R im Test

Weiter zur Startseite