Testbericht
Plattenspieler Cargo Records 33punkt3
Indie- und Alternative-Musik bildet die letzte große Bastion des Vinylmarkts - nirgends sonst ist die Auswahl so groß und die Szene so lebendig. Plattenvertrieb Cargo Records ist konsequent und baut "seinen" Kunden gleich den passenden Plattenspieler. Im Test entpuppt sich der 33punkt3 als ebenso reizvolle wie solide Kombination deutscher, dänischer und britischer HiFi-Technik.
- Plattenspieler Cargo Records 33punkt3
- Datenblatt
Wer im Plattenladen seiner Wahl einen Stapel Rock-, Pop- oder Alternative-LPs kauft, kann davon ausgehen, dass die Mehrheit der Scheiben den Händler via Cargo Records erreicht hat. Der Musikvertrieb ist bei Vinyl die Nummer 1 in Deutschland - von Re-Issues klassischer Jazzaufnahmen über Folk- und Songwriter- bis hin zu Punk-LPs findet sich interessante Musik jeder erdenklichen Schattierung im riesigen Katalog - darunter zahlreiche Lieblings-Labels Indie-affiner Analogfreunde.
Mit dem 33punkt3 hat Cargo Records den Kreis geschlossen und stellt den hauseigenen Vinyl-Schätzen das passende Abspielgerät zur Seite: streng limitiert auf 333 Exemplare zuzüglich einiger Vorabmuster, die bei Cargo verbleiben. Einer vermutlich bei Geschäftsführer Michael Schuster, der zur Vorstellung des Spielers eigens einen Stand auf der Münchner HIGH END gebucht hatte, und der auch für die Zargenform des Laufwerks verantwortlich ist, die entfernt an den Korpus einer E-Gitarre erinnert.
Konzept und Aufbau des 33punkt3 widersprechen dagegen dem Klischee vom Karohemd-Rocker, der sein Vinyl achtlos mit heruntergekommenen Nutzfahrzeug-Spielern abschrubbt. Der Cargo-Kunde von heute behandelt seine Platten mit Ehrerbietung und weiß, dass akustische Offenbarungen sich mindestens genauso oft auf Alben finden, die nicht mit "audiophil" gebrandmarkt sind. Der Cargo Records 33punkt3 ist ein filigraner, vornehmer Spieler geworden, und auch sein Preisschild - 1200 Euro im Direktverkauf oder über ausgewählte (Platten-) Händler - spricht eher gereifte Vinylisten an.
Die Inbetriebnahme des Spielers gelingt natürlich auch ungeübten Musikfreunden. Man beginnt mit dem Ölen des Tellerlagers und nimmt beruhigt zur Kenntnis, dass es seinen Besitzer auch bei Nonstop-Betrieb wohl überleben wird: Buchse und Welle - beide üppig dimensioniert und aus hartem Chromstahl - gleiten mit auffallend enger Passung ineinander. Auch Nicht-Ingenieure spüren augenblicklich am geschmeidigen, spielfreien Leichtlauf, dass hier ehrgeizige Menschen an der Drehbank gestanden haben. Dünn wie der Lagerspalt ist auch das mitgelieferte Öl. Die Portion sollte nahezu ewig reichen, selbst wenn man sich den Luxus eines kompletten Öltauschs nach der ersten Einspielzeit leistet.
Man kann den Spieler hierzu ruhig erstmal ein paar hundert Stunden ununterbrochen drehen lassen. Also auch nach dem Musikhören - der Stromverbrauch ist minimal. Dann zerlegt man das Lager, reinigt Welle und Buchse gründlich mit einem fusselfreien Tuch, ölt das Lager großzügig neu und setzt es wieder zusammen. Der Testspieler profitierte von dieser Maßnahme spürbar (mit noch gleichmäßigerem Gleiten bei manuellem Drehen der Lagerbuchse) und hörbar (mit stabilerer Abbildung), obwohl der Gleichlauf schon zuvor exzellent war.
