Testbericht

Vincent CD-S 1.1 II

8.1.2008 von Redaktion connect und Christof Hammer

Gelungenes Update: Vincent verbesserte seinen Röhren-CD-Spieler.

ca. 2:35 Min
Testbericht
  1. Vincent CD-S 1.1 II
  2. Datenblatt
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© Archiv

Für 990 Euro bietet die chinesische Firma Vincent einen ungemein soliden Player. Wertigkeit signalisieren schon die Äußerlichkeiten: prächtig die Anfassqualität, makellos das Druckgefühl der Tasten. Ganz durchhalten konnte Vincent die aufwendige Bauweise jedoch nicht überall- die CD-Schublade des komplett bei Philips zugekauften Laufwerks wirkt im Vergleich fast schon etwas klapprig.

Innere Werte

Unter seiner stattlichen Haube ist der Vincent denn auch durchgehend ebenso akkurat gegliedert wie imponierend in der Ausstattung: Das linke Fach gehört allein dem mächtigen Netzteil, das, fast wie der Tresorraum einer Bank, von einem metallenen Sarkophag abgeschirmt wird. In der Mittelsektion lagert das Laufwerk, umgeben von einem Arsenal extrem vertrauenswürdig anmutender, rot eloxierter Kühlkörper, das rechte Abteil schließlich beherbergt die Audio-Chips, D/A-Wandler und Schaltkreise mit einer niedlichen, ungefähr drei Zentimeter hohen Mini-Röhre als auffälligstem Bauteil. Wichtigster Unterschied zur ersten Version: Bedienungs- und Programmierfunktionen des neuen Modells wurden verbessert und die Platinen der Laseransteuerung sowie der Hauptprozessor modifiziert - das erhöht die Geschwindigkeit beim Einlesen der CD.

Dass es sich beim analogen Part des Vincent um eine (halbe) Röhre, oder, um präzise zu sein, um einen Hybrid, also als Zwitter aus Röhren- und Transistortechnik handelt, signalisiert übrigens bereits das "warm-up"-Lämpchen auf der Gerätefront. Die Messungen der TEST-factory, die für AUDIO die Laborwerte ermittelt, bestätigen ein vorbildlich harmonisches Klirrspektrum. Auch die weiteren Daten stellen dem Vincent ein vorbildliches Zeugnis aus: manierlich das Rauschen mit 90 db Störabstand, sensationell niedrig gar der Jitterwert von 128 Picosekunden. Wesentlich geringere digitale Taktschwankungen haben in der AUDIO-Messung noch nicht einmal mehrfach teurere Player hingelegt. Das berüchtigte Aufrauhen des Klanges durch nicht präzise getaktete Signale droht hier also nicht.

Hörtest

Gut warmgespielt, entpuppte sich der Vincent als ein Player mit klaren Stärken - und der ein oder anderen Schwäche.

Bruckners 5. Symphonie, Track 7 der AUDIO "pure-music"-CD 3 (Bose), hörte man über den zum Vergleich herangezogenen Creek Evolution einfach einen Tick entspannter zu, das kecke Klarinettenmotiv klang hier mehr "im Fluss". Dass der Vincent ihm auf anderem Terrain durchaus Paroli bieten konnte, in manchen Details gar die Nase leicht vorne hatte, zeigt umgekehrt dessen Qualitäten. Den Eröffnungstitel der "pure-music"-CD, Mozarts furiose Figaro-Ouvertüre, bildete er mit markanterer Attacke und viel Schmiss ab, und auch die tiefdunklen a-capella-Arabesken im Intro von Seals "Kiss From A Rose" (von der Gold-CD "Vocal Heroes", Zounds) zeichnete er einen Tick farbsatter, schwärzer. Ein Eindruck, der sich fortsetzte: Geht es um Druck, um direkt sich vermittelnden Hörspaß, entpuppte er sich als ein vorzüglicher "Gute-Laune-Player". Ob die Celli im ersten Thema des Bruckner-Finales oder die Bass- und Drumparts der "Versions" von Thievery Corporation (ESL): All das stellte der Vincent mit viel Verve in den Raum. Dass der Creek der distinguiertere, musikalisch reifere Player bleibt, schmälert die Tugenden des Vincent keineswegs. Zumal er die Fähigkeit besitzt, HDCD-Discs auslesen zu können.

Eines zeigt der Vincent ganz klar: Nicht nur zwischen 1000- und 5000-Euro-Playern gibt es noch Unterschiede, sondern auch zwischen gleichrangigen. Mit der Eleganz des Creek spielt er nicht auf. Dennoch ist der CD-S1.1 ein prima Investment. Das leichte Minus an musikalischer Feinzeichnung macht er durch hochwertige Verarbeitung, feine Technik sowie viel Schmiss und Spielfreude wett.

Fazit:

Der CD-S1.1 ist kein "Softie": Er spielt Musik mit einer hörbaren Autorität, die sensible Ohren fast als etwas schroff empfinden mögen. Eben dieser Stil gefällt mir aber exzellent. Und einen Kredit muss man für diesen kernigen Chinesen auch nicht unbedingt aufnehmen.


Vincent CD-S 1.1 / II

Vincent CD-S 1.1 / II
Hersteller Vincent
Preis 990.00 €
Wertung 100.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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