Plattenspieler

T+A G 2000 R im Test

16.6.2015 von Roland Kraft

Beim T+A G 2000 R im Test handelt es sich nicht (nur) um eine simple Vervollständigung der berühmten R-Serie. Sondern vielmehr um ein perfekt durchentwickeltes Top-Laufwerk, das keine Konkurrenz fürchten muss.

ca. 3:30 Min
Testbericht
Plattenspieler T+A
Plattenspieler T+A
© T+A

Wer in puncto Analogtechnik auf dem Laufenden ist, der vermutet anhand einiger optischer Anhaltspunkte am neuen T+A G 2000 R sofort ein wenig Teamwork mit einem ebenfalls höchst renommierten deutschen Analogspezialisten. Denn solche Tonarmrohre wie hier findet man nicht an jeder Straßenecke, genauso wenig wie die trickreiche "drahtlose" Antiskating-Vorrichtung mithilfe kräftiger Magneten. Doch dazu kommen wir gleich noch. Zunächst ist festzustellen, dass der T+A in der aktuellen Plattenspieler-Generation durchaus einige Alleinstellungsmerkmale aufweist.

Gehäuse und Design

Sein schweres Aluminium-Chassis erinnert eher an einen Verstärker. Hinzu kommen hier frontseitige Druckschalter, eigentlich ein Novum bei Laufwerken, bei denen die Bedienelemente üblicherweise oben auf der Zarge sitzen. Das glatte, optisch nur von feinsten Fugen unterbrochene Aluchassis beeindruckt aber nicht nur durch seine penible Fertigung und schöne Oberflächen, sondern auch mit einem schweren Aluminium-Plattenteller, der teilweise versenkt ist und damit optisch längst nicht so "klotzig" wirkt, wie das mancher Analogfan vielleicht gerne sieht.

Die Täuschung ist hervorragend gelungen, handelt es sich beim T+A-Plattenteller in Wirklichkeit doch um ein immerhin 3,8 Kilogramm schweres Aluminium-Druckguss-Teil, das von einer dicken Silikonkautschuk-Auflage ("Plattenmatte") erfolgreich bedämpft wird. Für akustisch "tote" Verhältnisse sorgt zusätzlich ein mit höchster Präzision gedrehter, großer Subteller, der die Mittelachse enthält und mit einer Nut für den runden Gummi-Antriebsriemen versehen ist.


Subteller
Auf fünf Mikrometer genau gefertigt, nach dem Einpressen des Achsdorns nochmals überarbeitet: Der Subteller besitzt eine Vertiefung für den präzisionsgeschliffenen Antriebsriemen.
© T+A

Einziger Nachteil dieses Ensembles: Einmal montiert, muss man die Fingerspitzen schon sehr anstrengen, um den schweren Teller wieder abzunehmen. Was indes nur beim Riemenwechsel fällig wird. Und dann stellt man fest, das T+A bereits einen Ersatzriemen beigelegt hat. Das ist typisch für die Denkweise der deutschen Manufaktur, deren Sorgfalt unter erfahrenen Audiotestern geradezu sprichwörtlich ist.

Antrieb

Den Antrieb einem quarzgeregelten Synchronmotor anzuvertrauen, liegt nahe, nicht jedoch, gleich die ganze Stromversorgung auf neue Beine zu stellen, sprich: zu synthetisieren. Genau das hat T+A gemacht und die Wechselspannung mithilfe von DSPs (digitale Signalprozessoren) quasi neu "gebaut". "Exakte Optimierung der Kurvenform der Motorspulenspannung" heißt das dann im Entwickler-Jargon; Drehmoment-Steuerung und kaum noch nennenswerte Gleichlaufschwankungen sind dabei inklusive.

