Standlautsprecher

Quadral Aurum Vulkan VIII R im Test

31.7.2013 von Lothar Brandt

In ihrer über 30-jährigen Geschichte hat die Quadral Vulkan viel an Breite und Gewicht verloren. An Klangfaszination hat sie erheblich gewonnen.

ca. 5:00 Min
Testbericht
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Aurum Vulkan VIII R Test
Aurum Vulkan VIII R Test
© Archiv/Hersteller

Pro

  • VIII R setzte Maßstäbe
  • Hochneutrale und äußerst dynamische
  • Klingt bei jeder Art von Musik wunderbar lebendig und fein
  • Nur wenig watthungrig

Contra


Nein, ich schreibe sie nicht: die rührende Geschichte vom Jüngling, der sich die Nase an den Schaufenstern seiner HiFi-Händler plattdrückte und von richtigem High End träumte. Obwohl sie wahr wäre.

Und auch die Vulkan wäre drin vorgekommen. Womit schon mal eine Antwort auf die Frage gegeben wäre, warum ich ausgerechnet diese Lautsprecherbox ausgesucht habe.

Die zweite: Kollege Biermann kann sehr überzeugend sein, wenn es darum geht, einen bekennenden Elektrostaten-Fan zu einem dynamischen Lautsprecher zu überreden.

Die dritte: Der Hochtöner ist keine elektrodynamische Kalotte, sondern ein "echtes Bändchen" - und kommt damit an die von mir bevorzugte Art heran, aus Wechselspannungen Musik zu machen.

Die vierte bildet in dieser Phalanx von Antworten die Speerspitze: Die Titan, die große Schwester, hatte ich in ihrer Inkarnation Generation VIII bereits für das Schweizer Magazin Home Electronics getestet und für überragend befunden. Weil der Mittel- und Hochtöner der Vulkan VIII R denen in ihren großen Verwandten entsprechen, durfte ich ähnlich Gutes erwarten. Zudem hat sie - wenn auch mit kleineren 21-cm-Chassis - die Druckkammer-Reflex-Konstruktion für den frontal abgestrahlten Tieftonbereich übernommen.

Wie alles begann

Seine fröhlichen Urstände feierte der schon immer zweitgrößte Quadral-Lautsprecher bei stereoplay in Ausgabe 10/82. Die Titan war dort im Vorjahr Referenz bei den Passivboxen geworden. Dem Trio Dietrich Benn, Hans-Martin Burr und Joachim Reinert jedenfalls fiel an der Vulkan auf, dass sie wie ihre Schwester zur Bass-Kräftigung eine Transmissionline im Gehäuse-Inneren gefaltet hatte, dass sie einem Langhub- Konus-Mitteltöner den wichtigen Stimmbereich anvertraute und dass ein Bändchenhochtöner den im Messlabor ermittelten recht strammen Höhenanstieg zu verantworten hatte.

So gipfelte der nicht sehr ausführliche Hörtest der damals immerhin 5200 Mark (Paarpreis) teuren Vulkan I (Basis- Preis der VW Gold 2 C zur Markteinführung 1983: 13490 Mark) in dem Urteil: "kräftige, recht saubere Tieftonpassagen drangen mit Druck zum Hörer. ... Die Vulkan gab Mitten und Höhen sehr gut wieder. ... Die Höhen brachte sie betonter als der englische Kandidat" (gemeint war die eineinhalbmal so teure B&W 801F). Aus dem Test wurden die Leser mit dem Rat entlassen: "Deshalb ist vor dem Boxenkauf ein Hörtest beim Händler sehr wichtig, um persönliche Präferenzen zu berücksichtigen."

Wir nervten den Quadral- Händler in unserer kleinen Stadt, um unsere persönlichen Präferenzen zu berücksichtigen. So gewaltig die damalige Vulkan mit ihrer gigantischen Schallwand auf heutige Betrachter wirkt, kam sie uns damals nicht vor. Vielleicht, weil viele große Lautsprecher damals so groß waren. Der damalige Quadral-Entwickler Helmut Schaper jedenfalls freute sich: "Das viele Holz kommt eben gut an". Die asymmetrische Positionierung und die Reihenfolge der Töner auf und in besagtem Holz, Tieftöner oben, Höchtöner unten, kamen uns freilich schon eigenartig vor. In der Tat blieb von den prägnanten Höhen, die man im Sitzen um die Ohren geweht bekam, nach dem Aufstehen nicht mehr ganz so viel übrig. Begriffe wie vertikale Bündelung fielen uns nicht dazu ein.

