Testbericht

Trigon Chronolog

4.5.2012 von Bernhard Rietschel

Mit dem Chronolog baut der deutsche Hersteller Trigon eine Universal-Digitalquelle erster Güte: Äußerlich dominiert Einfachheit und mechanische Präzision, hinter den Kulissen trifft Computertechnik auf klassisches HiFi-Handwerk.

ca. 4:50 Min
Testbericht
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Trigon Chronolog
Trigon Chronolog
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Pro

  • Extrem vielseitiger Musik-Server mit samtigen Klang

Contra

  • Keine Pausentaste am Gerät

Die Ankündigung dieses Tests enthielt einen kleinen Fehler - der dem Kasseler Hersteller Trigon dennoch sofort auffiel: Da stand, die Hessen hätten einen eigenen Netzwerkplayer entwickeln lassen - korrekt hätte es entwickelt heißen müssen.

Wenn man auf ein Produkt so stolz ist wie Rainer Reddemann und Fiete Mieglitz, macht das einen großen Unterschied. Schließlich ist Reddemann nicht nur Geschäftsführer bei Trigon, sondern zeichnet auch für die Audio-Platine des Chronolog verantwortlich. Und Mieglitz ist kein externer Dienstleister, sondern seit Jahren festes Mitglied im kleinen, feinen Trigon-Team, zuständig für alles, was sich programmieren lässt. Der Chronolog beschäftigt ihn schon seit Jahren - einen Musikserver mit automatischer Ripfunktion, intelligenter Metadatenpflege und einem Höchstmaß an Zukunftssicherheit ohne Rückgriff auf vorgefertigte Lösungen zu entwickeln, ist keine Aufgabe, die man mal eben nebenher erledigt.

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Nicht nur fürs iPad: Hintergrundinfos zur laufenden Musik (hier Carl Craig) liefert das Web-Interface auf jedes webfähige Gerät. Ein nicht zu lahmer Prozessor und gutes WLAN sollten aber schon ein - dann laden und scrollen die Menüs schön geschmeidig.
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Netzwerkplayer und Musikserver unterscheiden sich von klassischen HiFi-Geräten vor allem dadurch, dass sie mitwachsen und sich kontinuierlich weiterentwickeln können - dies sogar müssen. Damit der Chronolog auf viele Jahre flexibel bleibt, wählte Mieglitz als technische Plattform ein PC-Board mit energiesparendem Atom-Dualcore-Prozessor und geräuschloser Kühlung.

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Ein Linux-Betriebssystem und Software auf Open-Source-Basis soll dabei ein Höchstmaß an Freiheit garantieren. Der Benutzer bekommt vom IT-Hintergrund freilich nur wenig mit: Er sieht schicke grafische Bedienoberflächen - gleich drei verschiedene, je nachdem, wo und wie er den Player steuert. Im einfachsten Fall benutzt er dazu die wenigen Tasten und das Matrixdisplay an der Gerätefront. So lassen sich bereits Alben aussuchen und starten, oder auch Einstellungen in den ausgedehnten Optionsmenus ändern.

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HI-RES mal anders: Auf dem TV-Schirm beeindruckt der Trigon mit knackigem HD-Menü. Inaktive Menüpunkte erscheinen in dezentem Grau - auf dem Bildschirmfoto sind sie leider untergegangen -, der "Now Playing"-Screen rechts unten lässt sich per Knopfdruck bildfüllend vergrößern.
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Schöner und übersichtlicher wird's, wenn man dem Chronolog einen Monitor zur Seite stellt, anschließbar via DVI oder HDMI: Nun erscheinen die Menüs in Full-HD-Qualität, mit animierten Übergängen und Foto-Hintergründen und mit blitzartigem Ansprechen selbst beim Stöbern in riesigen Bibliotheken.Die eleganteste Steuer-Option für den Alltag ist aber das Web-Interface - schon weil es sich aufs Wesentliche konzentriert und die beim TV-Menü manchmal verwirrende Optionenvielfalt ausblendet. Es lässt sich mit jedem PC, Tablet oder Smartphone verwenden, solange darauf ein Web-Browser läuft.Einen Internetzugang braucht man zum normalen Hören natürlich nicht - benötigt wird er aber (logischerweise) fürs Webradio und zum Rippen von CDs.

