Testbericht
Stereo-Netzwerk-Receiver Onkyo TX-8050
Eine lässige Anlagen-Kombination für rund 1000 Euro inklusive Netzwerkplayer - das ist doch mal ein Wort! Der Clou dabei: Der Verstärker Onkyo TX-8050 bringt die Quelle gleich mit.
- Stereo-Netzwerk-Receiver Onkyo TX-8050
- Datenblatt
Ursprünglich war der Stereo-Receiver von Onkyo nicht als Teil dieser Anlagengeschichte vorgesehen. Aber schon bald nach seinem Eintreffen im AUDIO-Hörraum drängte er sich förmlich als Einsteiger-Kombinationstipp auf. Nicht nur, dass er mit seinen 400 Euro einen erschwinglichen Stereo-Boliden abgibt, der mit Endstufenkräften kokettiert, die hochpreisigere Kollegen in Verlegenheit bringen. Er vermag zudem als Receiver nicht nur die ihm anvertrauten Analog-und Digitalsignale (zweimal Digital-Coax, zweimal optisch) als Spannungsimpulse an die angeschlossenen Boxen weiterreichen, er kann sich sogar selbst als Quelle dienen.
Und weil man im Jahr 2011 allein mit Radioempfang aus dem Äther keinen Käufer mehr hinter dem Flachbildfernseher hervorlockt, fischt der Onkyo TX-8050 ganz zeitgemäß seine Signale aus dem weltweiten Internetradio-Netzwerk oder - noch eine Spur zeitgemäßer - aus dem lokalen Musiknetz als Streaming-Media-Client. So empfiehlt er sich mit der Kombination aus potenter Verstärker- und moderner Netzwerktechnik als unschlagbar günstiges Herzstück einer Einsteiger-Streaming-Anlage.
Mehr drin und dran
Dass der TX-8050 mit seinem fast halsbrecherisch kalkulierten Verkaufspreis der Konkurrenz die Tränen in die Augen treibt, liegt nicht nur an seinem Funktionsumfang. Im wahlweise silbernen oder schwarzen Blechkleid steckt ein für die Preisklasse erstaunlich großzügiger Aufbau.
Zum Beispiel der große Aluminium-Kühlkörper, an den sich keine Schalt- oder Hybridendstufen schmiegen, sondern zwei Transistorpärchen, fürsorglich von einem großen Trafo mit Leistung versorgt. Zwei Boxenpaare können an den soliden, auch Bananenstecker akzeptierenden Klemmen andocken - zur Not auch gleichzeitig, wobei sie sich dann freilich die zur Verfügung stehende Energie teilen müssen. Ein aktiver Subwoofer darf über eine Pre-Out-Buchse mitspielen, weitere Vorverstärker-Ausgänge können eine externe Endstufe oder den Zone-2-Nebenraum versorgen.
Keine Frage, der Stereo-Onkyo hat viele Gene und Tricks von seinen erfahrenen AV-Brüdern geerbt. So auch die geschickte USB-Schnittstelle an der Front, gut erreichbar und versiert im Umgang mit MP3-Playern, Flash-Speicher und natürlich der digitalen Anbindung von iPods und iPhones. Letztere können wahlweise die Steuerung gänzlich dem Receiver überlassen - wobei Titel und Interpreten im Punkt-Matrix-Display des Onkyo vorbeiziehen - oder im Standard-Mode den TX-8050 lediglich als Digital-Wandler nutzen, mit gewohnter Cover- und Titelanzeige auf dem iPod-Screen.
Ebenso von seinen AV-Kollegen entliehen ist die komplette Netzwerk-Architektur, mitsamt aller Stärken und Schwächen. Zu den Schwächen zählt leider nach wie vor die fehlende Gapless-Unterstützung - Freunde von Konzeptalben oder Klassik- und Livekonzerten müssen mit der kleinen Zwangspause zwischen den Tracks leben. Auch iTunes-Fans, die bei ihrer Musiksammlung auf Apple Lossless als Format der Wahl gesetzt haben, werden mit dem Onkyo nicht unbedingt warm - er scheut ausgerechnet das verlustfreie Apple-Datengewand. Dafür freundet er sich mit fast allen anderen Musikcodecs an, spielt sogar Exoten wie Ogg Vorbis und unterstützt Auflösungen jenseits des üblichen CD-Standards bis 96 Kilohertz und 24 Bit.
