Testbericht

Test: AV-Receiver Arcam AVR 400

21.6.2011 von Johannes Maier

Jüngere Brüder haben's schwer. Sie brauchen Ellbogen, um sich gegen ältere Geschwister durchzusetzen. stereoplay staunte, wie stark der neue Arcam-Receiver AVR 400 (2200 Euro) dem teureren und erfolgreichen AVR 500 Paroli bietet.

ca. 3:40 Min
Testbericht
  1. Test: AV-Receiver Arcam AVR 400
  2. Datenblatt
AV-Receiver Arcam AVR 400
AV-Receiver Arcam AVR 400
© Archiv

Er kostet einen Tausender weniger (2200 statt 3200 Euro) und bringt statt 22 nur 15,5 Kilogramm auf die Waage. Außerdem fehlt dem Arcam AVR 400 der für den älteren AVR 500 charakteristische Frontplatten-Kühlschlitz. Ansonsten darf sich der AV-Fan die Augen reiben. Denn es sieht zumindest auf den ersten Blick danach aus, als ob der neue Arcam der hausinternen Konkurrenz die lange Nase zeigen kann.


Arcam AVR 400
Arcam AVR 400 schwarz
© Archiv

Fehlte beim AVR 500 noch die praktische Zusatzendstufen-Option, bringt der Neue wie selbstverständlich Pre-Outs für Subwoofer und sieben Hauptkanäle mit. Dass der AVR 400 über seine fünf HDMI-Ins 3D-Video übertragen kann, bedarf keiner Diskussion mehr. Und ebenso wenig, dass der entsprechende Ausgang von aktuellen TV-Monitoren Lip-Sync- und Audio-Return-Daten annehmen kann (MPEG/PCM- oder Dolby-Ton).

Erstaunlich: Statt des Pixel-Works-Dilettanten im 500er bringt der AVR 400 jetzt einen recht erwachsenen Videoprozessor (Faroudja Torino FLI 30336) für die Vollzeilenbild-Herstellung und die Zeilenzahl-Umrechnungen mit. Als Beipack gibt's einen ADV 7844, der Standard-Video noch sauberer digitalisieren und nebenbei HDMI-Eingänge switchen kann.

Arcam AVR 400
Via Ethernet- und USB- Schnittstelle greift der Arcam auch auf Hausnetze und Massenspeicher zu. Für Zone 2 gibt's ein Line- und ein Video-Out, auf Aufnahme-Ausgänge hat Arcam aber verzichtet.
© Archiv

Auf Monitor-Anschlüsse für minderes Zeilensprung-Video (FBAS und S-Video) hat Arcam diesmal verzichtet. Dafür bürgen neben den genannten Groß-ICs noch ein ADV 7342 und ein ADV 7511 für eine 3-Komponenten- und eine HDMI-Ausgangsqualität, von welcher der Arcam AVR 500 nur träumen kann.

Und noch mehr als das: Die Engländer packten auch noch eine USB- und eine Netzwerk-Elektronik als Standard mit ein - dergleichen gab's bei dem großen Multikanaler nur als Option. Der Arcam AVR 400 kann deshalb Musik von Massenspeichern oder Radio aus dem Internet schwungvoll auftischen - oder auch edle FLAC-Downloads dekodieren.

An einem Analog-Radioteil fehlt es nicht. Arcam spendierte dem AVR 400 dazu noch ein "Venice"-Modul (von  Frontier Silicon, ohne deutsches L-Band), das an geeigneten Standorten nahegelegene DAB-Radiostationen empfängt.

Arcam AVR 400
Ventilatoren springen nur im Notfall an. Arcam hat auch die Treibertransistoren mit einzelnen Fingerprofilen bestens gekühlt.
© Archiv

Was die Surround-Ausstattung betrifft, beschränkten sich die Engländer wieder auf das Notwendigste. Die simple Einmessautomatik oder Dolbys Dynamik- und Frequenzgangbremse wollen sie wie schon beim AVR 500 nur in Ausnahmefällen eingesetzt sehen (obwohl Leveller und Modeller - auf einen Referenzpegel abzugleichen - ein komplett eigenes Prozessor-IC beanspruchen). Die sechste und die siebte Einbauendstufe sollen nicht irgendeiner 3D-Zauberei, sondern - unter fleißigem Umstöpseln - Surround-Back- respektive Nebenraum-Boxen dienen. Oder aber highendigem Bi-Amping.

