Testbericht und Anlagenkonzept

Test: Vollverstärker Rega Brio R

26.7.2011 von Bernhard Rietschel

AUDIO ergänzt erschwingliche audiophile Vollverstärker zu Anlagen, die besser klingen als die Summe ihrer Einzelkomponenten. Teil 1 der neuen Serie ist dem neuen Rega Brio R (700 Euro) gewidmet.

ca. 3:20 Min
Testbericht
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  1. Test: Vollverstärker Rega Brio R
  2. Datenblatt
Rega Brio R
Rega Brio R
© Herbert Härle / MPS / Archiv

Dass das preiswerteste Modell eines Herstellers nicht immer und in allen Ketten das schlechteste sein muss, wissen vor allem Fans englischer Verstärker-Baukunst schon lange. Die Einstiegsgeräte etwa von Rotel, NAD, Naim oder Creek verströmen seit jeher eine besondere Magie, die selbst bei Leuten wirkt, die sich teurere Amps locker hätten leisten können. Mit geradlinigen, nicht durch übertriebenes Leistungsstreben verwässerten Schaltungen und ihrem ausgeprägten Klangcharakter bieten sie ideales Ausgangsmaterial für kreative Anlagenbauer.


Rega Brio R
Der Gehäusemantel des Brio besteht aus Stahl, Front- und Rückblende sind dagegen aus Plastik befertigt. Die Phono-Masseklemme befindet sich - gerade noch sichtbar - am Geräteboden.
© MPS

Bei Rega ist es das Modell Brio, das Audiophile mit Budgetgrenzen seit nunmehr zwei Jahrzehnten besonders reizt. Der komplett neu konstruierte Brio R, da ist sich AUDIO nach diesem Test sicher, wird diese Tradition auch in Zukunft wahren.

Das hinzugekommene R im Namen steht, wenig überraschend, für Remote. Der Brio ist also endlich fernbedienbar, wobei sich die Briten große Mühe gegeben haben, den Komfort-Zuwachs nicht mit Klangeinbußen zu bezahlen: Ein hochwertiges ALPS-Motorpoti kontrolliert den Pegel, wie die gesamte Bedienlogik alimentiert durch eine sauber von der Audioschaltung getrennte Stromversorgung.

Rega Brio R
SMD-bestückte Eingangs- und Treiberstufen (Platinenmitte) ermöglichen kürzeste Wege für Signale und Stromversorgung. Die Seitenprofile dienen als Kühlkörper und werden im Betrieb ordentlich warm.
© MPS

Warum der Brio R mehr kosten muss als sein Vorgänger Brio 3 , wird auf einen Blick klar, nachdem man den auffallend dicken und schweren Stahlblech-Deckel mit sechs Inbus-Schrauben gelöst und von den Profil-Seitenwangen abgehoben hat: In der R-Klasse stecken trotz der kleineren Karosserie mehr und auch deutlich bessere Bauteile, von den Eingangswahl-Relais bis hin zu den Folienkondensatoren an verschiedenen Stellen der Schaltung. Selbst der Lautstärkeknopf, bisher eher Marke Shampoodeckel, besteht jetzt aus massivem, gedrehtem Aluminium.

Rega Brio R
Die Endstufe ist kräftig (51/77W an 8/4Ω, AK=48), aber wenig stabil an Phasendrehungen
© AUDIO

Die eigentliche Verstärkerschaltung des Brio kombiniert Darlington-Endtransistoren von Sanken mit einer Class-A-Treiberstufe, die Rega-Elektronikspezialist Terry Bateman auf besonders niedrigen Ausgangswiderstand optimiert hat. Die Umstellung auf SMD-Technik (Surface Mount Devices: Bauteile, die ohne Drahtbeine direkt auf die Platine gelötet werden) und ein geschicktes Platinenlayout ermöglichen trotz des größeren Schaltungsaufwands einen sehr kompakten Aufbau mit kurzen Signalwegen.

