AV-Receiver mit DSD-Streaming

Pioneer SC-LX 87 im Test

26.8.2013 von Stefan Schickedanz

Es gab tatsächlich noch etwas, das teure AV-Receiver bisher noch nicht konnten: DSD-Streaming. Pioneer will diesen Mißstand mit dem neuen SC-LX 87 ausmerzen und gleichzeitig den Susano in Rente schicken.

ca. 4:25 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Pioneer SC-LX 87
Pioneer SC-LX 87
© Pioneer

Pro

  • Kräftiger, homogen abgestimmter Receiver mit tollen Streamingfähgkeiten.

Contra

  • Etwas scharfkantige Knöpfe.

Fazit

Okay, der neue Pioneer hat noch nicht die abschließenden Weihen der Air Studios. Aber schon jetzt zeigt er seine Klasse - was mich besonders freut - auch gerade beim Musikhören. Und sonst gibt es nichts zu meckern, auch wenn man den teuren Susano, der haptisch und emotional in einer anderen Liga spielte, vermissen wird.


Momentan wähnt sich der Autor dieser Zeilen in der Prototypenfalle: Kürzlich saß er in Goodwood mit laufendem Motor im neuen, atemberaubend schönen Rolls-Royce Wraith und durfte nicht fahren. Sonst hätte er sich einen Vorteil vor der restlichen Automobilpresse verschafft, die sicher not amused gewesen wäre. Kaum hat er das verdaut, hört er einen Pioneer-Receiver, den er sehr überzeugend findet. Dann stellt sich heraus: Seriennummer 00001...Die ganze Modellreihe ist nicht endgültig abgestimmt, was bei Pioneer den Londoner Air Studios in Zusammenarbeit mit dem deutschen Produkt Manager Jürgen Timm obliegt. Also ebenfalls kein Test - zumindest nicht mit Einstufung. Aber immerhin dürfen wir unsere Begeisterung am neuen SC-LX 87 vorab mit Ihnen teilen. 

Außergewöhnliche Formatvielfalt

Der Bolide tritt ein schweres Erbe an, denn er löst nicht nur seinen direkten Vorgänger mit der Nummer 86 ab, sondern auch den SC-LX 90 Susano, der in der offenen Klasse um 7000 Euro spielte. Dazu brachte Pioneer dem 87er ein paar neue Kunststücke bei. Das wichtigste sicherte ihm den Eintritt in dieses Spezial: Er kann jetzt auch hinten (Ethernet) und vorne (USB-Stick) DSD streamen. Damit reklamieren die Japaner für ihren AV-Receiver eine einzigartige Formatvielfalt, zu der natürlich auch AIFF, ALAC, FLAC und WAV zählen. Die unkomprimierten Formate lassen sich sogar unterbrechungsfrei wiedergeben, wenn es sich um zusammenhängende Alben handelt. Diese Gapless-Wiedergabe wurde allerdings via Firmware-Update bereits dem Vorgänger nachgereicht. 

Mehr Leistung, mehr Effizienz

Neben allgemeinen Verbesserungen wie neuen Versionen der Apps iControlAV und ControlApp sowie einem verbesserten interaktiven Benutzer-Guide AV-Navigator, der jetzt auch auf Mac und Win7 läuft, knöpften sich die Entwickler speziell die Endstufen ihres neunkanaligen Flaggschiffs vor. Das Ziel: eine erneute Leistungssteigerung bei hoher Energieeffizienz - eine Formel, mit der auch die Automobilindustrie regelmäßig beim Kunden punktet.

Digitale Audioformate: DSD vs. PCM

Im Zuge dieser Überarbeitungen steigerten die Ingenieure nicht nur den Leistungs-Output der Direct Energy HD Amps bis hinunter an 1 Ohm. Sie optimierten auch gerade die Impulsleistung und das Phasenverhalten der Class-D-Verstärker, um hochwertigen Studio-Master-Aufnahmen gewachsen zu sein. Dabei legten sie großen Wert darauf, dass die Leistung nicht wie bei vielen Verstärkern üblich bei simultaner Beanspruchung mehrerer Kanäle merklich zusammenbricht. Schon unser Vorab-Muster, das die Japaner in Kenntnis der AUDIO-Hörgewohnheiten und der Tatsache, dass es im Moment das einzige Arbeitsgerät in Europa ist, sicherlich mit einer extra vorsichtigen Schutzschaltungsprogrammierten, schob fünfkanalig immer noch 146 Watt in jeden 4-Ohm-Lautsprecher, in Stereo sogar rund das Doppelte. 