Bi-Wiring-Anschlussfeld
Der Schalter am stabilen Bi-Wiring-Anschlussfeld bietet die Möglichkeit der Hochton- Anpassung an Raum und Geschmack.
© Hersteller / Archiv

Viel Bass ist nicht besser

Klar freuten wir uns über den tatsächlich mächtigen Bass. Doch insbesondere denen, die Band-Erfahrung in den Händler-Hörraum mitbrachten, fiel dann doch auf, dass die Bassdrum und die tiefen Saiten eines Fender Precision da nicht so richtig mitkamen mit dem Rest der Instrumente. Die Vulkan erhitzte ein wenig die Gemüter und konnte mindestens einen glühenden Verehrer für sich gewinnen, bei uns anderen löste sie indes nicht wirklich Begeisterung aus.

Schon 1983 folgte die II mit dem Magnetostaten Technics TH-400 als "Bändchen", 1986 vom TH-800 in der III abgelöst. Das Gewicht betrug jetzt schon 70 Kilogramm pro Stück (I: 55 kg), in der Höhe war sie von 1,16 auf 1,23 Meter gewachsen. Die IV ragte schon 1,30 Meter auf, stereoplay testete sie in Heft 1/90. Ich war inzwischen Testredakteur bei AUDIO.

Die Vulkan traf ich so zufällig wieder - und da hatte sich doch einiges getan. Den Vulkan-Ausbruch aus der bisherigen Bestückungs-Philosophie, der sich 1993 mit der V (Test in stereoplay 10/1993) ereignete, bekam ich wieder nur von außen mit.

2000 dann der totale Umbruch, optisch wie technisch, mit der VI: unten zwei hinter Gittern sitzende Tieftöner, darüber nehmen zwei Mitteltöner eine Hochtonkalotte in die Mitte. Auch wenn stereoplay in 5/2000 extrem fair blieb: Das war doch keine Vulkan mehr... Die Fans wandten sich ab, Quadral geriet in schweres Wetter. Und kam da auch mit einem neuerlichen formalen Befreiungsschlag nicht raus.

Kaufberatung: Die besten Standboxen bis 1.500 Euro

Über das Zipfelmützen-Design der VII breiten alte Quadralos am liebsten den Mantel des Schweigens aus, obwohl das Ding tatsächlich nicht schlecht klang. Es kam, wie es kommen musste: Generation VIII für 6500 Euro Paarpreis sah wieder ganz anders aus.

21-Zentimeter-Bässe
Die beiden 21-Zentimeter-Bässe arbeiten auf ein stattliches Bassreflex-Rohr auf der Rückseite. Dies offenbart auch, dass die Vulkan VIII R mit bester Innenverdrahtung aufwartet. Die Verbindungen vom französischen Hersteller Real Cable hat Quadral klassisch auch konfektioniert im Programm.
© Hersteller / Archiv

Die beste aller Vulkane

Und nun ist die VIII R wie revised da - für 8000 Euro. Wie die Schwester Titan hat auch sie nicht mehr viel mit den Altvorderen gemein, außer, dass sie ein Lautsprecher, diesmal mit "echtem" Bändchen ist.

Doch beim Hörtest zeigte sich, dass sie der aktuellen Verwandtschaft keine Schande macht. Was da an Oberton-Auflösung herauskam, war vom Feinsten. Egal, ob ein fauchendes Crash-Becken oder eine wehmütige Geige: Jeder Charakter kam zu seinem Recht. Erstaunlich auch die gelungene Anbindung vom Bändchen an den Mittelton-Konus mit seiner aus Aluminium, Titan und Magnesium legierten Membran. Diese schwingt auch bei den beiden 21-Zentimeter-Bässen, die sehr präzise dafür sorgten, dass Stimmen auch stimmig mit Brustkorb klangen. Oft wird vergessen, dass der Grundtonbereich tief im Arbeitsbereich dieser Fundamentalisten gründet. Gemessen an der Vorgängerin ist diese Vulkan druckvoller, authentischer, viel dichter dran an der Musik. Sie spielt im besten Sinne neutral und macht richtig viel Spaß - da möge man einfach nur einmal ein gut aufgenommenes Schlagzeugsolo auflegen und wird so schnell keine Box in dieser Preisklasse finden, die das besser kann.

Riss sie mich damals keineswegs vom Hocker, kann ich mich heute gewaltig für diesen Vulkan erwärmen. Wozu so eine jahrzehntelange, an Irrwegen nicht arme Entwicklung doch gut ist...

Autor: Lothar Brandt
Er schätzt den Klang von Elektrostaten, findet aber auch Bändchen klasse: Lothar Brandt.
© Hersteller / Archiv

Der Autor: Lothar Brandt

Lothar Brandt, Jahrgang 1961, absolvierte seine Ausbildung ab 1986 bei der motorpresse Stuttgart. Von Februar 1996 bis August 2001 verantwortete er als geschäftsführender Redakteur die Geschicke von stereoplay, bevor er zu AUDIO übersiedelte. Der bekennende Analogfan und Musiksammler wechselte 2011 in die Schweiz, wo er auch das Magazin Home Electronics leitet.

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