Endverstärker
T+A A 3000 HV im Test
Der Vollverstärker PA 3000 HV hat letztes Jahr bereits überzeugt. Jetzt kommt der separate Endverstärker T+A A 3000 HV ins Testlabor. Passend dazu gibt's noch ein eigenes Netzteil.
Nachdem der Vollverstärker PA 3000 HV von T+A im April 2013 auf dem AUDIO-Hörtisch Platz genommen hatte, verwurzelte er sich dort wie eine deutsche Eiche. Eigentlich Grund genug, um für eine Weile die Hände in den Schoß zu legen. Aber mitnichten! Der wohl erfolgreichste integrierte Amp der jüngeren Geschichte hat den Fleiß der Herforder Ingenieure um Siegfried Amft und Lothar Wiemann erst recht angestachelt. Jetzt mussten noch herrschaftlichere separate Komponenten her. Wobei sich die Abtrennung nicht nur auf die Vorstufe P 3000 HV bezieht, die AUDIO in Bälde vorstellen wird. Neben dem Endverstärker A 3000 HV für 11.900 Euro entstand im eigenen Gehäuse auch noch das Zusatznetzteil PS 3000 HV für 7.900 Euro.
Laut T+A lässt sich der A 3000 HV durch den Zukauf des Stromturbos auf absolute Hochform trimmen. Wer mag und kann, darf selbst solch ein Duo immer noch als Teil eines Ganzen betrachten. Denn ein A 3000 HV lässt sich - nach Möglichkeit um das PS 3000 HV ergänzt - auch auf Einkanal-Betrieb umschalten und nimmt dann die Aufgabe eines furiosen Monoblock an.
T+A A 3000 HV: Aufbau
Solch ein Ausbau muss aber schon deshalb nahezu dekadent erscheinen, weil T+A schon beim Einzel-A-3000 nichts, aber auch gar nichts anbrennen lässt. Jawohl, bei diesem radförmigen Riesengebilde handelt es sich um einen Netztrafo, muss sich der Technikinteressent belehren lassen, der die schweren Aludeckel lüftet und die Unterseite des Verstärkers bestaunt. Die für die Übertragung von einem Kilowatt zugeschnittene Größe hielt T+A nicht davon ab, sich ein Sondertrumm wickeln zu lassen, das zwischen den netz- und den verstärkerseitigen Wicklungen eine straffe Kupfermanschette trägt. Diese hindert Störzucker an kapazitivem Übersprechen. Den Austritt magnetischer Felder stoppt ein Mantel aus Dynamoblech. Ein stabiler Alutopf und Vergussmasse schließt mit Sicherheit aus, dass sich der schwergewichtige Trafo mechanisch zu Wort melden kann.
Naja, und dann stehen nach der Gleichrichtung nicht weniger als ein Dutzend impulsfreundlicher Panasonic-Speicher-Elkos mit je 10.000 Mikrofarad bereit! Aber bitte nur für die Ausgangsstufe, weil sich das auf der Oberseite untergebrachte, von einer zentimeterdicken Alu-Platte abgetrennte Feinsignal-Kompartement auf eigene Trafo-Wicklungen und Elko-Flotten verlassen kann.
Zusatznetzteil PS 3000
"Heidenei", murmelt der Highender - und hat die Rechnung noch gar nicht mit dem Zusatznetzteil PS 3000 gemacht. Denn nach der Verbindung über Profi-Kontakter übernimmt ein gleichartig aufgebauter, nun aber 1,2 Kilowatt starker Trafo exklusiv die Endstufen-Versorgung zusammen mit einer weiteren Panasonic-Armada, deren Kapazität sich bei 100 Volt Spannungsfestigkeit zu 180.000 Mikrofarad pro Kanal addiert. Der im A 3000 eingebaute Energiewender arbeitet dann praktisch im Leerlauf. Er kümmert sich nur noch um die Vorstufen, die er locker und aufs Allerprächtigste bei Laune halten kann.
Bei derlei Plänen hing T+A aber keineswegs Größenwahn nach: "Wir haben durch penible symmetrische Leitungsführung schon seit eh und je die magnetischen Wechselfelder der Stromleitungen minimiert. Nun freuen wir uns, dass die gefährlichen Lade-Spitzenströme noch weiter weg vom Musiksignal zirkulieren", erläutern die Herforder.
Unter dem Stichwort "Magnetismus" schlagen wir im Übrigen ein dickes T+A Pflichtenheft auf. Nicht nur, dass Amp und Power Supply aus dem vollen Alu gefräste Gehäusekomponenten besitzen - es durften sich auch sonst keine magnetisch anfälligen Bauteile in der Nähe des Signalwegs befinden. Die Schrauben bestehen deshalb aus Edelstahl oder aus nickelfrei vergoldetem Messing. Zwecks Beschichtung der Lautsprecherklemmen kam das kontaktfreudige Rhodium dazu. Bei Vishay wurden schließlich Streufeld-immune Spezialwiderstände und bei Wima entsprechende Kondensatoren bestellt.
