Testbericht

Plattenspieler Opera Audio Forbidden City Liu mit Tonarm ST 100

15.8.2007 von Redaktion connect und Dalibor Beric

Aus Peking kommt dieser Plattenspieler für 2250 Euro mit dem gefährlichen Beinamen "Forbidden City". Klingt er wirklich so gut, dass nur Kaiser ihn hören dürfen? Exklusivtest.

ca. 3:05 Min
Testbericht
  1. Plattenspieler Opera Audio Forbidden City Liu mit Tonarm ST 100
  2. Datenblatt
Opera Audio Forbidden City Liu mit Tonarm ST 100
Opera Audio Forbidden City Liu mit Tonarm ST 100
© Archiv
Opera Audio? Consonance Audio? Forbidden City? Liu?Selten tauchen im Zusammenhang mit ein und demselben Produkt so viele Namen auf. Deshalb der Reihe nach. Die Pekinger Firma heißt Opera Audio, die HiFi-Linie Consonance, die neue Serie "Verbotene Stadt", und der hübsche Plattenspieler, der (mitsamt Tonarm ST 100) 2250 Euro kostet, nennt sich Liu.

Wobei man schon beim ersten Betrachten des sehr wertigen Geräts verblüfft ob des moderaten Preises ist. Dies setzt sich bei genauerem Hinsehen fort. Da beeindruckt schon die dreiteilige Grundplatte, wobei eine Lage aus schwarz anodisiertem Aluminium von zwei weiteren Alu-Platten, wahlweise in schickem Rot oder Titan, umgeben ist. Diese starre Konstruktion wiegt über 16 Kilogramm und ruht auf höhenverstellbaren Alu-Füßen, ist daher nicht vom Untergrund entkoppelt. Hingegen sind sowohl der Tonarm als auch das Tellerlager mit Grafit-Unterlegscheiben von der Grundplatte getrennt. Materialmix und schrittweise Resonanzoptimierung stellen also Grundmerkmale dieses Laufwerks dar.

Beim Lager handelt es sich um eine invertierte Ausführung, bei der die Edelstahl-Lagerachse feststeht, während sich die Büchse mit Bronze-Seitenführung dreht. Der Vorteil dabei ist, dass der Schwerpunkt hoch liegt und durch die Rotation weniger Kippmomente entstehen. Drehen darf sich der Teller auf einer Keramikkugel, die wiederum Kontakt zu einem Keramik-Lagerspiegel hat. Dass dann zwischen dem Teller aus Acryl-Kohlefaser-Gemisch und der Edelstahlbüchse noch eine Kunstofflage sitzt und die Keramikscheibe sowie -kugel aus unterschiedlich dichtem Werkstoff bestehen, zeigt einmal mehr, wie tief Opera-Audio-Chef Liu Shi Hui wortwörtlich in die Materie eingestiegen ist.

Weniger aufwendig geriet die Antriebseinheit des Liu. Hier sitzt im separaten Alu-Gehäuse, somit von der Grundplatte getrennt, ein 24-poliger Synchronmotor, der, angesteuert von einer passiven Phasen-schieberschaltung, den Teller per Rundriemen in Rotation versetzt. Wobei der Motor nicht in China hergestellt ist: An dieser Stelle vertraut man auf deutsche Präzison.

Den Tonarm entwickelte im Gegensatz zum Laufwerk nicht Liu Shi Hui, sondern Shi Zhenyu, Professor für Industriedesign. Er war auch für die Optik der kompletten Forbidden-City-Linie zuständig, während Liu Shi Hui die technische Realisition oblag. Aber auch der ST 100 sollte nicht nur durch seine schlichte Schönheit überzeugen. Deshalb spendierte Zhenyu ihm ein sehr steifes und leichtes Tonarmrohr aus Kohlefaser, eine Headshell aus Edelstahl und leichtgängige Kugellager für die vertikale und horizontale Beweglichkeit. Die Headshell ist mit einer Schraube am Tonarmrohr fixiert, was ein Verdrehen um die Horizontale und somit eine Justage des Azimutwinkels ermöglicht, damit die Nadel beide Rillenflanken optimal abtastet. Nachteil dieser Konstruktion ist die etwas labile Verbindung der nicht sehr verwindungssteifen Headshell mit dem Tonarmrohr.

Einfach und effektiv lässt sich mit einem Außengewinde die Tonarmhöhe verstellen. Man sollte die Kontermutter aber nur handfest anziehen, sonst leidet der Klang ein wenig. Auch die Position des Motors beeinflusst den Ton: Da der Alu-Pulley nicht in der Mitte des Motorblocks sitzt, kann man durch Verdrehen die Spannung des Antriebsriemens verstellen, wodurch sich dezent der Klang ändert. stereoplay -erzielte die besten Ergebnisse, wenn der beleuchtete Schalter auf 12 Uhr stand.

Dass der Consonance Liu in Kombination mit stereoplays Referenzabtaster Transfiguration Orpheus (11/06) solche Unterschiede aufzeigte und klare klangliche Rückmeldung über die Tonarmhöhe oder die genaue Austarierung gab, verriet schon, dass hier ein Plattenspieler mit großem Potential im Hörraum stand.

Tatsächlich erfreute der Liu mit sehr offenem und detailreichem Klang. Da konnte selbst das stereoplay Highlight Acoustic Signature Samba (Test 1/02) nicht ganz mithalten. Dieser vermittelte zwar ähnlich viele dynamische Facetten, bot jedoch nicht die exakte Ortung und großzügige Raumdarstellung des Consonance. So versetzte dieser etwa das Orchester bei Rameaus "Une Symphonie Imaginaire" (Le Musiciens du Louvre, Mark Minkowski; Archiv) in einen größeren, noch wirklichkeitsgetreuen Konzertsaal und grenzte die einzelnen Instrumente besser voneinander ab.

Den chinesischen Schönling bremste dann erst der teurere Kuzma Stabi S mit Stogi S (2340 Euro, 12/04). Der zeigte im Vergleich, dass beim Liu die Klangfarben minimal fahl und der Bass ein wenig schlank gerieten. So fehlte etwa bei "Giving It Up" von Josh Rouse ("Substitulo"; Bedroom Classics) den Streichern ein wenig Schmelz und der Gitarre eine Spur Korpus. Besitzer satt klingender Ketten wird der Forbidden City Liu mit seinem weiträumigen und genauen Klang fürstlich verwöhnen. Anschauen und Probehören ist keineswegs verboten.


Opera Audio Consonance Liu + ST 100

Opera Audio Consonance Liu + ST 100
Hersteller Opera Audio
Preis 2250.00 €
Wertung 50.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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