Testbericht

NAD: Transport-Wandler-Kombi im Test

6.3.2013 von Andreas Günther

Nett und freundlich erscheinen die Neulinge. Ein optischer Trick. Tatsächlich definiert NAD mit dieser Kombination die Spielregeln der Kette neu: Der Transport spielt von CD, aus dem Netzwerk und dem eigenen Server, die Daten werden per HDMI und Superchip besonders edel verarbeitet. Wir haben das dynamische Duo getestet.

ca. 5:00 Min
Testbericht
NAD M50 und  M51
NAD M50 und M51
© Archiv/Hersteller

Pro

  • Kompakte Form trifft enorme Fülle an Kontakten und Möglichkeiten
  • Pre-Amp-Option inklusive
  • Abbildung, stets human, dynamisch, nie hart

Contra


Ein kleiner Schritt in Buchstaben, aber ein großer Schritt für die audiophile Menschheit. Ein Doppel wie dieser Art wurde in alten Tagen "Laufwerk-/ Wandler-Kombi" genannt. Heute spricht alle Welt hingegen von einer "Transport-/Wandler- Kombi". Ein unscheinbarer Buchstabentausch mit Folgen. Was ist geschehen? Oder tiefer gefragt: Was ist ein "Transport"? Um ein simples Bild zu bemühen: Ein Transport ist ein gewaltig angelegter Bahnhof, der auf mehreren Gleisen Signale einfahren lässt, verwaltet, Weichen stellt und wieder abfahren lässt. Je mehr und je sicherer, desto besser.

Der neue M50 von NAD ist das Paradebeispiel. In der Frontansicht könnte er mit einem CD-Player verwechselt werden, bei der Rückansicht beginnt das große Staunen. Ein rundes Dutzend Ein- und Ausgänge stehen bereit. Überraschenderweise alles im Singular: ein XLR, ein Cinch... Der M50 klingt nicht selbstständig, alles fließt rein digital, ein analoges Stereo- Signal kommt erst mit fremder Hilfe zustande - eben über den Wandler M51. Wer zudem noch alle Informationen über Tracks, Künstler, Auflösung und Playlists sehen möchte, sollte ein Apple- oder Android-Phone besitzen. Besser noch: ein großformatiges iPad.

Ein Konzept der besten Möglichkeiten und zugleich der höchsten Abhängigkeiten. Nur das Team zählt, der Verbund. Die neusten "Digital Suite"- Produkte von NAD sind die vielleicht wichtigsten für die Zukunftsausrichtung der Company. Zugleich stehen sie in der Tradition der "Masters"-Philosophie, der teuersten Familie innerhalb des Katalogs.

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Die Gehäuse sind wuchtig, resonanzbedämpft und pulverbeschichtet. Das sieht man nicht auf den ersten Blick, denn die Designsprache von NAD ist wie gewohnt angenehm unaufgeregt und Show-frei.

Chefingenieur Björn Erik Edvardsen hat den M50 nicht nur als Sparringspartner für den Wandler M51 erschaffen. Bereits 2009 hat NAD den M2-Vollverstärker vorgestellt, der radikal digital ausgelegt ist: Der M50 kann hier direkt angekoppelt werden. Wer dafür die RS-232-Schnittstelle nutzt, lässt auch ein umfassendes Paket an Steuerdaten fließen: Über die iPhone-App greift man direkt auf die Lautstärkesteuerung der Hardware zu.

NAD M51 - Wandler - Anschlüsse
NAD M51 - Wandler - Anschlüsse
© Hersteller / Archiv

Direkt in die Endstufe

Pro

  • Wuchtig verarbeitete Laufwerk-/Transport-Kombi
  • CD-Ausbeute ist gut, klar besser jedoch der Stream
  • Identisch das Verhältnis vom gutem Koax- zum superben HDMI-Kontakt

Contra

In dieser Maximal-Konstellation spart man sich also die Kosten für den Mittelsmann, den M51-Wandler. Obwohl hier eine Milchmädchenrechnung droht, schließlich liegt der M2- Amp bei einer Preisempfehlung von 6.000 Euro. Wer noch keinen besitzt, fährt mit dem M51 (1.700 Euro) deutlich günstiger, vielleicht sogar doppelt günstiger. Das schlankste Stück der "Masters"-Familie (Höhe: acht Zentimeter) wandelt nämlich nicht nur, sondern kann auch als vollwertiger Vorverstärker konfiguriert werden. Direkt in die Endstufe, direkt in die Aktivbox - ein verlockender Gedanke. Das werden wir in einer der nächsten Ausgaben testen.

Der M51 verfügt auch über eine asynchrone USB-Schnittstelle. Man kann ihn also direkt mit dem Mac oder PC verbinden und Dateien bis 192 Kilohertz hören.

Nach so viel Positivem etwas Negatives: Leer geht aus, wer seine Musikdaten Apple-konform in AAC oder in Apple Lossless gerastert oder gekauft hat. NAD verweigert über den M50 die Annahme dieser Datenpakete - noch. Der deutsche Vertrieb versichert glaubhaft, dass ein künftiges Software-Update die erweiterte iTunes-Welt erschließen wird. Alles andere wäre ein Affront.

