Testbericht

RME Fireface UCX DA-Wandler im Test

3.7.2012 von Jürgen Schröder

Das Fireface UCX vom deutschen Spezialisten RME ist ein extrem vielseitiger A/D-D/A-Wandler fürs digitale Tonstudio - durch seinen audiophilen Anspruch jedoch nicht minder reizvoll für ambitionierte HiFi-Fans.

ca. 6:40 Min
Testbericht
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RME Fireface UCX
RME Fireface UCX
© Hersteller / Archiv

Pro

  • Äußerst vielseitig einsetzbar
  • Firewire und USB
  • Überzeugende Klangqualität

Contra


Wenn es um hochwertige Audio-Hardware für computerbasierte Tonstudios geht, gehören die Produkte des 1996 gegründeten Unternehmens RME inzwischen weltweit zur Creme de la Creme.

Das gilt speziell für die digitalen Audio-Interfaces, die als Mittler zwischen analoger Musik- und digitaler Computerwelt auf das Klangergebnis naturgemäß großen Einfluss haben. So darf man die mit Firewire-Schnittstellen ausgerüsteten Modelle Fireface 800 und 400 im Live- und Studio-Einsatz getrost als Klassiker bezeichnen.

RME Fireface UCX: Firewire oder USB?

Wegen der zunehmenden Verbreitung von USB und des seinerzeit eher unklaren Bekenntnisses von Apple zu Firewire stellte RME vor drei Jahren sein erstes Audio-Interface mit USB-Schnittstelle vor: das Fireface UC. Ein neuer Maßstab: Es erlaubte Echtzeit-Mehrspur-Aufnahme sowie Wiedergabe im vollen 24-Bit/192-kHz-Format und nutzte zur Datenübertragung bereits den Jitter-reduzierenden, asynchronen USB-Modus, der sich im HiFi erst später etablierte.

Mit dem neuen, 1.300 Euro teuren Fireface UCX will RME seinen Führungsanspruch bezüglich digitaler Interfaces nun erneut unter Beweis stellen. Bei gleichem Erscheinungsbild (im halben 19-Zoll-Format) wie das Fireface UC zeigt es sich noch mal deutlich leistungsfähiger.

Erster, wesentlicher Unterschied: Das Fireface UCX ist sowohl Firewire- als auch USB-tauglich und daher an Mac- oder Windows-Rechnern unabhängig von Betriebssystem-Besonderheiten stets unter optimalen Bedingungen einsetzbar.

 

Anschlüsse der RWE Fireface UCX
Anschlüsse der RWE Fireface UCX
© Hersteller / Archiv

Um unvermeidliche Performance-Einschränkungen durch Controller-Bausteine von der Stange mit Sicherheit auszuschließen, entwickelte RME beide Schnittstellen-Umgebungen komplett in Eigenregie: Sämtliches Hard- und Software-Know-how steckt in einem sogenannten Field Programmable Gate Array (FPGA), das eine Unzahl frei programmierbarer Logikbausteine enthält. Instabilitäten im Betrieb oder klangliche Unterschiede zwischen Firewire und USB sind durch diese konsequente Lösung nahezu ausgeschlossen.

In Sachen Audio-Hardware und Signalpfad ist das Fireface UCX weitgehend identisch mit den Modellen Fireface 400 und UC. Für den Anschluss von Tonquellen stehen zunächst acht Analogeingänge mit jeweils eigenen A/D-Wandlern zur Verfügung.

Für die Ausgabe von Tonsignalen finden sich ebenfalls acht analoge Ausgänge, die wiederum durch jeweils eigene D/A-Wandler gespeist werden. Somit lassen sich beispielsweise acht analog eingespeiste Mono- (oder vier Stereo-)Klangquellen simultan aufzeichnen und/oder wiedergeben - und das in voller 24/192-HiRes-Qualität.