Sapperlot, wundert sich der Technikfreak, der nun im Schaltplan nach vermeintlichen Schwachpunkten sucht. Gut, statt einer etwas teureren IC-Gemeinde muss hier ein Einzel-Großchip die anaoge Eingangswahl und die Lautstärkeregelung übernehmen. Bei den Digital-Ins wacht aber nach wie vor ein Jitter-Unterdrücker von Wolfson.

Die D/A-Wandlung führt sicherlich auch nicht zu klanglichem Schaden. Die Einzel-Konverter im Cirrus CS 42548 arbeiten im sogenannten Doppel-Differential-Modus. Sehr zur Freude der zweipolig angeschlossenen Gegentakt-Verstärkerstufen: Indem diese auf beiden Seiten gleichartig auftretende Musiksignale stärker anheben als unordentliches Zufallsgezuckel, dürften sie für deutlich bessere Störabstände sorgen.

Arcam AVR 400
Sehr ausgewogen und breitbandig, auch an niederohmiger Last
© stereoplay

Wirklich eine Spur bescheidener als im teureren Arcam geht es erst beim Netzteil zu. Der mit stromfreudig dickem Draht bewickelte Ringkerntrafo des Arcam AVR 400 erscheint immer noch gigantisch, aber doch eine Ecke kleiner. Statt vier Haupt-Stromspeicherelkos mit je 10000 Mikrofarad Kapazität reichen jetzt zwei 15000er. Schließlich suchte Arcam auch bei den Treiberhalbleitern - obwohl nach wie vor jeder seinen eigenen Fingerkörper trägt - etwas kleinere Exemplare heraus.

Arcam AVR 400
Bis auf den Schlenker bei 50 Watt sehr günstiges Klirrverhalten, tadellos auch bei Lastwechseln
© stereoplay

Das war's dann aber schon mit der Sparsamkeit. Bei den Ausgangstransistoren setzte Arcam wieder auf kernige 200-Watt-Typen von On Semiconductor, die dank eingebauter Sensor-Dioden schnell auf Wärmeänderungen reagieren können. Etwaige Überhitze blasen zwei vor dem massiven Endstufen-Kühlprofil aufgestellte Notfall-Ventilatoren weg.

Arcam AVR 400
Wie die Hauptausgänge bringen die Pre-Outs bei gängigen Pegeln eine harmonische Klirrverteilung mit.
© stereoplay

Mit leider fast durchweg verrauschten UKW-Programmen legte der Arcam AVR 400 nahe, besser auf DAB- oder Internet-Empfang, am allerbesten auf einen separaten Sat-DVB-Tuner zu setzen. Doch mit seiner CD-Wiedergabe nahm er die Hörer voll für sich ein - gestützt durch das Messlabor, wo sich der 400er mit fast perfektem, röhrenähnlichem Klirrverlauf und überlegener Schnelligkeit wie ein exquisiter Vollverstärker benahm. Während andere Multikanaler (selbst der Denon AVR 4311 ) eine Näherung an die Instrumente suchen, erschloss der Arcam AVR 400 geradezu hemmungslos die ganze Pracht.

Über Stahlsaiten flitzende Filzhämmer, die Akkorde mit Saft und Kraft und das Ausklingen im großen Korpus: Für das Stereo-Klavierspiel gab's schon mal eine Eins plus. Für das Offenlegen der vielfältigen, farbigen Bass-Struktur und die lebendig-vehemente Wucht in Dominic Millers "November" war noch einmal die gleiche Note fällig - was sich nach stereoplay-Rechnung auf 43 Punkte addierte. Schon mal fantastisch - auch wenn der stärkere Arcam AVR 500 im direkten Vergleich noch ein bis zwei Klapse mehr draufgeben kann.

Eine gewisse Mildtätigkeit gönnte sich der AVR 400 erst mit der DTS-Wiedergabe. Bei Dolby Digital brillierte er wieder - und sorgte spätestens während der Wiedergabe von Blu-ray-Discs für offene Münder. Die Hörcrew zog sich die Basskicks von "The Panther", die "Mumbels" von Trompeter und Komiker Clark Terry, Phil Woods' Sax-Seligkeit oder Chick Coreas Rhumba mit zunehmender Begeisterung rein. Richtig, der AVR 500 bringt etwas mehr Biss und Ordnung ins Spiel! Aber, ehrlich gesagt, nicht unbedingt viel mehr Vergnügen.

Arcam AVR 400

Arcam AVR 400
Hersteller Arcam
Preis 2200.00 €
Wertung 54.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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