Auf die Lagerbuchse setzt man den wiederum mit beeindruckender Genauigkeit gedrehten Acryl-Teller, der zur Aufnahme des gerade bei älteren Platten oft etwas erhabenen Labelbereichs in der Mitte eine leichte Vertiefung aufweist. In Rotation versetzt wird dieser Teller von einem kleinen Gleichstrommotor, dem der Konstrukteur so viel Laufruhe zutraut, dass er ihn ohne weitere Entkopplungsmaßnahmen in die linke hintere Zargenecke geschraubt hat. Zur Kraftübertragung dient, bei Spielern dieser Größe ungewöhnlich, ein dünner Nylonfaden - ein String-Antrieb also.
Die Vor- oder Nachteile verschiedener Antriebstechniken sind Gegenstand ebenso zeit- wie endloser Diskussionen. Was unbestreitbar für den Faden spricht, ist die fast schon triviale Ersatzbeschaffung im Handarbeits-Fachgeschäft. Selbst der Besuch in "Uschi's Nähkästchen" ist vermeidbar, wenn man darauf achtet, die mitgelieferte 100-Meter-Rolle nicht einfach zu verlieren. Aufbrauchen kann man sie eigentlich nicht: Um einen String zu knoten, braucht man etwa einen Meter Garn.
Angesichts des Überangebots kann es nicht schaden, etwas mit der Fadenlänge zu experimentieren: Zu straffe Strings erhöhen hörbar die Lagerreibung, zu lange rutschen ab. Die Knot-Übungen sind aber freiwillig, da Cargo Records neben der Garntrommel auch ein sehr gut passendes, vorgeknotetes Stück beilegt.
Die Einstellung der Auflagekraft ist dagegen Pflicht - eine Pflicht, die angesichts des sehr guten Arms Vergnügen bereitet: Der CR-251 ist die OEM-Variante des exzellenten Rega 251 und diesseits wirklich teurer Exotika schlicht die einzig vernünftige Wahl. Da der Cargo 33punkt3 trotz seiner leicht federnden SSC-Füße (die wie kleine Textilnetz-Trampoline aufgebaut sind) relativ trittschallempfindlich ist, sollte er vor allem in Altbauten idealerweise auf einem Wandbord stehen.
Sauber auf- und nach Anleitung eingestellt, enfaltet der Spieler einen sehr lebendigen, feinen, detailreichen Klang. Timing und Rhythmus sind unmittelbar und kraftvoll, auch wenn der Spieler tonal eher in die schlanke Richtung geht. Diese auf den ersten Blick vielleicht widersprüchlich anmutende Paarung hat ihren Ursprung im tonal eher zarten Charakter des Ortofon OM10.
Das System spielt abtastsicherer und ausgewogener, wenn man sich nicht an die Cargo-Empfehlung zur Auflagekraft hält (1,5g alias 15mN), sondern eher am oberen Ende des von Ortofon für die 10er-Nadel angegebenen Bereichs (15-20mN) nach dem klanglichen Optimum sucht. Dazu einfach ab ca. 1,6g in Zehntelschritten erhöhen, bis der Klang "einrastet". Das geht auch ohne Einsatz der mitgelieferten Waage, wenn man weiß, dass am unskalierten Rega-Gegengewicht eine halbe Umdrehung genau einem Gramm Differenz entspricht.
Spätestens, wenn nach ein paar Jahren die Nadel verschlissen ist, zahlt sich aus, dass Laufwerk und Arm auch wesentlich hochwertigere Systeme ausreizen können: Ein Ortofon 2M Red oder ein Goldring 2200 oder 2500 lassen den Cargo Records 33punkt3 nochmals deutlich substanzieller und mitreißender klingen.
Hier finden Sie eine große Auswahl an empfehlenswerten Vinyl-Neuerscheinungen der Jahre 2010-2011:
Musik auf Vinyl: Teil 1 Musik auf Vinyl: Teil 2
Cargo Records 33PUNKT3
Cargo Records 33PUNKT3 | |
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Hersteller | Cargo Records |
Preis | 1200.00 € |
Wertung | 80.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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