Aktivbox

Geithain ME 806 im Test

5.8.2013 von Alexandros Mitropoulos

Die Aktivboxen von Geithain sind sehr flexibel in der Aufstellung. Was sie sonst zu bieten haben, zeigt der Test.

ca. 2:40 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Geithain ME 806
Geithain ME 806
© J. Bauer, Archiv

Pro

  • realistische Abbildung
  • homogener Klang
  • Verarbeitung

Contra


Wenn selbst Verstärker-Experte und AUDIO-Kollege Johannes Maier anerkennend seinen Hut vor den Aktivboxen von Geithain zieht, dann will das etwas heißen. ME Geithain steht für Ingenieurskunst der guten alten Schule: DSPs und digitale Schaltverstärker sucht man vergebens. Viel mehr soll der Klang einer Box durch die mechanische Abstimmung und einer raffinierten Chassis-Anordnung entstehen. Das nötige Know-How besitzt Firmengründer und Aktivboxen-Pionier Joachim Kiesler en masse.

Geithain ME 806
Die Verstärker für Tiefmittel- und Hochtöner sind servicefreundlich ausklappbar auf der Rückwand befestigt. Akustisch sind sie von einer zusätzlichen Trennwand vom restlichen Gehäuse isoliert.
© J. Bauer, Archiv

Nagelneu, aktiv

Die Geithain ME 806 überrascht: Denn trotz ihrer kompakten Größe soll sie laut Datenblatt für einen Hörabstand von bis zu vier Metern ausgelegt sein. Dafür verzichtet sie auf das berühmte MEG-Bassnieren-Prinzip und soll mit einem präzise abgestimmten, konventionellen Reflexsystem - sogar direkt an einer Wand aufgestellt - ein voluminöses und ausgewogenes Bassfundament produzieren können. Angefeuert von einem 150W-Verstärker übernimmt ein Woofer im 20cm-Format den Tiefmittelton bis 1,6kHz.

Danach schreitet das Geithain-typische Array aus drei vertikal vor dem 20cm-Konus angeordneten 25mm-Tweetern zur Tat, die wiederum an einem 100W-Amp laufen. Das Hochton-Team ist höher belastbar als ein Einzel-Tweeter und erzeugt eine vertikale Richtwirkung. Die Box bleibt damit trotz der niedrigen Trennfrequenz sehr klirrarm und blendet störende Deckenreflexionen weitgehend aus. Die Verarbeitung unseres Testmusters ist makellos: Das wunderhübsche Makassar-Furnier auf den Gehäuseseiten harmoniert gut mit der dunkelgrauen Frontpartie und verleiht der von Geithain-Designer Steffen Tränkner entworfenen ME 806 ein edel anmutendes Aussehen. Andere Holzarten sind gegen Aufpreis auch erhältlich. Ebenfalls optional ist ein passender Boxenständer, dessen Front ein breiter Furnierstreifen ziert - natürlich passend zum gewählten Boxenfurnier.

Geithain ME 806
Minimal 10-15 Grad anwinkeln. Hörentfernung 2,5-3 Meter. Freistehend und wandnah gleichermaßen neutral.
© J. Bauer, Archiv

Sensationelle Abbildung

Die Fähigkeit der ME 806, die Bühne - besonders mit audiophilen Akustik-Aufnahmen wie "If I Could Sing Your Blues" von Cheskys Demo-Disc - realistisch darzustellen, war allerfeinste HiFi-Kost: Selbst filigrane und tief in den Aufnahmen versteckte Details wie etwa Atemgeräusche oder von Mikros eingefangene Raumreflexionen gaben die Geithains unaufdringlich-präzise und sensationell plastisch wieder. Zumindest was Räumlichkeit und Abbildung anging, stellte sie selbst die AUDIO-Referenzboxen gnadenlos in den Schatten. Hauptverantwortlich dafür war das Tweeter-Array, das sich trotz seiner überlegenen Genauigkeit nie in den Vordergrund drängte und zu einem in sich stimmigen Gesamteindruck beitrug. Die Hochtöner-Anordnung schuf nebenbei einen breiten Sweetspot-Bereich - wie angenagelt in der Mitte des Sofas zu sitzen war mit den ME 806 nicht nötig.

Bereits bei niedrigen Pegeln drückte die Bass-Drum bei "Rhinelander" von Cougar (Patriot) staubtrocken und mit perfektem Timing voran. Sogar direkt an der Wand behielten die Kompaktboxen aus Leipzig einen kühlen Kopf - von trägem Bassbrei oder Effekthascherei keine Spur. Die zuvor angesprochene tonale Homogenität machte sich auch an einer locker-luftigen und unangestrengten Art bei der Stimmenwiedergabe bemerkbar. Bei "Spanish Harlem" (ebenfalls Chesky) tönte Rebecca Pidgeons Gesang neutral und natürlich mit einer gehörigen Portion Schmalz - eben so, wie es bei dieser Aufnahme des Songs auch klingen muss.

Geithain ME 806
Auf Achse gemessen linealgerader Frequenzgang (1). Die schmalbandige Anhebung bei 7,5kHz ist vernachlässigbar. 30 Grad seitlich ist ein Abfall des Präsenzbereiches erkennbar. Die untere Grenzfrequenz beträgt 37Hz, die obere 18kHz (Messmikrofonhöhe 94cm, gemessen bei -3dB). Bis 100dB ist die 806 im Mittelhochton praktisch klirrfrei, darüber beginnt sie im Bass langsam zu komprimieren (2).
© J. Bauer, Archiv

Fazit

Die Geithain bietet trotz ihrer kompakten Abmessungem mehr Klang als manch weitaus größerer Lautsprecher. Angesichts ihrer phänomenalen Raumabbildung und dem (selbst bei wandnaher Aufstellung) in sich stimmigen Klang waren wir uns schnell einig: Die ME 806 spielt definitiv in der Referenzklasse mit! Zudem sieht sie auch noch sehr schick aus.

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