T+A A 3000 HV: Schaltung
Et cetera et cetera, letztendlich kam es T+A aber noch mehr als aufs Drumrum auf eine ausgeklügelte Schaltung an. Die zunächst einmal - von Streufeldern ganz abgesehen - von jeglichen äußeren Einflüssen losgelöst verstärken kann. Deshalb bekam der A 3000 HV pro symmetrisch Plus und Minus schon mal eine Puffer-Eingangsstufe vom Feinsten mit Junction-FET-Eingang (röhrenähnlich), Stromquellen und Leistung undundund.
Erst dann folgt das Verstärkerherz, das wie schon beim Vollverstärker mit einer raffinierten Transistor-Melange aus Feldeffekttypen mit durchverbundenen sowie isolierten Lenkelektroden pulsiert. Bei der hohen Betriebsspannung von +/- 160 Volt ergibt sich tatsächlich eine superlang geschwungene Arbeitskennlinie, auf die sich auch eine Röhren-Triode einiges einbilden könnte.
Und trotzdem werden von einer Hochspannungs-Single-Ended-Ausgangsstufe bei nur partieller Ausnutzung ihres Class-A-Bereichs bereits ordentliche Energiehappen zuwege gebracht. Und auch schon die volle Musiksignal-Spannung, sodass die folgenden zwei Treiber- und die acht On-Semi-Endtransistoren (NJL3281D/1302D) eigentlich nur noch Ströme aufbringen müssen. Bei bereits hohem 1,2-Ampere-Ruhestrom (der einmal Halbleiter-intern und zum zweiten via Prozessor-Optokoppler nachgeregelt wird) müsste dies relativ sauber gelingen. Erst im Notfall greift eine sanft zu Werke gehende, fein justierte Korrekturschleife in die Spannungsverstärkungs-Vorarbeit ein.
Logisch, dass diesen Verstärker nicht nur an Ohmschen, sondern auch an beliebigen komplexen Lasten eine perfekte harmonische Abstimmung ziert. Deswegen mochte T+A die Amps des A 3000 HV beim Wechsel auf Monobetrieb auch nicht wie sonst üblich in Gegentakt-Brücke schalten. Weil sich die geraden Oberwellen dabei gegenseitig auslöschen, hätte das Klirrspektrum gelitten. Deswegen ließ sich T+A lieber auf die Gleichtakt-Parallelschaltung ein.
Hörtest
Egal, ob als Stereo- oder Mono-Amp: Im Hörraum gebrach es dem A 3000 HV nie und nimmer an Leistung. Überhaupt mangelte es dem Herforder in fast aufreizender Weise an nichts. Wenn andere Verstärker untenrum - mal trockener, mal feuchter - mitrühren, ließ der T+A die Bässe eigenständige Bässe sein. Tja, eigentlich kennen selbst die besten Amps Musik-Favoriten und Lieblings-CDs. Nicht so der T+A: Quasi ungerührt stellte er die schwersten Konzertflügel auf die Bühne. Und tingelt da mal was zu viel oder da was zu wenig, reihte der A 300 HV vollendete Elfenbein-rasende, filzig-hämmernde und Stahl-Hochglanzpolierte Läufe auf.
Nach dem T+A-Motto "Ich selbst lass' die Finger davon" breitete sich Akkord-Nachglanz völlig ungehemmt in der Raumtiefe aus. Und bitte, überließ der Verstärker etwa einen Brad Mehldau komplett der Selbstdarstellung, zeigte er bei der "Highway Rider"-CD endlich mal ganz genau, wie die lässig mal mit Stöckchen, mit Fingern und mit Handballen agierende und mal da und mal dort aufgestellte Percussion funktioniert.
Wartete T+As Vollverstärker PA 3000 HV schon mit ähnlichen Eigenschaften auf, musste er sich vor dem (unter anderem von einer Cello-Encore angesteuerten) Endverstärker schließlich verneigen. Er schiebt die Grenzen der Halbleiter-Verstärkertechnik abermals weiter in souveräne Kraft und einmalige Sauberkeit hinaus.
Die sich - man halte sich fest - durch den Einsatz des Ausbau-Netzteils PS 3000 HV noch steigern lässt. Per se nicht in puncto Tiefgang, nicht durch mehr Raum. Wohl aber um eine schier abenteuerlich klare Definition. Knurrte ein Kontrabass gerade schon täuschend echt, nahmen die Saiten über die Doppel-PAs noch mehr Spannung an. Ein frisch gefirnißter Korpus drohte die entzückt-erschreckten Zuhörer nun schon zu erschlagen. Setzt die Monobetriebs-Verdopplung der gedopten PA 3000 HC da noch einen drauf? Unter Umständen ja, bei den von AUDIO eingesetzten, relativ gutmütigen Abhör-Monitoren (etwa der Süsskind Beos) eher nicht! Was nicht ist, kann noch kommen: Die PA 3000 V bleiben doppelt gemoppelt und inklusive Energiereserve auf jeden Fall da!
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