Testbericht

Test: Plattenspieler Transrotor ZET 1

30.1.2010 von Redaktion connect

Der 22 Kilo schwere Plattenspieler Transrotor ZET 1 mit Tonarm 250 STR und Tonabnehmer Goldring MM 1006 wechselt zum Kampfpreis von 2000 Euro den Besitzer.

ca. 3:25 Min
Testbericht
  1. Test: Plattenspieler Transrotor ZET 1
  2. Datenblatt
Transrotor ZET 1
Transrotor ZET 1
© HEINZ D. KUPSCH
Transrotor ZET 1
Bei bedarf ruht der hier abgebildete Transrotor ZET 1 auf aufpreispflitigen Unterchassis mit Alu-Spikes und üppig dimensionierten Spike-Tellern.
© HEINZ D. KUPSCH

Während der letzten Monate beehrte Transrotor-Chef Jochen Räke die Analog-Welt gleich mit zwei faustdicken Überraschungen. Erst erdachte er ein evolutionäres neues Magnetlager, das auch in betagten Transrotoren eingebaut werden kann. Dann legte er gleich ein revolutionäres nach, welches aber ausschließlich Neukonstruktionen vorbehalten bleibt. Die dritte Überraschung rotiert seit ein paar Monaten im AUDIO-Hörraum: Beim ZET 1 verzichtete Räke bewusst auf all diese Innovationen und schuf mit bekannten und bewährten Bauteilen einen Plattendreher, dessen Preis-Leistungsverhältnis rekordverdächtig anmutet. Ein echtes Masse-Laufwerk, dieses ZET 1.

Transrotor ZET 1
Plaste und Elaste? Nicht beim Transrotor ZET 1. An ihm finden sich keine schnöden Kunststoff-Teilchen - hier der präzise Antrieb aus vollem Metall.
© HEINZ D. KUPSCH

So ruht das Präzisionslager in einem vier Kilogramm wiegenden Block, der fünf Zentimeter dicke Teller besteht aus feistem Aluminium. Um Resonanzen den Garaus zu machen, klebt darauf eine Acryl-Carbonschicht. Ein Doppelsynchron-Motor bringt das ZET 1 auf Touren, die Transmission besorgt ein präzisionsgeschliffener Rundriemen. Massiv ist denn auch die verschraubte Tonarmbasis, die in der Grundversion den Transrotor 250 STR trägt. Jochen Räke hat ihn - Kenner sehen es auf einen Blick - von Rega eingekauft; diesen Arm hat er dann überprüft und mit einem speziellen Kabel getunt. Unter der Headshell verrichtet ein Goldring MM 1006 seinen Dienst.

Transrotor ZET 1
Die Lager-Einheit ist auf sehr lange Lebenszeit programmiert. Erst nach rund zehn Jahren im Dauerbetrieb ist eine Wartung empfehlenswert.
© HEINZ D. KUPSCH

Die Nachrüst-Debatte wird verschoben

Der ZET 1 ruht, Dreipunkt-gelagert, auf einer sorgsam gearbeiteten Acrylat-Platte. Nur eine - schaut das nicht ein wenig unterproportioniert aus? Geschmackssache - wer will, kann ein zweites Unterchassis mit Alu-Spikes und üppig dimensionierten Spike-Tellern zum Kurs von 480 Euro dazugesellen.

Transrotor ZET 1
Der getunte Transrotor 250 STR stammt von Rega
© HEINZ D. KUPSCH

Überhaupt: Der ZET 1 lässt sich sukzessive aufbohren zum Modell ZET 2 - Motordämpfer, Mitlaufbesen, der aufwändigere Tonarm 9.1, das feiner auflösende MC-System Merlo Reference sowie das Netzteil Konstant mit Feinregulierung und ein Puck zum Beschweren des rotierenden Vinyls - all das bietet Transrotor hierfür an.

Ein Statement contra Leichtgewicht, pro Masse. Beide Prinzipien bergen Vor- und Nachteile, sie sind nicht per se besser oder schlechter. Geschickt aufgebaute Leicht-Drehwerke verblüffen zuweilen mit einer rasant munteren Spielweise. Da geht die sprichwörtliche Post ab, auch wenn die Ausleuchtung tieferfrequenter Passagen stets ein wenig oberflächlich wirkt - als ob die unterste Oktave fehlen würde. Masse-Laufwerke neigen im Gegenzug des Öfteren zu einer statischen, ja: direkt langweiligen Reproduktion.

