Standbox

Tannoy Definition DC10A im Test

22.3.2013 von Malte Ruhnke

Für die Definition DC10A nutzen die Ingenieure von Tannoy ein besonders klassisches Chassis-Konzept. Dadurch soll die Standbox langlebiger werden. Doch klingt sie auch besser?

ca. 3:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Tannoy Definition DC10A
Tannoy Definition DC10A
© Hersteller/Archiv

Pro

  • direkt, spielfreudig und dynamisch extrem fein schattiert
  • herausragende Raumdarstellung auch in großen Räumen
  • hohe Detailauflösung

Contra

  • unverzeihlich und wenig sanft bei schwierigen Aufnahmen

Kontinuität wird in England großgeschrieben: Andere mögen im Drei-Jahres-Rhythmus das Rad neu erfinden wollen, bei Tannoy setzt man seit u?ber 60 Jahren auf das hauseigene Koax-Prinzip, den Dual-Concentric-Treiber. Ein grosszu?giger Konus-Tiefmitteltöner - im Falle der neuen Definition ein 10-Zöller - wird mit einem konzentrisch in der Polkernbohrung angeordneten Hochtonhorn kombiniert, dessen Druckkammertreiber hinter dem Tiefton-Antrieb genug Platz findet. Zur Erweiterung und Krönung der eher sachlich und modern designten DC-Serie schwebte den Tannoy-Ingenieuren ein besonders puristisches und klassisches Chassis-Konzept vor: Nicht ein von Ferrit-Magneten angetriebener Konus macht hier die Musik, sondern einer mit AlNiCo-Magneten.

Diese Legierung war das erste in dynamischen Lautsprechern genutzte Magnetmaterial, und ist mit ein Grund dafu?r, dass viele Vintage-Tannoys auch nach 50 Jahren noch ihre Besitzer glu?cklich machen: Es ist besonders alterungs- und hitzebeständig und behält auch nach Jahrzehnten seine Eigenschaften konstant bei. Nebenbei gibt es etliche Musiker und Musikhörer, die aus dem nicht herausragend starken, aber gleichmäßigen Magnetfeld und der geringen Beeinflussbarkeit der Magneten durch äußere Felder (also auch von der Schwingspule) eine bessere Wiedergabe von Dynamik, Impulsen und direkter Ansprache herauslesen wollen.

Tannoy Definition DC10A - Anschlüsse
Fünftes Rad am Terminal? Nein, nur die oberen vier Anschlüsse bedienen die beiden Töner im Bi-Amping bzw. Bi-Wiring. Der fünfte dient als Erdungsanschluss für alle Metallteile in der Box.
© Hersteller / Archiv

Auf diese Eigenschaften wurde die DC10A optimiert, zugleich soll aber der Hochtonbereich nicht altbacken oder gar zu dumpf klingen: Das von einem 2-Zoll-Aluminiumtreiber mit Druckkammer befeuerte Horn wurde dem Kru?mmungsverlauf des neuen Treibers daher angepasst und verarbeitet die Musiksignale bereits ab 1100 Hz. Die tiefe Trennfrequenz ermöglicht ein noch gutes Rundstrahlverhalten des aus verschiedenen Fasern gepressten Pappkonus und damit einen gleichmäßigen Übergang auch des Abstrahlverhalten.

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Dazu dient auch die trichterförmige Kurve, die die Pappmembran selbst beschreibt, wirkt sie doch zusammen mit dem "Pepperpot" (die gebohrten Schalllöcher der Druckkammer erinnern an einen Pfefferstreuer) als Hornfu?hrung. Nebenbei stärkt die gekru?mmte Form die Stabilität und verhindert so Partialschwingungen der Membran.

Tannoy Definition DC10A - Membran
Tradition pur: Die Membran mit ihrer enger werdenden Trichterform ist leicht und stabil, die doppelte, getränkte Gewebesicke erinnert an PA-Chassis. Der AlNiCo-Magnet nebst 50-mm-Schwingspule wirkt sehr klassisch, die Korbkonstruktion aus Druckguss dagegen ist filigran und absolut stabil.
© Hersteller / Archiv

Schneller, druckvoller Bass

Die Aufhängung derselben mit einer doppelt gefalteten, getränkten Gewebesicke erinnert an Beschallungs- und Musiker-Chassis. Kein Zufall, ist doch Tannoy in den ersten Jahrzehnten als PA-Hersteller beru?hmt geworden und sieht den ansatzlos schnellen und druckvollen Bass noch immer als Ideal. Diesem Ziel dient auch die etwas ungewöhnliche Bassreflex-Abstimmung mit zwei ru?ckwärtigen Rohren, die bei besonders tiefen 30 Hz schwingen und damit deutlich unter der "Lehrbuchabstimmung" nach Thiele & Small rangieren. Dies fu?hrt zwar zu einem extrem tiefen, aber im Pegel etwas abgesenkten Tiefbass, der insbesondere in wandnaher Aufstellung präziser und schneller spielt als bei u?blichen Konstruktionen mit einer höheren Tuning-Frequenz.

Tannoy Definition DC10A - Gehäuse
Schnitt durch das DC10A-Gehäuse: Im Bereich um den Dual-Concentric-Treiber erkennt man starke Verstrebungen, die das Gehäuse versteifen und stehende Wellen verringern. Die Reflexrohre münden rückwärtig- mittig nach außen, um unfreiwillig abgestrahlte Mitteltonfrequenzen nicht zum Hörer dringen zu lassen. Die Frequenzweiche ist nach alter Väter Sitte frei verdrahtet.
© Hersteller / Archiv

Hörtest

Genau dort fu?hlte sich die DC10A am wohlsten: Freistehend im Hörraum klang sie bei Leonard Cohens "Suzanne" (aus dem Album "Songs From The Road") zwar herausragend leichtfu?ssig, extrem detailliert und schnell, ließ es aber auch an u?berzeugendem Brustton und Fundament mangeln. Das stellte sich dafu?r umso mehr ein, wenn die klassische Tannoy in modernem Gewand zwischen 10 und 40 cm Wandabstand einnahm: Dann gewann Deep Purples "Highway Star" nicht nur an Power und Fundament, die Schlagzeugfelle glu?hten förmlich ob der präzisen und treffsicheren Schläge. 

Nein, die DC10A spielte mit Unterstu?tzung auch subjektiv schneller und dynamisch ansprechender, wo andere Boxen eher zur Langsamkeit tendieren. Dafu?r ging sie schonungslos gerade mit etwas schwierigeren Aufnahmen um und stellte S-Laute etwas härter und analytischer dar, als es sich High-Ender mit einem Hang zur Sanftheit wu?nschen wu?rden.

Das war die Kehrseite ihres herausragenden Timings mit einem kernigen, trockenen, doch nicht überdämpften Bass. Auch ihre Abbildung zählt zu den besten: Die Stimme von Tenor Christoph Pregardien (Schuberts "Schwanengesang") stand wie angemeißelt im Raum und leuchtete ihn mit ihrer strahlenden Kraft herausragend aus. Dazu baute die DC10 einen weiten, holografisch zwingenden Raum auf, der trotz der zuweilen etwas unsanften Darstellung der Stimmen den Hörer lange in seinen Bann zog.

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