Netzwerk-Player und DAC

SOtM SMS-100 & SHP-100 im Test

1.7.2014 von Bernhard Rietschel

Wozu einen Netzwerk-Player komplett neu erfinden, wenn das beste Streamingsystem längst programmiert ist? SOtM lässt mit dem SMS-100 die Squeezebox auferstehen. Im Test mit dem DAC SOtM SHP-100 und Akku-Netzteil.

ca. 4:55 Min
Testbericht
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SHP-100 von SOtM
SHP-100 von SOtM
© SOtM

Streaming-Laufwerk, DAC und Akku-Netzteil

  • SOTM SMS-100: 500 Euro
  • SOTM SHP-100: 700 Euro
  • SOTM MBPS-100: 500 Euro

Linn kam mit der DS-Streamingplattform sieben Jahre später. Selbst Branchen-Pionier Sonos kann sich nicht rühmen, das erste zugleich praxis- und HiFi-taugliche Netzwerk-Musiksystem gebaut zu haben. Der wahre Streaming-Vorreiter war Sean Adams mit seiner im Jahr 2000 gegründeten Firma Slim Devices. Deren Squeezebox-Player waren technisch bewusst schlank ("slim") gehalten, wurden aber von einem umso intelligenteren Server versorgt, der zunächst Slim Server, dann Squeeze Center, Squeezebox Server und zuletzt - nach der Übernahme durch Logitech - Logitech Media Server (LMS) hieß. Der Vorteil an der Server-zentrierten Architektur: Die Player ließen sich preiswert bauen und erwiesen sich als zukunftssicher, weil man neue Fähigkeiten und Features stets dem Server aufbürden konnte, ohne ständig die Kapazitäts-Grenzen der Player im Auge behalten zu müssen.

Da das Squeezebox-Ökosystem konsequent open source war, die Software also von jedem Interessierten weiterentwickelt und ergänzt werden konnte, ist der Server heute sehr ausgereift und durch zahllose Plugins enorm komfortabel. Von der automatischen Anzeige der Songtexte bis zur Einbindung digitaler Raumkorrektur-Programme geht fast alles; eine fein konfigurierbare, detailreiche Sortierung lokaler Musik-Bibliotheken und die nahtlose Integration zahlreicher Cloud-Streamingdienste sind ohnehin selbstverständlich.

Mit Playern haperte es zuletzt aber: Logitech verlor den Spaß an dem Support-intensiven und nur leidlich rentablen Zukauf, sattelte auf tumbe Bluetooth-Speaker um und ließ die Squeezefans Hardware-mäßig im Stich.

DAC,Streamer,Batterienetzteil
Aus DAC (oben), Streamer und optionalem Batterienetzteil hat man ruckzuck einen verblüffend klangstarken Netzwerkspieler zusammengestöpselt. Nicht im Bild - meist auch außerhalb des Hörraums: Ein NAS, PC oder Mac als Server.
© SOtM

SOtM SMS-100: Squeezebox-Player

Pro

  • kleines, vielseitiges Gerät mit verblüffend kräftigem, großformatigem Klang

Contra

  • analogeingang nur über KH-Ausgang nutzbar

Die Server-Infrastruktur, erhältlich für alle PC- und einige NAS-Betriebssysteme, wird aber weiter gepflegt - angesichts Hunderttausender von Nutzern weltweit und einer aktiven Privatentwickler-Community dürfte sich daran so bald auch nichts ändern. Man kann also getrost einen neuen Player dafür bauen - und nebenbei elegant die wenigen Mängel der Original-Modelle beseitigen. Der SMS-100 von SOtM funktioniert genau wie eine Squeezebox, lässt sich beliebig mit den Originalen mischen und mit deren Steuer-Apps kontrollieren, kennt aber kein Limit bei der Auflösung, und auch keines bei der erreichbaren Klangqualität: Als reiner Digital-Spieler "klingt" er eben so gut, wie es der angeschlossene D/A-Wandler erlaubt. Und da der SMS-100 den DAC - anders als alle bisherigen Streaming-Laufwerke! - über eine asynchrone USB-Verbindung füttert statt über eine Jitter-anfällige S/PDIF-Leitung, wird dessen Klangpotential garantiert optimal genutzt.

Gewohnter Squeeze-Komfort und freie Wandler-Wahl ohne Kompromisse beim Klang - es gab für 500 Euro schon schlechtere Angebote. Zumal der SMS-100 viel mehr kann als nur eine Squeezebox zu imitieren: Ein Klick auf den "App Switcher" im Webinterface (das man sich am besten als Bookmark auf sein bevorzugtes Steuer-Tablet legt), und schon verwandelt sich das Kästchen in einen DLNA-Media-Renderer. Das freut etwa Fans des schicken Desktop-Musikprogramms JRiver, die den SMS dann direkt als Wiedergabegerät auswählen können und dient, dank praktischer DLNA-Steuerprogramme wie Plug Player, als Alternative für alle Fälle, in denen mal kein Squeeze-Server zur Verfügung steht. Ein weiterer Klick macht den SMS zum Airplay-Empfänger, als Option Nummer vier steht ein Linux-basierter HiRes-Player zur Verfügung.

