Stereo-Kombi
AVM Evolution A 5.2T & AVM Evolution CD 5.2 im Test
Nicht jedes Drei-Buchstaben-Kürzel steht für eine Partei. Doch auch bei AVM gibt es Test-Kandidaten, die Kunden ins Programm gewählt haben. Wie verträgt sich Demokratie mit Stereophonie?
Mitbestimmung ist ein großes Thema in diesen Tagen. Angespornt durch die immensen Möglichkeiten des Internets, wollen sich die Menschen immer stärker an Entscheidungsprozessen beteiligen. Zwar ist die Konstruktion neuer Audio-Komponenten keine so große Sache wie ein Tiefbahnhof oder ein Konzerthaus. Dennoch formierte sich, mobilisiert durch den Aufsehen erregenden Oberklasse-Preamp Ovation PA 8 mit Röhren-Eingangsstufe, unter Kunden und Importeuren der badischen Firma AVM eine entschlossene Bewegung, die den Ruf nach der Röhre für die breite Mittelschicht skandierte.
Dieser Wunsch stieß bei Geschäftsführer Udo Besser nicht nur auf Gehör, er bringt ihn inzwischen regelrecht ins Schwärmen. Dabei gesteht Besser ein, dass er am Anfang wenig begeistert war: "Komm lass mal, wir sind im Transistorbereich zu Hause", habe er dem US-Importeur Charly Harrison zu vermitteln versucht. "Doch Charly hat eine sensationelle Art, dich zu bequatschen", gibt Besser flapsig zum Besten.
Das ist gut so, schließlich bescherte das der HiFi-Welt zwei äußerst interessante, eigenständige Komponenten, die sich hier dem ersten Test stellen. Von vorn betrachtet, bieten der CD-Player CD 5.2 und der Vollverstärker A 5.2 T das gewohnt glatte, sachlich elegante AVM-Styling der beliebten Evolution-Serie. Doch im Deckel eröffnet eine Luke mit schwarz getöntem Glas ganz neue Einblicke. Darunter befinden sich die Röhrenstufen, die den beiden Pretiosen einen Schuss Magie verleihen sollen - was optisch schon mal als gelungene Operation bezeichnet werden kann.
Die mit je zwei hochwertigen ECC 83 S vom tschechischen Hersteller JJ bestückten Röhren-Sektionen greifen an unterschiedlichen Stellen in die Signalverarbeitung ein. Im Vollverstärker steuert die Röhrenplatine die zugekauften Class- D-Endstufen-Module an. Udo Besser formuliert das Ziel: "Wir wollen nichts maskieren, sondern der Ausgangsstufe Röhrenklang einimpfen. Schließlich hat der Class-D-Amp keinen Eigenklang und verstärkt alles, was man ihm gibt." Udo Besser benutzt dafür den Begriff "Soundshaping" und meint damit harmonischen, zarten Röhrencharme für komfortables Langzeithören.
Auch beim CD-Player, der durch Röhren in der Ausgangsstufe aufgepäppelt wird, stellt Besser den besonderen Spaßfaktor heraus: "Technische Daten sind nicht alles. Eine Harley Davidson hat auch 40 PS weniger als die Konkurrenten, ist aber trotzdem geiler."
Vergleichstest: Drei Röhren-Vollverstärker
Dabei brauchen sich die Kennzahlen des AVM-Duos wahrlich nicht hinter Mitbewerbern zu verstecken. Der Vollverstärker liefert Leistung im Überfluss und ist durch gleich drei Erweiterungsschlitze einzigartig flexibel. Daran lassen sich Nachrüstmodule für Phono, D/A-Wandler inklusive USB-Slave für PCs und Laptops sowie ein hochwertiger UKWTuner unterbringen.
Der CD-Player gehört ebenfalls zu den smartesten seiner Art. Er verfügt über eine ganze Reihe von Digital-Eingängen samt professionellem AES/EBU, was den Upsampling-DAC (192kHz/24bit) auch anderen Digital-Quellen als Wandler bereitstellt. Gleich zwei USB-Anschlüsse (einer 192kHz/24bit asynchron, einer 48kHz/24bit) machen den CD 5.2 zur Super-Soundkarte, verlangen allerdings nach einem Treiber, den es nur für Windows-User gibt.
Flexible Lösung
Die symmetrischen und unsymmetrischen Ausgänge lassen sich über das frontseitige Setup-Menü zwischen Festpegel und variablem Ausgangspegel umschalten; so eignet sich der CD-Player sogar als Vorstufe. Allerdings mussten wir im Kombi-Betrieb die Lautstärkeregelung des Players abschalten, weil sonst beide Evo-Geräte der Fernbedienung folgen würden. Zudem mobilisiert der CD 5.2 mit dem hochwertigen Laufwerk, das auf einem ausschließlich für Audio-CD optimierten Sanyo-Mechanismus basiert, nur so sein volles Klangpotenzial.
Kaufberatung: Acht HiFi-Kopfhörer im Test
Wer die Evolution-Komponenten im Team betreibt, kann die beiden mitgelieferten RC-3-Geber aufpreisfrei gegen die Systemfernbedienung RC-8 mit 10er-Tastatur eintauschen. Auf jeden Fall machte die Steuerung richtig Spaß: Zu Beginn des Hörtests begrüßten die beiden Badener das Hörteam mit einer "Warm-up"-Meldung in ihren Displays. Das ist an sich nichts Besonderes. Wenn die Kleinschreibung im Schriftzug allerdings analog zum Aufwärmvorgang von hinten nach vorn in Großschreibung wechselt, dann schon.
Die gute Stimmung kochte danach proportional zur Hördauer weiter hoch: Der Player wie auch der Amp verbanden äußerste Präzision, höchste Auflösung und Transparenz mit einer Spielfreude, die man von der neutral, aber nüchtern wirkenden Evo-Serie so nicht kannte. Die Drums auf der markanten Live-Version von "Hotel California" (Eagles, "Hell Freezes Over") kamen so kraftvoll, explosiv und konturiert wie Faustschläge in die Magengrube, der Applaus ging unter die Haut. Beifall verdiente auch die räumliche Abbildung: stabil wie die alte D-Mark und weit und offen wie das Währungsgebiet des Euro.
Auf sich allein gestellt, legte der CD 5.2 gegen den T+A 1260 R eine solide 120-Punkte-Vorstellung hin. Letzterer wirkte etwas neutraler, aber nicht ganz so temperamentvoll. Der A 5.2 T konnte seine Talente an wirkungsgradstarken Boxen nicht vollständig zur Schau stellen. Erst wenn es galt, Widerspenstige wie die German Physiks Borderland Mk IV-D zu bezwingen, legte er alle Karten auf den Tisch - eine solide 115-Punkte- Leistung. Fraglos hat sich für AVM die Basis-Demokratie gelohnt.
Testfazit
AVM steht für funktionelle, klangstarke und formvollendete Audio- Komponenten. Doch so emotional ansprechend und mitreißend kannte man die Produkte aus Baden noch nicht. Der Vollverstärker gibt sich äußerst kraftvoll, aber auch sehr spielfreudig und knackig. Der CD-Player aber ist der eigentliche Star: Durch seine immensen Möglichkeiten und sein Preis-Leistungsverhältnis nimmt er noch mehr eine Sonderstellung ein als der ebenfalls sehr flexible, modulare Amp.
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