Praxistest

Vollverstärker mit Netzwerkanschluss Soneteer Morpheus

2.2.2011 von Jörg Witzsch

Der griechische Traumgott Morpheus stand Pate bei der Sonneteer-Kombi aus Vollverstärker und Streaming-Client. Sind Klang und Bedienung des Soneteer Morpheus (2750 Euro) auch göttlich?

ca. 4:10 Min
Testbericht
Vollverstärker mit Netzwerkanschluss Soneteer Morpheus
Vollverstärker mit Netzwerkanschluss Soneteer Morpheus
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Zyklopenauge: Der Dreh-, Druck- und Angelpunkt des Morpheus sitzt übergroß in der Mitte und ist Regler und Maus zugleich.
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Die Kombination von HiFi und zeitlos-edlem, nicht aufgesetztem Design: Dabei werden die Leser von stereoplay unweigerlich an die Produkte von B&O denken. Jetzt kommt aus England ein flunderflacher, höchst eleganter Augenschmaus, der Vollverstärker und Streaming-Client miteinander vereint: der Sonneteer Morpheus. Er ist gerade mal 5 Zentimeter tief, versehen mit einer glänzenden Acryglas-Front, die von (optional auch farbigem) Metall umrahmt wird, sowie auf das Wesentliche reduzierten Bedienelementen. Die optischen Qualitäten sind traumhaft - um den Namensgeber, den griechischen Traumgott Morpheus, gleich zu Beginn des Tests ins Spiel zu bringen.

Hypnos, Göttervater von Morpheus, hätte seine Freude am zyklopisch in der Mitte des Geräts prangenden Steuerrad gehabt, das nicht nur die Blicke, sondern auch gleich den Spieltrieb auf sich zieht - und mit dem man auf einfache Weise durch die verschiedenen Modi des Geräts navigieren kann. Hinter der aufgeräumten Acrylglas-Front leuchtet dazu ein kleines Display.

Miniatur-ICs als Endstufen

Im Innern des Morpheus verbirgt sich eine sehr sauber layoutete Platine, auf der sich die komplette Steuerung und die Vorverstärker-Sektion befinden. Lediglich die Endstufen thronen auf kleinen Platinen darüber. Wer hier nach fetten Endstufen-Transistoren sucht, der sucht vergeblich. Kleine, nicht einmal fingernagelgroße ICs übernehmen die Schwerarbeit: Sonneteer setzt auf Class-D-Digitalverstärker.

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Nur scheckkartengroß: Das Display mit einer Punktmatrix gibt Auskunft über gespielte Titel und führt durch das übersichtliche Menü.
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Auf der Rückseite ist der Morpheus offen für drei Stereo-Cinch-Quellen; an den Seiten bietet er sich SD-Karten, USB-Sticks und über eine 3.5-Millimeter-Stereoklinke auch iPod & Co. an. Der USB-Eingang versorgt im Bedarfsfall ebenso die Akkus der schweren Metall-Fernbedienung - ein cleveres Detail, das zeigt: Hier haben sich die Ingenieure nicht nur am Design ausgetobt, sondern auch an die kleinen Dinge des Alltags gedacht. Optional erhältlich ist ein Bluetooth-Modul, das Zugriff auf im Handy gespeicherte Musik gestattet.Ausgangsseitig bietet der Morpheus Anschluss für ein Boxenpaar und einen Vorverstärker sowie einen "Expansion Slot", an dem sich später weitere Sonneteer-Gerät andocken lassen sollen.

So schlicht und übersichtlich wie die Front des Sonneteer (lediglich je nach Modus unterschiedlich belegte Tasten für Abspielsteuerung und Quellenwahl sowie ein Standby-Knopf finden sich auf ihr) ist auch das 6,5 x 3,5 Zentimeter große Display. Nur Text, keine Grafik, einfache, aufs Wesentliche reduzierte Bedienung ist dort das Äquivalent zum Design. Einmal am Zyklopen-Auge gedreht und mit einem Druck bestätigt - schon ist man im Konfigurations-Menü. Vieles geht hier vollautomatisch.

Etwas Netzwerk-Erfahrung ist hilfreich

Ein bisschen Netzwerkwissen sollte allerdings vorhanden sein, will man den Morpheus ins WLAN-Netzwerk einbuchen: Je nach Routermodell und Sicherheitsgrad sowie Sichtbarkeit des Netzwerks sollte man mit Begriffen wie IP-Adresse, SSID oder Gateway nicht auf Kriegsfuß stehen. WLAN-Zugang zur redaktionseigenen Fritz-Box gab's erst nach manueller Konfiguration. Doch auch hier zahlt sich das übersichtliche Menü aus, Schritt für Schritt kommt man zum Ziel. Wer verkabelt ins Heimnetz einsteigt, wird davon gar nicht berührt.