Zu den unbestreitbaren Stärken des eingebauten UPnP-Clients gehört die Integration von Musikdiensten wie Last.fm und Napster in die Netzwerk-Musikauswahl, sowie von vTuner als Lieferanten von Internetradiostationen aller Genres und Herren Länder. Mit heimischen Musikservern kommuniziert der Onkyo problemlos, verständigt sich mit Media-Servern von Twonky bis Windows Media Player, spielt die Musiksammlung von der NAS oder vom PC. Auf dem zweizeiligen Display lassen sich zwar keine bunten Coverbilder darstellen, aber Titel, Interpret und Albumname sind gut im Blick.
Wer es bunter mag, kann statt der wohltuend entschlackten Fernbedienung auch seinen iPod als Kontrollorgan einsetzen. Lautstärke regeln, Quellen auswählen, stöbern in Musikdiensten und Bibliotheken - alles funktioniert bequem vom Sofa aus. Zwar stellt das App Listen nur seitenweise dar, was bei größere Musiksammlungen zu etwas längeren Geduldsproben (etwa bis zum gewünschten Zappa-Album) führen mag. Coverart und alle wichtigen Infos zum Titel aber versöhnen den Streaming-Freund wieder.
Für den Hörtest allerdings musste der Onkyo auf den eigenen Netzwerk-Client verzichten und wurde statt dessen analog mit einem Linn Sneaky DS verbandelt - gleiche Bedingungen für alle Kandidaten. Erster Sparringspartner war sogleich ein preislich passender Kollege aus dem selben Hause, der Onkyo A 9355 (AUDIO 12/07, 370 Euro), der allerdings schon nach den ersten Takten gegen den jüngeren Verstärker das Feld räumen musste.
Kräftig und vollmundig wirkte der TX-8050 gegenüber dem heller und dünnlippiger agierenden älteren Amp mit Schaltendstufen. Im Duell mit dem NAD C 316 BEE (AUDIO 10/10, 350 Euro) verlief der Schlagabtausch schon ausgeglichener. Der Verstärker-Veteran konnte an der enorm fordernden Lautsprecher-Referenz KEF 207/2 mehr Raum und Konturen formen, der Onkyo wirkte transparenter, aber auch schärfer in den S-Lauten.
Die passende Box
Allerdings: An einer großen und nicht gerade unkritischen Standbox vom Kaliber der KEF kann und wird der TX-8050 seinen Charme nie wirklich entfalten. Zumal die Kombination aus größentechnisch (und preislich) gigantischen Lautsprechern und kleinem Verstärker nicht wirklich der Praxis im Wohnzimmer entspricht. Den AUDIO-Testern kam auf der Suche nach der idealen Partnerin für den Onkyo spontan eine Kompaktbox in den Sinn, für eine möglichst entspannte Liaison auf kleinsten Raum.
Wie zum Beispiel mit der Monitor Audio Bronze BX 2, die in der AUDIO 11/10 mit ihrer gelassenen Natürlichkeit den Testsieg einfahren konnte - und preislich mit 350 Euro auch den Geldbeutel nachhaltig schont. Tatsächlich harmonierte das Paar Onkyo und Monitor Audio auf Anhieb.
Die Bronze BX 2 nahm dem Verstärker seine unterkühlte Forschheit, der TX-8050 verlieh der kompakten Spielgefährtin natürliche Körper und füllige Stimmen. Das klappte sogar besser als mit der teureren KEF Q 300 (AUDIO 5/11, 600 Euro), die zwar ungemein dynamisch spielte, den eher rauhen, direkten Charakter des Onkyo jedoch nicht mildern konnte.
Kleines Manko der günstigen Kombo: In tiefbasslastigen Stücken wie "Devil In My Life" von Grace Jones ("Hurricane") stieß die Bronze BX 2 hörbar an ihre körperlichen Grenzen. Beim Stöbern im Lautsprecher-Lager fiel den Testern aber zufällig noch ein Pärchen Canton Chrono SL 520 (AUDIO 3/10, 640 Euro) in die Hände: eine wunderhübsche, wahlweise schwarz oder weiß lackierte Kompakte mit enormen Glamour-Faktor. Die nicht nur rein äußerlich dem eher bieder wirkenden Onkyo gut zur Seite steht, sondern auch klanglich genau den gewünschten Effekt hatte: Eine geschmeidig-lässige Eleganz durchzog plötzlich jede Darbietung, mit offenen, detailreicher Abbildung, dynamisch und rhythmisch ansprechend, gleichzeitig vornehm zurückhaltend. Zusammen eine extrem lässige und coole Kombination.
Onkyo TX-8050
Onkyo TX-8050 | |
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Hersteller | Onkyo |
Preis | 400.00 € |
Wertung | 68.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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