Röhren-Vollverstärker
T.A.C. T-22 im Test
Manch ein Röhrenverstärker schrammt haarscharf am Kitsch vorbei, manch ein Käufer am Bankrott. Wer weder Geschmacksnerven noch Konto überstrapazieren will, findet mit dem T-22 eine echte Alternative.
Mit Röhrenverstärkern verhält es sich ähnlich wie mit mechanischen Armbanduhren: Bereits totgeglaubt, feierten sie eine glorreiche Wiederauferstehung. In deren Folge bildete sich auf der Welle des Nostalgiehypes ein schier unüberschaubares Angebot, bei dem nicht selten die Form im Vordergrund steht, wenn nicht sogar zum Selbstzweck verkommt. Doch ähnlich wie etwa Piloten durchaus einen Chronographen oder eine zweite Zeitzone gebrauchen können, sprechen sachliche Gründe für die Glimmer-Kolben: Über viele Jahrzehnte gereifter Röhrenklirr besitzt eine einzigartige Konsistenz und einen hohen Gehalt an den Vitaminen K2 und K4, was Gourmets ins Schwärmen bringt. Nicht fern der Tag, an dem Johannes "Hannes" Maier - mit Klirrdiagrammen auf Du-und-Du - darüber einen Roman aus Sicht der Röhre schreibt: "Ich - einfach unverbesserlich".
Dem Kollegen hätte der T-22 sicher ein Deja-vu beschert. Schließlich testete Maier bereits vor Jahren den Röhren-Vollverstärker T.A.C. 34, dessen Schaltungen sich der T-22 bedient. Für jemanden, der nicht akribisch den Signalweg im Schaltplan verfolgt wie ein Boy Scout die Landkarte liest, wäre dieser Umstand leicht zu übersehen. Schließlich haben die Entwickler die Topologie gründlich aufgemischt.
T.A.C. T-22: Aufbau
Im T.A.C. 34 saßen sämtliche Röhren in der ersten Reihe, die drei Trafos in der zweiten. Das Glaskolben-Ensemble stand wie auf einer Bühne, der Betrieb ohne Gitter drängte sich förmlich auf. In der mitte saßen je zwei 6N3-Doppeltrioden. Mit ihrer Hilfe wurde (und wird) das invertierte Signal, das man zu symmetrischen Ansteuerung der mit je zwei auf den äußeren Rängen untergebrachten EL34 bestückten Gegentakt-Endstufe benötigt, gleich in der Vorstufensektion erzeugt.
Diese Konfiguration wirbelten die Konstrukteure so gründlich durcheinander wie die Stadtbilder jener Orte, denen ein staatlich geplanter Wachstumsschub verordnet wird. Die Trafos bilden jetzt in der Mitte aufgereiht das Rückgrat des neuen T-22, die Röhren von Vor- und Endstufe kauern daneben: kanalgetrennt nach links und rechts verbannt. Dabei wirken sie fast schon ein wenig verloren wie eine kleine Hütte neben einem der riesigen Wohnsilos, die im Reich der Mitte inzwischen wie Shiitake-Pilze aus dem Boden schießen. Die radikale Umgestaltung des Röhrenbiotops sorgt zwar für einen ausgewogenen, zentralen Schwerpunkt, doch die wenig schmuckvollen schwarzen Schutzgitter können jetzt getrost drauf bleiben: Was darunter zum Vorschein kommt, ist ähnlich ernüchternd, als würde jemand die Haushaltsbücher einiger beüchtigter Europleiteländer öffnen.
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Glanzvoller lesen sich da schon die Meßschriebe. Der T-22 besitzt eine "Ultralinear"-Schaltung, in der ein Mittelabgriff des Ausgangstrafos aufs Schirmgitter der Pentode zurückgeführt wird, was klirrmindernd wirkt. Die Bandbreite scheint darunter nicht zu leiden, wie der fast transistor-glatte, mühelos bis über 100 kHz reichende Frequenzgang verrät. Der dennoch recht hohe Klirr wird durch den Umstand gemildert, dass die unverlangten Zugaben weitestgehend frequenzunabhängig und stets in akkurat harmonischer Stufung auftreten.
