Standlautsprecher

Sonus Faber Olympica II im Test

22.4.2014 von Wolfram Eifert

Nach einem Ausflug in preiswerte Gefilde mit der Venere-Reihe zeigt Sonus Faber mit Olympica neue Stärke in seinem Kernsegment, dem gehobenen High-End. Die Gehäuse tragen vornehme Materialien wie Massivholz und Leder. Alle Modelle, auch die Standbox Olympica II, sind "Made in Italy ".

ca. 6:50 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Sonus Faber Olympica II
Sonus Faber Olympica II
© Sonus Faber

Pro

  • tonal enorm ausgewogen
  • sehr deutliche und detailreiche Darstellung ohne Übertreibung
  • hervorragend ausbalanciert

Contra


Kaum ein Hersteller von hochwertigen Lautsprechern hat sich in den letzten Jahren so sehr gewandelt wie Sonus Faber. Zwar liegt die Firmenzentrale unverändert in der Nähe von Vicenza in Norditalien, doch seit der ehemals inhabergeführte Hersteller im Jahr 2007 von der Fine Sounds Group übernommen wurde, ging es mächtig voran. Die Holding, zu der auch Wadia und McIntosh gehören, ermöglichte neue Investitionen und eine erhebliche Ausweitung der Produktpalette.

Unsere fabrikfrischen Testmuster vom Typ Olympica II sind Teil dieser Offensive, die 2011 mit Aida (Paarpreis 90.000 Euro) und Fenice (160.000 Euro) ihren ersten Höhepunkt erreichte. Ein Jahr später folgte mit Venere eine für Sonus-Faber-Verhältnisse auffallend preiswerte Boxenserie, die mit ihrer betont modernen Gestaltung in hochglänzendem Schwarz und Weiß vor allem jüngere Käuferschichten ansprechen soll. AUDIO konnte sich am Beispiel der Venere 2.5 (2.800 Euro) von der gelungenen Mischung aus Preiswürdigkeit und Klang überzeugen.

Doch für die eingeschworenen Fans der Marke ist Venere ein zweischneidiges Schwert, denn die Boxen werden komplett in Fernost hergestellt. Zwar unter strenger Aufsicht durch die Italiener, aber für Puristen macht es einen Unterschied, wo ein Markenprodukt entsteht; im Stammwerk mit kurzen Wegen zwischen allen Abteilungen oder Tausende Kilometer weit entfernt.

Sonus Faber Olympica 2
Durchdacht bis ins Detail: Die langezogene Reflexöffnung liegt hinter einer vertikalen Blende. Das Terminal ist grundsolide.
© Sonus Faber

Sonus Faber Olympica II: Gehäuse

Bei Olympica sind diese Bedenken überflüssig, denn die Reihe wird vollständig in Italien gefertigt und profitiert so von der einzigartigen handwerklichen Erfahrung, die Sonus Faber zu einer Ikone im Boxenbau hat werden lassen. Die Serie leistet eine Rückbesinnung auf bewährte Sonus-Designelemente und kombiniert Holz, echtes Leder und Applikationen aus Stahl zu einer optisch wie haptisch erlesenen Gesamterscheinung.

Die Olympica II ragt nur einen Meter und sechs Zentimeter in die Höhe, zählt so in ihrer Klasse zu den zierlicheren Offerten. Doch optisch wirkt die Säule ausgesprochen einnehmend, denn die Italiener haben Formen, Farben und Materialien äußerst geschickt verknüpft. Anders als erwartet sind die Gehäuse leicht asymmetrisch geschnitten, was die Ausbildung von störenden Resonanzen im Inneren erschwert. An der Rückseite sind längliche Bassreflexschlitze eingelassen, die sich nahezu über die gesamte Gehäusehöhe erstrecken und von einer Blende aus fein gelochtem Metall vor eindringenden Fremdkörpern geschützt werden.

Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen und einwinkeln

Die langgezogene Öffnung ergibt eine ausgedehnte Tiefbassquelle, die Raummoden zwischen Decke und Boden nur wenig anregt und so zu einer höheren Basspräzision beiträgt. Da bei einer Box der Schallaustritt links, bei der anderen rechts erfolgt, können die Öffnungen wahlweise nach innen zur Nachbarbox oder nach außen Richtung Seitenwand blicken. Die bei beiden Varianten leicht unterschiedliche Ankopplung an den Raum gestattet eine subtile Variation des Klangcharakters vor allem bei tiefen Frequenzen.

