Mobiler HD-Player
Sony NW-ZX2 im Test
Der NW-ZX2, ein Walkman von Sony für 1200 Euro, scheidet die Geister. Der Test zeigt, ob es nur teures Spielzeug für alle ist, die sonst schon alles haben, oder ob er sich als echter audiophiler Begleiter bewährt.
Sony NW-ZX2
Bewertung
- Klang lossless: 100
- Bedienung: überragend
- Verarbeitung: sehr gut
- Klangurteil: 100 Punkte
- Preis/Leistung: sehr gut
Ketzerisch könnte man beim NW-ZX2, dem neuesten Walkman von Sony, von einer Kopie der beiden erfolgreichsten Porti-Formate der letzten zwanzig Jahre sprechen. Wohlwollend genau so. Denn der NW-ZX2 soll nichts weniger als die Entertainer-Qualitäten und intuitive Benutzerführung eines iPod Touch mit der akustischen Souveränität und HiRes-Fähigkeiten eines Astell&Kern vereinen.
Gehäuse
Bei den Äußerlichkeiten fängt es schon an: Der Edel-Walkman steckt in einem speziell gefrästen Aluminiumrahmen mit griffigem Gummirücken. Darunter soll eine vergoldete Kupferplatte Störungen von außen möglichst um die sensible Elektronik herum führen.
Für den Audiosignalweg selbst werden vom bleifreien Lötzinn bis zum Einsatz von strapazierfähigen MELF-Widerständen und OSCON-Kondensatoren fast alle Reizworte bedient, die bei audiophilen Technikfans die Synapsen klingeln lassen. Auch der Hinweis, dass die Kondensatoren erst nach 100 Stunden Einspielzeit den richtigen Klang ermöglichen würden, darf in diesem Umfeld nicht fehlen.
Insgesamt summiert sich die Materialschlacht im mobilen Player zu spürbaren 235 Gramm Lebendgewicht und einem eher Hosentaschen-unfreundlichen Format. Dafür wartet der Sony mit einem wahnwitzig brillanten LED-Touchscreen in einer angenehmen Größe auf, das nicht nur Albencover optimal präsentiert, sondern auch Apps, Spiele und Videos.
Software
Als Betriebssystem dient die Android- Version 4.2, kurz Jelly Bean genannt. Als langjährige iOS-Nutzerin musste sich die Autorin sagen lassen, dass es da bessere und schnellere Versionsnummern gäbe, was aber der guten Performance keinen Abbruch tut. Besonders die liebevollen Details der Musikverwaltung machen viel Freude.
So lässt sich nicht nur nach den üblichen Kriterien wie Artist oder Album sortieren, auch Jahrgänge oder "Kürzlich hinzugefügt" sowie eine spielerische, der Playstation entlehnte Albumcoveransicht gehören zum Funktionsumfang. Über "SenseMe"-Kanäle werden zudem alle vorhandenen Musiktitel analysiert und anhand spezifischer Muster zu Stimmungsbildern von "Energisch" bis "Mitternacht" sortiert.
Ausstattung und Ausdauer
Vergnügungstechnisch kann der Sony also durchaus mit einem iPod Touch mithalten - dank WLAN- und Bluetooth-Konnektivität auch als Streaming-Client, Surf -und E-Mail-Maschine und Audio-Funkzentrale. Mit leistungsfähigen Akku spielte der Sony im Praxischeck deutlich länger als 24 Stunden am Stück - die von Sony angegebenen 30 Stunden Spielzeit und 60 Stunden Betriebsbereitschaft dürften daher tatsächlich nicht nur Werbeversprechen sein. Bleibt also noch die Frage, ob er klanglich noch dem Vergleich mit einem Astell&Kern stand hält.
Klang
Mit stolzen 110 Punkten und 2000 Euro thront der AK240 ganz oben in der AUDIO-Bestenliste. Obwohl sich der Sony mit dem aktuellen Damien-Rice-Album "My Favourite Faded Fantasy" in HD-Auflösung als exquisiter Feinzeichner mit erstaunlicher räumlicher Auflösung und Kraft entpuppte, an die musikalische Autorität und präzise Eleganz des Ranglistenersten kam er nicht ganz heran. Im Vergleich mit dem nächsten Astell&Kern-Familienmitglied, dem AK120 (Test), ließ er seine Kraft noch deutlicher spielen und machte durch seine sehr agile und lebendige Spielweise viel Vergnügen.
Der AK120 konterte mit deutlich gezeichneteren, greifbareren Konturen und natürlicheren Stimmen. Auch der kleinste und betagteste Koreaner im Portfolio, der AK100, ließ Stimmen und Instrumente authentischer wirken als der große Japaner, konnte aber der offenen Räumlichkeit des NW-ZX2 nichts entgegen setzen. In allen drei Klangrunden zeigten sowohl die Astell&Kern-Player als auch der Sony NW-ZX2 stets auf beeindruckende Weise, wie viel mehr Spaß ein klanglich anspruchsvoller Player machen kann.
Messlabor
Wie schon der "kleine" HiRes-Walkman NWX-A zeigt der große Sony NW-ZX2 in der Frequenzgangmessung steile Anstiege jenseits der 20kHz - eventuell ein Relikt des S-Master Digitalamps. Der Ausgangswiderstand liegt bei bekömmlichen 2Ω, die Ausgangsspannung könnte mit 0,3Volt etwas besser sein. Störabstand liegt bei ordentlichen 98dB, der Jitter bei 357ps. Im Klirrspektrum verhält sich der Sony souverän, in der Klirramplitudenmessung zeigt sich ein bei lauten Pegeln ein etwas unruhiges Bild.
Fazit
Mit dem Edel-Walkman NW-ZX2 ist Sony eine echte Überraschung gelungen. Zum einen, weil nun ausgerechnet ein Elektronik-Riese auf die mobile HighEnd-Nische setzt. Zum anderen, weil der NW-X2 tatsächlich mehr ist als nur teures Manager-Spielzeug. Gut, an die Klangqualitäten eines AK240 kommt er nicht heran. Dafür bietet er deutlich mehr Bedienkomfort und anderweitige Entertainment-Möglichkeiten. Als eine Art saugut klingender iPod Touch wird er so sicher seine Fans finden.
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