Testbericht
Test: Vollverstärker Musical Fidelity AMS 35i
Da das Kürzel "AMS" für Antony Michaelson Signature steht, erwartet man mit dem AMS 35i (7500 Euro) etwas ganz Besonderes, ein persönliches Technik-Statement des Firmengründers - und bekommt es auch. Michaelson kehrt damit gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück, denn wie der allererste Amp, den er im Zeichen der "Musikalischen Treue" verkaufte, ist auch der AMS 35i ein hundertprozentiges Class-A-Design.
- Test: Vollverstärker Musical Fidelity AMS 35i
- Datenblatt
Indem die Ausgangstransistoren konstant mit maximalem Ruhestrom laufen, vermeidet Class A die sonst mit Gegentakt-Konstruktionen unvermeidlichen, hässlich klingenden Übergangsverzerrungen. Das ist etwa so, als würde man im Auto, um Gaswechsel-Rucken zu vermeiden, konstant Vollgas geben und die Geschwindigkeit ausschließlich mit Kupplung und Bremse dosieren. Mit dem kleinen Unterschied, dass die heißen Amps im Gegensatz zum Dauerbleifuß nicht zu sozialer Auffälligkeit führen und bei korrekter Auslegung und gewissenhaftem Aufbau auch langzeitstabil und sogar halbwegs ökonomisch betreibbar sind.
Letzteres geht allerdings nur mit einer gewissen Selbstbeschränkung im Leistungsangebot: Für jedes Watt an potentieller 8-Ohm-Leistung muss man konstant etwa den zehnfachen Wert verheizen - hier sind es gemessene 291W.
Ein extrem massives Gehäuse aus gefrästen Aluplatten und nach Maß gefertigten Kühlkörpern sorgt für eine gleichmäßige Abfuhr der überschüssigen Leistung - der Musical Fidelity AMS 35i gehört zu den wenigen Verstärkern, die zumindest theoretisch umso kühler laufen, je lauter sie spielen. Passend zur wuchtigen Rückwand zeugen auch die fest mit ihr verschraubten Eingangsbuchsen und die mächtigen Lautsprecherausgangs-Klemmen von freizügigem Materialeinsatz.
Die abstrus dimensionierte, kiloschwer aus dem Vollen gehauene Fernbedienung einmal ausgenommen, ist alles am Musical Fidelity AMS 35i direkt der Funktion geschuldet - und nebenbei hübsch gestaltet: Einfach schön zu wissen, dass das kleine Typenschild aus Edelstahl besteht und daher auch in zehn Jahren noch glänzt. Noch schöner ist es, mit der Hand über das seidige, an klassische Kameras erinnernde Finish des riesigen Gehäuses zu streichen - vor allem, wenn es nach einer halben Betriebsstunde rundherum schön warm ist.
Am allerschönsten ist es aber, mit dem AMS 35i Musik zu hören. Die enorme Kontrolle, die der Musical Fidelity trotz seiner eher bescheidenen Leistung über die Lautsprecher ausübt, hört man zuerst an einem fabelhaft differenzierten Bass. Besser gesagt: einer ganzen Basswelt, vom Knurren eines Fender Precision Bass bis zu Singen eines Fretless, vom Druck subsonischer Dub-Basslinien bis zum holzigen Federn eines alten Jazz-Kontrabasses. Eskimos haben 50 Wörter für Schnee, Beduinen sicher 100 für Sand. Der Musical Fidelity AMS 35i scheint 1000 für Bass zu kennen - ein elektronischer Duden des Donners.
Wider Erwarten wird dabei der Mittelhochton nicht plüschig-warm, sondern bleibt bei aller Farbenpracht sehr konturiert, durchhörbar, manchmal fast schlank. Was nicht stört, weil der Amp in jeder, absolut jeder Situation vor allem eines bleibt: unangestrengt. Diese Lässigkeit, die jedoch nie nachlässig wirkt, hat der AMS 35i offensichtlich seiner Endstufen-Cousine AMS 50 abgeschaut.
Und obwohl er mit deren röhrenbestückter Vorstufen-Schwester Musical Fidelity Primo praktisch keine technischen Parallelen hat, findet sich mit Cinemascope-artig breiter Abbildung auch von ihr eine großzügige Leihgabe im Klang des Vollverstärkers. Man kann diese Weite und Natürlichkeit selbst mit einem Accuphase E-560 - auch er übrigens ein Class-A-Amp - nur noch um eine Winzigkeit steigern. Was nichts daran ändert, dass der Musical Fidelity AMS 35i schnell und vor allem dauerhaft das erhabene Gefühl erzeugt, einen perfekten Verstärker vor sich zu haben.
Musical Fidelity AMS-35i
Musical Fidelity AMS-35i | |
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Hersteller | Musical Fidelity |
Preis | 7500.00 € |
Wertung | 125.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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