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Aufs Wesentliche beschränkt: Die Steuertasten für Wiedergabe und Menü sind je nach Modus mit unterschiedlichen Funktionen belegt.
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Sobald diese Einstellungen gemacht sind, ist der Morpheus spielbereit. Auswahl "Mediaplayer" am Drehknopf, ein Druck - und er ist offen für Dateien vom USB-Stick (unter anderem MP3, WMA, AAC, AIFF und FLAC). Zügig werden die Daten eingelesen sowie sauber nach Künstler und Album geordnet auf dem kleinen Display präsentiert. Einzelne Titel oder ganze Alben werden mit einem weiteren Druck aufs Zyklopenauge in die Playlist aufgenommen.

Doch nicht nur USB-Sticks können nach Musik durchsucht werden: Die übersichtliche Bedienungsanleitung beschreibt genau, wie man auf dem PC oder MAC einzelne Ordner mit Musikdateien für das Netzwerk freigeben kann. Diese werden dann vom Morpheus ebenfalls indiziert und eingebunden.

Ein weiterer Dreh am Einstellrad, und der Morpheus nimmt Kontakt zu uPnP-Servern auf. Im stereoplay-Hörraum war Asset uPnP sofort gefunden, das Browsen der unterschiedlichsten Suchbäume lief zügig und problemlos.

Hochbit-Unterstützung wird nachgereicht

Wem das integrierte Display zu klein ist, der steuert die Wiedergabe über einen uPnP-Controlpoint. Der Plugplayer auf einem iPod beispielsweise verstand sich auf Anhieb mit dem Sonneteer, sollte aber während der Wiedergabe nicht in den Sleep-Modus gehen.

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USB-Buchse mit Mehrwert: Hier docken nicht nur Sticks mit Musik an, hier werden auch die Akkus des Ferngebers aufgeladen - ganz einfach per USB-Kabel.
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stereoplay-Tipp: Selbst Formate, die der Sonneteer nicht von vornherein abspielen kann, lassen sich mit Asset uPnP "on the fly" ins WAV-Format wandeln - Asset muss nur entsprechend konfiguriert werden.

Dies ist besonders für Hochbit-Dateien wichtig: Der Morpheus beschränkt sich derzeit noch aufs CD-Format, sein Wandler ist aber 24-bit/96-kHz-fähig. Ein Software-Update, so heißt es, wird Hochbit-Wiedergabe ermöglichen.

stereoplay wünscht sich für dieses Update noch zwei Verbesserungen: gapless playback für die unterbrechungsfreie Wiedergabe und eine Möglichkeit, innerhalb von Titeln vor- und zurückzuspulen.

Internatradio-fähig ist der Sonneteer ebenfalls - die Sendersuche funktionierte problemlos, auch Podcasts waren im voreingestellten Angebot, das sich im Internet an eigene Bedürfnisse anpassen lässt: Auf www.reciva.com definiert der Benutzer individuelle Profile.

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Boxen-Ausgänge, drei Stereo-Cinch-Inputs, ein Pre-Out, ein spezieller Expansion Slot, LAN-Anschluss und Stromversorgung - auch rückseitig findet sich nur das Wesentlichste.
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Auch klanglich ein Traum?

Im Hörraum fuhr stereoplay gleich ein ganz großes BoxenKaliber auf: die leistungshungrige Magico M5, zugegeben ein wirklich harter Test. Der Morpheus schaffte logischerweise keine Party-Pegel, am Ende der Leistungsskala sprach die Schutzschaltung an. Doch bis dahin überzeugte er bei USB und Netzwerk mit einer sauberen Melodieführung, klarer Durchzeichnung, einer super Ortung und sensiblen Betonungen. Über USB klang er minimal entspannter als über Netzwerk. Der Sonneteer ist kein Prügler, er legte einen feinauflösenden, recht highendigen Auftritt hin.

Besser harmonierte die Epos Encore 50 mit dem Sonneteer. Ihr viel höherer Wirkungsgrad kam den Class-D-Endstufen zupass, die Wiedergabe geriet nochmals hörbar schwungvoller.

Im Hördurchgang mit den Analogen-Eingängen war zu bedenken, dass der CD-Input ein Hochtonfilter besitzt und so die AUX-Eingänge empfehlenswerter sind. Über sie zeigte der Morpheus im Vergleich zum Netzwerkanschluss mehr Kraft im Grundton und machte subjektiv mehr Power.

Mit einer externen Endstufe oder Aktivboxen ließ sich der Morpheus deutlich aufwerten. Kompliment an die Entwickler, zeigt das doch, dass sie die Vorstufe auf hohe Klangqualität getrimmt haben, um für eine Erweiterung gerüstet zu sein.

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