Sonus Faber Olympica II: Aufstellung

Ein zentraler, für Optik und Klang nicht unwichtiger Faktor sind die Aufstellhilfen, die Sonus Faber zu seinen Boxen anbietet. Besitzern der kompakten Olympica I steht optional ein Stativ zur Verfügung, das in Tragkraft, Höhe und Neigung exakt zur Lautsprecherbox passt. Die Standboxen verfügen serienmäßig über eine stählerne Fußkonstruktion, die gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt. Höhenverstellbare Spikes an den Enden der Ausleger kompensieren Bodenunebenheiten und reduzieren die Kippgefahr. Gleichzeitig zwingt die Konstruktion die Box in eine leicht geneigte Position, die den Eindruck einer ausgewogenen und dennoch reizvollen Form noch einmal verstärkt.

Zudem erfüllen die Füße einen akustischen Zweck, denn durch die Schräglage wird die Abstrahlachse ein wenig nach oben geneigt. Das lenkt weniger Schall zum Fußboden, ergibt mehr Direktschall am Hörplatz und lässt die Box letztlich erwachsener und raumrichtiger aufspielen. Durch die verstellbaren Füße lässt sich die Neigung zusätzlich variieren. Das ermöglicht eine gradgenaue Anpassung des Winkelverhaltens bei unterschiedlichen Hörentfernungen.

Sonus Faber Olympica 2
Bombenfester Stand: Der Boxenfuß verfügt an den Enden über höhenverstellbare Spikes zum Ausgleich von Bodenunebenheiten.
© Sonus Faber

Sonus Faber Olympica II: Design

Bei der äußeren Gestaltung hat Sonus Faber sich von den Idealen des Renaissance- Architekten Andrea Palladio leiten lassen, der für zahlreiche Villen und Paläste in der Umgebung von Vicenza verantwortlich zeichnet. Der berühmte Baumeister ist auch der Vater des Teatro Olimpico, das bis heute für seine beispielhafte Architektur und Akustik geschätzt wird. Auf dieses Bauwerk - und nicht auf die Olympischen Spiele - bezieht sich der Name der Boxenserie. Damit entfernt sich Sonus Faber erstmals von der langjährigen Tradition, seine High-End-Modelle nach italienischen Geigenbauern zu benennen.

Die Olympica-Gehäuse bestehen aus einer wohlüberlegten Kombination von Holzelementen in unterschiedlicher Form und Stärke, die in Handarbeit aufwendig verleimt und geschliffen werden. Formgebung und Dickenverteilung zielen auf ein gutmütiges Resonanzverhalten ohne Spitzen bei einzelnen Tonlagen. Der Hauptbestandteil der Kabinette ist Walnussholz in Kombination mit dünnen Zwischenlagen aus Ahorn. Als Ausführungen stehen die Varianten "Natur" und "Graphit" zur Verfügung. Letztere passt mit ihrer dezenten Grautönung besonders gut in eine moderne Umgebung.

Ein ökologisch unbedenklicher Lack verleiht den Oberflächen einen leichten, nicht übertriebenen Glanz. Wie schon bei einigen älteren Sonus-Faber-Serien sind Boxenvorderseite und Rückwand mit schwarzem Leder bezogen. Erstmals gilt dies auch für das Kopfteil, dessen haptische Bedeutung so besonders hervorgehoben wird. Im vorderen Teil ist sogar der Markenname mit feiner Schrift ins Leder gestempelt.

Sonus Faber Olympica 2
Ein Fest für die Sinne: Schallwand, Rücken und Kopfteil (mit Markenlogo) sind mit schwarzem, fein genarbtem Leder bezogen. Die Seriennummer ist eingraviert.
© Sonus Faber

Sonus Faber Olympica II: Treiber

Bei den Treibern verlässt sich Sonus Faber seit jeher auf renommierte Zulieferer, die die Chassis nach den strengen Vorgaben der Italiener herstellen dürfen. Die Treiber der Olympica II sind von der ungleich teureren Aida abgeleitet, nur deutlich kleiner. Der Hochtöner mit resonanzarmer Membran aus Seidengewebe ist eine Mischung aus Ringstrahler und Kalottensystem, mit breitem Abstrahlverhalten und üppiger Dynamik dank überdurchschnittlichem Durchmesser. Beim tonal so heiklen Mitteltöner griffen die Italiener zu einer speziellen Mischung aus luftgetrocknetem Papier in Kombination mit Naturfasern wie Kapok und Kenaf. Mit dieser Wahl folgen die Entwickler der in Italien geläufigen Redewendung "La carta canta", frei übersetzt "Papier singt".

