Testbericht
Netzwerkplayer Linn Akurate DS
Kaum eine Wiedergabequelle ist von der stereoplay-Redaktion mit so viel Spannung in den Hörraum verfrachtet worden wie der Linn-Netzwerkplayer Akurate DS (5200 Euro). Wie geht das Konzept der Schotten auf, auf jegliche mechanischen Teile zu verzichten und CDs von der Festplatte zu spielen?
- Netzwerkplayer Linn Akurate DS
- stereoplay Lexikon
- stereoplay Interview mit Gilad Tiefenbrun (Entwicklungsleiter Linn)
- Datenblatt
"Splendid isolation" - das Motto des englischen Königreichs als Leitfaden in der Entwicklung eines schottischen High-End-Produkts? Sagen wir mal so: In dieser Frage sind sich Schotten und Engländer ausnahmsweise einmal einig.
Denn so, wie sich die Briten in ihrer Geschichte durch die Insellage isolieren konnten, so schottet sich auch der Netzwerk-Player Akurate DS von allen problematischen Außeneinflüssen ab. Sei es beim Grundprinzip, Digitalsignale nicht von einem optisch wie mechanisch störanfälligen CD-Laufwerk zu beziehen, sondern über Netzwerk von der Festplatte; sei es, auf Multimedia-Gimmicks zur Bildschirm-Darstellung zu verzichten; sei es die Entscheidung, nicht einmal digitale Eingänge für externe Geräte anzubieten.
Der Akurate DS ist konzipiert für eine einzige Aufgabe: auf Festplatte gespeicherte Musik in bestmöglicher Qualität in ein Audiosignal zu wandeln.
Auf der Platine werkelt ein D/A-Wandler Wolfson WM 8741 (bis zu 192 Kilohertz / 24 Bit), ihm vorgeschaltet ein Samplerate-Converter von Analog Devices und ein Virtex-4-Zoll-Chip von Xilinx. "Wir nutzen seine volle Bandbreite von 32 Bit für alle Rechenoperationen, erst direkt vor dem D/A-Wandler reduzieren wir auf 24 Bit", erklärt Projektleiter Trevor Stacey.
"Im Akurate DS realisieren wir eine galvanischen Trennung mit hochwertigen Folienkondensatoren. Dazu kommt eine Symmetrierstufe mit Operationsverstärkern - hier setzen wir auf unsere Erfahrungen aus dem CD12.", so Stacey. Ob sich das klanglich auswirkt?
Der Akurate DS kann das verlustbehaftete MP3-Format direkt abspielen und die entsprechenden Titel- und Interpreten-Informationen anzeigen.
Computerkenntnisse nötig?
Es genügt nicht, Ihre Musikdaten schön säuberlich auf Festplatte "gerippt" zu haben. Diese Festplatte muss in einem UPNP-fähigen NAS-System sitzen. Dort übernimmt die Software "Twonky Media Server" die Verwaltung der Musikdateien und "streamt" über Router und Netzwerkkabel die Rohdaten auf den Linn.
Zwar liegt dem Gerät eine kleine Fernbedienung bei, doch die greift nur, wenn Sie zuvor über Computer oder ein drahtlos eingebundes Internet-Tablett - zum Beispiel ein Samsung Q 1 oder ein Nokia N 800 - eine Playlist auf den Linn geladen haben.
Ein Wust von unüberwindbaren Aufgaben und Hindernissen für den Endkunden? Nein, schon immer hat Linn seine Händler dazu verpflichtet, die Geräte beim Käufer zu Hause spielfertig aufzubauen. Wenn das System läuft, spielt ganz großes Kino - pardon, Konzertsaal.
Große Ohren im Hörraum
Kaum eine Wiedergabequelle ist von der stereoplay-Redaktion mit so viel Spannung in den Hörraum verfrachtet worden wie der Linn-Netzwerkplayer. Wie geht das Konzept der Schotten auf, auf jegliche mechanischen Teile zu verzichten und CDs von der Festplatte zu spielen? Wie klingt die hochauflösende SACD im Vergleich zum hochauflösenden Download des "Studio Master"-Originals vom hauseigenen Label Linn Records? Der Kandidat, der gegen den Player als erster in den Ring musste, kommt logischerweise aus dem gleichen Stall: der Akurate CD.
44.1/16 - die Anzeige im Akurate DS zeigt deutlich: Da läuft eine gerippte CD. Jack Johnson, "In Between Dreams" - von stereoplay immer wieder gerne wegen ihrer ausgeprägten rhythmischen und dynamischen Qualitäten herangezogen. War der Fußwippfaktor beim CD-Player schon hoch und die Klangqualität auf allerhöchstem Niveau, setzte der Akurate DS noch eins drauf: Jack Johnsons Stimme stand nicht nur noch freier im Raum, sie wirkte auch in sich befreiter und gelöster. Betonungen der Instrumente waren hörbar feinsinniger und nachvollziehbarer, dagegen schien der Akurate CD plötzlich sogar etwas behäbig. Der Bass: Im Akurate DS war er präziser, mit mehr "Attack", aber auch etwas schlanker als von der CD.
Das sah zunächst aus wie ein Pluspunkt für den Linn'schen Universalplayer - er schien aufs erste Hören etwas geschlossener zu spielen. Doch je länger im stereoplay-Hörraum das Duell Netzwerk contra Scheibe dauerte, desto deutlicher wurde auch: Netzwerk ist einfach in allen Belangen besser.
Melodiebögen, allerfeinste rhythmische Verschiebungen und kleinste Variationen in der Betonung waren von der Festplatte besser nachvollziehbar. Will heißen: Auch die musikalischen Absichten eines Künstlers, seine Interpretation, werden über den Akurate DS besser verständlich.
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