Digital-Kombi-Testbericht

Pro-Ject Pre Box RS Digital mit CD Box RS im Test

12.9.2014 von Bernhard Rietschel

Wir haben die Digtal-Kombi Pro-Ject Pre Box RS Digital mit CD Box RS im Test. Wie schneiden CD-Player und Verstärker in der Redaktion ab?

ca. 5:15 Min
Testbericht
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Pro-Ject CD Box RS Pre Box RS Digital Audio
RS-Kombi aus Laufwerk und DAC-Vorstufe von Pro-Ject im Test.
© Pro-Ject

Pro-Ject Pre Box RS Digital mit CD Box RS im Test: Der Grundstein einer erstklassigen HiFi-Kette muss nicht größer sein: Mit der RS-Kombi aus Laufwerk und DAC-Vorstufe geht Pro-Ject technologisch in die Vollen und lässt selbst Vollformat-Konkurrenten alt aussehen.

Ging es ursprünglich darum, mit einem absoluten Minimum an Materialaufwand ordentliche HiFi-Qualität zu bieten, ist Pro-Ject über diese Phase längst hinaus. Zunehmend kommen von dem österreichisch-tschechischen Unternehmen Geräte, die sich nicht mehr über ihr Zwergformat oder den niedrigen Preis definieren, sondern die mit originellen, hochwertig umgesetzten Technik-Ideen begeistern.

Besonders kreativ sind die Pro-Ject-Leiter in der RS-Serie, die seit 2012 die Top-Baureihe der Marke darstellt. Die in AUDIO 9/12 vorgestellte Phono Box RS etwa erlaubte mit ihrer stufenlos einstellbaren MC-Eingangsimpedanz eine unerreicht komfortable und feine Anpassung an den verwendeten Tonbnehmer. Eine noch größere Vielfalt öffnet die Pre Box RS Digital nun für digitale Quellen: Ihre Daten-Inputs lassen sich über zwei unterschiedliche, umschaltbare Wandlerabteilungen konvertieren, mit zwei wählbaren Digitalfiltern und schließlich über wiederum zwei separate Ausgangsstufen wiedergeben.


Wir folgen dem Signal ausnahmsweise mal von hinten nach vorn durchs Gerät, beginnen also an den Ausgängen, die bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler (ein hochwertiges, staubdicht gekapseltes ALPS-Motorpoti) zwei Volt ausgeben, beziehungsweise vier Volt, wenn man die symmetrischen XLR-Outputs verwendet. Das reicht, um eigentlich jede Endstufe oder Aktivbox voll auszusteuern, auch wenn man dabei den Regler etwas weiter aufdrehen muss, als man es vielleicht von anderen Vorstufen gewohnt ist. Über einen Schalter an der Front entscheidet man, welcher der beiden Ausgangsverstärker zum Einsatz kommt: "Solid" aktiviert moderne, OP-Amp-basierte Line-Amps, "Tube" dagegen ein Paar 6922-Doppeltrioden. Der Musikgenießer darf ganz allein entscheiden, welcher Signalweg gerade am besten passt.

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Um in der DAC-Abteilung gleich mit weiteren Optionen konfrontiert zu werden: Als einziges der AUDIO-Redaktion bekanntes Gerät erlaubt es die PreBox RS Digital, zwischen zwei komplett separaten Wandlerzügen umzuschalten. Nummer eins besteht aus einem Paar Burr-Brown PCM1792 in doppelt-differentieller Arbeitsweise. Jeder Stereokanal nutzt dabei zwei unabhängige Wandlerkanäle, die jeweils mit dem Originalsignal und dessen digitalem Spiegelbild gefüttert werden. Nach der Wandlung dieser symmetrischen Signalpaare folgt ein Differenzverstärker, in dem gegenphasige Anteile (also das Nutzsignal) verdoppelt, gleichphasige Nebenprodukte dagegen ausgelöscht werden - so gewinnt man einige dB Störabstand.

