Testbericht

Simple Audio Roomplayer im Test

31.5.2012 von Bernhard Rietschel

Simple Audio hat ein ehrgeiziges Ziel: unkomplizierte, intuitiv bedienbare Netzwerkplayer, die phantastisch klingen - und die trotzdem für alle Musikfreunde erschwinglich bleiben: Roomplayer 2 und Roomplayer 1 im Test.

ca. 5:55 Min
Testbericht
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platte, vinyl, musik, noten
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© Hersteller/Archiv

Pro

  • Einfache Bedienung und Vernetzung
  • Hervorragender Klang

Contra

  • Aktuelle Software hat Lücken (Gapless, NAS-Betrieb, Dig-Ausgang)

Fazit

Das Rezept klingt verlockend einfach, ist aber verdammt schwer umzusetzen: Man mische die Audio-Konsequenz von Linn mit der Volksnähe von Sonos und backe daraus leckere kleine Player, reich an klanglichen Nähstoffen und nicht zu schwer verdaulich fürs Konto. Wenn die Schotten von Simple Audio ihre Roomplayer jetzt konsequent weiter pflegen, werden zahllose HiFi-Fans in diesem Jahr ein neues Lieblingsprodukt finden.


Netzwerkspieler können für Musikfreunde aus ganz unterschiedlichen Gründen reizvoll sein. Einerseits schaffen das vom Wiedergabevorgang entkoppelte Vorab-Rippen der CDs, der per Definition verlust- und fehlerfreie Transport in den Player und der Wegfall entscheidender Störquellen (des Laufwerks etwa) ideale Bedingungen für eine extrem hochwertige Wiedergabe digitaler Musik.

Andererseits lockt Netzwerk-HiFi aber auch mit einer neuen Komfort-Dimension: Liegt die Musik erst mal auf dem Server, können sich überall im Haus unabhängige, kleine oder große, teure oder billige, den Raum dominierende oder fast unsichtbare Anlagen daran laben. Der gesamte digitale Klangschatz, vom bezahlten Download bis hin zur gerippten SACD, ist überall im Heimnetzwerk verlustfrei verfügbar.

Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen

Hersteller wie Sonos, Raumfeld oder Logitech haben mit ihren Player-Programmen vor allem Komfort und Vielseitigkeit weiterentwickelt, haben für jede Hörsituation vom Bad bis zum Kinokeller die passenden Player und Komplettsysteme konzipiert, intuitiv verständliche Bedienoberflächen programmiert und eine immer größer werdende Zahl von Online-Musikdiensten integriert, um die lokale Musikbibliothek perfekt abzurunden. High-Ender wie Linn oder T+A haben sich dagegen mehr darauf konzentriert, die klanglichen Vorzüge der Netzwerktechnik optimal zu nutzen.

Best of both Worlds

Dazwischen war bis jetzt eine Lücke: Klar gibt es auch Multiroomsysteme aus einem Dutzend Linns; umgekehrt finden sich die einfachen Sonos- und Squeezebox-Player als Digitalquellen mitunter in extrem vornehmen Anlagen-Umgebungen.

Kaufberatung: Vier Verstärker im Test

Aber erst Simple Audio hat Geräte explizit für diese Lücke entwickelt: Die beiden Roomplayer-Modelle sollen mit einem Minimum an Netzwerk-Infrastruktur auskommen und auch von IT-Nieten in wenigen Minuten zum Laufen zu bringen sein - wie ein Sonos.

Zugleich sollen sie die klanglichen Trümpfe des Streaming-Prinzips kompromisslos ausspielen - wie ein Linn, aber nicht zu dessen erhabenem Preis.

Simple Audio Roomplayer 2 + 1

An technischer und kaufmännischer Kompetenz herrscht bei Simple Audio schon mal kein Mangel: Mit Geschäftsführer Peter Murphy, dem Kaufmännischen Leiter Martin Dalgleish und dem Entwicklungsleiter Alistair Brown sitzen gleich drei prominente ehemalige Linn- Leute in der Chefetage. Logisch, dass der Firmensitz in Glasgow ist. Schon weniger selbstverständlich ist dagegen, dass die Roomplayer auch komplett in Schottland zusammengebaut werden.

Same same, but different

Bei der Beschreibung des Konzepts kommt man nicht umhin, Vergleiche zwischen Simple Audio und den beiden großen - offiziell natürlich unausgesprochenen - Vorbildern Sonos und Linn zu ziehen. Auffallende Parallele zu Sonos: Besitzt man mehrere Simple-Player, muss nur einer davon direkten Kontakt zum LAN haben.

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Simple Inside: Netzteil- und Powerline-Platine stammen von Zulieferern, das Mainboard ist eine Eigenentwicklung. Der DAC, ein Wolfson 8772, dient zugleich als A/D-Wandler für die Eingänge und als Lautstärkeregler.
© Simple Audio

Alle weiteren Player bringen ihr Netzwerk gewissermaßen selbst mit. Dafür nutzen sie aber kein eigenes Funknetz a la Sonos, sondern in den Spielern integrierte Powerline-Modems, die die Datenpakete via Stromleitung von Gerät zu Gerät schicken.

Auch die erste Verbindung zum - frei festlegbaren - "Master"-Player lässt sich per Stromnetz herstellen, indem man einen handelsüblichen Powerline-Adapter (z.B. von Devolo) zwischenschaltet. Das Netzkabel wird somit zum Netzwerkkabel - Simple verspricht sich davon eine noch höhere Störsicherheit und Daten-Bandbreite als bei WLAN.

Die größeren Übertragungsraten hat Simple Audio nicht ungenutzt gelassen und die Player von vornherein auch für HD-Files spezifiziert: 24Bit/96kHz gehen jetzt schon, die selteneren 192kHz-Dateien sollen nach einem späteren Software-Upgrade abspielbar werden. In diesem Punkt sind die Schotten ihren US-Kollegen also jetzt schon überlegen.

