Testbericht

Quadral Montan VIII

25.1.2010 von Redaktion connect und Malte Ruhnke

Wie erreicht eine Boxenserie eine achte Auflage? Dadurch, dass sie den Nerv des jeweiligen Zeitgeistes genau triff, wie die Quadral Aurum. Die neue Montan VIII versucht nun, die Stärken aller Vorgänger, ob groß, ob klein, zu vereinen - kann das gelingen?

ca. 3:35 Min
Testbericht
  1. Quadral Montan VIII
  2. Datenblatt
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© Archiv

Selbst der Deutschen liebstes Kind, der VW Golf, erreicht noch nicht diese Generationszahl, von Bruce Willis' "Stirb Langsam"-Filmen oder dem iPhone gar nicht zu reden. Die Aurum-Serie von Quadral dagegen wartet schon mit der achten Neuauflage auf. Alles begann 1981 mit der mannshohen Titan 1 - ihre nur einmal gefaltete Transmissionline gebot diese Größe. Als Markenzeichen, klanglich wie optisch, fungierte schon damals ein Bändchenhochtöner. Beides keine einfachen Zutaten für den Entwickler, und so erlebte die Ur-Titan insgesamt drei Revisionen. Dann kamen die 1990er, und mit ihr die Abkehr von schrankgroßen Boxen: Die schlankere Titan V orientierte sich technologisch aber noch am Urahn. Mit der Titan VI kam der Bruch: Die Form schmal, die Schallwand verrundet, keine Transmissionline, kein Bändchen mehr, die Bässe dezent versteckt. Der Lautsprecher mag kultivierter geklungen haben, den Nimbus der buchstäblich quadraligen Männerbox traf er nicht mehr. So kehrte mit der noch aktuellen Serie VII nicht nur der Bändchen-Hochtöner, sondern auch der maskuline Auftritt zurück: vielleicht etwas zu stark, die bauchige Form sucht die Generation VIII nun gerade zu überwinden. Als Quintessenz aller Aurum-Generationen und -Modelle tritt als erstes die neue Montan an.


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Nicht ganz Bändchen: Mehrere Leiterbahnen zwischen starken Neodym-Magneten treiben die Folie an.
© Archiv

Doch ist die Neueinführung nur eine Form-Sache? Mitnichten! Zum einen kommt hier völlig neues Chassis-Material zum Einsatz: Die Entwickler von Quadral setzen auf einen neuen, größeren Bändchenhochtöner, der direkt mit den Modellen der Superboxen Vulkan und Titan verwandt ist. Dieser 15 Zentimeter hohe, zwischen zwei Reihen Neodym-Magneten frei schwingende Folienkomplex, der mit mehreren Leiterbahnen kein ganz puristisches Bändchen, sondern eher einen Folien-Magnetostaten darstellt, spielt nicht nur messtechnisch lauter und verzerrungsärmer als sein Vorgänger, sondern mit etwa drei Kilohertz Grenzfrequenz auch tiefer - für ein Bändchen eine ziemlich schwere Aufgabe, besonders wenn die Box in Summe auch noch für Dynamikattacken geradestehen soll.

Mit der tieferen Trennung wird der Weg frei für einen besonders dynamisch spielenden 17-Zentimeter-Mitteltöner, der bei höheren Ankopplungen unerwünschte Bündelungseffekte zeigen würde. Er schimmert matt wie ein Kunststoff, doch hier trügt der Schein: Die Membran besteht aus Aluminium, Titan und Magnesium, die Entwickler versprechen sich so ein besonders gutmütiges Partialschwingungsverhalten. Aus demselben Material wurde auch untenrum aufgerüstet: Ein 26 Zentimeter großer Bass mit einer vorgesetzten Kammer - der Hersteller spricht leicht orakelnd von Druckkammer - und zwei rückwärtigen Bassreflexrohren positioniert die Box auch bass- und pegeltechnisch sofort am obersten Ende der Skala.

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Der massige Bass sitzt auf einer schräg montierten Extra-Schallwand.
© Archiv

Und hier beißen sich oft Anspruch und Wirklichkeit: Wie soll man einen solchen Bass in eine schmale Box bekommen? Seitlich wäre eine Idee, doch das würde dem Entwickler Restriktionen in punkto Trennung und Bündelung auferlegen. So baut man bei Quadral den Bass einfach schräg ins Gehäuse ein und lässt ihn über eine unauffällige Kammer nach vorne strahlen. Was in Kombination mit den edlen Gummiband-Abdeckungen nebenbei auch für eine sehr aufgeräumte, bei designorientierten Ehefrauen sogar akzeptierten Bauweise führt.

Zu Äußerlichkeiten hat man sich ohnehin so einige Gedanken gemacht: Front und Rücken der Box sind minimal angeschrägt und geben Ihr einen leichten Schwung, sauber verarbeitetes Echtholzfurnier lässt sie auch gegenüber edleren Wohnambiente nicht abfallen. Wer will, kann für moderate 400 Euro Aufpreis auch ein Klavierlackmodell in Schwarz oder Weiß ordern.

Die Montan VII geizte im AUDIO-Hörraum (10/07) noch mit Bändchen-typischen Reizen und gab sich eher als warm-angepasster und dezenter Speaker. Keine Spur davon bei ihrer Nachfolgerin: Die Montan VIII legte bei Stan Webbs "I'd rather go blind" (ZOUNDS Guitar Heroes) los wie die Pyrotechniker und brannte ein wahres Dynamik-Feuerwerk ab: Satt und tief, doch ohne Anflug von Ungenauigkeit oder Druckverlust trafen alle Einzelteile des von Charly Antonini in "Knock Out 2000" malträtierten Schlagzeugs genau ihr Ziel. Das war aber keine reine Demonstration von Lautstärke, sondern eher von livehaftiger Dynamik, von rhythmischer Genauigkeit und ansatzloser Impulswiedergabe.

Was der Box auch beim oberflächlich betrachtet eher dynamikarmen, aber umso dichteren - und nebenbei bemerkt musikalisch gar nicht uninteressanten - "From Afar" (Van Halen III, Warner) zu einer Extraportion Rockfeeling und Rhythmus verhalf. Die etwas neutralere Geithain ME-150 gab sich da eher verschnupft und stellte die aufnahmetechnischen Schnitzer der Scheibe deutlicher als notwendig dar, während die Quadral eindeutig auf den Spaßfaktor zielte.

Das wendete sich bei ernsterer Musik etwas gegen sie, klangen doch selbst akademisch-tiefgründige Werke wie Schönbergs Kammersinfonie (Holliger, teldec) leicht aufgefrischt und süßlich, als handelte es sich um Filmmusik. Erst recht, wenn wie im Falle von Cesar Francks "Veni Creator Spiritu" (Vokalwerk mit Orgel Teil 1, Aeolus) auch noch ein großer Raum darzustellen war. Den projizierte die Geithain mit beängstigendem Realismus und guter Tiefe, während die Quadral eher mit satten Farben und hohen Kontrasten der Musik zuleibe rückte. Genau passend zu Filmmusik und -sounds: Bereits in Stereo machte die Montan beim Soundtrack zum Herrn der Ringe derart großes Kino, dass die Redaktion einem Aurum-Surroundset förmlich entgegenfiebert.

Quadral Aurum Montan VIII

Quadral Aurum Montan VIII
Hersteller Quadral
Preis 4600.00 €
Wertung 95.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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