Testbericht

Test: Standlautsprecher Piega Coax 30

17.6.2011 von Redaktion connect

Die Piega Coax 30 (8000 Euro pro Paar) ist sehr spielfreudig, luftig, lässig und homogen, und trotz ihrer zierlichen Erscheinung mit einem, erstaunlich sattem Bass gesegnet.

ca. 2:35 Min
Testbericht
  1. Test: Standlautsprecher Piega Coax 30
  2. Datenblatt
Piega Coax 30
Piega Coax 30
© Archiv
Piega Coax 30
Schweizer Präzision: Der selbstentwickelte Koax-Bändchen in Einzelteilen. Links die Neodym-Magnete hinter der Folie, rechts die in Mittel und Hochton geteilte Folie, bei der alle drei Achsen ein identisches Zentrum genau im Mittelpunkt haben.
© MPS

Dort, wo Leo Greiner und Kurt Scheuch arbeiten, würde manch anderer gerne seinen Urlaub verbringen. Direkt am Wasser des Zürichsees steht die Fabrik, in der die beiden Piega-Gründer seit 1986 ihre edlen Lautsprecher entwickeln und fertigen. Als deren Markenzeichen fungiert seit jeher das Hochtonbändchen.

Neben dieser Eigenentwicklung profilierte sich Piega über wohnraumfreundliches Design. Um die Mischung aus schlanken, gleichzeitig steifen Gehäusen und edel glänzenden Oberflächen zu verwirklichen, mussten sich die Eidgenossen ein gehöriges Wissen in der Aluminium-Verarbeitung aneignen.

Piega Coax 30
Passt zu: Bei dieser Box sollte man bei der Suche nach einem passenden Verstärker auch auf die Optik achten. Der Burmester 032 ergänzt mit seinem chromglänzenden Design den coolen Alu-Look der beiden schweizer Präzisionsinstrumente. Ansonsten macht sich ein T+A gut oder zur schwarzen Variante ein Naim.
© Archiv

Luxus in der Chefetage

Doch das eigentliche Meisterstück der Piega Coax 30 steckt in der obersten Etage der 1,11 Meter hohen Klangsäule: Es handelt sich um ein koaxiales Bändchen-System. Als Membran und Antrieb fungiert eine 20 µm dünne Aluminiumschicht. Die als Krafttreiber benötigte Flachspule wird in einem komplizierten Sprühnebel-Ätzverfahren hergestellt.

Piega Coax 30
Auf den Hörer richten, Koax-Bändchen auf Ohrhöhe, Hörabstand ausprobieren. Freistehend oder wandnah.
© AUDIO

Außen herum spannt sich die quadratische Mittelton-Membran, die ebenfalls aus nur 20 µm starker Alufolie besteht. Beide Membranen befinden sich auf einer Ebene und weisen ein identisches Zentrum aller Achsen auf - perfekte Voraussetzungen zur Vermeidung von Interferenzen und Laufzeitunterschieden. Eine Strukturprägung steigert die Steifigkeit der hauchdünnen Hochtonfolie, die mit ihrem Subchassis, einem glasfaserverstärkten Epoxyträger, zum Schutz vor Schwingungen in Gummi gelagert ist.

Den Wirkungsgrad dieser filigranen Konstruktion gibt der Hersteller mit 100 dB an. Das optimale Abstrahlverhalten des Koaxial-Bändchens ermöglicht den Einsatz bereits ab 400 Hz. Das erleichtert den Schweizern den Anschluss an die beiden hochwertigen Tieftöner. Die laufen mit ihren turbinenförmig versteiften, beschichteten Papiermembranen von nur 15 cm Durchmesser locker ohne störende Bündelungseffekte bis zu dieser Übernahme-Frequenz hoch. Die extrem schmale, nur 19 cm breite Schallwand trägt dazu bei, dass die Piega geradezu mustergültige Voraussetzungen für optimale Schallausbreitung besitzt.

Piega Coax 30
Tief, ausgewogen mit leichter Brillanzsenke.
© AUDIO

Praxis-Beweis

Die Übertragbarkeit der schönen Theorie in die raue Praxis bewies der Hörtest. Die Musik löste sich beinahe mustergültig von den silbernen Säulen. Die beiden spritzigen Schweizer boten viel natürliche Atmosphäre und wenig Kisten-Klaustrophobie. Besonders schön entfaltete sich der Klang von Live-Aufnahmen im Hörraum. Altmeister Elvis Costello stand greifbar im Zentrum des Geschehens, während sich der tosende Applaus großflächig im Raum ausbreitete. Die Betonung lag dabei auf flächig, denn die imaginäre Hörbühne wirkte zwar recht breit und hoch, aber nicht sonderlich tief.

Piega Coax 30
Sprungantwort zeigt leicht versetzt die Peaks aller 3 Wege.
© AUDIO

Tiefer als erwartet präsentierte sich allerdings der Bass. In Sachen Präzision und Differenzierungsvermögen lag die Tieftonwiedergabe der Piega Coax 30 um einiges über dem, was man von derart schlanken Boxen erwartet. Was den Pegel betrifft, erst recht. Wer satte Drums mag, wie etwa zu Beginn von "Africa" (Toto "Absolutely Live", Sony) oder Elektronik-Bässe wie man sie sehr knackig auf "Empire State Of Mind" von Alicia Keys und Jay-Z erleben kann, wird bestens bedient. Klassikliebhaber dürften ebenfalls über die Klangfülle der Coax 30 staunen.

Piega Coax 30
Klirr gut, im Oberbass aber limitiert.
© AUDIO

Wenn es um die naturgetreue Wiedergabe von Konzertflügeln oder gar Kesselpauken geht, sollte man die Säulen-Boxen jedoch als praxisgerechten Kompromiss begreifen. Es gelang den beiden Drei-Wege-Systemen zwar letztlich nicht, den riesigen, sonoren Klangkörper eines Konzertflügels von Steinway oder Bösendorfer so greifbar und geschlossen in den Raum zu stellen wie es konventionelle Kisten-Kollegen in dieser Preisklasse vermögen.

In diesem Punkt zeigte sich sogar die deutlich günstigere KEF Q 900 überlegen. Doch wo die Piega Coax 30 aufgrund ihrer betörenden Form noch Einlass findet, bliebe ihr der Aufenthalt verwehrt: etwa in Haushalten, in denen der Innenarchitekt mehr Spuren hinterlässt, als das tägliche Leben. Und wer nun mal auf schlanke Boxen steht, dürfte so schnell bei keiner anderen einen stämmigeren Bass finden - von der extrem natürlichen und lässigen Mittel-Hochton-Wiedergabe ganz zu schweigen.

Piega Coax 30

Piega Coax 30
Hersteller Piega
Preis 8000.00 €
Wertung 98.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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