Testbericht

Test: Kompaktbox KEF R 100

2.3.2012 von Wolfram Eifert

In der kleinen R 100 von KEF (800 Euro pro Paar) steckt der Nobel-Koax aus der Superbox Blade. Die Kompakte klingt damit einfach spitze - herrlich lebendig und raumgenau.

ca. 2:35 Min
Testbericht
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  1. Test: Kompaktbox KEF R 100
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KEF R 100
KEF R 100
© Archiv

Als KEF Mitte des letzten Jahres die Blade vorstellte, war das Medieninteresse riesig. Das 25000-Euro-Flaggschiff (Test in stereoplay 1/12) ist konsequent auf Klangrichtigkeit getrimmt und setzt Maßstäbe bei Neutralität, Durchhörbarkeit und Spielfreude.


KEF R 100
Für separate Tieftöner ist in dem kompakten Gehäuse kein Platz. Der Uni-Q muss daher auch die Bässe verarbeiten und erhielt für diesen Zweck eine hubfreudige Sicke. Neben Hochglanz schwarz sind Oberflächen in Nussbaum und Palisander (Foto) erhältlich. Die flächenbündige Montage des Uni-Q vermeidet vorstehende Kanten und sorgt für glattere Schalldruckkurven.
© Archiv

Was viele nicht wissen: Das Herzstück der Blade, ein für Mitten und Höhen zuständiges Koaxialsystem (bei KEF stets Uni-Q genannt), steckt - leicht abgespeckt - auch in der R-Serie. Dort kostet selbst das Topmodell R 900 (Test 11/11) keine 4000 Euro. Die kleine R 100, der dieser Test gilt, wird gar für hitverdächtige 800 Euro gehandelt.

KEF R 100
Der neue Uni-Q, hier in der Version mit dünner Sicke für den Betrieb mit separaten Bässen, ist ganz auf Genauigkeit und Neutralität getrimmt. Die Einzelteile sind in Form und Material sorgfältig aufeinander abgestimmt.
© Archiv

Die größeren R-Modelle sind, wie die Blade, Dreiwege-Systeme mit separaten Basschassis, die den Uni-Q entlasten. Bei der R 100 ist der Koax auf sich allein gestellt und muss den vollen Tonumfang verarbeiten.

KEF R 100
Das Anschlussterminal erlaubt eine separate Ansteuerung der beiden Zweige. Anstelle von wackligen Brücken sind Schraubkontakte verbaut, die das Verstärkersignal weiterreichen, falls nur ein Kabel zur Verfügung steht.
© Archiv

Daher nutzt die R 100 eine spezielle Version des Uni-Q mit einer breiteren Sicke, die dem Schwingsystem eine tiefere Grundresonanz verleiht und die Konusmembran zu größeren Auslenkungen befähigt. Das Zweiwege-System mutiert so zum Vollbereichswandler, der bei maßvollen Pegeln beachtlich tiefe Bässe abstrahlen kann.

Volle Bandbreite

Um starke Schallreflexionen an einem hervorstechenden Wulst zu verhindern, ist die Sicke vielfach gezackt und tritt damit weniger als akustisches Hindernis in Erscheinung. KEF nennt diese Art der Aufhängung "Z-Flex", was die Form durchaus treffend beschreibt.

KEF R 100
Kleiner Schlenker um 1 kHz, sonst sehr ausgewogen mit tadellosem Abstrahlverhalten, Impedanz ≥3,4 Ω
© stereoplay

Die bange Frage ist, ob der Klangcharakter des Uni-Q unter diesen Maßnahmen leidet. Einerseits führt die zusätzliche Bassarbeit zu mehr Stress im Schwingsystem, andererseits kommt das Weichen-Layout durch den Verzicht auf einen dritten Zweig mit weniger Bauteilen zurecht, was tendenziell klangschonend wirkt.

KEF R 100
Außer im Tiefbass moderater Klirr; leichte Kompression ab 95 dB
© stereoplay

Die Antwort aus dem Hörraum ist so vielschichtig wie positiv. Klar besitzt die kleine R 100 nicht die Durchsetzungskraft einer R 900 oder gar einer Blade, die auch bei aberwitzig komplexen und lauten Klangkörpern, wenn überhaupt, erst sehr spät einknickt.

Das bassintensive und hochdynamische "No Sanctuary Here" mit Chris Jones (Stockfisch) konnte die R 100 trotz ihres Größenhandicaps beachtlich voluminös darstellen. Nur durften die lautesten Stellen nicht wesentlich über Zimmerlautstärke hinausgehen. Treibt man es zu bunt, beginnt der Koax böse zu knurren.

Faktisch liegt der Grenzbereich so überraschend hoch, dass ihn Hörer mit Räumen unter 25 Quadratmetern und den darin möglichen Hörentfernungen meist nicht ausloten werden. Was die Box ansonsten hervorbringt, ist High End vom Feinsten. Bei zivilen Lautstärken kommen selbst schwierige Bassläufe hochgradig massiv und erwachsen.

Impulse haben es der kleinen KEF besonders angetan. Wild klappernde Kastagnetten zum Beispiel, die auf vielen Boxen harsch und lästig klingen, stellt die R 100 faszinierend transparent und natürlich dar. So Timing-sensibel arbeiten sonst nur Sonderbauformen, etwa der legendäre Biegewellenstrahler von Manger.

Trotz der einzigartigen Spielfreude werden die Höhen nie kantig, was in älteren Uni-Q-Generationen durchaus vorkommen konnte; bei der kürzlich eingestellten XQ-Serie war diese Kritik noch berechtigt.

Die R 100 liefert obendrein eine räumliche Darstellung, die selbst Hartgesottenen den Atem stocken lässt. Kammerorchester - und nicht nur die - werden in Breite, Tiefe und (!) Höhe derart plastisch dargestellt, dass man sich unwillkürlich fragt, ob die Staffelung im Konzertsaal überhaupt noch besser gelingen kann. Man wähnt sich auf einem Logenplatz, mitten im heimischen Wohnzimmer.

Trotz ihrer Fähigkeit, auch größte Klangkörper raumfüllend wiederzugeben, ermöglicht die R 100 eine punktuelle Ortbarkeit. Einzelstimmen werden zentimetergenau gestaffelt, was die Durchhörbarkeit noch mal erheblich steigert.

In dieser Hinsicht ist die neue R 100 sogar einen Tick besser als die größere R 900 - möglicherweise eine Folge der weniger komplexen Frequenzweiche. Woran immer es auch liegen mag: Die kleine KEF ist ein Ausnahmewandler, eine Art Grundversorgung für jeden audiophilen Haushalt.

KEF R 100

KEF R 100
Hersteller KEF
Preis 800.00 €
Wertung 46.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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