Transrotor ZET 1
MESSLABOR: Die extrem schlanke und sehr hohe Spitze bürgt für einen tadellosen und störarmen Gleichlauf. Das Testmuster verfehlte um 0,3 Prozent die Solldrehzahl von 33 1/3 Umdrehungen in der Minute. Da die Drehzahl des ZET 1 ausschließlich von der Netzfrequenz abhängig und somit nicht zu regulieren ist, empfiehlt sich hier der Einsatz des optionalen Netzteils "Konstant" (um 480 Euro), das sowohl Feinjustage wie auch eine elektronische Umschaltung der Geschwindigkeit ermöglicht.
© AUDIO

Mir persönlich ist ein cleverer Leichter allemal lieber als ein tumber Schwerer. Kann ich mir das letzte Quäntchen Tiefgang doch im Kopf "dazurechnen", bei mangelhaftem Timing aber versagt mein Gehirn-Rechner.

Als der ZET 1 die ersten Runden drehte, verschlug es mir fast den Atem. Ich hatte eine meiner bewährten Test-Scheiben, "Atom Heart Mother" von Pink Floyd, aufgelegt. Die Platte besitze ich seit 35 Jahren - sie ist folglich nicht frei von Störgeräuschen, insbesondere im Bereich der Einlaufrille. Aber genau in diesen Sekunden, bevor das Werk tatsächlich beginnt, erfährt der altgediente Tester bereits sehr viel über einen Plattenspieler. Knistert es nervös? Oder entfaltet sich so etwas wie "Hubraum"?

Transrotor ZET 1
Testergebnisse
© AUDIO

An die Grenzen stoßen

Dann ertönt über 23 Minuten und 42 Sekunden die Seite 1 des Albums: Wundervoll, wie stark und lebensnah dieser ZET 1 schon das Schlagzeug wiedergeben kann. Es ist druckvoll (an den richtigen Stellen), es stützt die Musik, es treibt sie voran. Die trefflich gesetzten Bläser haben Schmelz wie auch Farbe. Und dann die E-Gitarre: Sie ist präzise, ohne zu schreien. Auch kurze Impulse, die "Atom Heart Mother" immer wieder witzige Würze verleihen, kommen genauso knackig rüber, wie ich das von besten Plattenspielern gewohnt bin. Aber doch nicht zu diesem Preis ...

Wo ist, bitte schön, der Haken, in welcher Disziplin und mit welcher Scheibe verrät der ZET 1 seine Schwächen? Ich musste lange hören, um auch das herauszufinden. Auf dem Teller rotierte "Elvis Is Back", ein sehr gelungenes Reissue von Speakers Corner. "Fever" erklang - wow, das kam super über die Lautsprecher Focal Grande Utopia Be.

Im Takt der Musik wippte ich mit den Fuüssen und drehte den Pegelsteller des angeschlossenen Vollverstärkers Accuphase E-408 immer weiter auf Rechtsanschlag. Bis denn Schluss mit lustig war und der ZET 1 mein Fußwippen unbarmherzig an die Schallwandler weiterreichte. Ergo: Der Transrotor ZET 1 reagiert - weit oberhalb von Zimmerlautstärken - recht heftig auf Tritt- und auch Luftschall. Da hilft nur, ihm eine geschützte Umgebung zu gönnen - oder vielleicht doch, ihn Teil für Teil auf ZET-2-Niveau zu hieven. Aber das wird eine andere Geschichte.

FAZIT

Keine Lust mehr auf zittrige Leicht-Plattenspieler, die nervös ihre Runden drehen und im Tieftonkeller auf den obersten Stufen stehen bleiben? Dann habe ich was für Sie - der Transrotor ZET 1 "baut" sein Klangbild auf ein stabiles, tief hinabreichendes Fundament und ist dennoch im Mittel/Hochtonbereich ausgesprochen agil und temperamentvoll. Ein echtes High-End-Laufwerk, das seinen Preis voll und ganz rechtfertigt.

#JOACHIM PFEIFFER

Transrotor Zet 1

Transrotor Zet 1
Hersteller Transrotor
Preis 2000.00 €
Wertung 100.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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