Endverstärker

T+A Amp 8 im Test

9.9.2013 von Bernhard Rietschel

Der süße Digital-Mitspieler DAC 8 im Hintergund hat sich vor einem Jahr schon Testlorbeeren erworben. Nun bringt T + A den passenden, kompakten Endverstärker Amp 8 heraus, der sich ebenfalls eine Krone aufsetzen will.

ca. 5:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
T+A Amp 8, DAC 8
T+A Amp 8, DAC 8
© J.Bauer, Archiv

Pro

  • punktgenau auf den täglichen Gebrauch ausgelegt
  • klingt warm, voll und trotzdem gut auflösend

Contra


Es ehrt den Menschen, und insbesondere den Highender, wenn er stets nach dem Höchsten strebt. So etwa dem wahrlich fantastischen, im April-AUDIO gefeierten 10.000-Euro-Vollverstärker PA 3000 HV von T + A . Doch nun kommen die Herforder mit dem Endverstärker Amp 8 für freundliche 1.800 Euro heraus. Mit fast der gleichen Sorgfalt in so dickes wie amagnetisches Aluminium eingeschlagen und trotzdem schnuckelig, passt er haarscharf zu dem in Heft 7/12 hochgelobten D/A-Wandler DAC 8. Und weil die Herforder Stein und Bein darauf schwören, dass die Elektronik des AMP 8 der des PA 3000 wie aus dem Gesicht geschnitten gleiche, braucht der HiFi-Fan diesen Test eigentlich gar nicht mehr weiterzulesen.

Endverstärker, T+A, AMP 8
Im T+A-Verbund reagiert der Amp 8 auf Mitspieler, sonst schaltet er sich nach Ankunft von Musiksignalen automatisch ein bzw. nach deren Ausbleiben wieder aus. Weil sie dem gleichen IC zuarbeiten, gibt es zwischen dem Cinch- und dem XLR-Eingang keinen Rangunterschied.
© Hersteller

T+A Amp 8: Aufbau

Logisch, zählt er an fünf Fingern ab, bringt der Amp 8 - von den Eingängen und Vorstufenfinessen des Großen mal abgesehen - nicht ganz so viel Leistung mit. Der Ringkern-Netztrafo sei aber immer noch für stolze 250 Wätter gut. An Elko-Stromspeicherkapaziät wurden pro Kanal beträchtliche 2 x 8200 Mikrofarad-Elko-Kapazität spendiert. Im Rahmen einer kleineren Party spielt der Amp 8 also immer noch laut genug. Außerdem setzten die Westfalen in den Ausgangskreisen jeweils ein Pärchen an Thermal-Track-Transistoren ein (NJL3281,1302, ON Semiconductor), die bei Hitzewallungen ihre Kennlinien blitzschnell nachregeln können. Und schließlich fächelt ein intelligent gesteuerter, ultraleiser Ventilator im äußersten Notfall (und nur in diesem) frische Kühlluft herbei.

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Nun ja, die Eingangssignale werden von dem Amp 8 auf einem nicht ganz so roten und breiten Teppich empfangen wie beim PA 3000 HV. Eine Reihe von Widerständen, die für so la la konstante und symmetrische Eingangsimpedanzen garantieren sollen sowie ein IC Eingangspuffer könnten die Ankömmlinge sogar ein wenig ins Stolpern bringen. Doch egal, denn dann folgt tatsächlich die legendäre klangvolle Hochvolt-Schaltung, die der AUDIO-Leser von dem großen Vollverstärker kennt. Dort teilen sich je zwei in Serie angeordnete Transistoren die Arbeit so geschickt, dass summa summarum und bei einer immer noch hohen Spannung von +/- 66 Volt die Kennlinie einer Röhrentriode entsteht. Hört sich leicht an, doch es brauchte viel Zeit und Probieren, bis T + A in den Junction-FETS 2 SK 2145 von Toshiba und den DN 3545 von NXP die passenden Halbleiter fand (die einmal kontaktierende und einmal isolierte Lenkelektroden besitzen).