ARM-Prozessor
Der ARM-Prozessor im SMS-100 braucht wenig Strom und keine Kühlung, spielt aber souverän als DLNA-, Squeezebox- und Airplay-Client.
© SOtM

SOtM SMS-100: Steuerung

Was nichts daran ändert, dass die virtuelle Squeezebox das eigentliche Killer-Feature ist. Also flugs den aktuellen LMS heruntergeladen, installiert und auf die Musikbibliothek losgelassen, unterdessen die brillante Steuer-App iPeng besorgt (5,49?, die sich lohnen; alternativ gibt es den freien Logitech Squeezebox Controller).

Der SMS braucht nur etwa eine Minute zum Hochfahren und schon kann's losgehen: Herrlich, diese Sortieroptionen, die jeden Twonky-Server spartanisch wirken lassen! Die frei erweiterbaren Abspiellisten, Squeezebox-Standard seit über zehn Jahren, fehlen manchem High-End-Streamer heute noch, ebenso die blitzschnelle Navigation innerhalb eines Stücks, indem man einfach den Zeitbalken antippt und an die gewünschte Stelle zieht. Sogar der Lossless-Streamingdienst WiMP​ ist integriert.

SHP-100
Der SHP-100 kombiniert D/A-Wandler und Kopfhörer-Verstärker. Das quadratische Groß-IC ist ein modernes USB-Interface von XMOS.
© SOtM

SOtM SHP-100: DAC und Kopfhörerverstärker

Pro

  • sehr vielseitiges Streaminglaufwerk mit sehr gutem USB-Ausgang

Contra

  • nur per App bedienbar

Die Verbindung zum Wandler erfolgt nahtlos und automatisch, ohne Treiberinstallation. Beim DAC-Wechsel ist ein Restart der Squeeze-Funktion nötig - Sekunden später ist das neu aufgezäumte Gespann zu Diensten. Als logischen DAC-Partner verwendeten wir den nagelneuen Wandler-Kopfhörerverstärker SHP-100 für 700 Euro, dessen Lautstärkeregelung wahlweise auch auf die Line-Ausgänge wirkt, und der an der Referenzanlage kernig-dynamisch und sehr druckvoll musizierte - überraschend angesichts der Tatsache, dass nach dem DAC-Chip von Crystal (CS4398) und einem Kopfhöreramp-Chip von Texas Instruments (6120A2) keine weiteren Audio-Baugruppen im Signalweg stehen. Lieferte der Linn Sneaky die Digitaldaten über den Koax-Eingang, klang es etwas wärmer, aber auch verwaschener - die USB-Verbindung am SMS-100 zeigte ihre Überlegenheit hier hörbar.

Im direkten Vergleich klang der SHP über seinen Line Out direkter und griffiger als der Rotel RDD-1580, gab Instrumente und besonders Stimmen aber nicht mit der gleichen Natürlichkeit wieder wie sein Full-Size-Konkurrent, der zwar viel mehr Eingänge bietet, dafür aber ohne die DSD-Fähigkeit des SOtM und auch ohne dessen Kopfhörerausgang auskommen muss. Via Kopfhörer klang der SHP rauscharm und fein, ohne aber zur Gefahr für aufwendiger gebaute reine KH-Amps wie den Beyerdynamic A2 zu werden.

MBPS-100
Die zwei Akkus im MBPS-100 wechseln sich ab: Einer versorgt den DAC, der andere wird geladen. Eine LED-Ampel zeigt vorne den aktuellen Status an.
© SOtM

SOtM MBPS-100: Akku-Netzteil

Dessen Transparenz und Neutralität erreichte der SOtM auch mit dem optionalen Batterienetzteil MBPS-100 nicht ganz. Ein empfehlenswertes Upgrade ist das Batterie-Powerpack aber auf jeden Fall: Es enthält zwei unabhängige NiMH-Akkus und eine intelligente Lade/Umschalt-Mimik, die automatisch zwischen beiden hin- und herwechselt und den jeweils nicht benutzten Akku nachlädt, ohne dass der DAC davon etwas mitbekommt. Auch der Hörer bemerkt nur, dass mehr Kraft, eine souveräne Ruhe und mehr Feindynamik im Klang Einzug halten - was sich mit einem zweiten MBPS am Player sogar noch steigern lässt. Der Gesamtpreis ist selbst dann noch absolut in Ordnung.

Fazit

Auf asynchronem USB basierende, rein digitale Streaming-Laufwerke wie den SMS-100 werden wir in Zukunft häufiger sehen. Der SOtM-Player garantiert zu einem sehr attraktiven Preis perfekte Praxiseigenschaften und die Unterstützung aller denkbaren Audioformate. Auf der Wandlerseite garantiert er seinem Besitzer maximale Freiheit und eine optimale Nutzung selbst höchstwertiger DACs - zumindest solange diese über einen USB-Eingang verfügen. Ein heißer Streaming-Tipp!

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