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Laufwerk und Stromversorgung

Die tieferen Geheimnisse des 14-Kilogramm-Laufwerks sind damit freilich noch nicht alle aufgezählt. Versteckt sich unter dem hübschen Aluminiumkleid doch in Wirklichkeit noch eine ganze Menge hoch dämpfendes MDF (mitteldichte Faserplatte): bekanntermaßen die erste Materialwahl in Sachen HiFi, wenn es darum geht, sich akustisch mausetot zu stellen. Es gilt, Körperschall, Resonanzen und Vibrationen - die schlimmsten Feinde jeder vernünftigen Schallpatten-Abtastung - erfolgreich zu bekämpfen.

Deshalb befinden sich alle Baugruppen in einem MDF-Korpus, der mit entsprechenden Ausfräsungen versehen ist und auf vier Schockabsorbern ruht. In Sandwich-Bauweise ist dann die äußere Aluminiumhaut mit dem inneren MDF-Chassis verklebt.

Eher nur Plattenspieler-Kennern dürfte überdies auffallen, dass der G 2000 R eine der üblichen Kaltgeräte-Netzbuchsen aufweist; tatsächlich hat T+A die ganze Stromversorgung unter das Chassis gezwängt, weshalb keines der üblichen - und meist mißtrauisch beäugten - Plastik-Steckernetzteile zum Einsatz kommt.

Tonarm von Clearaudio

Doch zurück zu dem eingangs erwähnten Tonarm, der unverkennbar von Clearaudio zugeliefert wird, ebenso wie der MC-Tonabnehmer namens MC-2, der mit 0,75 Millivolt Nenn-Ausgangsspannung und 100-Ohm-Abschluss keinen Phonoverstärker vor Probleme stellen dürfte. 20 Millinewton (zwei Gramm) Auflagekraft muss der Tonarm aufbringen, möglichst mit elektronischer Auflagekraftwaage eingestellt, verfügt das Gegengewicht doch nicht über eine Skalierung. Wer den G 2000 R so ordert, der erhält einen ansonsten penibel voreingestellten Tonarm, aber auch eine lobenswerte Bedienungsanleitung inklusive Geometrie-Schablone und, nicht zu vergessen, ein hochwertiges Phonokabel.

T+A Tonarm
Der von Clearaudio zugelieferte Tonarm spielt in einer anderen Liga und weist auch eine berührungslos arbeitende Antiskating-Vorrichtung auf. Ohne präzise elektronische Auflagekraft-Waage sollte man freilich nicht an dem schwergängigen Gegengewicht hantieren.
© T+A

Reden wir nicht lange drumherum: Mehr Plattenspieler braucht eigentlich kein Mensch. T+A hat hier ein elegantes, fein gefertigtes und trickreich riemengetriebenes Fundament gelegt, auf dem ein auch von den (Hör-)Testern zunächst geradezu sträflich unterschätztes Tonabnehmer-/Tonarm-Duo seinen Dienst tut. Und dem ist klanglich, wie sich schnell herausstellt, nichts hinzuzufügen.

Klang: Warm, voluminös und druckvoll

Mit einem schnellen, stets lebendigen und dennoch unaufdringlichen Ton präsentiert der T+A ein tendenziell eher warmes, voluminöses und druckvolles Klangbild, bei dem in den Leerrillen ein extrem geringes Laufgeräusch auffällt. Nicht minder faszinierend wirkt die fokussierte Stimmenwiedergabe, die in eine große Klangbühne eingebunden ist. Gerade die überraschend große, dreidimensionale räumliche Abbildung zählt zu den Stärken dieses Laufwerkkonzepts, das überdies durch seinen zwar noch nicht abgrundtiefen, aber präzise definierten Tieftonbereich schließlich vollends überzeugt.

Und die unüberhörbar stoische Ruhe, mit welcher der G 2000 R seinen Job macht, geht unzweifelhaft auf ein gelungenes Antriebsdesign zurück. Das alles wirft schließlich die Frage auf, warum T+A eigentlich nicht ein paar weitere Plattenspieler-Modelle auflegt - nur, um die Szene mal ein bisschen aufzumischen ...

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