Pro-Ject CD Box RS Pre Box RS Audio
Schlauer Tiger: Das Blue Tiger-Laufwerk arbeitet mit Sony- und Sanyo-Hardware, beherrscht hochwertiges Upsampling und liest auch CD-Roms mit FLAC-, MP3- oder WMA-Dateien - wobei ihm sein 64x128-Pixel-Farbdisplay sehr gelegen kommt.
© Pro-Ject

Wandlerzug Nummer zwei ist schlichter aufgebaut und besteht lediglich aus einem PCM 5102 von Burr-Brown. Seine Anwesenheit im Pro-Ject-DAC verdankt der vergleichsweise preiswerte Chip seiner 32bit-Fähigkeit, die dem betagteren 1792 fehlt. Sollte also mal eine der extrem raren Ultra-HD-Musikdateien via USB vom Rechner des Pro-Jectionisten zur Pre Box strömen, muss diese dank 5102 nicht passen. "Normale" PCM-Auflösungen von 44.1/16 bis hin zu 192/24 beherrschen beide Chipsätze, wenn auch mit klanglich unterschiedlichem Ergebnis - mehr dazu später im Hörtest.

Zwei Einsatzbereiche bleiben allein dem 1792er-Pärchen vorbehalten: Zum einen versteht es DSD-Signale, die die Pre Box über USB entgegennimmt. Zum anderen ist die Verwendung des differentiellen 24-Bit-Pärchens zwingend notwendig, um eines der spannendsten Features der Pre Box und ihres maßgeschneiderten Zuspielers zu nutzen: CD Box RS und Pre Box RS Digital kommunizieren über eine proprietäre, "Sonic" genannte Verbindung, die dem symmetrischen Wandlerpaar zwei nach einem ganz besonderen Verfahren maßgeschneiderte Signalpärchen liefert.

Pro-Ject CD Box RS Pre Box RS Audio
Doppelschwänzig: Ein CAT-Kabel für die Sonic-Verbindung und die BNC-Koax-Strippe für die Taktrückführung vom DAC legt der deutsche Vertrieb mit in den Karton.
© Pro-Ject

Dahinter steht das "Sonic Scrambling"-Verfahren der Schweizer Firma Anagram, die es zwar nicht mehr gibt, deren Patente aber in diversen Profi- und HiFi-Anwendungen weiterleben. Etwa im Blackfin-DSP des "Blue Tiger"-CD-Laufwerks von Stream Unlimited, das die Basis der CD Box RS bildet. Sonic Scrambling bildet eine Art digitale Ausgleichswelle, die die PCM-Datenströme daran hindert, während der Wandlung geisterhaftes Eigenleben zu entwickeln. Binäre Zahlenfolgen tragen diese Unruhe in sich, weil zur Darstellung der Werte nicht immmer die gleiche Zahl Nullen und Einsen benötigt wird. Je nach Signalform bilden sich kurzzeitige Einseroder Nuller-Mehrheiten, die die Bezugslinie minimal in ihre jeweilige Richtung ziehen. Das hat (auch in Top-Wandlern) Timingfehler zur Folge, die zwar winzig sind, aber in direkter Korrelation zum Nutzsignal stehen - was sie klanglich besonders auffällig macht.

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Sonic Scrambling verwischt die Korrelation zwischen Nutzsignal und binärer Datenstruktur, indem es ein leises, speziell geformtes Rauschen hinzuaddiert. Aber keine Angst - hier wird der Jitter-Teufel nicht mit dem Rausch-Beelzebub vertrieben. Beide symmetrischen Signalhälften erhalten exakt das gleiche Additiv. In der Differenzstufe nach den DACs neutralisieren sich die Zugaben also gegenseitig.