Endverstärker, T+A, AMP 8
T+A Amp 8: Innenausstattung
© Hersteller

Hörtest

Bei der darauf folgenden nächsten Spannungsverstärkerstufe handelt es sich um ein weiteres aus dem PA 3000 HV entliehenes, röhrig-komplexes Kombi-Unikum. Erst mit dem Strom-Amp, der mit rückwirkungsarmen Feldeffekt-Treibern, mit den genannten Wärmefühl-Transistoren und mit einer vorsichtig angezogenen Gegenkopplungs-Korrekturschleife arbeitet, geht es dann im Vergleich zum 3000er eine bis drei Nummern kleiner weiter. Was aber noch lange nicht bedeutet, dass der Herforder Novize klein klingt. Ganz im Gegenteil: Wie ein Großer, fast wie ein ganz Großer fächerte er wunderbare Konzertpanoramen auf. Und wenn von der Triangel bis zum Kontrabass die Abbildung der Instrumente ganz exakt stimmte, so benutzte der Amp 8 doch keineswegs die ganz scharfen Griffel, sondern eher die Substanz und ihre dreidimensionale Ausformung dafür.

Schon bald gab es da keine Fragen mehr: Wie bereits der große Bruder vermag auch der Amp 8 die Transistortechnik, die bis dato bei aller Akkuratesse fast immer auch aus gewisser Härte bestand, in eine neue Dimension zu transzendieren. Ein Jury-Mitglied wollte es zunächst nicht glauben.

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Also bitte: schloss der Rest der Tester einen preisgünstigen Solid-State-Amp eines nicht näher genannten englischen Herstellers an. Tja - so ganz allein vielleicht noch mit gewissem Spaß genossen, hörte sich der Kamerad im Vergleich zu dem deutschen Röhren- Nachahmer dünn, wie über den Kamm geblasen, geradezu lächerlich an. Größere Transistor-Endverstärker schossen dann aber doch erfolgreich zurück, vor allem dann, wenn der kleine T + A mangels Leistung die korrekte Impulswiedergabe schuldig blieb und flattrige Beine bekam. Nach derlei Anfeindungen suchte der Amp 8 dann doch lieber Schutz bei seinem großen Bruder, der ihn gewissermaßen liebevoll in die Arme nahm: Wenn ihr von dem kleinen Prinz nicht zu viel verlangt und nicht zu weit aufdreht, klingt er fast so schön wie ich.

Endverstärker, T+A, AMP 8
T+A Amp 8: Messlabor
© Archiv

D/A-Wandler plus Endstufe

D/A-Wandler mit Lautstärkeregelung könnten die neuen Vorverstärker werden.

Für Naim-Fans der 90er Jahre wäre T+A der Inbegriff des audiophilen Klassenfeinds gewesen - und umgekehrt ebenso. Umso interessanter, dass sich die beiden historisch so gegensätzlichen Marken in vielen Punkten stark ähneln. Etwa in der außergewöhnlichen Entwicklungstiefe, der perfektionistischen Fertigung im jeweiligen Heimatland - und dem scharfen Blick für Produkte, die der Markt will. Kompakte, hochwertige, dennoch nicht verrückt teure Kombis mit klarem Schwerpunkt auf digitalen Quellen könnten ein Trendthema werden - Analog Schaltschränke braucht die neue Kundengeneration tatsächlich meist ebensowenig wie vierstellige Leistungsreserven mit entsprechendem Leerlauf-Stromverbrauch. Wohnraum wird immer teurer, Energie sowieso.

Downsizing setzt sich daher nicht nur im Motorenbau durch. Zuletzt verblüffte die Naim-Kombi aus DACV1 und NAP-100 die Tester mit einem in der Summe enorm kompetenten Klang. Das Midi-Gespann von T+A ist etwas teurer, lässt aber wiederum das preisklassenübliche Klangniveau weit hinter sich. Auch hier wirkt die Kraft der Synergie: Für sich genommen tönt die Amp8 unspektakulär, rund und unaufgeregt. Gepaart mit der phänomenalen Auflösung des DAC8 erweist sich dieses Voicing als Volltreffer genau in die Schnittmenge aus packender Lebendigkeit und tonaler Ausgewogenheit. In der Praxis nehmen sich die Kombis nicht viel: T+A legt noch zwei Digitaleingänge drauf, aber schon Naim hat derer so viele, dass nur die wenigsten Nutzer sie je alle brauchen werden.

Analog-Inputs fehlen beiden gänzlich - sie sprechen also echte Voll-Digitalos an. Einen sorgfältig konstruierten Kopfhörerausgang besitzen wiederum beide. Dass der Naim via USB noch höhere Samplingraten verarbeitet als der T+A ist ein eher akademischer Vorteil - hier geht es um 352.8 und 384kHz, die aktuell kaum Praxisbedeutung haben. So muss auch die neue HiFi-Generation bei der Entscheidung vor allem einem trauen: ihren Ohren.

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