T.A.C. T-22: Hörtest
Die Hörstudie beweist eindrucksvoll, dass Interessenten weder ihren Ohrenarzt noch den HiFi-Fachhändler zu Risiken und Nebenwirkungen dieses über die Jahre verfeinerten Rezepts befragen brauchen: Direkt nach dem Anschalten verwandelt sich das hässliche Entlein in einen bildschönen Schwan. Zumindest, wenn man die Augen schließt und sich mit der Musik treiben lässt.
In der Preisklasse um 1.400 Euro gibt es - Röhre hin, Transistor her - kaum einen zweiten Verstärker, der mit einer derart makellosen Homogenität, Transparenz und Detailverliebtheit aufwarten kann. Und mit so einer hohen und breiten Hörbühne. Um ihm einen würdigen Gegner zur Seite zu stellen, mussten wir schon zum Lyric Ti-60 greifen - für 1.400 Euro ebenfalls ein Ausnahmegerät. Der zeigte sich in der Summe ebenbürtig, wirkte aber bei großen Lautstärken etwas angestrengter und entlockte der nach dem Trial-and-Error-Verfahren als perfekte Partnerin ermittelten PMC Fact 12 im Bass nicht jenen knochentrockenen, endgültigen Punch.
History repeating
Kaum zu glauben, wie respektlos der chinesische T.A.C die teure britische Box ungeachtet der ein ganzes Stück auseinanderliegenden AKs nach seiner Pfeife tanzen ließ. Was die Bass-Kontrolle betrifft, spielt der T-22 eher in der Tansistor-Liga. Für seine äußert präzise, mühelose und mitreißende Performance an der in der letzten Ausgabe unberechtigterweise als schwer beherrschbar gebrandmarkten PMC-Box waren nicht einmal die 8-Ohm-Klemmen von Nöten. Der toughe T.A.C stemmte diese Aufgabe noch griffiger und überzeugender an seinen 4-Ohm-Anschlüssen, während der Lyric via 8 Ohm angezapft souveräner auftrat.
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Dass die beiden "Schwächlinge" mit der vermeintlichen Diva (AK 79) so gut klarkamen, ist nur auf den ersten Blick überraschend: Alles ist relativ - offenbar auch die für den schnellen Überblick hilfreiche AUDIO-Kennzahl, die hier durch eher geringen Wirkungsgrad und hohe Impedanz nach oben schnellt. Letzteres jedoch kommt Röhren, die ihre Leistung von Natur aus lieber über hohe Spannungen als über fette Ströme erzeugen, sogar entgegen. Und zwar ganz besonders dann, wenn dieser Widerstand dank aufwendiger Linearisierung über den gesamten Audiobereich linealglatt verläuft. Aber auch ohne PMC: Wer nach einer neuen Verstärker-Perle ohne Protzfaktor sucht, sollte sich den T.A.C unbedingt anhören - selbst, wenn eigentlich der Kauf eines Transistors anstand.
Messlabor T.A.C. T-22
Mit den Messungen kommt man dem Klanggeheimnis nur bedingt auf die Spur: Der Frequenzgang verläuft extrem glatt und breitbandig, dafür sieht der Stabilitätswürfel aus, als wäre ein Elefant drauf getreten. Der Kliffverlauf geht gerade an ansteigender und abfallender Leistung in Ordnung, der absolute Klirrpegel ist recht hoch. Die Leistung liegt für eine Röhre sehr hoch: An 8-Ohm-Klemmen sind es 42/17 Watt Sinus an 8/4 Ohm, an den 4-Ohm-Klemmen 34/46 Watt.
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