Testbericht
Netzwerkplayer Cyrus Stream XP im Test
Um den Klang muss man sich bei Netzwerk-HiFi weniger Sorgen machen als um die Bedienbarkeit. Mit dem Stream XP (ab 2800 Euro) und seiner genialen Fernbedienung kommt Cyrus dem Ideal "Einschalten und läuft" schon ziemlich nahe. Stellt die Player-Vorstufe auch klanglich eine Alternative dar?
- Netzwerkplayer Cyrus Stream XP im Test
- Datenblatt
Netzwerkplayer können die Vorteile der besten CD-Spieler mit denen PC-basierter Musikserver kombinieren: perfekter Digitalklang in größtmöglicher medialer Vielfalt und Freiheit - die ideale HiFi-Quelle, und zumindest für Menschen ohne Vinylsammlung auch die einzige, die man wirklich braucht. Die Betonung im ersten Satz liegt jedoch auf "können": HiFi-Anwendungen waren nicht Hauptzweck, sondern eher ein Abfallprodukt der Netzwerktechnik, die folglich erst mal domestiziert werden muss, bevor sie ihren Kulturauftrag erfüllen kann.
Cyrus Audio hat bei der Entwicklung des Stream XP offenbar besonders genau analysiert, was ein Netzwerkplayer haben, können sowie unbedingt vermeiden soll, um als HiFi-Komponente erfolgreich zu sein. Dabei ist eine Kreuzung aus Streamer, D/A-Wandler und Vorverstärker herausgekommen, die wunderbar effektive und hochwertige Anlagenkonzepte ermöglicht. Digitale Musik aus allen erdenklichen Quellen fließt hier zusammen; stromabwärts braucht man nur noch Aktivboxen oder eine beliebige Kombination aus Endstufen und Passivboxen.
Analoge Eingänge finden sich am Stream XP nicht. Wer noch Retro-Schätze wie Plattenspieler, Tapedecks oder FM-Tuner als aktive Quellen beschäftigt, braucht also noch einen klassischen Vor oder Vollverstärker - an den er den Cyrus über das Fixed-Ausgangspaar anschließt. Stehen dagegen digitale Quellen an, kann der Stream XP über seine analog geregelten Pre-Outs die Rolle der Vorstufe gleich mitspielen: Die Ausgangsspannung von 2 Volt reicht meist üppig, und seine niederohmigen Ausgangsverstärker treiben auch längere oder hochkapazitive Kabel mühelos.
Bei den Digitalquellen darf es sich um CD-Laufwerke, Sat-Receiver oder sonstige klassische S/PDIF-Lieferanten handeln, die über drei koaxiale und zwei optische Türchen Zugang finden. Hinzu kommen Speichersticks und iPods, auf die eine USB-Schnittstelle wartet.
Die wichtigste Datenquelle ist jedoch der integrierte Netzwerkplayer, den man direkt am Gerät einfach durch Drücken der Taste "Music" aufruft. "Radio" nebendran führt zum Internetradio, das mit RadioTime auf einen professionellen, sehr komfortablen Sender-Dienst mit gigantischer Auswahl zugreift; "Aux" zu den erwähnten Digital-Inputs samt USB. Ähnlich den Geräten von Naim, T+A oder Marantz basiert das Netzwerkteil auf einem Chipsatz von BridgeCo , darf jedoch selbst im Vergleich zu diesen etablierten Größen als besonders gelungene Umsetzung gelten.
Tolles Bedienkonzept
Da digitale Musiksammlungen schnell eine kapitale Größe erreichen, spielt die Darstellung der Album-, Künstler- oder sonstigen Listen und der Komfort, mit dem man darin navigieren kann, eine Schlüsselrolle. Cyrus ist einen mühsamen, teuren, aber im Ergebnis sehr befriedigenden Weg gegangen und hat dem Stream XP serienmäßig eine maßgeschneiderte Funkfernbedienung mit Farbdisplay zur Seite gestellt. Egal, wo man sich im Raum befindet, oder ob überhaupt Sichtverbindung zum Player besteht - Server-Listen, Track-Infos, Zeitbalken und Cover-Kunst landen direkt in der Hand des Benutzers auf einem hellen, kontrastreichen Farb-LCD.
Läuft nach geschmeidiger Suche und Auswahl dann das gewünschte Album, bietet der Cyrus-Player Abspielkomfort, der in dieser Form in der Netzwerk-Welt leider auch noch nicht selbstverständlich ist: Schneller Vor- oder Rücklauf funktioniert unabhängig vom abgespielten Dateiformat, durchgehend produzierte Live- oder Konzeptalben laufen ohne die lästigen kurzen Aussetzer zwischen den Tracks.