UPNP? Nee ... oder doch!

Beim Zugriff auf die Festplatten-Musiksammlung des Besitzers verfährt Simple Audio wiederum ähnlich wie Sonos: mit eigener Intelligenz und ohne sich auf die Vorarbeit eines Mediaserver-Programms zu verlassen. Der "Master" erfährt über das einfache, übersichtliche Steuerprogramm (Mac oder PC) den Pfad zu den Musikordnern, scannt und sortiert diese dann selbsttätig. Dabei ist es egal, ob die Musik auf dem PC selbst liegt ( etwa in der iTunes-Bibliothek) oder auf eine Netzwerkplatte (NAS) ausgelagert wurde.

In letzterem Fall muss aktuell allerdings das Setup-Programm auch bei der Wiedergabe laufen, sonst findet der Player die Musik auf der NAS nicht mehr. Statt diesen Schwachpunkt zu beheben, verspricht das kommende (bei Redaktionsschluss aber noch nicht erhältliche) Softwareupdate nun zusätzlich auch Unterstützung für externe UPnP- Server, sprich: Läuft auf der NAS beispielsweise Twonky Media, können die Simples dann auch wie konventionelle UPnP-Netzwerkplayer auf dessen Sortierung zurückgreifen.

Trotzdem sollte Simple Audio die Ergebnisse der eigenen Indexierung auch ohne begleitenden PC nutzbar machen.

Ein Player - viele Gesichter

Bei den Schotten ist das sogar besonders wichtig, weil eines ihrer originellsten Features darauf basiert: die Fähigkeit, unterschiedlichen Nutzern jeweils maßgeschneiderte Bibliotheken anzubieten. Denn einerseits bildet die gemeinsame Nutzung einer großen Musikbibliothek ja gerade den Reiz eines Netzwerk-Musiksystems, aber andererseits hat dieser Reiz auch Grenzen. Die fast vollständige "Bibi & Tina"-Hörspielkollektion der Jüngsten etwa muss ja nicht abends die Albenliste bei den Eltern zumüllen.

Praxis: Musikarchiv anlegen und ordnen

Umgekehrt interessieren akribisch zusammengestellte Playlisten auch hauptsächlich die erstellende Person - die folglich froh ist, wenn sie unter "Playlists" nicht auch noch mehr oder weniger gelungene DJ-Kicks sämtlicher Mitnutzer findet.

 Im Simple-Setup kreuzt man einfach für jeden der Nutzer (von denen man beliebig viele anlegen kann) an, welche Musik jeweils auftauchen soll. Der Wechsel von einem Nutzer zum anderen geht dann sekundenschnell. Apropos Playlisten: Die lassen sich per Steuerprogramm oder iPhone-App im laufenden Betrieb erstellen, speichern und ändern, wie man das von Sonos, Logitech oder auch Linn gewohnt ist.

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Klein, aber komplett: Roomplayer 1 (oben) und 2 Netzwerken via LAN oder Stromschluss steuern aktive Subwoofer an und verfügen über Digitalausgänge. Letztere waren in der Test-Firmware noch inaktiv, das erste Update soll sie zum Leben erwecken.
© Simple Audio

Den Roomplayer gibt es in zwei Varianten: als reinen Player zum Anschluss an existierende Anlagen, und mit integriertem Verstärker. Beide Modelle basieren auf identischen Netzwerk- und Wandlerteilen, für den Roomplayer 1 stößt noch ein zusätzliches Netzteilboard und die Platine mit den Digitalendstufen dazu.

Wer eine kompakte, preiswerte Anlage aufbauen will, bekommt hier für 100 Euro Mehrpreis eine Verstärkerfunktion, die einzeln in vergleichbarer Qualität deutlich mehr kosten würde: Entspannt legte sich der Simple-Amp auch mit schwierigen Boxen an, klang beachtlich großformatig und detailfreudig.

Die Tester mussten zum Vergleich schon einen Linn Sneaky bemühen, dessen interne Endstufen im Grund- und Mittelton strukturierter arbeiteten. Das SonosÄquivalent ZP-120 musizierte neben dem Simple Audio spröder und weniger farbstark, bedeutete also keine echte Konkurrenz für den Roomplayer 1.

Als die Tester den verstärkerlosen Roomplayer 2 per Cinch mit der Referenzanlage verbanden, wurde es sogar für den Sneaky überraschend eng. Es bestätigte sich der Eindruck, den der Simple bereits während seiner einwöchigen Akklimatisierungsphase in der Privatanlage des Autors hinterlassen hatte: Schon dort fiel das sehr lebendige, im Hochton unaufdringlich feinzeichnende Wesen des Schottenplayers auf, breitbandig, informativ und sehr präzise im Timing. Der Sneaky wirkte bei gleicher Detailfülle noch lässiger und vor allem im Stimmbereich etwas ausdrucksstärker, aber groß war der Vorsprung wahrhaftig nicht.

Simple Audio hat mit den Roomplayern also eine hervorragende Streamer-Plattform entwickelt. Nun gilt es für die schottischen Entwickler, genau auf die Wünsche ihrer Kunden zu achten. Die Fähigkeiten und Funktionen der Roomplayer können sich dann ebenso dynamisch entwickeln, wie sie das bei Linn und Sonos bereits seit Jahren zuverlässig tun. AUDIO vermisst zum Testzeitpunkt vor allem Gapless-Wiedergabe und die konsequente Unterstützung von NAS-Laufwerken. An beidem wird in Glasgow bereits gearbeitet - bis dahin muss der exzellente Klang die Wartezeit versüßen.

 

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