Testbericht

Sonus Faber Venere 1.5 im Test

12.11.2012 von Malte Ruhnke

Eine Sonus Faber ohne Massivholz, die nicht im Heimatland der Instrumentenbaukunst entsteht - verraten die Italiener ihre Ideale? Nein, sie kehren zu ihren Wurzeln zurück. Denn die Venere ist ein natürlicher, homogener Monitor mit überragender Bühne. Und sie ist preiswerter als man denkt.

ca. 4:25 Min
Testbericht
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Sonus Faber Venere 1.5
Sonus Faber Venere 1.5
© Hersteller / Archiv

Pro

  • sehr fein abgestimmter, kompakter Monitor
  • herausragende Transparenz
  • magisch natürliche Bühnendarstellung
  • harmoniert prächtig mit Röhren-Amps

Contra

Fazit

Sowohl die fein nuancierten, sehr natürlichen Klangfarben als auch die mühelose Akkuratesse und Homogenität wiesen die Venere als hochklassigen, detailgenauen Monitor aus, mit dem sich stundenlang stressfrei Musik hören lässt.


Der Begriff der Manufaktur ist so unscharf definiert wie unter High-Endern zum Zauberwort avanciert. Wer erfreute sich auch nicht an den superb verarbeiteten, rotglänzend schimmernden Skulpturen der Edelschmiede Sonus Faber, die die italienische Tradition des Instrumentenbaus mit jedem Zentimeter zu atmen schien? Und doch kann man es den meisten Hörern nicht verdenken, wenn sie Lautsprecher aus klassischer Serienfertigung bevorzugten. Rational ist das vollkommen verständlich - schließlich machen in erster Linie Chassis, Weiche und akustische Abstimmung die Musik und nicht die Handwerkskunst oder edelster Lack.

Diesen Weg der Vernunft will nun auch Sonus Faber mit der neuen Venere-Serie gehen: Entwicklung und Abstimmung im eigenen Haus, Fertigung unter möglichst strenger Kontrolle bei Zulieferern im Fernen Osten. Auch wenn viele High-Ender noch zu glauben meinen, das sei weder ehrenru?hrig noch ein Zeichen von suboptimaler Qualität. Ganz im Gegenteil, handwerklich hat man gerade im Reich der Mitte riesige Fortschritte gemacht.

Sonus Faber Venere 1.5: Gehäuse

Auf dem Foto erkennt man die Kompaktbox Venere 1.5 dennoch nicht sofort als Sonus: Der weiße oder schwarze Klavierlack ist handwerklich gut gemacht, ebenso die matte Schallwand, aber den manufakturellen Zauber, das Gefu?hl, die italienische Werkstatt förmlich riechen zu können, verspru?hen sie nicht. Doch live, nachdem man einmal herumgegangen ist, steht fest: eine typische Sonus Faber, mit dem lautenförmig nach hinten zulaufenden Gehäuse und dem noch stärker denn je abgeschrägten Dach, das stehende Wellen im Gehäuse beinahe vollständig verhindert. Damit darf auch der Reflexschlitz auf der Vorderseite Platz nehmen, der anstelle eines großen Rohres in relativ tiefer Abstimmung (56 Hz) eingebaut wurde. Als optischen Luxus bietet die Venere eine Echtglas-Oberfläche auf der Schräge.

Sonus Faber Venere 1.5 - Schlitzstrahler
Schlitzstrahler: Statt eines runden Rohres kommt eine schmale Öffnung zum Einsatz. Das ist ästhetisch und erlaubt eine tiefe Abstimmung, begrenzt aber die Wirkfläche und birgt die Gefahr von Kompression.
© Hersteller / Archiv

Doch die Form folgt auch hier u?berwiegend der Funktion: Die stark abgerundete Schallwand sorgt fu?r eine effektive Unterdru?ckung von Kantenreflexionen, zugleich ist eine grosszu?gige Schallfu?hrung um den Hochtöner integriert, die den Abstrahlwinkel in einem weiten Bereich konstant hält und den direkten Schall so unverfärbt auf den Hörer fokussieren soll. Da sich vertikales und horizontales Abstrahlverhalten aufgrund der Töneranordnung etwas unterscheiden, wurde auch der Waveguide entsprechend geformt.

Sonus Faber Venere 1.5: Aufbau

Beim Hochtöner konstruierte man eine hochwertige, beschichtete Seidenkalotte mit ungewöhnlich großer 29-Millimeter-Schwingspule. Das gebietet eine sorgsame Abstimmung des Abstrahlverhaltens - hier wären kleinere Kalotten im Vorteil - lässt aber weitgehende Freiheit bei der Wahl der Trennfrequenz und Flankensteilheit.

