Testbericht
Test: Lautsprecher Burmester B 10
Der Nobelhersteller Burmester steht im Ruf, vorwiegend große und schwere Komponenten zu fertigen. Doch nun kommt die Kompaktbox B 10 ins Programm, die mit 3400 Euro pro Paar nicht die Welt kostet. Und die Berlinerin klingt richtig gut.
- Test: Lautsprecher Burmester B 10
- Datenblatt
Manche Ideen schlummern längere Zeit in Laboren und erblicken das Licht der Welt erst, wenn sie durch Zufall entdeckt werden. So ähnlich muss sich bei Dieter Burmester, dem Gründer und Chef der gleichnamigen Berliner Nobelmanufaktur, die Geschichte der neuen B 10 zugetragen haben.
Für sein privates Tonstudio hatte sich Gitarrist Burmester von seinen Technikern einen Abhörmonitor bauen lassen, der wenig Platz beanspruchen durfte und seinen strengen Ohren genügen musste. Er hätte auch eine fremde Box nehmen können, doch das wäre nicht der Stil des Hauses. Der zunächst namenlose Prototyp stand dort wohl für längere Zeit ohne größere Konsequenzen, obwohl sich alle Beteiligten einig waren, dass die noch nicht ganz zu Ende entwickelten Muster-Boxen schon auffallend souverän zur Sache gingen.
Ein präziser Studiomonitor
Lange gab es auch Bedenken, ob die auf Perfektion eingestellten Kunden des Hauses eine Kompaktbox mit begrenzter Bandbreite goutieren würden. Doch als der Vertrieb Wind von dem Rohling bekam und vehement die Umsetzung forderte, gab auch der Chef des Hauses sein Plazet - und seinen Entwicklern den Auftrag, den Entwurf mit der gewohnten Sorgfalt zur Serienreife zu treiben.
Werkzeuge für Körbe und Frontplatten wurden erst jetzt in Auftrag gegeben, denn für zwei Exemplare wäre das Procedere schlicht zu teuer. Es gab noch mal kleinere Änderungen an den Chassis und Weichen, auch weil industriell hergestellte Bauteile stets etwas andere Eigenschaften haben als handgefertigte Labormuster.
Die B 10, so die Bezeichnung im Burmester-Boxenprogramm, kostet in der günstigsten Ausführung maßvolle 3400 Euro pro Paar und zeigt eine Reihe von Besonderheiten, die es in der Kombination kein zweites Mal gibt.
Kompakte Boxengehäuse erzielen dank kleiner Volumina und Flächen von Haus aus eine hohe Steifigkeit und speichern dadurch weniger Energie als Standboxen mit gleicher Wandstärke, doch Burmester gibt sich mit diesem prinzipiellen Vorteil nicht zufrieden.
So ist die Schallwand im Bereich des Tiefmitteltöners aufgedoppelt und fast fünf Zentimeter stark. Auf dieser Wand liegt eine massive Aluminiumplatte, die mit dem eigentlichen Gehäuse verschraubt wird und dem Ganzen eine überragende Stabilität verleiht, die Vibrationen keine Chance lässt. Unter dem Aluminium liegt Filz, der den Aufbau noch mal beruhigt. Die Frontplatte versteckt die Körbe und Befestigungen der Chassis, bringt also auch einen ästhetischen Gewinn.
Die Chassis sind ebenfalls alles andere als gewöhnlich. Der Tiefmitteltöner stammt vom gleichen Hersteller, der auch die Treiber für den Porsche Panamera fertigt, wenn jener ab Werk mit der noblen Burmester-Anlage geordert wird. Das 17 Zentimeter große Chassis trägt eine Glasfasermembran, die mit einem dämpfenden Harz beschichtet ist, um damit die gefürchteten Aufbrucherscheinungen im oberen Mitteltonbereich zu vermeiden.
Beim Hochtöner fiel die Wahl auf einen recht exotischen Strahler mit einer ringförmigen Membran, die innen wie außen von einer hochdämpfenden Sicke gestützt wird. Gegenüber herkömmlichen Hochtönern mit einseitig aufgehängter Membran lässt sich eine genauere Bewegung erzielen.
Der Ring besteht, untypisch für die Bauform, aus leichter Titanfolie statt Textilgewebe. Trotz der hohen Steifigkeit sind bei hohen Frequenzen keine Resonanzpeaks im Frequenzgang zu sehen. Diese bügelt die doppelte Aufhängung wirksam weg.
Gesteuert wird das Zweiwege-System von einer recht komplexen Frequenzweiche, in die eine Art Ortsfilter integriert ist. Über einen kleinen Schalter am Terminal können Anwender ein Hochpassfilter aktivieren und das Bassvolumen beeinflussen. Mehr zu dieser hilfreichen Schaltung im "Bassfilter"-Kasten unten.
Sehr engagierter Klang
Schon im Musterstadium hat Burmester die B 10 auf Präzision und Durchhörbarkeit getrimmt. Der Tiefmitteltöner musste unzählige Tonburst-Messungen über sich ergehen lassen, bis die genaue Gestaltung feststand. Um die Lebendigkeit nicht durch zu viel Dämm-Material zu gefährden, sind bei der B 10 hauptsächlich die Wände im Gehäuse bedämpft, nicht aber der gesamte Innenraum.
All diese Maßnahmen sind auf Anhieb hörbar. Trotz kräftiger Grundtonanteile und der damit verbundenen Körperhaftigkeit der Klangbilder hinterließ die kleine Burmester einen ausgesprochen genauen und erwachsenen Eindruck, der selbst ausgemachte Kenner positiv überraschen dürfte.
Tatsächlich klingt die B 10 über weite Strecken so zupackend und engagiert wie sonst nur deutlich größere Schallwandler, ohne deshalb kompaktboxentypische Vorzüge wie Natürlichkeit oder exakten Raum zu vernachlässigen.
Die samtene Geschmeidigkeit der zum Vergleich herangezogenen, 1100 Euro teureren 805 von B&W (Test in 12/11) erreicht die Burmester nicht ganz, sie bleibt aber auch so nah dran, dass man als Kaufinteressent ernsthaft ins Grübeln kommen darf. Zumal die B 10, was die Lebendigkeit angeht, sogar vorne liegt.
Burmester B 10
Burmester B 10 | |
---|---|
Hersteller | Burmester |
Preis | 3400.00 € |
Wertung | 55.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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