Rega Brio R
Die Rauschabstände (94dB Line, 78dB Phono) sind sehr gut, ebenso der leistungsabhängige Verlauf der Klirr-Oberwellen
© AUDIO

Mehr Autorität und Finesse

Wie sein Vorgänger bietet auch der Brio R einen MM-tauglichen Phonoeingang, der sich im Hörraum hervorragend schlug und den typischen Vinylklang, abgetastet etwa von einem Goldring 2500 , noch unverfälschter transportierte, als das der MM-Eingang des alten Brio schaffte. Vor allem am unteren und oberen Ende des Frequenzgangs schien der neue Amp zugelegt zu haben.

Der Eindruck wiederholte sich mit CDs: An der KEF Reference 207 , die den Brio 3 noch hörbar überforderte und leicht mittenlastig klingen ließ, wirkte der Brio R schon souveräner, oben sauberer und unten druckvoller - wie ein etwas größerer Amp. Schon dem Dreier hatte die Redaktion mit 85 Punkten eine sehr hohe Einstufung verliehen - freilich mit einem zugedrückten Auge, da das Ergebnis recht deutlich vom Lautsprecher abhing und mit der überdimensionierten KEF-Referenz kaum reproduzierbar war.

Der Brio R ließ sich dagegen selbst von dem messtechnisch stabileren Creek Evo nicht abhängen: Legte der mit kräftigerem Bass und breiter Bühne vor, konterte der Rega mit feineren Dynamik-Abstufungen und sehr straffem, präzisem Timing. Perfekt ist die Paarung (schon aus preislichen Gründen) aber nicht, weshalb sich AUDIO im umfangreichen Boxenlager auf die Suche nach einem adäquateren Wandler machte.

TraumPartner von Tannoy

Nach einer langen Hör-Nacht standen die AUDIO-Empfehlungen fest. Generell funktionierten Stand- besser als Kompaktboxen, aber nur eines von bestimmt einem Dutzend probierter Paare passte wie angegossen: die Tannoy Revolution DC 6T , eine erfreulich gut verarbeitete Zweieinhalbwege-Konstruktion mit ungeheuer präzise abbildendem Mittelhochton-Koax.

Rega Brio R
Anlagen-Empfehlung: Rega Brio R, Rega DAC, Tannoy Revolution DC 6 T
© AUDIO

Wunderbar offen, aber ohne ins Helle zu kippen, dabei rhythmisch zwingend und mit sehr ausgewogenem Mitteltonbereich, spielte die englisch-schottische Kombi auch deutlich teurere Anlagen mühelos an die Wand und zeigte eindrucksvoll, dass perfekte Synergie mehr wert ist als isolierte Höchstleistungen.

Die Tannoy schien die Stärken des Brio R hervorzuheben und seine Schwächen elegant zu umspielen; die Musik besaß nun genau jene Mühelosigkeit und Stimmigkeit, die dem Rega an der Superbox noch fehlte. Als perfekte Quelle für diese Kombination erwies sich der Rega DAC, und zwar nicht (nur) aus Designgründen. Sein knorriger, kraftvoller Bass- und Grundtonbereich gab dem eher schlanken Brio willkommenes Extragewicht, ohne die Präzision zu gefährden.

Zählt man den digitalen Zuspieler mit (bei dem es sich zum Beispiel um eine Squeezebox Touch , ein Sonos oder auch einfach einen alten CD-Spieler handeln könnte), ist das komplette Frontend zwar etwas teurer als der Verstärker. Aber wenn eine Kette für nicht mal 3000 Euro so spielt, fragt niemand mehr nach den Einzelpreisen.

Fazit

Messtechnisch unterscheidet sich der neue Brio kaum von seinem Vorfahren, klanglich ist er aber merklich ausgewogener und souveräner geworden. Als Kette mit dem hauseigenen DAC und den Tannoys dürfte er nicht nur bei anglophilen Ein- und Aufsteigern für Fußwippen sorgen.

Rega Brio-R

Rega Brio-R
Hersteller Rega
Preis 700.00 €
Wertung 90.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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