Der ohne sichtbare Verschraubungen und störende Kanten in die Schallwand eingepasste Konus wird von der Frequenzweiche bei 250 Hertz ins Spiel genommen und darf bis zum zehnfachen Wert hinauf einen riesigen Bereich abdecken. Der Tonumfang der menschlichen Stimme wird so von nur einer Schallquelle bestritten.

Kaufberatung: Die besten Standboxen bis 1.500 Euro

Deutlich profaner geht es im Bassbereich zu, wo Zellulose und Schaumstoff einen festen Verbund bilden. Die Frequenzweiche ist mit sündhaft teuren Bauteilen der Spezialisten Mundorf und Jantzen bestückt. Die Topologie arbeitet mit wechselnden Steilheiten, sanft und klangschonend in den unmittelbaren Übernahmebereichen, steilflankiger und für die Chassis schonender in den weiter entfernt liegenden Sperrzonen.

Ihre Auslegung als 4-Ohm-Box mit durchschnittlichem Wattbedarf und deutlich schwankender Impedanz erhebt die Olympica nicht zu den elektrisch besonders Genügsamen im Lande, wenngleich die Box mit einer Audiokennzahl von 66 auch keine übertriebenen Anforderungen an die Stabilität des treibenden Verstärkers stellt. Zartfühlende Röhrenverstärker können an der Olympica durchaus Sinn machen, doch sollten pegel- und dynamikhungrige Hörergruppen eher einen kräftigen Transistor in Betracht ziehen.

Sonus Faber Olympica 2
Fein gemacht: Die hellen Linien in der Horizontalen rühren von dünnen Zwischenlagen aus Ahornholz. Durch die Neigung kippt die Abstrahlachse etwas nach oben.
© Sonus Faber

Sonus Faber Olympica II: Hörtest

Bei den Standardmessungen im AUDIO-Labor zeigte die Olympica II keine größeren Auffälligkeiten. Wobei gesagt werden muss, dass Feinheiten der klanglichen Auslegung der Gehäuse- und Membranwerkstoffe bei den gängigen Schalldruckoder Klirrmessungen stets nur ansatzweise zum Vorschein kommen.

Diese Faktoren, die oft den eigentlichen Reiz eines Schallwandlers ausmachen, lassen sich nur gehörmäßig erfassen, und so waren die Tester sehr gespannt, als es nach einem mehrstündigen Einspielmarathon endlich ans Eingemachte ging. Den Antrieb übernahm der ebenso kraftstrotzende wie musikalische PA 3000 HV von T+A.

Eine Bevorzugung grundtonnaher Frequenzbereiche, wie sie bei bei älteren Sonus-Faber-Modellen teilweise zu beobachten war, konnten die Tester bei der Olympica nicht entdecken. Ihr Timbre war sehr neutral und ohne die leichte, subjektiv sehr angenehme Bevorzugung im oberen Bassbereich würden die Schönheiten gewiss auch als Studiomonitore anstandslos durchgehen.

Mehr Aufmerksamkeit erregten die Olympicas mit ihrer grandiosen Offenheit, die mit einer exzellenten Verständlichkeit stimmlicher Anteile verbunden war. Beim soulig angehauchten "Behind The Waterfall" mit dem kanadischen Songwriter Danny Michel transportierte die Sonus den Sänger in einer Art High-Definition-Modus, mit allergrößter Natürlichkeit.

Klar abgegrenzt und vom Timing her perfekt angebunden wurden seine karibischen Musikerkollegen locker-lässig dazugereicht, ohne den Sänger auch nur ansatzweise zu verdecken. Offen und vital klingen auch andere Boxen, doch der Olympica II gelang dieser Genussklang ohne überzogene Höhen oder sonstige Tricks. Und mit einer Über-Alles-Geschmeidigkeit, die so harmonisch wohl nur den Italienern gelingt.

Fazit

Die Olympica sollten Sie unbedingt in natura sehen und erleben. Unter Beibehaltung ihrer handwerklichen Arbeitsweise gelingt den Italienern der visuelle und haptische Spagat zwischen Tradition und Moderne. Der Klang ist voll und ganz in der Neuzeit angekommen, sehr genau, dennoch fern jeder Aufgeregtheit. Das ist richtig klasse gemacht!

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