CD-Player

Progressive Audio CD2 im Test

5.8.2013 von Andreas Günther

Ein Auftritt wie in Star Wars: dunkel, mächtig, futuristisch. Doch der CD2 von Progressive Audio versteht sich als Menschenfreund: Ultimativ wie keiner soll er jede Silberscheiben-Information aus der Rille lasern.

ca. 5:05 Min
Testbericht
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Progressive Audio CD2
Progressive Audio CD2
© Hersteller/Archiv

Pro

  • liebt Hochdynamik und Analyse
  • sehr schnell und offen

Contra


Unser Testmodell des CD-Players CD2 wirkte mit seinem schwarzen Aluminiumgehäuse etwas bedrohlich im Hörraum. Dazu das futuristische Design. Schnell kam er zu seinem Spitznamen: Als "Darth Vader" kursierte er im Dialog zwischen Fotostudio, Messlabor und Redaktion. Was keinesfalls despektierlich gemeint sein soll. Doch man sieht fast zwangsläufig die Flotte des Star-Wars-Imperators vor sich. Dazu noch die Filmmusik von John Williams im Hintergrund. Und nicht zuletzt das leicht martialische, offizielle Werbeversprechen des Herstellers Progressive Audio: "Ihr wirklich letzter Compact-Disk-Spieler. Auch wenn die CD uns noch alle u?berleben wird."

Es gibt ihn aber auch in Silber. Dieser Farbton lässt den CD-Player deutlich freundlicher erscheinen.

Eine Mischung aus Panzer und Tresor

Die markanten Worte treffen auch auf einen einschu?chternden Preis: Mit 10.500 Euro schickt Progressive Audio den CD2 in die höchsten Sphären des Player-Universums.

Der martialische Auftritt ist der Markenkern der Gesamtkonstruktion. Der CD2 ist eine 20 Kilogramm schwere Mischung aus Panzer und Tresor. Er besteht aus gefrästem Edelstahl und Aluminium plus einem stattlichen Schaltnetzteil im Inneren. Silberscheiben werden nicht per Lade zugefu?ttert, sondern u?ber eine eindrucksvolle Toplader-Inszenierung. Wer genau hinschaut, erkennt auch den tieferen Sinn des Gehäusedesigns: Obwohl Toplader, kann dieser Player auch in einem Rack aufspielen - der Mechanismus hebt sich nie höher, als es die Seitenflanken des Gehäuses vorgeben.

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Der kleine Impuls auf die Fernbedienung löst ein großes Erlebnis aus: Eine 16 Millimeter starke Alu-Platte (allein schon ein Kilogramm schwer) hebt ab, schiebt sich nach hinten und gibt den Blick auf ein Philips-Laufwerk frei. CD einlegen, wieder den Knopf betätigen, und der Deckel surrt nach unten. So mächtig, dass ihm am besten keine kleinen Kinderfinger in die Quere kommen.

Bei unserem Testmuster wurde diese Mechanik eher dezent von einer Drehmoment- Begrenzung ausgebremst. Es liegt am Käufer selbst, wie wuchtig die Lade niederfahren soll. Die Drehmoment-Regelung lässt sich je nach Bedarf mehr oder weniger sensibel justieren.

Philips- Pro2-Laufwer
Das Wunschkind im vollen Aluminium: Um das Philips- Pro2-Laufwerk wurde der komplette Player entworfen und aufgebaut. Das Herzstück thront in einem Alu-Block, der über 30 Minuten in der Fräsmaschine verbringen musste. Hinten links sitzt der Motorantrieb für die markante Lade, inklusive Drehmoment- Begrenzung. Achtung: Kinderfinger sollten nicht in der Nähe sein!
© Hersteller / Archiv

Der Geist dahinter

Wer denkt sich so etwas aus? Ralf Koenen aus Essen-Kettwig. Progressive Audio ist seine Company und sein audiophiles Selbstverständnis.

Er blickt auf zahlreiche Testsiege zuru?ck. Den Vollverstärker A2 etwa ließ stereoplay vor drei Jahren als "Stein der Weisen" hochleben. Bis heute ist er der unangefochtene Spitzenreiter der stereoplay-Bestenliste.

Der CD2 folgt einer verwandten, ebenso auf Ultimatives abgestimmten Logik. Wobei das markante Laufwerk die spannende Architektur regelrecht erzwungen hat: Zum Zeitpunkt der Enwicklung bot Philips das "Pro2" einzig als Toplader an - Ralf Koenen wollte nur dieses eine, um die komplette Konstruktion darum herum zu ersinnen. Die von hier ausgelesenen Daten werden von einem SRC-4392-Sampleraten- Konverter auf 24 Bit und 192 Kilohertz gehoben und anschließend von einem PCM-1792-Wandler ins Analoge u?bersetzt. Beide Chips stammen von Texas Instruments. Vielmehr: alle vier Chips; der komplette Aufbau folgt strengster Doppel-Mono-Arbeitsteilung.

