Testbericht
Standlautsprecher Phonar Credo Reference
Die kompakte Primus von Phonar (4000 Euro pro Paar) klingt schön rund - mit Potenzial nach oben: Noch mehr Autorität zeigt sie als Standbox Credo Refrence mit Bass-Modul (9000 Euro pro Paar).
- Standlautsprecher Phonar Credo Reference
- Datenblatt
Festlegungen sorgen für Kontinuität, erschweren aber Veränderungen, die manchmal unumgänglich sind. Auch Lautsprecher sind meist nicht sonderlich anpassungsfähig. Wächst zum Beispiel mit einem Ortswechsel die Wohnfläche, klingt die ehemals souverän aufspielende Kompakte plötzlich dünn und karg. Oder der Anwender entdeckt im Lauf der Zeit seine Liebe zu Röhrenverstärkern - und muss feststellen, dass der Watt-Hunger seiner Schallwandler ihm die Freude daran verdirbt.
Auf solche Veränderungen ist kaum ein Lautsprecher vorbereitet. Kompakte lassen sich bloß in den seltensten Fällen in Standboxen verwandeln, auch eine maßgeschneiderte Teilaktivierung ist nur bei sehr wenigen Boxenmodellen ab Werk bereits vorgesehen. Eine Ausnahme bildet die Credo Reference von Phonar aus dem Norden Deutschlands, genauer: aus der kleinen Gemeinde Tarp, wenige Kilometer südlich von Flensburg. Dort lebt und arbeitet ein Menschenschlag, der ungern große Worte verliert, dafür umso gründlicher seine Hausaufgaben zu machen pflegt.
Diese Sorgfalt ist bei der Credo Reference an allen Ecken und Kanten zu sehen und zu spüren. Die Oberflächen sowie die mechanischen Komponenten sind so perfekt verarbeitet, wie man es sich von einem Produkt "Made in Germany" nur wünschen kann.
Das mit einer Höhe von 1,11 Metern nicht übertrieben große Tonmöbel besteht aus einem kompakten Oberteil namens Primus und einer separat erhältlichen Woofer-Einheit, die unter der Bezeichnung Optimus firmiert. Über Gummidämpfer gekoppelt, bilden sie das Spitzenmodell von Phonar.
Die Teilung verhindert, dass Schwingungen der Basseinheit die Kompaktbox in ihrer klanglichen Entfaltung beeinträchtigen. Und sie schafft die Voraussetzung für den modularen Betrieb. Keimt der Wunsch nach größerer Basstiefe und Souveränität, werden einfach die Bass-Säulen untergeschoben.
Der Übertragungsbereich des Oberteils wird in diesem Fall sanft beschnitten. Das erhöht die Belastbarkeit und verhindert ein zu tiefes Absacken der Impedanz. Ebenso wird die Reflexöffnung der Primus verschlossen; dies soll einen zu mächtigen Bass verhindern.
Subwoofer im Sockel
Weitere Klangsteigerungen ermöglicht eine externe Filter- und Verstärker-Einheit für das Bass-Teil. Diese namenlose Einheit kann nebenbei raumbedingte Klangveränderungen ausgleichen. Auch macht sie den Basspegel variabel und entlastet so den Hauptverstärker, der dann nur noch das Oberteil antreiben muss. Mehr über die Elektronik im Kasten auf der folgenden Seite. Dass Phonar seine Chassis und Weichenbausteine nicht selbst herstellt, liegt an der überschaubaren Größe der inhabergeführten Firma, die lediglich 15 Mitarbeiter in Lohn und Brot hält.
Was ihre Bezugsquellen angeht, halten die Nordlichter nichts von Geheimniskrämerei. Die Chassis liefert der dänische Deluxe-Anbieter Scan-Speak. Es handelt sich um Komponenten aus der vornehmen Illuminator-Reihe.
Die Weichenbauteile liefert der Kerpener Spezialist Intertechnik. Entsprechend hochwertig und strompotent sind die Filter der Kombi bestückt; sie wurden mit Computer-Hilfe dimensioniert und fallen teilweise recht komplex aus.
Chassis vom Allerfeinsten
Die sündhaft teuren Chassis sind auf maximale Signaltreue getrimmt. Die Gewebekalotte nutzt dazu ein Magnetsystem aus mehreren kleinen Neodym-Scheiben, die eine vollauf symmetrische Bewegung der Schwingspule erlauben.
Die Tiefmitteltöner, ebenfalls Neodym-getrieben, sind Unterhang-Systeme, deren Luftspalt deutlich länger ausfällt als die Wickelhöhe der Schwingspule. Die geringere Windungszahl kostet etwas Wirkungsgrad; unter diesen Bedingungen findet aber das Schwingsystem selbst bei extremen Auslenkungen ein absolut lineares Magnetfeld vor.
Diese Sauberkeit bestätigt sich in den Messungen und erst recht im Hörtest. Primus und Optimus einen harschen Ton zu entlocken, ist fast nicht möglich. Die enorme Reinheit und Geschmeidigkeit erinnert an Boxen von Dynaudio oder Thiel, die international viel bekannter sind.
Die unaufgeregte Gangart lässt die Zweiteiler nur nicht überschäumend lebendig agieren. Allerdings sind es oftmals bestimmte Klirranteile und Besonderheiten im Frequenzgang, die ein Klangbild subjektiv "schnell" machen. Boxen, die auf solche Mätzchen verzichten - dazu zählt die Kombi ganz eindeutig -, brauchen deshalb bisweilen etwas länger, um ihre Reize zu entfalten.
Wer sich die Zeit zur Eingewöhnung nimmt, wird mit einem wunderbar ausgewogenen Klangbild belohnt, das einen großen Reichtum an Farbtönen bereithält - auch wenn dabei nicht jedes beiläufige Schnalzen gleich zur Chefsache erhoben wird.
Die Primus erzeugt bereits im Alleingang einen sehr vollwertigen, tendenziell warmen und betont stressfreien Klangeindruck, dem es, wie bei sehr guten Kompaktboxen üblich, an nichts fehlt - außer etwas Substanz im Tiefbass und Unbeirrbarkeit bei komplexen Klängen oder gehobenen Lautstärken.
Die Basseinheiten steigern die Souveränität vorrangig bei tiefen Frequenzen, indirekt aber in allen Lagen. Die räumliche Abbildung gewinnt an Plastizität, selbst mit kleinen Besetzungen oder Hörbüchern, die in den Bässen sehr zurückhaltend ausgesteuert sind. Anwender mit größeren Räumen sollten Optimus mitbestellen oder für später ins Auge fassen, was ja den Reiz der Modul-Bauweise ausmacht.
Fazit
Phonar hat mit seinem Baukastensystem ein sehr gediegen klingendes Produkt auf die Beine gestellt, dessen Ausbaufähigkeit höchste Anerkennung verdient.
Phonar Credo Reference
Phonar Credo Reference | |
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Hersteller | Phonar |
Preis | 9000.00 € |
Wertung | 61.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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