Sehr clever beutet NAD dagegen eine andere Idee aus: Wenn ich schon mit dem M50 im Kern einen Linux-basierten Hochleistungsrechner im HiFi-Gewand habe - warum biete ich nicht gleich auch einen Ripping-Service für CDs an? Das Laser-Laufwerk wäre vorhanden, die Festplatte fehlt aber. Konsequent flankiert NAD deshalb das M50/51-Duo mit dem M52 - zwei Terabyte Gesamtspeicher, formschön verpackt im Familien-Design. Drei Festplatten rotieren im verlustsicheren RAID-5-Verbund: Ist per USB der Kontakt zum M50 hergestellt, hinterlegt das Laufwerk den Silberscheibeninhalt als FLAC- und/oder MP3- Dateien auf den Festplatten.

NAD M50 - Transport - Anschlüsse
NAD M50 - Transport - Anschlüsse
© Hersteller / Archiv

Digitale Kraftwandlung

Man sieht es den "braven" Komponenten auf dieser Seite nicht an, doch NAD hat damit die Tür in die digitale Zukunft extrem weit aufgestoßen: mit einer modularen Architektur, die kein anderer Hersteller vorweisen kann. Und mit internen Bauteilen, nach denen sich auch die höchst edlen Namen der Branche sehnen.

So wandelt der M51 mit einem DDFA-Chip (Direct Digital Feedback Amplifier) des nahe Manchester angesiedelten Herstellers Zetex. Der Chip bricht mit nahezu allen Traditionen bekannter Digital/Analog- Wandler. Bislang entstand guter Analogklang nach der Logik des Multiplizierens: Viele Einzel-Chips helfen viel, rastern feiner und korrigieren sich gegenseitig im Verbund. Anders der DDFA-Gedanke: Ein angeliefertes PCM-Format wird umgerechnet in einen PWM-Standard. Also pulsweitenmoduliert: eine Digital-Digital- Wandlung, bei der das PWM-Signal bis knapp vor die Ausgangsbuchsen gejagt werden kann. Das digitale Signal ist hochwertig, stabil und sehr handlich mit Schalttransistoren wandelbar und lässt sich verstärken. Ein Konzept, das den M51 zu einem ernsthaften Vorverstärker macht.

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Und der böse Plagegeist schlechthin: der Jitter? Ihn treibt man am besten mit einem HDMI-Kabel aus. Ebenfalls ein Machtwort, das NAD da im Audio-Geschäft propagiert. Über HDMI fliesst eine komplette I2S-Architektur zwischen Transport und Wandler.

Philips hat das "Inter-IC Sound Interface" vor fast 30 Jahren als sicheren Dialog zwischen Schaltkreisen entwickelt.

Übertragen werden neben den reinen Musik- auch die Serial-Daten wie Word-Clock - streng synchron und konfektionierbar in den Wortlängen. Ein effektiver Jitter-Austreiber - was sich auch hören lässt.

NAD M51 und NAD M50: Hörtest

Der Testaufbau für diese Erkenntnis war archaisch simpel: das neue Album "Bad As Me" von Tom Waits - als CD, als davon gerippte FLAC-Datei bei 44,1 kHz / 16 Bit und als Edel-Download in FLAC bei 96 kHz/24 Bit. Mit Fokus auf die schönste Schnulze des Albums: Tom Waits besingt gemeinsam mit Keith Richards the "Last Leaf", das letzte Blatt im Herbstwind. Herrlich schräg, inklusive Handorgel, aber mit konturenstarkem Bass.

Die CD unterschlug in unserem Testlauf den feinen, aber wichtigen Moment, wenn Keith Richards an das Mikro schleicht und zum Auftakt einatmet. Nicht, dass die M50/51-Kombi spröde mit der Silberscheibe verfahren wäre - es war eher der plötzliche Aha-Effekt, als die eigentlich identischen Daten von einem simplen USB-Stick ausgelesen wurden.

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Die räumliche Abbildung erschien deutlich präziser, der Abstand zwischen den Mikrofonen und Sängern greifbar: Hätte man vorher noch mutmaßen können, dass sich Waits und Richards nie begegnet sind und die Einzelstimmen in getrennten, anonymen Studios eingespielt wurden, belehrte uns die kleine FLAC-Form des Gegenteils. Viel Aura. Der größte Kick in der Klangsteigerung.

Die 96 kHz/24 Bit-Version ging in die Tiefe der Binneninformationen, der Stimm- und Instrumentenfarben - schön. Und ebenso eindeutig wie seltsam: Der alte, simple, digitale Kontakt über Koax oder Lichtleiter spielte bei Weitem nicht so souverän auf wie die von NAD propagierte HDMI-Verbindung. Eindeutig die beste Wahl, ein Plus um über zehn Prozent - halbe Universen in den Weiten der Referenzklasse.

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