Praxis: Alles über D/A Wandler

Um die Anforderungen sämtlicher Programmquellen abzudecken, bieten vier Analogeingänge besondere Funktionen: Das Pärchen 1/2 besitzt einen extrem hochwertigen Mikrofon-Preamp mit hoher Verstärkung und zuschaltbarer 48-Volt-Phantomspeisung für den Betrieb professioneller Kondensator-Mikros. Das Pärchen 3/4 hingegen stellt mit fein einstellbarer Verstärkung und hochohmig wählbarer Eingangsimpedanz einen idealen Input für Musikinstrumente mit empfindlichen Tonabnehmern dar.

Natürlich hat das UCX auch einen digitalen S/P-DIF-Ein- sowie einen ebensolchen Ausgang an Bord; sie lassen sich sogar ins AES-EBU-Format umschalten. Zusätzlich findet sich noch ein optisches Ein- und Ausgangspärchen für das in Tonstudios nach wie vor verwendete ADAT-Format, das via Opto-Kabel bis zu acht Kanäle digital übertragen kann.

RME Fireface UCX: Extrem flexibel dank DSP

Der Streifzug durch die Audio-Hardware lässt jedoch nur erahnen, welche enormen Möglichkeiten das Fireface UCX in der Praxis bietet. Der eigentliche Clou ist die integrierte, "TotalMix" genannte Misch- und Matrix-Einrichtung, für die ein eigener digitaler Signalprozessor zuständig ist.

Vorteil dieser aufwendigen Lösung: Zum einen wird der Computer nicht mit zusätzlicher, das Tempo reduzierender Rechenarbeit behelligt. Zum anderen erlaubt der interne Mischer das Abspeichern von Einstellungen. So kann das Fireface UCX für definierte Einsatzzwecke vorkonfiguriert und dann gänzlich ohne Computer betrieben werden - zum Beispiel als A/D-wandelnder Mic-Preamp.

Was den Hardware-Mischer angeht, kann sich das UCX denn auch nochmals deutlich von seinen älteren Geschwistern Fireface 400 und UC absetzen: Während diese über Total-Mix lediglich das Routing von Signalen sowie die Einstellung von Ein- und Ausgangspegeln erlauben, hält das UCX in allen Ein- und Ausgangskanälen noch eine recht umfangreiche Dynamik- und Equalizer-Sektion bereit.

Obendrein gibt es eine unter Musikern zum Einspielen sehr gefragte Echo- und Nachhall-Sektion, die sich bei Bedarf sogar in die Aufnahmewege schalten lässt. Eigens für die neuen Funktionen beschäftigt das UCX einen weiteren DSP-Chip; zur ohnehin hohen Packungsdichte gesellen sich so nochmals rund 300 Bauelemente.

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Und gleich noch ein Superlativ: Durch den per Knopfdruck wählbaren "Class Compliant Mode" ist das UCX das erste professionelle Interface, das ohne Treiberinstallation von USB-2.0-fähigen Computer-Betriebssystemen als Mehrspur-Audio-Device erkannt wird und sich in allen Grundfunktionen nutzen lässt. Das erlaubt einen echten Multitracking-Betrieb selbst mit dem handlichen Apple iPad.

RME Fireface UCX: Kampf dem Jitter

Trotz der umfangreichen Möglichkeiten legte RME beim UCX größten Wert auf klangliche Performance. Oberste Priorität hat hierbei das Thema Jitter, was im Tonstudio wegen der Vielzahl an Zuspielern und Samplingfrequenzen naturgemäß eine besondere Herausforderung darstellt.

Darum entwickelte man mit "Steady Clock" ein Verfahren, das den A/D- und D/A-Wandlertakt völlig unabhängig von den Vorgaben der Signallieferanten und zudem frei wählbar macht. Steady Clock nutzt dabei eine ebenfalls mittels FPGA realisierte Kombination aus Frequenzsynthesizer und digitaler PLL. Darüber hinaus wurde beim UCX die A/D-D/A-Wandlersektion komplett neu gestaltet.

