Testbericht

Testbericht: Vollverstärker "Krell S-300 i" um 2750 Euro

11.5.2009 von Redaktion connect und Bernhard Rietschel

Einen neuen Vollverstärker von Krell gab es schon lange nicht mehr. Umso gespannter war die Redaktion auf den bildschönen, dabei für Krell-Verhältnisse erstaunlich erschwinglichen S-300i.

ca. 2:50 Min
Testbericht
  1. Testbericht: Vollverstärker "Krell S-300 i" um 2750 Euro
  2. Datenblatt
image.jpg
© Archiv
image.jpg
Die Kühlkörper rechts und links sind nicht klein - sie sehen neben der riesigen Trafo-Torte nur so aus. Sollte der iPod-Eingang rechts neben den XLR-Inputs (unten) tatsächlich symmetrisch sein, hätte Krell ein bislang ungenutztes Feature des Taschenspielers entdeckt
© J.Winkler, Hersteller

Krell will ein Problem lösen, das manch anderer Hersteller gerne erstmal hätte: Die Marke hat deutlich mehr Fans und Verehrer als tatsächliche Besitzer. Der 300i könnte die Balance verschieben. Mit ihm rückt der Traum, einmal ein echtes US-Kraftwerk in der eigenen Anlage in Betrieb zu nehmen, so nah wie nie zuvor - oder ganz weit weg, je nachdem, wie eng man das mit dem Herkunftsland sieht. Denn der neue Vollverstärker wird zwar in den USA entwickelt, aber als erstes Krell-Gerät nicht im Stammsitz in Orange, Connecticut gefertigt, sondern in China.

Was den S-300i zwar zum günstigsten Krell-Amp aller Zeiten macht, ansonsten aber nicht im Geringsten auffiele, würde es nicht in außergewöhnlich großen Lettern quer auf der Rückwand stehen. Oberflächenqualität und Passgenauigkeit des Gehäuses sind keinen Deut schlechter als bei den US-Geschwistern, die Platinen sind mindestens ebenso sauber bestückt, und natürlich gewährt der Vertrieb auch auf den S-300i eine fünfjährige Garantie. Mit seinem großen, strahlend blauen Display und dem polierten Lautstärkeknopf im Revolvertrommel-Design sieht der schlanke, nur in Silber erhältliche Amp zudem viel besser aus als alle bisherigen Integrierten der Firma und erinnert optisch schon mehr an eine Light-Version der abgehoben teuren Edel-Baureihe Evo.

image.jpg
© J.Winkler, Hersteller

Physisch ist der 300er alles andere als "light", sondern satte 20 Kilo heavy. Genauer gesagt 19,5, wenn man die pfundschwere Vollmetall-Fernbedienung nicht mitrechnet. Die Kilos konzentrieren sich mittig in der vorderen Chassishälfte, wo ein 750VA-Ringkerntrafo nur darauf wartet, die Endstufen mit Strom zu fluten. Der Riesenrundling hält auch im Standby Kontakt zum Netz, was zwar vermeidet, dass der Einschaltstrom bei jedem Hochfahren das Licht zum Flackern bringt, dafür aber konstant satte 43 Watt aus der Dose saugt. Öko-Audiophile, auch die soll es geben, greifen also lieber hinters Gerät zum harten Trennschalter und freuen sich an dem satten "Klong", mit dem der S-300i die anrückenden Amperes begrüßt.

Stark und Schlau

Für die Power sind im Krell bipolare Sanken-Transistoren verantwortlich, vierparallele Paare pro Kanal im klassischen Gegentaktbetrieb. Die in größeren Krells durchgehende Symmetrie der Signalverarbeitung endet im 300i nach der Vorstufe; das XLR-Anschlusspärchen auf der Rückseite brachte im Test mit symmetrischen Quellen (Linn Akurate DS, Accuphase DP-500) folglich auch keine Klangvorteile. Ein weiterer symmetrischer Eingang soll sich in einer filigranen 30-Pol-Buchse verbergen, an der über ein mitgeliefertes Kabel ein iPod Anschluss findet. Das ist, falls es kein Übersetzungsfehler ist, hochinteressant, denn symmetrische Ausgänge sind in den Pin-Belegungsplänen der iPod-Flachbuchse nirgendwo dokumentiert.

Egal ob symmetrisch oder nicht - mit Apple-Lossless-Dateien klingt der Taschenspieler am Krell wie ein ernsthafter CD-Player. Und da der iPod über seine kurze Nabelschnur gleichzeitig Strom bekommt, lassen sich auch die etwa mit dem iPod Touch möglichen Streaming-Radio-Anwendungen uneingeschränkt nutzen, ohne den Akku zu belasten - einen richtigen Tuner brauchen dann eigentlich nur noch Rundfunk-Traditionalisten, die die gleiche Qualität lieber mit mehr Aufwand und kleinerer Programmauswahl erkämpfen.

Druckvoll und Dezent

Für den eigentlichen Hörtest übernahm der iPod Touch des Autors aber wieder seine gewohnte Hörraum-Funktion - als Controller für den Linn-Netzwerkspieler Akurate DS. In der Playlist lagen unter anderem die Symphonischen Tänze von Rachmaninoff in der ultra-hochauflösenden 24Bit/176.4kHz-Version von Reference Recordings, ferner wunderbar atmosphärischer Ambient-Pop von Bliss ("No One Built This Moment", edel) und eine Auswahl erstaunlich remasterter Beatles-Klassiker ("Love", Apple/EMI). Egal welche Musik lief, der Krell spielte den als erste Prüfung aufgebauten Unison Unico Secondo (105 Punkte) mit dessen eigenen Waffen an die Wand - noch druckvoller, wo der Italiener auf Druck setzte, noch breiter und stabiler die Bühne, noch mehr glaubhaften Körper für die Sänger.

Der mühelosen Transparenz und Feindynamik des fünf Punkte über dem Unico rangierenden Symphonic Line RG9 MkIV konnte der Amerikaner schon weniger entgegensetzen. Bei gänzlich unterschiedlichem Charakter - der Amerikaner edel-matt mit breiter Bühne, der Deutsche akkurater in der Zeichnung und präsenter im Ton - einigten sich die beiden auf ein Patt auf allerhöchstem Niveau.

Krell S-300 i

Krell S-300 i
Hersteller Krell
Preis 2750.00 €
Wertung 110.0 Punkte
Testverfahren 1.0

Nächste passende Artikel

Krell Evolution 402e

Endstufe

Krell Evolution 402e im Test
image.jpg

Testbericht

Monoblock-Endverstärker Krell S 150
image.jpg

Vergleichstest

Monoblock-Endverstärker AMP Mono Mk 2, Krell S…
image.jpg

Testbericht

Krell FBI
image.jpg

Testbericht

Krell Evolution 900
image.jpg

Testbericht

Krell Evo 302
Ayon Scorpio XS im Test

Röhren-vollverstärker

Ayon Scorpio XS im Test
Nubert nuConnect ampX

Streaming-Vollverstärker

Nubert nuConnect ampX im Test
Überrasch’ mich!
mehrweniger

Mehr zum Thema

image.jpg

Testbericht

Krell FBI

Audreal, PA-M

Vollverstärker

Audreal PA-M im Test

Arcam A49 im Test

Transistor-Vollverstärker

Arcam A49 im Test - Ganz große Pläne

Marantz PM 7005

Vollverstärker

Marantz PM 7005 im Test

Vollverstärker Technics SU C700 im Test

Vollverstärker

Technics SU C700 im Test

Weiter zur Startseite