Pro-Ject CD Box RS Pre Box RS Digital Audio
Dichte Packung: Die Pre-Box-Platine dürfte das komplexeste Board der bisherigen Pro-Ject- Geschichte sein. Die Röhrenausgangsstufe (links vorne) fällt bei Nichtbenutzung in einen Lebensdauerschonenden Tiefschlaf. Weckt man sie, signalisiert eine blinkende LED die Aufwärmphase.
© Pro-Ject

Was auch erklärt, warum das Scrambling nur mit den differentiell-symmetrischen 1792ern funktioniert, nicht aber mit dem 5102-Einzelgänger. Und warum dafür ein normales S/PDIF-Digitalkabel nicht ausreicht: Jede der vier Wandlerhälften muss ihr eigenes, spezifisches Signal bekommen. Pro-Ject nutzt dazu den ursprünglich zur geräteinternen Kommunikation vorgesehenen I2S-Bus über ein handelsübliches CAT-Kabel. Ein weiteres Kabel führt die Wandler-Clock zum Laufwerk - dergestalt verbunden, verschmelzen Laufwerk und Wandler zu einer praktisch jitterfreien Einheit.

Was die technischen Klimmzüge bringen, ließ sich im Hörraum mühelos nachvollziehen: Von der CD Box RS im Sonic-Modus bedient, klang die Pre Box RS Digital besser als in allen anderen Betriebsarten - und zwar verblüffend deutlich. Steve Earle trat auf seinem Townes-Van-Zandt-Tributalbum "Townes" lebensechter und emotionaler vor die Lautsprecher, seine Gitarre wirkte schärfer fokussiert und zugleich körperreicher. Selbst exzellente S/PDIF-Digitalzuspieler wie der Linn Sneaky konnten nicht an der Kraft und Genauigkeit kratzen, mit der die Original-CD über das Pro-Ject-Gespann zu Gehör kam. Ließ man den Sneaky ohne das S/PDIF-Handicap über seine eigenen Wandler spielen, fiel die Entscheidung schon schwerer: Direkt an die Endstufen angeschlossen (in diesem Fall die T+A-Monos von Seite xx) wirkte der schottische Netzwerker im Mittelhochton unscheinbarer, dabei aber auch noch natürlicher. Unterm Strich gab sich der Linn dann aber doch der größeren Abbildung und dem mächtigeren Dynamik-Antritt des österreichischen Duos geschlagen.

Pro-Ject CD Box RS Pre Box RS Digital Audio
Voll bestückt : Sieben konventionelle Digital-Inputs, ein USB- sowie ein I2S-Eingang warten auf Musikdaten; die BNC-Buchse in der oberen Reihe gibt den Wandlertakt ans Laufwerk weiter.
© Pro-Ject

Von den vielen Schalt-Optionen des Pro-Ject-DAC bevorzugten die Tester klar die Röhrenausgangsstufe, knapp das (räumlich etwas präziser wirkende) Digitalfilter Nummer 1 sowie immer dann, wenn eine Auswahl möglich war (also bei PCM-Quellen an den S/PDIF-und USB-Eingängen) Wandler Nummer 1, also das 1792er-Pärchen, das vor allem im Mittelton lockerer und neutraler klang. Bleibt noch anzumerken, dass der dreistufig an die Hörer-Impedanz anpassbare Kopfhörerausgang tatsächlich auch sehr gut klingt, und dass die Pre Box RS Digital neben ihren namensgebenden Digitaltalenten auch ein Herz für analoge Musik hat: Genau einer Analogquelle gewährt ihr Anschlussfeld Unterschlupf.

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Und das ist genau die richtige Anzahl. Denn sieht man einmal von musealen Medien wie der Compact Cassette und dem FM-Radio ab, die längst durch bessere Digital-Alternativen abgelöst sind, bleibt genau eine eine Quelle übrig, die schon vor 50 Jahren "High Res" war und es immer bleiben wird: Die Schallplatte natürlich, im Pro-Ject-Kontext adäquat entzerrt und vorverstärkt durch die eingangs erwähnte Phonobox RS. So wird aus dem dynamischen Duo ein umwerfendes Trio, das beste Endstufen und Boxen verdient hat.

Fazit

Vor allem in der Kombination mit der CD Box RS ist die Pre Box RS Digital eine technische Tour de Force mit ungeheurem Spielwert, klarem klanglichem Profil und exzellentem Preis-Leistungsverhältnis. Sie weckt allerdings weitere Begehrlichkeiten: AUDIO wünscht sich jetzt einen Streamer mit Sonic-Schnittstelle und Clock-Input - der ist aber noch schwieriger umzusetzen als das CD-Laufwerk.

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