Mit dieser elementaren, auch Gapless Play genannten Fähigkeit verhält es sich empirisch so, dass sie auf BridgeCo-Playern immer nur dann existiert, wenn diese nicht mit dem neuesten Apple-Hype-Gimmick AirPlay kompatibel sind. Sollten sich die beiden Fähigkeiten tatsächlich technisch oder sonstwie ausschließen (wobei technische Gründe eigentlich kaum vorstellbar sind), ist es den Cyrus-Entwicklern extrem hoch anzurechnen, dass sie die einzig vernünftige Wahl - pro gapless, contra AirPlay - getroffen haben.
Bei der Stromversorgung überlassen die Briten in alter Cyrus-Tradition dem Benutzer die Wahl: Serienmäßig sind die Baugruppen im Stream XP durch eine Kombination aus Ringkerntrafo und Schaltnetzteil bereits gut versorgt. Das Zusatz-Stromhäuschen PSX-R, verpackt im gleichen Magnesium-Druckguss-Gehäuse wie der Stream XP selbst, steht jedoch als monströs überdimensionierte Energie-Talsperre exklusiv dem Audio-Bereich zur Verfügung. Relais im Inneren des Players stellen die Versorgungs-Weichen automatisch um, sobald der Fünfpolstecker des PSX-R in der dafür vorgesehenen Buchse des Stream XP sitzt - das integrierte Netzteil speist dann nur noch die Steuer- und Netzwerkbereiche.Mit PSX-R rockt der Cyrus
Der Schritt vom Solo- zum Außenborder-Betrieb war beim Cyrus Stream XP deutlich hörbar. Schon auf sich allein gestellt bot der englische Player einen markanten, zwar nicht abgrundtiefen, aber sehr druckvollen Bass. Der zum Vergleich herbeigeholte schottische Kollege Linn Sneaky DS wirkte etwas leichter und weicher, was je nach Musik aber nicht unbedingt ein Nachteil war. Folk mit akustischer Gitarre und Gesang etwa klang mehr nach Mensch, Holz und Handarbeit als über den etwas strengeren, trockener intonierenden und damit auch mehr auf Distanz gehenden Engländer.
Andererseits zeigte sich bei den mächtigen, dichten Rock-Soundwänden von Lift To Experience (auf ihrem einzigen und einzigartigen Album "The Texas Jerusalem Crossroads"), dass der Cyrus komplexe Tieftonstrukturen besser im Griff behielt.
Nach Anschluss des PSX-R war der Sneaky als Sparringspartner endgültig überfordert: Die nun noch wuchtigere Dynamik und der weitere, freiere Blick in den virtuellen Raum - sofern die Aufnahmen, etwa die Händel-Oper "Acis and Galatea" (Dunedin Consort, Linn Records 88.2kHz/24bit-Download) ihn mitbrachten - wies eindeutig in eine höhere Klasse.
Wo in Ermangelung wirklich vergleichbarer Geräte wieder ein reiner Netzwerkplayer (wenn auch mit digitaler Lautstärkeregel-Möglichkeit) auf den Stream XP wartete: der Linn Majik DS . Hier wiederholte sich das Bass-Kräftemessen, und zwar abermals zugunsten des Cyrus - dem andererseits aber die Genauigkeit in Abbildung und Raumaufteilung abging, die der Majik meisterhaft vorexerzierte.
Der Stream XP wirkte in diesem Vergleich einen Tick rauher, erdiger, ließ die feinsten Schattierungen etwas unterrepräsentiert erscheinen und bot nicht ganz die entspannte Natürlichkeit des Majik. Interessanterweise - der Majik schied mangels Digitaleingängen als direkter Vergleich nun wieder aus - verbesserte sich der Eindruck merklich, wenn statt des integrierten Netzwerkplayers eine externe Quelle - etwa der Digitalausgang des Majik - die Daten zuspielte. Über den Koax-Digitaleingang zeigte sich der Stream XP also von seiner feinsten, lockersten und zugleich räumlich genauesten Seite.
Fazit
Die Funkfernbedienung mit ihrem intuitiv beherrschbaren Bedienkonzept ist neben seiner großen Vielseitigkeit eine entscheidende Praxis-Stärke des Stream XP. Ob nun Koax-Digital oder Netzwerkbetrieb 5 Punkte vorne oder hinten liegen, ist dagegen meist vernachlässigbar. Auf jeden Fall sollte man dem Cyrus-Player das Extra-Netzteil PSX-R gönnen, das ihn deutlich erwachsener und differenzierter klingen lässt.
Cyrus Stream XP
Cyrus Stream XP | |
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Hersteller | Cyrus |
Preis | 2800.00 € |
Wertung | 120.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
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