Koenen setzt auf Stromspannungswandlung mit einem eigens fu?r seine Firma gebauten Übertrager. Um den digitalen vom analogen Zweig zu trennen, "mussten wir es erst einmal schaffen, einen Übertrager so zu wickeln, dass er super-breitbandig ist und keinerlei Phasenfehler generiert", erklärt der Progressive-Audio-Inhaber.

Offener Wandler-Luxus

Das analoge Luxussignal kann auf der Ru?ckseite wahlweise per XLR oder Cinch abgegriffen werden. Im Entweder-oder-Betrieb: Ein winziger Schalter bestimmt u?ber den Ausgangsport. Wer will, kann den CD2 auch als reinen Wandler entfremden und ihm einen Digital-Stream u?ber die Ru?ckseite per XLR zufu?hren.

Per Aufpreis ist auch ein USB-Port zu haben. Großformatiger könnte dann eine externe Soundkarte fu?r den heimischen PC oder Mac nicht ausfallen.

Wer kann mit so einem Boliden konkurrieren? Das können nur ganz wenige. Vielleicht das "Integrated Playback System" MA2 von Meitner . Es kostet ebenfalls stolze 10.900 Euro, ist aber noch vielseitiger ausgelegt (beispielsweise inklusive DSDStreaming u?ber USB) und ist zufälligerweise auch stereoplay- Referenz.

Progressive Audio CD2 - Anschlüsse
Form folgt Nutzwert: Das Design der "Bodenwelle" ermöglicht dem CD2 auch einen Arbeitsplatz im Rack. Die Lade fährt nie höher, als die begrenzenden Seitenwangen vorgeben. Die beste Kontaktwahl im Rücken: per XLR. Ein externer Stream kann auch per XLR-Digital oder USB (Option) zugeführt werden.
© Hersteller / Archiv

Hochgeschwindigkeit

Wer jedoch das Sichtbare ins Hörbare u?bersetzt, liegt falsch: So wuchtig der CD2 in seinem Äußeren erscheint, so leicht und schnell gab er sich in seinem Klangbild. Hier bietet die Heft-CD zum 35. Geburtstag von stereoplay (Heft 6/13) ein paar schwer zu nehmende Hu?rden fu?r wirklich gute Player. Nicht nur Wien liegt an der "Schönen blauen Donau", auch ein Grenzwert fu?r die Höhenauflösung. Die Decca-Einspielung der Wiener Philharmoniker ist u?ber 50 Jahre alt - aber in unserem Master erstaunlich offen, hell und in den Höhen präsent. Schlechte CD-Player reißen gleich in den ersten Takten den Himmel u?ber den flirrenden Violinen zu weit auf - in der Folge fehlt der Boden fu?r dynamische Entwicklungen und räumliche Abbildung.

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Der CD2 meisterte die Balance perfekt: frei, tempostark, kantig, nie gemu?tlich oder gar falsch abgedunkelt. Wie es einige Player der gehobenen Mittelklasse so gern machen, wenn man angeblich analog wie eine Vinyl-Scheibe klingen will.

Der Player von Progressive Audio neigte in unserem Test nie zu falscher Sittsamkeit. Grausamkeiten schlechten Masterings finden statt, ebenso die wirklich rauschhaften Momente großer Dynamik. Herrlich - und weil es sich aufdrängte - erklang "The Phantom Menace" aus Star Wars, dirigiert von John Williams selbst (Sony). Das London Symphony Orchestra jagt durch Hyperraum und Hyperdynamik - eine Partitur zwischen Richard Wagner und drastischen Effektmomenten mit "Tötungsabsicht" fu?r Lautsprechermembranen.

Einer der ganz Großen

Mit seinem unfassbaren Drive, seiner Feinauflösung und Dynamik kann sich der CD2 durchaus mit den Granden der stereoplay Rang & Namen-Liste (Burmester 069 und Naim Audio CD 555 ) messen. In vielen Punkten, gerade den dynamischen, u?berflu?gelt er sie sogar. Wem so viel Schub Angst macht, der hat die Möglichkeit, den CD2 in Maßen zu besänftigen: Mit Cinch-Kabeln klingt er weniger forsch und zwingend. Wer aber das volle Dynamik-Bouquet möchte, die gesamte, wahrhaft reale Kraft großer Aufnahmen, der verkabele doch bitte per XLR. Das bringt einfach noch einmal mehr Zug in die Wiedergabe.

Nach eigenem Bekunden wollte Ralf Koenen einen CD-Player mit höchster Dynamik und Musikalität bauen. Dass können andere auch, doch oft mit einem Entweder-Oder: Das eine (Musikalität) ist nur auf Kosten des anderen (Dynamik) zu haben. Der CD2 ist hier positiv kompromisslos: Er hat beides - satt und bis zum Anschlag. Keine Grenzen? Doch: der alte 16-Bit/44,1-kHz-Code an sich. Dürften wir uns etwas wünschen, wir hätten gern einen Netzwerk-HiRes-Player aus dem Hause Progressive Audio.

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