Testbericht

Röhrenvorstufe Thorens TEP 3800

14.5.2008 von Redaktion connect und Johannes Maier

Das blaue Wunder - so heißt eine Brücke in Dresden. stereoplay hofft, dass nun eine extrem aufwendige Vorstufe von Thorens für 15000 Euro zu neuen klanglichen Ufern führt.

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. Röhrenvorstufe Thorens TEP 3800
  2. Datenblatt
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© Archiv

Thorens-Entwickler Frank Blöhbaum räumt gern ein, dass es im Zeitalter sprudelnder Hochpegelquellen im Prinzip gar keine verstärkenden Vorstufen mehr braucht. Es sei denn, dass High-End-Perfektionisten - dazu zählt er die Besitzer seiner Referenz-Monoblöcke TEM 3200 (1/06, 62 Punkte) - feinste Anschluss- und Anpassprobleme in den Griff bekommen wollen.


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An den großen Kühlkörpern sitzen Stabi-Kreise für die Versorgung der Eingangsstufen. Die acht Elkos seitlich davon glätten die floatenden Spannungen für die Ausgangsröhren. Edel-ICs (AD 8620) formen einpolige Cinch-Ankömmlinge subito in hochsymmetrische Signale um.
© Julian Bauer

Bei dieser Anforderung legte Blöhbaum gängige Vorstufenkonzepte ad acta und stellte ein neues Pflichtenheft auf. Für ihn kam nur ein voll symmetrischer Aufbau mit zwei eigenständigen Verstärkerzügen pro Kanal in Frage, bei dem sich etwaige Einstreuungen am Ausgang eliminieren (wo die Differenz der Störungen im Gegensatz zur Gegentakt-Musik kein Signal ergibt).

Und auch nur eines mit Röhren, weil sich gegenüber ihren herrlich langgestreckten, harmoniefreundlichen Kennlinien Halbleiter eher wie Krücken ausnehmen. Der ins Badische ausgewanderte Sachse dachte jedoch nicht daran, die Nachteile üblicher Röhrenschaltungen in Kauf zu nehmen. Anstatt zur Kopplung zwischen den Stufen Kondensatoren zu verwenden, knobelte er eine Anordnung aus, die dank komplexer Servo-Regelung der diversen Betriebspotentiale eine hundertprozentig klangneutrale direkte Verbindung erlaubt.

Ein hoher Ausgangswiderstand, der im Kontext mit  der Kapazität längerer Anschlusskabel zu Stress führen könnte, kam ebenfalls nicht in Frage. Deswegen schuf der tüchtige Ingenieur ein "Gegenparallel"-Layout, das über die zwei Kathoden eines Röhrenpaars sattsam Dampf liefert und mit einem Ausgangswiderstand von zirka 1 Ohm so manchen Transistor beschämt. Darum verwöhnt die TEP 3800 - am liebsten via XLR-Out - nicht nur Endverstärker, sondern gerne auch fernab postierte Studio-Aktivmonitore (mit 600 statt mehreren 1000 Ohm Eingangsimpedanz).

Thorens Röhren
Exotische aber annerkannte Röhren prägen die Schaltung der TEP 3800.
© Julian Bauer

Die gängigen Röhren des Typs ECC 82 et cetera gibt Blöhbaum allenfalls seinen beiden kleinen Buben zum Spielen. Für die TEP 3800 suchte er eine erwachsene Bestückung aus. Nach zweijährigem Hörmarathon bekam die Eingangsstufe vier C3g, Post-amtliche Trioden mit Alu-Mantel, die bei ihrem Erscheinen im Jahre 1952 erstmals mit der impulsfreudigen Spanngittertechnik glänzten (im Foto ganz auf der linken Seite). Für die Zwischenstufe stellte sich eine russische Variante  der Pentode E95F als die geeignetste heraus (im Bild die kleinen neben vergossenen Regel-Modulen). Aus dem gleichen Land stammen die dort sonst nur vom Militär benutzten, extrem schnellen und steilen, sprich verstärkungsfreudigen Spanngitter-Kleinleistung-Tetroden (Vierpolröhren) namens 6E5P, die im Ausgang zu Ehren kommen. Bei allen handelt es sich um professionelle Langlebe-Typen, dennoch kaufte Thorens zwecks Ewigkeits-Service gleich mehrere Tausend davon ein.

TEP 3800 Schaltbild
An den großen Kühlkörpern sitzen Stabi-Kreise für die Versorgung der Eingangsstufen. Die acht Elkos seitlich davon glätten die floatenden Spannungen für die Ausgangsröhren. Edel-ICs (AD 8620) formen einpolige Cinch-Ankömmlinge subito in hochsymmetrische Signale um.
© Archiv

Sehr gut, denn wer die TEP 3800 - egal mit welcher Musik - je erlebt, wird auf sie bald nicht mehr verzichten wollen. Beispiel Klavier: Noch nie (!) haben die Tester so einen Druck, so eine filz- und hammerseelige Wahrhaftigkeit bei den Anschlägen und so markante Akkord-Resonanzen vernommen wie mit der vereinigten Thorens-Vor/End-Kombination. Und noch nie solch eine Hochton-Energie, die nicht nur da und dort etwas Aura hochköchelt, sondern als Spannungs-Äther stets präsent bleibt und den Raum ausfüllt.Oder Stimmen: Bei dem Chor-Intro von Vienna Dengs "Soon Love Soon" ("Waking Hour", Zoe-CD) reproduzierte die TEP 3800 aufs Trefflichste die räumlich-flirrenden Schwebungen, bis die Sängerin zum Umarmen lebendig solo antrat.

Spätestens jetzt musste sich stereoplays bisherige Referenz-Vorstufe Lyra Connoisseur (8/05, 60 Punkte) schlicht geschlagen geben. Zwar selbst geradezu ein Ausbund an Transparenz und Feinzeichnung, bekam sie die unfassbar direkte Dynamik und die bis dato unbekannte Dreidimensionalität der Thorens nicht hin. So verneigt sich stereoplay vor der neuen 61-Punkte-Referenz und freut sich aufs Hören, Hören, Hören, ...! Nicht zuletzt beweist die TEP 3800, dass die Welt nach wie vor Vorstufen braucht!

Thorens TEP 3800

Thorens TEP 3800
Hersteller Thorens
Preis 15000.00 €
Wertung 61.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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