Fein Gerippt fu?r alle Player

Eine neue Scheibe ins Festplatten-Archiv zu überführen geht denkbar einfach: CD ins Slot-Laufwerk schieben, im Hauptmenü "CD kopieren" auswählen, fertig. Neben den üblichen Metadaten holt der Chronolog auch Covermotive aus dem Web und legt sie als Bilddatei mit in den Album-Ordner; die Regeln zur Benennung der neuen Dateien kann der User dabei selbst festlegen. Das ist schon deshalb wichtig, weil der Chronolog seine Rip-Resultate in erster Linie auf externen Laufwerken ablegen soll - etwa auf einer NAS, die dann über ihre eigene Mediaserver-Funktion auch beliebige andere Netzwerkspieler im selben Haushalt versorgen könnte.

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Intern besitzt der Chronolog serienmäßig keine Festplatte, sondern einen lautlosen, zuverlässigen SSD-Speicher mit 64GB Kapazität, der neben dem Betriebssystem auch einen Teil der Musiksammlung horten kann. Wo die Musik letztlich lagert, und ob der Chronolog sie überhaupt selbst gerippt hat, ist sekundär - auch bereits existierende Sammlungen integriert der Player gern in seine Auswahllisten, wenn man ihm den Pfad zum entsprechenden Laufwerk verrät.Spielt man dann ein Album an, tauchen auf dem Schirm des Web-Controllers nicht nur Cover und Trackliste auf, sondern auch eine ausführliche Biografie des jeweiligen Künstlers - der sicher auch sehr damit einverstanden wäre, wenn er wüsste, dass sein Werk auf dem Trigon genau so wiedergegeben wird, wie er das geplant hat: in jeder erdenklichen Auflösung bis 24bit/192kHz, in jedem sinnvollen Dateiformat, selbstverständlich gapless und mit komfortabler Navigation auch innerhalb der Tracks - einfach an die gewünschte Stelle der Zeitleiste tippen, und schon springt die Wiedergabe dorthin.

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Unverkennbar: Das Anschlussfeld verrät, dass der Chronolog unter anderem ein PC-Board beherbergt. Es verrichtet seinen Dienst aber absolut lautlos.
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Dass es am Gerät selbst keine Pausentaste gibt (im Webinterface natürlich schon), ist allerdings weniger der Ehrfurcht vor den kompositorischen Leistungen geschuldet, sondern einem ganz banalen Umstand: An der aufgeräumten Chronolog-Front war dafür schlicht kein Knopf mehr frei.

Praxis: Musikarchiv anlegen und ordnen Gut möglich, dass das umtriebige Entwicklungsteam die Pausenfunktion - etwa über eine Doppelbelegung der Stoptaste - bald nachliefert. Fiete Mieglitz arbeitet permanent an Verfeinerungen in Funktion und Erscheinungsbild, allfällige Updates holt sich der Chronolog beim Start automatisch aus dem Internet.Am Klang kann Mieglitz dagegen nichts ändern - nachdem die Daten per asynchronem USB-Link das Audioboard erreicht haben, sind sie den Abstimmkünsten des Rainer Reddemann ausgeliefert. Was angesichts der wirklich vornehmen Wandlerbestückung und der niederohmigen, kräftigen Ausgangsstufen auch kein Grund ist, nervös zu werden.

Im Gegenteil: Im Klang des Chronolog ist totale Entspannung angesagt - ein reizvoller Kontrast zum kantig-technischen Äußeren und genau das, was viele Musikfreunde suchen. Im Hochton sanft, die Farben eher schimmernd als strahlend, im Bass kraftvoll voluminös, spricht der Trigon eher Genießer als Freizeit-Tonmeister an.Aufs erste Hineinhören verrät sich der Player sofort als großes HiFi - breitbandig, weiträumig, üppig in jeder Hinsicht, mit einer opulenten Abbildung, die Konturen im Zweifel eher etwas weichzeichnet, statt sie allzu ungnädig auszustanzen. Man kann sich also in Ruhe zurücklehnen und sich von neuen Funktionen überraschen lassen - der Klang wird und kann bleiben, wie er ist.

Fazit

Die Linie zwischen möglichst intuitiver Bedienbarkeit und größter Vielseitigkeit ist bei Musikservern schmal und nicht leicht zu finden - zumal sie für jeden Nutzer anders verläuft. Der Trigon Chronolog hat die Balance für meinen Geschmack gut getroffen. Trotzdem sollte man ihn in Ruhe kennenlernen, bevor man sich entscheidet. Ob ihnen der üppig-sahnige Klang entgegenkommt, wissen Klangmenschen dagegen nach wenigen Takten.

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