Testbericht

T+A Solitaire CWT 500 im Test

7.10.2011 von Malte Ruhnke

Wer beim Ballett zum umjubelten Solisten aufsteigen will, muss den Schritt über die magische Linie schaffen. Die akustische Nähe zum Publikum sucht auch der elektrostatische Linienstrahler der T+A Solitaire CWT 500 (14000 Euro pro Paar) - und sorgt für sensationelle Transparenz.

ca. 3:35 Min
Testbericht
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  1. T+A Solitaire CWT 500 im Test
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T+A Solitaire CWT 500
T+A Solitaire CWT 500
© Herbert Härle, MPS
T+A Solitaire CWT 500
Mitteltöner und Elektrostaten arbeiten in abgeschlossenen Kammern. Die beiden Tieftöner, nach dem Closed-Box-Prinzip verbaut, sind durch Stangen verbunden und schwingen gegenphasig, wodurch sich Schwingungsübertragungen auf das Gehäuse auslöschen.
© Archiv

Wer auf der Bühne ganz hinten steht, wird im Theater vom Publikum kaum wahrgenommen. Das Musical "A Chorus Line" bringt diesen Kampf um die Solistenrollen auf einen dramatischen Höhepunkt. Doch auch bei Lautsprechern gilt: Wer bei großen Hörabständen nicht klar auf den Zuhörer fokussiert, der geht im Übermaß des indirekten Schalles akustisch unter.

T+A Solitaire CWT 500
Die Stromversorgung dient nur der Vorspannung der Elektrostaten. Die Schalter im oberen Bereich passen die Pegel der drei Wege jeweils dreistufig moderat an Raumakustik und Aufstellung an.
© MPS

Siegfried Amft von T+A hatte deshalb schon lange den Traum, einen Lautsprecher mit Zeilenstrahler zu bauen, der den Schall vertikal stark bündelt und so den Hörraum akustisch ausblendet. Ein probates Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, sind große Flächenstrahler - doch diese überzeugten den Elektrostaten-Fan im Mitteltonbereich nicht.

So stand am Anfang der Solitaire-Serie die Idee, einen Elektrostaten mit einem Array von dynamischen Mitteltönern zu kombinieren. Das Ziel: sich dem Ideal eines Zylinderwellen-Strahlers anzunähern, der Boden- und Deckenreflexionen ausblendet und gerade in wenig bedämpften Räumen weiter trägt. Indes, die Umsetzung erwies sich als große Herausforderung: Der Wandler musste für die Solitaire CWT 500 exklusiv von Grund auf neu konstruiert werden. Herausgekommen ist eine 45x5 Zentimeter messende Folie.

T+A Solitaire CWT 500
Die Folie des Elektrostaten ist hauchdünn, sie schwingt im elektrischen Hochspannungsfeld zwischen den Statoren. Verstrebungen und Rahmen halten das ganze Konstrukt stabil und konstant.
© MPS

Sie ist in Segmente unterteilt, die leicht unterschiedlich angesteuert werden, um das Abstrahlverhalten zu homogenisieren. Das alles erlaubt einen extrem klirrarmen Betrieb bis 2000 Hz hinab. Um die Bündelungscharakteristik auch darunter zu erhalten, spielt im Mittelton ein Dreierpack aus 12-Zentimeter-Tönern. Diese sind so nah übereinander platziert, dass sich ihre Schallanteile zu einer annähernden Zylinderwelle addieren, ohne dass es im Hörbereich zu klangschädlichen Interferenzen kommt. Um diese auch seitlich der Hörzone zu vermeiden, erfolgt die Trennung zwischen den beiden Zeilenstrahlern steil.Freche Fläche

Elektrostaten wird gerne eine subjektiv "schnelle" Wiedergabe nachgesagt. Die psychoakustische Erklärung dafür zielt weniger auf Geschwindigkeit, vielmehr auf die direktere und von Reflexionen freiere Wiedergabe im Raum. Das Problem: Der Bass muss sich harmonisch ins Gefüge einarbeiten. Ein passender Zeilenstrahler hätte die Dimensionen der Box eindeutig gesprengt, Versuche mit Transmissionlines oder Reflexen fielen im Hörtest durch: "Selbst die trockenste Line ist nicht so trocken wie der Elektrostat" verrät Amft.