Weil der Waveguide zusätzlich Effizienz bringt, kann die Kalotte schon ab 1800 Hz eingesetzt werden, der Tiefmitteltöner entsprechend fru?her ausgeblendet werden. Der mit Außenkorb 15 Zentimeter messender Töner - die Membran aus einem verwobenen und verbackenen Spezialkunststoff misst samt Sicke 13 Zentimeter - zeigt hier noch keine ausgeprägten Bu?ndelungseffekte, was einen homogenen Übergang des Abstrahlverhaltens möglich macht. Er spielt auf ein relativ geringes Innenvolumen, denn die Box läuft nach hinten sehr schmal zu.

Sonus Faber Venere 1.5 - Rückseite
Liebe zur Form: das Terminal auf der schmalen Rückseite
© Hersteller / Archiv

Sonus Faber Venere 1.5: Hörtest

Sie klingt aber nicht schmal. Im Gegenteil. Leonard Cohens Album "Songs from the Road" erklang wie zur Einstimmung auf einen romantischen Abend in gedämpfter Lautstärke und u?ber eine wohlig glimmende Röhre, empfiehlt sich die Sonus mit ihren 6 Ohm Minimalimpedanz doch geradezu fu?r diese Spezies. Die Kombi mit dem Cayin A- 55T klang u?berraschend vollmundig, ja teilweise schon so gesättigt, als hätte sich der Songwriter vor dem Konzert ein italienisches Dessert zu viel gegönnt. Wer aber su?dländische Lässigkeit oder Schönfärberei befu?rchtete, wurde eines Besseren belehrt: Sowohl die fein nuancierten, sehr natu?rlichen Klangfarben als auch die mu?helose Akkuratesse und Homogenität wiesen die Venere als hochklassigen, detailgenauen Monitor aus, mit dem sich stundenlang stressfrei Musik hören lässt.

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Der tiefe Bass von Rene Pape (Verdi Requiem, dirigiert von Pappano) war etwas sonorer als gewohnt, dafu?r mit schwäbischer Präzision platziert, wie u?berhaupt alle Instrumente und Choristen selbst bei suboptimaler Sitzposition erstaunlich genau an ihren Plätzen saßen, ohne dem Hörer zu nahe zu ru?cken. Dazu war der Raum in alle Dimensionen weit gespannt, ohne Anstrengung, aber nie phasig-diffus.

Bei diesem komplexen Werk zeigte sich die Vielseitigkeit: Dynamische Attacken und massive Tutti konnte die Venere ebenso locker zu Gehör bringen wie die leisen, zarten A-cappella-Passagen. Allenfalls ging dem Tieftöner bei den Paukenschlägen des "Dies Irae" etwas fru?h die Puste aus. Das zeigte sich auch beim basskräftigen "Pete's Blues" (Roy Buchanan), wo die Bass-Impulse bei gehobenen Pegeln stark an Kraft und Kontrolle verloren. Die Venere knu?pft damit an beste Kleinmonitor-Traditionen an und u?berflu?gelt doch viele Vertreter dieses Genres - verbindet sie doch höchste Genauigkeit und ganzheitliches, genussvolles Hören.

Exkurs: Schallwand-Geometrie

Die Formgebung der Schallwand entscheidet u?ber die Schallabstrahlung. Eine frei montierte Kalotte strahlt in den unteren von ihr wiedergegebenen Oktaven (etwa bis 7000 Hz) den Schall sehr breit, quasi ab in den Vollraum. Wird sie auf eine plane, breite Schallwand montiert, sorgt letztere fu?r eine Bu?ndelung in Halbraumcharakteristik. Diese ist aus zwei Gru?nden eher unerwu?nscht: Zum einen werden dann starke Schallanteile zu den Seitenwänden neben den Boxen abgegeben, zum anderen steigt die Gefahr von Kantenreflexionen an der Gehäusekante. Um beides zu verringern, wurde bei Sonus Faber die Schallwand insgesamt gebogen; damit werden die Kantenbrechungen abgeschwächt und vom Sweetspot ferngehalten. Daneben sorgt der Waveguide um die Kalotte fu?r eine Verengung des Abstrahlwinkels, sodass die Kanten nur von schwächeren Schwingungen u?berhaupt erreicht werden.

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