Pioneer, AV-Receiver, USB-Host-Anschluss
Mit dem USB-Host-Anschluss lässt sich der SC-LX 87 als externe PC-Soundkarte verwenden. Links oben findet sich ein dritter HDMI-Ausgang.
© Hersteller

Videogenuss vom Feinsten

Auf das Vierfache stieg im Zuge des Modellwechsels indes die Fähigkeit des Video-Scalers. Konnte der SC-LX 86 4K-Video nur durchschleifen, kann der SC-LX 87 bis auf Ultra HD hochskalieren. Mag es auch doppelt gemoppelt sein, weil auch 4K-kompatible Flatscreens und Beamer über entsprechende Chipsätze verfügen. Für alle, die beim Einkauf Feature-Listen abhaken, zieht Pioneer in der neuen Generation bis hinunter in die Mittelklasse mit der Konkurrenz gleich. Einen kleinen Vorteil gegenüber manchem Mitbewerber verschafft Pioneer dem 87er durch einen MHL-tauglichen HDMI-Front-Eingang. Zwar unterstützen inzwischen zahlreiche Modelle diverser Hersteller das Mobile High Definition Link. Doch delegieren manche Hersteller diese vom Steckertyp unabhängige Funktion einem schwer zugänglichen HDMI-Eingang auf der Rückseite. MHL gestattet die Übertragung von Audio- und Video-Inhalten etwa von Android-Tablets bei gleichzeitiger Ladefunktion und unterstützt auch das HDMI-CEC Protokoll. Die im SC-LX 87 verbaute aktuelle Version 2.0 ermöglicht sogar die Übertragung von 3D-Video in 1920 x 1080p Auflösung und bis zu 7.1-Kanälen DTS-HD oder Dolby TrueHD. 

Kaufberatung: Vier Top-AV-Receiver im Test

Ein kleines, aber im Nutzen wesentliches Merkmal findet sich auf der Rückseite der neuen Generation: Der USB-Host-Anschluss gestattet den Anschluss eines Rechners, um den ESS Sabre32 Ultra DAC des Receivers als externe Soundkarte zu betreiben - mit einer Auflösung bis 192kHz/24 Bit. Er ermöglicht Plug&Play unter Mac OS X ab Version 10.6, für Windows ist ein spezieller Gerätetreiber erforderlich, der von der Pioneer-Homepage heruntergeladen werden kann. Die asynchrone Übertragung mit Taktung des Signals durch die hochpräzise Master Clock des SC-LX 87 verspricht annähernd jitter-freie Wiedergabe. Doch Pioneer hat nicht nur Taktschwankungen, sondern auch Kabeln den Kampf angesagt. Zum Lieferumfang des SC-LX 87 gehört ein WLAN-Adapter, einen Bluetooth-Dongle gibt es für rund 50 Euro im Handel. 

Erster Soundcheck erfolgreich

Auch wenn es sich nicht um die finale Version handelt, riskierten wir schon mal einen ersten Sound-Check und waren positiv überrascht. Gerade über den analogen CD-Eingang konnte das neue Flaggschiff schon jetzt auf der ganzen Linie überzeugen. Drums nahmen kraftvoll im Hörraum Gestalt an, ohne dass dabei der Kickbass-Bereich ordinär betont wurde. Der Pioneer zog sehr tief durch und wahrte auch bei länger anhalten tiefen Tönen, etwa bei den langsam ausklingenden Drums auf "Hell Freezes Over" von den Eagles oder klassischen Orgelwerken, volle Kontrolle.

Auf der Habenseite standen auch ein präziser Fokus, ein riesiger Raum und feinaufgelöste Höhen. Tom Waits schien in seinem puristisch produzierten Klassiker "Burma Shave" lebensgroß vor uns zu stehen, die tieffrequente Körperschallübertragung vom Klavier auf das Mikrofon vermittelte enorme Authentizität. Mit Surround-Filmen bot sich ein ähnliches Bild, bis auf den Bass, der für Special-Effects etwas mehr Nachdruck gebrauchen könnte. Dies und einen vielleicht noch etwas körperhafteren Grundton herbeizuführen, könnte dann Gegenstand der anstehenden Tuning-Sessions in den Air Studios sein - in diesem Fall ist es tatsächlich Fein-Tuning.

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