T+A Solitaire CWT 500
10-15 Grad am Hörer vorbei, Ohrhöhe nicht über 95 Zentimeter. Bei Hörabständen unter 3m zu direkt.
© AUDIO

So fiel die Wahl auf ein geschlossenes Gehäuse, das im Falle der CWT 500 von einem Pärchen Achtzoller an den Seiten bespielt wird. Zur Vermeidung von Bündelungseffekten spielen diese nur unterhalb von 240 Hz, sind über Stangen miteinander verschraubt und schwingen dabei in gegenläufige Richtung. Der Vorteil: Die Übertragung von Körperschall auf das Gehäuse wird fast vollständig ausgelöscht. Um umgekehrt die Box noch vom Boden zu entkoppeln, dient eine zusätzliche Bodenplatte aus massivem Aluminium nebst Spikes als Resonanzhemmer.

Nur gut vorbereitet

Wer eine Solitaire probehören will, sollte dringend Vorkehrungen treffen, ohne die ein Reinfall droht: ein Stereodreieck von mindestens 3,5 Meter Hörabstand aufbauen, die Box einwinkeln, reflektierende Flächen hinter dem Hörer vermeiden. Und vor Erklingen des ersten Tones gilt: Hinsetzen! Im Stehen schnell hineinhören - das funktioniert nicht, die vertikale Hörzone ist auf Sofafreunde ausgerichtet.

T+A Solitaire CWT 500
Obwohl als Fernfeld-Speaker konzipiert, misst sich die T+A auch bei einem Meter auf Achse hervorragend neutral. Die minimale Anhebung der höchsten Höhen verschwindet bei leichter Anwinkelung. Die Pegelschalter für Tief- und Hochtöner wirken moderat, der Mitteltöner dagegen lässt sich breitbandig absenken.
© AUDIO

Doch dann geschieht Unglaubliches: Ein unendlich genaues Panorama aller 200 Musiker baute sich langsam auf beim "Agnus Dei" aus Dvoraks Requiem (Jansons, RCO), die T+A folgte nicht nur perfekt gestaffelt, sondern auch völlig stressfrei und transparent den immer komplexeren Akkordschichtungen dieses Ausnahmewerkes. Man meinte förmlich, das Atmen jedes Sängers und die Bewegung jedes Musikers mitzuverfolgen.

Als die KEF Reference 207/2 auf dem Höhepunkt der Klangmassierung irgendwann ihre Auflösungsarbeit einstellte und die einzelnen Musiker zu amalgamieren schien, da trumpfte die T+A mit der glockenklaren Tenorstimme von Klaus Florian Vogt auf, die sich quasi himmlisch über das Geschehen erhob. Dabei blieb die CWT 500 auch immer auf der etwas direkteren Seite, staffelte den Raum zwar nach hinten, leuchtete ihn jedoch nicht ganz so tief aus wie die KEF.

Bei Herbie Hancocks "Cantaloupe Island" ("Hancock Island", Chesky) war vor allem die Präzision des Basses gefragt: Die T+A zeigte einen ansatzlosen, durch alle Register von Kontrabass und Drums schlackenfrei-knackigen, dabei aber auch energiereichen Tiefton. Der harmonierte mit dem millimetergenau in den Raum gestellten Saxophon, der unmittelbaren Transparenz und der satten Dynamik hervorragend.

Bei Fury In The Slaughterhouse mit "Brilliant Thieves" gab sich die CWT etwas Studiomonitor-like und wies mit ihrer ultimativen Auflösung auch auf produktionstechnische Limits hin, ohne dass sie diese unangenehm herausstellte oder der Musik ihren natürlichen Drive nahm. Diese Box fordert unbedingte Konzentration auf die Musik - und belohnt den Hörer mit einem Einblick in musikalische Welten, wie er genauer nicht sein könnte.

Fazit

Anhänger von Elektrostaten sind für gewöhnlich ein kompromissloses Völkchen, das andere Prinzipien ablehnt. Mit der Zylinderwelle haben sie sogar ein gutes raumakustisches Argument auf ihrer Seite. T+A schafft mit der Solitaire die Sensation und verbindet erstmalig die Vorteile von Folienwandler, dynamischen Chassis und Zeilenstrahler: ultrapräzise, transparent und dennoch dynamisch-voll.

Eine Box für Jeden ist sie nicht: Für diffuse Hintergrundberieselung und große Auditorien ungeeignet, fordert sie liebevolle Aufstellung und fördert konzentriertes Hören bei großzügigen Abständen und großen Räumen. Genau wie ein Elektrostat.

T+A Solitaire CWT 500

T+A Solitaire CWT 500
Hersteller T+A
Preis 14000.00 €
Wertung 103.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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