 

Optionales Zubehör: Advanced Remote Control (ARC)
Optionales Zubehör: Advanced Remote Control (ARC)
© Hersteller / Archiv

Klar wird man einem solch vielseitigen Gerät wie dem Fireface UCX mit dem üblichen Hörtest-Procedere kaum gerecht - zumal es in der Rang-und-Namen-Liste keine Rubrik A/DD/A-Wandler gibt. Dennoch wollte stereoplay wissen, wie sich das UCX im Umfeld hochkarätiger D/A-Wandler klanglich behauptet. Die Antwort: exzellent. Zwar vermittelte es nicht ganz die atemberaubende Offenheit eines Ayre QB-9 oder die Maßstäbe setzende Objektivität eines Weiss DAC 202 , sondern gab sich insgesamt etwas milder. D/A-Wandler im gleichen Preisbereich, so der M2Tech Young , mussten sich in Sachen Klangfarbenvielfalt, Fokus und Detailreichtum jedoch dem RME geschlagen geben.

RME Fireface UCX: Optionales Zubehör

Mit einem markanten Drehgeber für die Pegeleinstellung entspricht die Advanced Remote Control (ARC) mechanisch der mitgelieferten Basic Remote Control (BRC). Sie verfügt jedoch über sechs weitere Tasten für einen direkten Zugriff auf insgesamt 37 vor- und umprogrammierbare Funktionen.

Das Fireface UCX in der Praxis

Primär wendet sich das Fireface UCX an Tonschaffende oder Musiker, die mit Computer-basierten Mehrspur-Programmen wie Ableton Live, Cubase, Logic oder ProTools arbeiten.In solchen Anwendungen gilt es, eine Vielzahl von Ein- und Ausgangsquellen sowie Tonspuren möglichst übersichtlich zu verwalten.

Das geschieht beim Fireface UCX mittels zweier integrierter, digitaler Signalprozessoren, die über eine komfortable Steuersoftware bedient werden. Das gesamte Hard- und Softwarepaket trägt den Namen "TotalMix FX", wobei ein DSP für Pegelstellung und Signalführung (Routing) zuständig ist, der zweite für die Dynamik- und Effekte-Sektion.

 

TotalMix FX
TotalMix FX
© Hersteller / Archiv

Die Signale werden mit einer Wortbreite von 48 Bit verarbeitet, so sind Quantisierungsverzerrungen auch bei geringen Pegeln kein Thema. RME wählte diese aufwendige DSP-Lösung, um die Verarbeitungszeit in der digitalen Ebene (Latenzzeit) möglichst kurz zu halten, was für die zeitlichen Bezüge aller Signale bei Mehrspuraufnahmen ganz besonders wichtig ist. Mit Latenzzeiten von nur wenigen Dutzend Samples, egal ob USB- oder Firewire-Betrieb, ist das Fireface UCX denn auch weltweit konkurrenzlos.

Ähnlich einem Mischpult ordnet TotalMix FX allen Hardware-Ein- und Ausgang (auch den digitalen) sowie den vom gerade aktiven Sound-Programm belegten Software-Ausspielwegen (bei iTunes sind es beispielsweise nur zwei für die beiden Stereo-Kanäle) eine zweikanalige Pegel- und Panorama-Sektion samt Stereo-Pegelmesser zu. In drei Reihen angeordnet, finden sich oben zunächst die Hardware-Eingänge des UCX, darunter die Software-Ausspielwege, unten die Hardware-Ausgänge des Fireface.

Über die per Maus oder die mitgelieferte Basic Remote Control schaltbare Routing-Sektion lässt sich nun quasi alles mit jedem verbinden. So kann das Fireface UCX eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen; sie reichen vom analogen oder digitalen Formatwandler bis hin zum komfortablen Kopfhörer-Mixer.

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Da TotalMix FX in jedem Ein- und Ausgangszug eine zuschaltbare Equalizer- und Compressor-Sektion anbietet, lässt sich das UCX in kleineren Studios sogar als zentrales, digitales Mischpult einsetzen, das selbst die Abhörlautstärke der angeschlossenen Aktiv-Lautsprecher vorgibt - Mono-Taste inklusive.

Natürlich bedingt der gewaltige Funktionsumfang von TotalMix FX selbst für Profis eine gewisse Einarbeitungszeit, die jedoch problemlos verläuft - dank der informativen und gewissenhaft zusammengestellten Betriebsanleitung.

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